Sehr geehrter Herr Huber,

folgende Aussage habe ich bei der Begriffsklärung zu Samariter hinterlassen:


"Es fand erst in der Revision der Lutherbibel von 1984 eine Einfügung des Begriffs "Samaritaner" für schomronim in ausschließlich 2. Kön 17,29 statt, ansonsten blieb es bei der Benennung als "Samariter" (hierbei berufe ich mich auf eine Aussage von Jürgen-Peter Lesch vom Kirchenamt der EKD). Es sei übrigens erwähnt, daß historisch zu der in 2. Kön 17,29 relevanten Zeit die Glaubensgruppe der Samaritaner noch nicht einmal existierte, also schon deshalb ganz allgemein der Begriff des Samariters nicht identisch mit dem des Samaritaners sein kann. Dabei hatte Luther, seines Zeichens der Schöpfer des Begriffs des Samariters, den Begriff allgemein verwendet, so daß der Begriff des Samariters in der Lutherbibel vor 1984 immer auch kontextsensitiv zu hinterfragen ist.

Übrigens, hier wieder Herrn Jürgen-Peter Lesch zitierend, wurde die Umbenennung in der bezeichneten Bibelpassage damit begründet, "dass an dieser Stelle im Alten Testament vom Sinnzusammenhang her die Synkretismus praktizierenden Einwohner des Nordreichs Israel und dessen Hauptstadt Samaria in der Zeit vor 722/21 v.Chr. gemeint sind".

Entsprechend ist übrigens auch die biblische Belegung für Samariter im Alten Testament unter dem Begriff "Samaritaner" nicht haltbar, denn auch in Esra 4,3 geht es um Synkretismus [hier allerdings nicht mehr zulässig als "Samaritaner" setzbar, da hier schon der Zeitrahmen tangiert wird, für welchen ein Bestehen der Glaubensgemeinschaft der Samaritaner nicht ausgeschlossen werden kann], nicht um die Glaubensgemeinschaft der Samaritaner."

Ergänzend möchte ich noch anfügen, daß Ihre Aussage " "Samaritaner (Relegionsgemeinschaft)" ist die Grundbedeutung von Samariter." [Anm.: bei direkten Zitaten müssen Rechtschreibfehler übernommen werden] aus mehreren Gründen nicht haltbar ist, sofern nicht schon benannt (zeitliche Einordnung).

1. Es ist eine Tatsachenbehauptung hinsichtlich einer Definitionsfrage. Da nun der Begriff "Samariter" auf Luther zurückgeht, setzt diese Aussage zwingend voraus, daß hierzu eine eindeutige Begriffsbestimmung durch Luther vorgelegen haben müßte [ist nicht der Fall], denn anderenfalls ist es formal eine Meinungsäußerung und keine Tatsachenbehauptung, die Setzung also irreführend.

2. Luther verwendete den Begriff "Samariter" unspezifisch. Selbst wenn man annimmt, daß er von Luther auf Angehörige des israelitischen Volkes des Nordreiches Israels beschränkt gebraucht wurde, so blieben dennoch mehrere Optionen (--> ein dem jüdischen Glauben angehörender Israelit, --> ein nicht dem jüdischen Glauben angehörender Israelit, --> ein dem jüdischen Glauben angehörender Israelit, welcher Synkretismus praktiziert und ... ein israelitischer Angehöriger der Glaubensgemeinschaft der Samaritaner), so daß auch hier schon die von Ihnen als Tatsachenbehauptung aufgestellte Eindeutigkeit fiele.

Auf Ebene der EKD wird übrigens explizit die Auffassung vertreten, daß eine eindeutige, inhaltliche Belegung des Begriffes Samariter als Samaritaner (i.S. der Zugehörigkeit zur Glaubensgemeinschaft der Samaritaner) in Luk 10, 25 - 37 nicht zulässig möglich sei.

Nichts für Ungut.

Mit freundlichen Grüßen, Jürgen. --82.83.81.143 11:19, 19. Jan. 2015 (CET)Beantworten

Nachtrag: 1. "schomronim" wie in 2. Kön 17,29 gesetzt wurde im Hebräischen nie als Begriff für Angehörige der Glaubensrichtung der Samaritaner(hebr. schomerim)verwendet.

2. Die griechische Übersetzung für schomronim lautet in der Septuaginta Σαμαρείτης (Samarĕitēs).

3. Lukas verwendet auch den Begriff Σαμαρείτης(Samarĕitēs)in Lukas 10,33.

Die Aussage, daß Samariter gleichbedeutend mit Samaritaner (i.S. eines Angehörigen der Glaubensgemeinschaft) sei, vernachlässigt damit nicht nur historische Gegebenheiten, sondern ist weder in Übereinstimmung mit dem Tanach, der Septuaginta noch dem Lukas-Evangelium, sofern man von lateinischen Bibelübersetzungen wie der Vulgata und daraus abgeleiteten Übersetzungen ins Deutsche (unspezifische Setzung als Samaritanus, auch im AT, was dann zur Setzung Samaritaner führte)absieht. Vielmehr enthält es die Unterstellung, daß Lukas beim Verfassen des Evangeliums nicht über ausreichende Kenntnisse der griechischen Sprache verfügt habe, um hier um die Unterscheidungsmöglichkeit zu wissen, denn nur dann ließe sich axiomatisch setzen, daß Lukas eindeutig einen Samaritaner gemeint habe. --82.83.81.143 08:15, 20. Jan. 2015 (CET)Beantworten