Ja, was soll ich sagen, ich werde in diesem Jahr 51 Jahre alt, bin Agr.-Ing. Päd.und arbeite in einem Pflegeheim als Betreuungsassistentin für Demenzkranke------so wie man uns immer nennt als "Hilfskräfte" (drei Klassen-Ossi-Schnellschule, Singen,Turnen und Wandern)

Mein Leitsatz ist:"Zitat"...Von Ferne stehn, wenn die anderen sich freuen, und doch zufrieden und fröhlich sein - Selbst mühsam wandeln den dornigen Pfad dem "Nächsten" dienen mit selbstloser Tat -Im Schatten leben, der Sonne fern, und doch den andern leuchten als Stern - Das ist eine Kunst, die nur der versteht, dem Himmelsluft durch die Seele weht !

Damals vor fast 35 Jahren in meiner Heimatstadt Malchow(Mecklenburg) hatte ich ein Erlebnis.

Wir hatten den starken Winter und ich kam von der Lehre nach Hause.Ich ging die Stauffenbergstr. hoch, vor mir lief ein kleiner Junge, er hatte einen kleinen Hund bei sich.

Am Ende der Straße wurde der kleine Hund von einem Wagen überrollt, der Fahrer stieg kurz aus,meckerte auf den Jungen ein und machte sich aus dem... Staub.

Der Junge weinte laut und das verletzte Tier lag auf der Straße. Kurzerhand zog ich meinen leichten Mantel aus unter dem ich eine hellblaue neue dicke Stickjacke trug, wickelte den Hund, der stark blutete ein und mit dem Jungen in der Hand bei Kälte und Glatteis trug ich das Tier bis zum Lager, Heinestr.20., wir benötigten für die Strecke 1,5 h.

Der Junge wohnte unweit von meiner Oma,(Emmi Frisolda) die schon vor der Tür stand und auf mich wartete.Sie schimpfte, weil die Jacke eingesaut und so voller Blut war, aber das war mir egal.

Dem Hund ging es besser und die Blutung hatte aufgehört.

Der Junge wollte die Schritte alleine weitergehen. Ich wollte ihn begleiten,das wollte er nicht. Mich würde interessieren, was aus dem Jungen von damals geworden ist, der müsste jetzt ungefähr 40 Jahre alt sein,in der Nähe der Heine-straße(wenn sie noch so heißt)gewohn hat und ob der Hund es überlebt. hat.

Ja, ich hatte schon damals mit der schweren Krankheit "Helfersyndrom" zu tun, die man mir einfach angedichtet hat. Aber, wenn es dann das bedeutet, anderen zu helfen, bin ich gerne krank.

Es ist traurig, dass die Menschen, die bestrebt sind zu helfen und sich bemühen,anderen das Leben erträglich zu machen, immer wieder als krank und unfähig hingestellt werden.

Ich erlebe das oft bei meiner Arbeit mit alten, demenzkranken Menschen, im Heim. Je mehr sich die Menschen auf dich freuen und dich erwarten, froh sind, dass du da bist, mit dir rechnen und auf dich zählen, je mehr sie dich lieben, desto mehr Menschen gibt es , die das schlecht und kaputt machen.

Aber die alten Menschen haben ihr Leben lang geackert, sind müde und kaputt und wollen im Pflegeheim, oft abgeschoben von den Angehörigen, noch einen schönen Lebensabend verbringen..und wir Betreuungskräfte bzw.Betreuungsass.helfen ihnen dabei.

Ich hab seit dem ich denken kann schon geholfen, weil es meine Bestimmung war..wie auch von mir beim "Helfersyndrom" beschrieben, gibt es einige, die das schlecht machen und dich als krank hinstellen. Na ist das ein Wunder, wenn unsere Gesellschaft so verkommt? Was ist das für eine Welt, wo Lug und Trug regieren?

Ich mache weiter, denn die Menschen brauchen mich, wenn ich selbst mal alt bin, und im Heim jemandem begegne, der mir nur "Eintrillionstell" von dem gibt, was ich den alten Menschen gebe, bin ich dankbar.