Sandhausener Dünen
Sandhausener Dünen, Teilgebiet Pferdstrieb Süd

Sandhausener Dünen, Teilgebiet Pferdstrieb Süd

Lage Sandhausen bei Heidelberg, Rhein-Neckar-Kreis, Baden-Württemberg, Deutschland
Fläche 37 ha (in zwei Teilflächen)
Geographische Lage 49° 20′ N, 8° 39′ OKoordinaten: 49° 19′ 55″ N, 8° 39′ 26″ O
Einrichtungsdatum 1929 (Teilgebiet Pferdstrieb), 1950 (Teilgebiet Pflege Schönau-Galgenbuckel)

Die Sandhausener Dünen sind ein 37 ha großes Naturschutzgebiet (NSG-Nummer 2.014) im Gebiet der Gemeinde Sandhausen im nördlichen Baden-Württemberg. Die Sandhausener Dünen sind sogenannte Binnendünen, eine Besonderheit der nördlichen Oberrheinebene. Die Dünen entstanden vor ca. 11.000 Jahren am Ende der letzten Eiszeit als Sandablagerungen des Rheins. Die großen Sandbänke in den Randbereichen des Rheins wurden durch Wind weitertransportiert; an einigen Stellen türmte sich dieser Sand zu Binnendünen auf.[1] Die Besonderheit des Naturschutzgebietes Sandhausener Dünen ist seine einzigartige Flora und Fauna: speziell an Hitze, Wassermangel und Nährstoffarmut angepasste Tiere und Pflanzen, die man sonst eher in den Steppen Osteuropas oder im Mittelmeergebiet findet. Dazu zählen z.B. Pflanzen wie das Bergsteinkraut oder die seltene Sand-Silberscharte und Insekten wie die Kreiselwespe oder der Wolfsmilchschwärmer.[2]

Das Naturschutzgebiet Bearbeiten

 
Sandhausener Dünen, Teilgebiet Pferdstrieb Süd
 
Sandhausener Dünen, Teilgebiet Pferdstrieb Nord
 
Sandhausener Dünen, Teilgebiet Pflege Schönau-Galgenbuckel

Das Naturschutzgebiet „Sandhausener Dünen“ bestehen aus den folgenden Teilgebieten:

  • Sandhausener Dünen, Teilgebiet Pferdstrieb, südlich von Sandhausen
  • Sandhausener Dünen, Teilgebiet Pflege Schönau-Galgenbuckel, im Nordwesten von Sandhausen

Charakteristischer Bestandteil der beiden Teilgebiete ist der in der Rheinebene von Nordwesten nach Südosten verlaufende Sanddünenwall, der typisch für die nördliche Oberrheinebene ist.[3]

Bedeutung Bearbeiten

Die Sandhausener Dünen zählen zu den bemerkenswertesten Dünengebieten Baden-Württembergs, weil sie eine inzwischen einzigartige Vegetation vorweisen, die nur auf kalkhaltigem, humusarmen Sandrasen gedeiht.[4] Offene Sandfluren waren im Oberrheingebiet im Mittelalter aufgrund von extensiver Landwirtschaft (Brachen, Waldweiden) weit verbreitet. Durch Aufforstungen, intensivem Spargelanbau, Bebauung und Industrie wurden diese Sandfluren weit zurückgedrängt. Für Sanddünen typische Vegetation wie Sand-Strohblume, Blaugrünes Schillergras und Sand-Silberscharte waren vor ca. 100 Jahren noch im ganzen Gebiet zwischen Friedrichsfeld-Rheinau und Walldorf-Hockenheim zu finden. Inzwischen sind ihre Vorkommen auf wenige Flächen wie die Naturschutzgebiete in Sandhausen beschränkt.[5]

Entstehung und Geschichte Bearbeiten

Aufgrund von Messungen nach der Radiocarbon-Methode schätzt man das Alter der Sanddünen auf etwa 15.000-10.000 Jahre, also eine Entstehung zum Ende der letzten Eiszeit. Die Sandhausener Dünen bestehen aus Feinmaterial, das aus den eiszeitlichen Rheinauen ausgeweht wurden und sich auf erhöhten Gebieten anhäuften. In der Nacheiszeit blieben die inzwischen bewaldeten Dünen zunächst unberührt. Erst im Hochmittelalter wurden die Dünen zumindest teilweise abgeholzt, um sie landwirtschaftlich nutzen zu können.[6] Die intensive Nutzung der Dünen als Weidewald bewirkte eine starke Zerstörung, der man im 18. Jahrhundert mit einer Wiederaufforstung mit Kiefern zu begegnen suchte. Allerdings wurden auch die Kiefernwälder später wieder in Ackerflächen umgewandelt. Das Teilgebiet „Pflege Schönau-Galgenbuckel“ wurde zeitweise auch als militärisches Übungsgebiet genutzt. Dies alles bewirkte eine Erosion und Zerstörung der Grasnarbe, so dass der typische Boden der Sandhausener Dünen mit seinem teils kalkhaltigen, teils entkalkten Sand entstand. Auf den offenen Kalksandflächen siedelten sich in Süd- und Südosteuropa beheimatete Pflanzen an, die in den Sanddünen für sie ideale Lebensbedingungen vorfanden.[7]
Die südlich von Sandhausen gelegene Pferdstriebsdüne (Teilgebiet Pferdstrieb) wurde 1929 unter Naturschutz gestellt. Die Pferdstriebsdüne ist durch Straßenbau in zwei Teile geteilt - Pferdstrieb Nord und Süd. Das nördlich von Sandhausen gelegene Teilgebiet Pflege Schönau-Galgenbuckel wurde 1950 unter Naturschutz gestellt; 1979 wurde das Gebiet um ein Waldstück ergänzt und als kombiniertes Landschafts- und Naturschutzgebiet ausgewiesen.[8]

Pflanzenwelt Bearbeiten

 
Düne Pferdstrieb, Sandrasen

Die Pflanzen auf den Dünen Sandhausens sind Spezialisten, die sich an die extremen Bedingungen auf den Dünen angepasst haben: Hitze, Wasserarmut und Nährstoffmangel. Dazu zählen trockenheitsliebende Pflanzen, die man sonst nur in den Steppen Osteuropas oder im Mittelmeergebiet findet:[9]

 
Scharfer Mauerpfeffer

Direkt an die Dünen grenzen Wälder, die zum Teil ebenfalls zum Naturschutzgebiet zählen und als Übergangs- und Pufferzonen dienen. Dort findet man lockere Kiefernbestände neben Eichen und Buchen sowie die sich immer weiter ausbreitende nicht heimische Robinie.[10]

Tierwelt Bearbeiten

In der Tierwelt der Sandhausener Dünen sind vor allem die Insekten von besonderem Interesse – die Dünen sind ein ideales Biotop für Ameisenlöwen, Wildbienen und Grabwespen. Beispiele für typische Bewohner der Dünen sind die Kreiselwespe, die blauflügelige Ödlandschrecke, der Wolfsmilchschwärmer oder der Dünen-Sandlaufkäfer.[11] Neben Insekten, der artenreichsten Tiergruppe, findet man auch Wirbeltiere auf den Dünen: Mäuse, Igel und Marder nutzen die Dünen zur Nahrungssuche. Typische Vogelarten auf den Dünen sind z.B. die Heidelerche, der Wiedehopf und der Ziegenmelker.[12] Sogar Schnecken findet man auf den Dünen: Die weiße Heideschnecke sieht man im Hochsommer häufig auf Pflanzenstängeln, wo sie der Sommerhitze auf dem Sand entflieht.[13]

Schutz- und Pflegemaßnahmen Bearbeiten

 
Pferdstrieb Süd, Dünenkamm, Einzäunung zur Besucherlenkung

Um die Sandhausener Dünen mit ihrer einzigartigen Flora und Fauna zu erhalten, sind im Naturschutzgebiet verschiedene Maßnahmen ergriffen worden. Da viele der Pflanzen auf eine offene, unbewaldete Sanddünen angewiesen sind, wurden Bäume gefällt oder Flächen gemäht.[14] Eine Verbuschung der Sandrasen im Pferdstrieb wird durch den regelmäßigen „Dünenputz“ durch Schüler und Lehrer des Gymnasiums Sandhausen verhindert.[15] Der nördliche Teil des Pferdstriebs wurde eingezäunt, um ein Zertreten seltener Pflanzen durch Besucher zu verhindern. Im südlichen Teil des Pferdstriebs und im Teilgebiet „Pflege Schönau-Galgenbuckel“ wurden Holzbarrieren und Zäune errichtet, die Besucher so lenken sollen, dass sie die markierten Wege möglichst nicht verlassen.[16]

Literatur Bearbeiten

  • Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe: Naturschutzgebiete Sandhausener Dünen und Zugmantel-Bandholz (Faltblatt). bec.media, Karlsruhe 2003.
  • Bitschene, Peter René/Löscher, Manfred: Der Sandhäuser Raum in erdgeschichtlicher Zeit. In: Heimatbuch der Gemeinde Sandhausen. Heidelberger Verlagsanstalt, Sandhausen 1986, S. 9-21.
  • Gemeinde Sandhausen/Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Umwelt und Forsten/Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe: Die Naturschutzgebiete Sandhausens: Dünen-Naturschutzgebiete (Faltblatt). Heinz W. Holler Offsetdruckerei, Karlsruhe 1986.
  • Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg/Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe (Hrsg.): Die Sandhausener Dünen: Naturkundliche Beiträge zu den Naturschutzgebieten „Pferdstrieb“ und „Pflege Schönau-Galgenbuckel“, zusammengestellt von Ulrike Rohde. BNL, Karlsruhe 1994, ISBN 3-88251-214-8.
  • Winterhoff, Wulfard: Die Pflanzenwelt der Sandhäuser Dünen. In: Heimatbuch der Gemeinde Sandhausen. Heidelberger Verlagsanstalt, Sandhausen 1986, S. 23-30.
  • Zimmermann, L.: Der Wald um Sandhausen. Schimper, Schwetzingen 1975.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe: Naturschutzgebiete Sandhausener Dünen und Zugmantel-Bandholz (Faltblatt). 2003, S. 1.
  2. Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe: Naturschutzgebiete Sandhausener Dünen und Zugmantel-Bandholz (Faltblatt). 2003, S. 2.
  3. Gemeinde Sandhausen/Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Umwelt und Forsten/Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe: Die Naturschutzgebiete Sandhausens: Dünen-Naturschutzgebiete (Faltblatt). 1986, S.1.
  4. Breunig, Thomas: Flora und Vegetation der Sandhausener Dünen „Pferdstrieb“ und „Pflege Schönau-Galgenbuckel“. In: Landschaftspflege Karlsruhe (Hrsg.): Die Sandhausener Dünen: Naturkundliche Beiträge zu den Naturschutzgebieten „Pferdstrieb“ und „Pflege Schönau-Galgenbuckel“, zusammengestellt von Ulrike Rohde. BNL, Karlsruhe 1994, Seite 29.
  5. Gemeinde Sandhausen/Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Umwelt und Forsten/Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe: Die Naturschutzgebiete Sandhausens: Dünen-Naturschutzgebiete (Faltblatt). 1986, S. 2.
  6. Bitschene, Peter Rene/Löscher, Manfred: Der Sandhäuser Raum in erdgeschichtlicher Zeit. In: Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg/Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe (Hrsg.): Die Sandhausener Dünen: Naturkundliche Beiträge zu den Naturschutzgebieten „Pferdstrieb“ und „Pflege Schönau-Galgenbuckel“, zusammengestellt von Ulrike Rohde. BNL, Karlsruhe 1994, Seite 14-15.
  7. Gemeinde Sandhausen/Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Umwelt und Forsten/Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe: Die Naturschutzgebiete Sandhausens: Dünen-Naturschutzgebiete (Faltblatt). 1986, S. 1.
  8. Gemeinde Sandhausen/Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Umwelt und Forsten/Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe: Die Naturschutzgebiete Sandhausens: Dünen-Naturschutzgebiete (Faltblatt). 1986, S. 2.
  9. Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe: Naturschutzgebiete Sandhausener Dünen und Zugmantel-Bandholz (Faltblatt). 2003, S. 2; Breunig, Thomas: Flora und Vegetation der Sandhausener Dünen „Pferdstrieb“ und „Pflege Schönau-Galgenbuckel“. In: Landschaftspflege Karlsruhe (Hrsg.): Die Sandhausener Dünen: Naturkundliche Beiträge zu den Naturschutzgebieten „Pferdstrieb“ und „Pflege Schönau-Galgenbuckel“, zusammengestellt von Ulrike Rohde. BNL, Karlsruhe 1994, Seite 33-41.
  10. Winterhoff, Wulfard: Die Pflanzenwelt der Sandhäuser Dünen. 1986, S. 26; Gemeinde Sandhausen/Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Umwelt und Forsten/Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe: Die Naturschutzgebiete Sandhausens: Dünen-Naturschutzgebiete (Faltblatt). 1986, S. 1.
  11. Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe: Naturschutzgebiete Sandhausener Dünen und Zugmantel-Bandholz (Faltblatt). 2003, S. 2.
  12. Gemeinde Sandhausen/Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Umwelt und Forsten/Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe: Die Naturschutzgebiete Sandhausens: Dünen-Naturschutzgebiete (Faltblatt). 1986, S. 1.
  13. Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: NSG Sandhausener Dünen (abgerufen am 9.7.2014)
  14. Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe: Naturschutzgebiete Sandhausener Dünen und Zugmantel-Bandholz (Faltblatt). 2003, S. 2.
  15. Löscher, Manfred: Der „Dünenputz“ mit Schülern des Gymnasiums Sandhausen im NSG „Pferdstrieb“. In: Landschaftspflege Karlsruhe (Hrsg.): Die Sandhausener Dünen: Naturkundliche Beiträge zu den Naturschutzgebieten „Pferdstrieb“ und „Pflege Schönau-Galgenbuckel“, zusammengestellt von Ulrike Rohde. BNL, Karlsruhe 1994, S. 371-380.
  16. Rohde, Ulrike: Schutz- und Pflegemaßnahmen in den Naturschutzgebieten „Pferdstrieb“ und „Pflege Schönau-Galgenbuckel“. In: Landschaftspflege Karlsruhe (Hrsg.): Die Sandhausener Dünen: Naturkundliche Beiträge zu den Naturschutzgebieten „Pferdstrieb“ und „Pflege Schönau-Galgenbuckel“, zusammengestellt von Ulrike Rohde. BNL, Karlsruhe 1994, S. 353, 357.