Der Illegale Apparat der KPD umfaßte mehrere Abteilungen die sich ab 1919 für politische Sonderaktionen und Vorbereitungen und Dürchführungen von bewaffneten Aufständen verantwortlich zeichneten. Leitlinie dabei war ein Kominternbeschluss mit folgendem Wortlaut: »Fast in allen Ländern Europas und Amerikas tritt der Klassenkampf in die Phase des Bürgerkrieges ein. Unter derartigen Verhältnissen können die Kommunisten kein Vertrauen zu der bürgerlichen Legalität haben. Sie sind verpflichtet, überall einen parallelen illegalen Organisationsapparat zu schaffen, der im entscheidenden Moment der Partei behilflich sein wird, ihre Pflicht gegenüber der Revolution zu erfüllen«. Der Aufbau wurde dabei unter sowjetischer Anleitung mit Hilfe von bürgerkriegserfahrenen Militärberatern sowie mit sowjetischer Finanzierung bewerkstelligt. Insgesamt wurden drei bisher bekannte Apparate geschaffen.

Militärischer Apparat(M-Apparat)

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Nachrichten-Apparat(N-Apparat)

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Zersetzungs-Apparat(Z-Apparat

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Quelltext

Das Erbe der »illegalen Arbeit«

Die deutschen Kommunisten kannten, als es um die Verwirklichung dieses Beschlusses ging, kein Zögern. In Deutschland entstand ein sogenannter illegaler Apparat der KPD für politische Sonderaktionen sowie zur Vorbereitung und Durchführung des bewaffneten Aufstandes, der ursprünglich in einen M-Apparat (Militär-Apparat) und einen N-Apparat (Nachrichten-Apparat) geteilt war. Unbeschadet seiner Unterstellung unter die Zentrale der KPD wurde er von Moskau finanziert und gesteuert5. Die führenden Männer des illegalen Apparates, dessen Geschichte noch zu schreiben bleibt, wurden in der Metropole der Weltrevolution geschult, in Moskau, und nicht wenige von ihnen fanden sich dereinst wieder unter den Kadern des MfS: Wilhelm Zaisser, Ernst Wollweber, Erich Mielke, Richard Stahlmann – um ein paar Namen zu nennen. In den späten zwanziger Jahren gliederte sich der illegale Apparat in ein Sekretariat und in Abteilungen wie Nachrichtendienst-offensiv, Nachrichtendienst-defensiv (Abwehr), Zersetzung Polizei/Reichswehr, Zersetzung politischer Parteien mit entsprechenden Informationssträngen und Kontakten, weiterhin umfaßte er den Parteiselbstschutz und die Abteilung »Literatur«, letztere bestimmt zur Herstellung und zum Vertrieb illegaler Schriften zur Taktik und Technik des revolutionären Kampfes und des bewaffneten Aufstands. Aus Tarnungsgründen führte der M-Apparat ab 1928 die Bezeichnung »AM-Apparat« (»Antimilitaristischer Apparat«). Freilich war auch ein qualitativer Wandel eingetreten: »Während der M-Apparat von 1923 - trotz der russischen Instrukteure und des sowjetischen Geldes - im Grunde ein deutscher kommunistischer Apparat blieb, der in erster Linie den Zielen der deutschen Revolution dienen sollte, wurden die Geheimapparate der KPD (sowie der anderen Komintern-Parteien) nach 1928 in immer stärkerem Maße bloße Auslandsabteilungen der sowjetischen Geheimdienste der IV. Abteilung (beim Generalstab) der Roten Armee und der GPU, die ausschließlich den Zielen des Sowjetstaates dienten«6. Die Ziele des Sowjetstaates aber wurden zu dieser Zeit bereits von Stalin bestimmt. Bei der Einschätzung der Haltung, die führende Männer der Staatssicherheit dereinst gegenüber Moskau bezogen haben oder beziehen sollten, darf dieser Aspekt nicht übersehen werden. Mit der Machtergreifung Adolf Hitlers, namentlich nach der Provokation des Reichstagsbrandes, wurde mit der legalen Organisation der KPD auch deren illegaler Apparat von der Gestapo zerschlagen. »Die KPD, die so lange Illegalität >geübt< hatte, erwies sich im entscheidenden Augenblick als unfähig, organisierten Widerstand zu leisten. Doch nach dem ersten Schock der kampflosen Niederlage entstanden überall illegale Widerstandsgruppen. Es gelang in relativ kurzer Zeit, wieder eine zentrale Leitung mit Verbindung zu den Bezirken aufzubauen«, resümiert Hermann Weber. »Trotz großer Opfer ging die alte KPD 1933 und in den folgenden Jahren unter. Die Stalinisierung der Partei hatte zu ihrem Untergang beigetragen: Die KPD war ein unbeweglicher Koloß auf tönernen Füßen, zur Abwehr und zur Überwindung des Faschismus ebensowenig fähig wie die übrigen deutschen Parteien«7. Mit Hilfe von Instrukteuren und Kurieren, die die Exil-KPD von Paris und Moskau aus ins Reich entsandte, ebenso von Stützpunkten in Prag, Berlin, Amsterdam und Stockholm, gelang es allmählich, ein Netz illegaler Widerstandsgruppen zu knüpfen8. Unabhängig davon entstand nach 1933 eine illegale Organisation für Schiffssabotage mit dem Führungszentrum in Kopenhagen. Aufgebaut und gesteuert wurde sie von Ernst Wollweber. 18

»Neben seinen Aufgaben als Mitglied des Westeuropäischen Büros der Komintern in Kopenhagen sollte er einen Zersetzungsapparat (Z-Apparat) aufziehen, für den er Agenten aus der Seemannsinternationale zu gewinnen hatte und der hauptsächlich in Deutschland und Japan, den potentiellen Feindländern der Sowjetunion, operieren sollte. Der Apparat durfte mit keiner kommunistischen Partei in Berührung kommen; seine Mitglieder durften keinerlei Mitgliedskarten von irgendeiner Zweitorganisation der Komintern besitzen, er durfte in gar keiner Weise, nicht einmal finanziell, mit der KPD zusammenhängen. Der Apparat wurde von den >Zersetzungs<-Abteilungen der sowjetischen Regierung unterstützt und finanziert«9. Mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Dänemark und Norwegen war das Ende der Wollweber-Organisation eingeläutet. Der Chef flüchtete im Mai 1940 nach Schweden, wo er und mehrere Mitarbeiter seiner Organisation ein Jahr später verhaftet wurden.

Eine neue Situation trat für die deutschen Kommunisten mit dem Ausbruch des Bürgerkrieges in Spanien ein. Die Leitung der KPD zögerte nicht, alle militärisch ausgebildeten Emigranten zum aktiven Kampf gegen Francisco Franco aufzurufen – und etliche tausend deutscher Genossen folgten dem Ruf. Im Verein mit französischen und italienischen Kommunisten sowie mit Freiwilligen aus zahlreichen anderen Ländern Europas formierten sie sich in Gestalt der Internationalen Brigaden zu einem kampfstarken Kontingent. Unter ihren Kommandeuren und Kämpfern, Stabschefs und Politkommissaren finden sich auch die Namen von Wilhelm Zaisser, Erich Mielke, Richard Stahlmann ... Wenn die Staatssicherheit der DDR Jahrzehnte später den Kampf der Interbrigadisten in ihre revolutionären Traditionen einbeziehen sollte, geschah es nicht ohne historische Legitimation. Der Abschluß jenes fatalen Nichtangriffspaktes zwischen Berlin und Moskau, der als Hitler-Stalin-Pakt in die Geschichte einging, stieß die illegalen Gruppen der KPD im antifaschistischen Kampf naturgemäß in eine tiefe Krise. Nicht anders erging es Zehntausenden deutscher Kommunisten in den Konzentrationslagern und Gefängnissen Hitlers und Heinrich Himmlers. Die Folgen waren Desorientierung und Demoralisierung. Erst der militärische Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 brachte ihr politisches Weltbild wieder ins Lot. Und in den folgenden Jahren erfuhr die illegale Arbeit der KPD allerdings starke Impulse – ihre Formen reichten von politischer Agitation über Solidaritätsaktionen zugunsten kriegsgefangener Russen bis zur Spionage für Moskau und Sabotage in der Kriegsrüstung10. Selbst der Einsatz von Fallschirmspringergruppen, wahrer Todeskommandos, hinter den deutschen Frontlinien ist im Osten gewagt worden – ein opferreicher, letztlich aber wohl ergebnisarmer Einsatz. Einer dieser Männer damals, Martin Weikert, leitete später die Bezirksverwaltung Erfurt des MfS, zuletzt als Generalleutnant der Staatssicherheit11.

Okkupationsmacht und innere Sicherheit Als 1945 die Stunde Null schlug, da fanden sie sich wieder bereit – die Männer des illegalen Apparates, soweit sie überlebt hatten. Fortan freilich sollten sie ihre Erfahrungen auf der anderen Seite der Barrikade nutzen, bei der Ab-