Hallo N. Simson,

ich bin ausgebildeter Theologe und teile die Meinung betreffend "Nicht-Anagelung" bei Jesus Christus nicht. Das Argument, dass "nur" Johannes die Nagelwunden erwähnt, die Synoptiker aber nicht, halte ich für äusserst schwach. Auch die Meinung, dass es sich nur um eine theologische Aussage handle (vermutlich in Anspielung auf Sacharja 12,20), nicht aber eine historische, ist theologisch und historisch höchst umstritten. Ich gehe mal davon aus, dass hier eine "nachösterliche Tradition" angenommen wird, um die Prophetien "passend" zu machen (darum die Nägel bei Johannes). Aber ehrlich gesagt: Das sind höchst spekulative Annahmen die davon ausgehen, dass letztlich eine historische Erfüllung früherer Prophetien nicht möglich sei. Also die "prophetia ex enventu". Alles reine Spekulation und von vielen zeitgenössischen Theologen heute infrage gestellt. Ich würde daher den Text sachlich korrigieren mit "es gibt theologische Richtungen, die davon ausgehen, dass Jesus nicht mit Nägeln gekreuzigt wurden aus folgenden Gründen". Die Hintergründe dieser Annahmen (die ja keiner wissenschaftlichen Prüfung standhalten) auszudeutschen wäre fair für den lesenden Laien.

Mit freundlichen Grüssen Bruno Waldvogel-Frei


@Bruno Waldvogel-Frei
Die Antwort bezieht sich offensichtlich nicht auf meinen Wikipedia-Beitrag (Beleg: Zitat: "ich ... teile die Meinung ... nicht", ausdrücklich nicht: "Deine/Ihre Meinung"). Jedoch würde ich ohnehin das Ansinnen ablehnen, "den Text ... auszudeutschen", z.B. rein sachlich, weil ich einen Gegensatz zwischen erwiesenen und widerlegten Behauptungen sehe. Deutungen, Spekulationen, Theorien, Hypothesen usw. sind weder erwiesen, noch widerlegt. Konkret: ob Jesus mit Nägeln gekreuzigt wurde, ist nicht erwiesen oder widerlegt.
Ob ein "ausgebildeter Theologe" beurteilen kann, was "fair für den lesenden Laien (wäre)", ist ebenfalls nicht erwiesen oder widerlegt.

@Kopilot
Zitat: "Hallo N.Simson, bitte neue Einwände nicht in Threads von 2014 setzen, dort werden sie leicht übersehen.

   Wenn ich dich richtig verstanden habe, meinst du, alle 30 Personen jenes Grabes könnten mit ein und demselben Nagel gekreuzigt worden sein. Dieser Nagel könnte immer wieder verwendet worden sein. Somit könnten alle 30 Juden weiterhin als von Gott verflucht gegolten haben.
   Diese Vermutungen sind jeoch nur dann relevant, wenn ein dafür zuständiger Forscher oder Berichterstatter über diese Forschung sie veröffentlicht hat. Hast du dafür einen Beleg? - MfG, Kopilot (Diskussion) 10:31, 10. Jun. 2016 (CEST)"

Es ist abwegig anzunehmen, dass ein Grab dreißig Mal geöffnet wurde, um einen einzigen Nagel wieder zu verwenden. (So etwas werde ich nicht meinen oder sagen und habe ich nicht gesagt oder gemeint). Die Beleglage lässt aber die Annahme zu, dass bis zu dreißig Personen (= Skelette in diesem Grab) gekreuzigte Juden waren, wobei zur Kreuzigung in bis zu dreißig Fällen Nägel verwendet wurden, diese aber vor der Bestattung zwecks Wiederverwendung entfernt wurden, abgesehen von einer einzigen Ausnahme. In diesem Fall hatte der Nagel den Knochen getroffen und sich verbogen, konnte also entweder nicht entfernt werden oder wurde wegen unmöglicher unmittelbarer Wiederverwendung zurück gelassen.
Die Folgerung, dieses einzige Skelett sei einem gekreuzigten Juden zuzuordnen, ist m.E. nicht hinreichend belegt.
Übrigens teile ich die Relevanz-Theorie nicht!
Damit ich aber nicht missverstanden werden kann, Klartext: Relevant (iSv erwähnenswert) ist - im Rahmen von Wikipedia - eine Meinung nur dann, wenn sie einer fachlich kompetenten Kritik - außerhalb von Wikipedia - standhielt.
Das hindert weder mich noch sonst jemand, Formulierungen in Wikipedia-Artikeln zu ändern (Bedingung: der Autor des fraglichen Wortlauts wird der Änderung zustimmen, d.h.: mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) oder Behauptungen in Frage zu stellen (Bedingung: der Autor wird die Behauptung zurück ziehen oder ändern, d.h.: mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit). (Ob der Autor den Änderungsvorschlag versteht, ist definitiv kein Kriterium.)
Sachkompetenz hängt nicht von einer "Zuständigkeit" ab (wenngleich die "zuständigen" Gremien das geozentrische Weltbild seinerzeit gewaltsam und bedingt erfolgreich verteidigten), sondern von der Sache.