Thema: Beautiful India? - Ein Unterrichtsprojekt in der 10. Klasse, erarbeitet anhand moderner Medien

INHALT

1.EINLEITUNG…………………………………………………………………… 3

2.THEORETISCHE VORÜBERLEGUNGEN………………………………... 4 2.1Definition und Abgrenzung des Begriffs „Unterrichtsprojekt“............... 4 2.2Sachanalyse………………………………………………………………. 8 2.3Lehrplanbezug……………………………………………………………. 10 2.4Lernziele…………………………………………………………………... 11 2.5Methodische Überlegungen……………………………………..……… 12 2.6Charakterisierung der Klasse…….…………………………………….. 13

3.PRAKTISCHE UMSETZUNG……………………………………………… 14 3.1Organisationsrahmen…………………………………..……………… 15 3.2Projektinitiierung……………………………………………………….. 16 3.3Projekteinstieg………………………………………………………….. 17 3.4Projektplanung…………………………………………………………. 18 3.5Projektdurchführung……………………………………………………. 21 3.6Projektpräsentation……………………………………………………… 21 3.7Projektauswertung………………………………………………………. 22

4.SCHLUSSBETRACHTUNG……………………….…….………………… 23 5.BIBLIOGRAPHIE……………………………………………………………. 24 6.ANHANG…………………………………………………………………….. 26 7.ERKLÄRUNG………………………………………………………………. 1. EINLEITUNG

Im Fremdsprachenunterricht des Gymnasium überwiegt immer noch der seit jeher bestehende Frontalunterricht, bei dem die Haupttätigkeit auf der Seite des Lehrers liegt und die Schüler eine eher passive Rolle einnehmen. Der zögerliche Einstieg in andere Unterrichtsformen ist dabei unter anderem auf die Arbeitsbelastungen durch die Anforderungen des Schulalltags, hohe Schülerzahlen und große Skepsis gegenüber den neueren Unterrichtsformen zurückzuführen. 1 Unabhängig von diesen Problemfeldern wird gemäß der Forderung nach schülerzentrierten Lehr- und Lernmethoden mittlerweile auch der „offene Unterricht“ als ein für den modernen Fremdsprachenunterricht geeignetes Werkzeug für abwechslungsreiche und interessante Wissensvermittlung angesehen. Als Sonderform des „offenen Unterrichts“ gilt die Projektarbeit. Hilbert Mayer nennt die Projektarbeit „eine der schwierigsten und anspruchsvollsten Formen methodischen Handelns“2 . Im Regelunterricht findet die Projektmethode daher nur wenig Anwendung und wird im Rahmen von Projekttagen und –wochen oft zu einer „Spaß- und Freizeitveranstaltung mit Motivationsfunktion degeneriert“.3 Besonders in der Folge der PISA-Studie, die erhebliche methodische und inhaltliche Defizite im deutschen Schulsystem aufgedeckt hat, erlebt die Projektmethode jedoch einen Aufschwung. Die im Rahmen von Projekten erzielten Lerneffekte werden von der Forschung als vielschichtiger, tiefergehend und resistenter gegen das Vergessen beschrieben. Dies ist eine Folge der Handlungsorientierung und der Wissensvernetzung mit benachbarten Wissensgebieten. Gefördert wird diese Form des offenen Unterrichts durch die Verbreitung des Internets, die eine Kommunikation auch außerhalb von Unterrichtsräumen ermöglicht und die für Projekte notwendige Arbeitskontinuität fördert. Dabei wird „das traditionelle Rollenverständnis zwischen Lehrenden und Lernenden zugunsten der Schaffung demokratischer Umgangsformen und zunehmender Selbstbestimmung der Lernenden überwunden“4

Gegenstand der vorliegenden Ausführungen ist ein Unterrichtsprojekt zum Thema ‘Beautiful India?‘ das mit Hilfe moderner Medien im Englischunterricht einer 10. Klasse durchgeführt wurde. Neben geschichtlich-kulturellen Aspekten spricht vor allem der Erwerb interkultureller Kompetenz für eine Behandlung Indiens im Englischunterricht. Im Sinne von Peter Doyé, der den Englischunterricht als „tertiäre Sozialisation“ bezeichnete, sollen den Schülern fremd erscheinende Länder und Regionen eröffnet, sowie Interesse, Verständnis und ein hohes Maß an Sensibilität im Umgang mit fremden Kulturen vermittelt werden. Gerade die große kulturelle Distanz kann Indien hierbei zu einem wichtigen Baustein bei der Vermittlung interkultureller Kompetenz im Englischunterricht machen. Mit dem Leitziel des interkulturellen Lernens geht zudem der Wunsch einher, eine euro- bzw. amerikazentrische Sichtweise zu überwinden. Das Einlassen auf etwas „ganz Fremdes“ kann für die Schüler neue Perspektiven eröffnen, die auf einen weiter gefassten Horizont als den europäischen ausgerichtet sind. Die Arbeit bietet zunächst einen kurzen theoretischen Überblick über die Projektmethode, sowie eine Analyse des behandelten Gegenstands, bevor im zweiten Teil der Arbeit der Ablauf des Projekts beschrieben und eine abschließende kritische Bewertung vorgenommen wird.

2. THEORETISCHE VORÜBERLEGUNEN

2.1 Definition und Abgrenzung des Begriffs „Unterrichtsprojekt“

Der Projektbegriff ist in der Fachliteratur unterschiedlich definiert. In der Pädagogik kennt man die Begriffe Projektunterricht, fachbezogenes Unterrichtsprojekt oder projektorientierter Unterricht oder im tertiären Bildungsbereich Projektstudium. Projektunterricht bezeichnet dabei die Organisation des Unterrichts als Arbeit an einem Projekt, wird aber speziell in der Pädagogik zusammen mit dem synonymen Begriff der Projektmethode für eine seit Anfang der 1970er Jahre verstärkt diskutierte Reformidee gebraucht. Anfang der 1980er Jahre erfolgte eine verstärkte Adaption in der Schulpädagogik als Reaktion auf den Frontalunterricht. Michael Legutke beschreibt die Grundidee der Projektarbeit dabei als eine ganzheitliche, themenbezogene Lernform, die sich durch ein hohes Maß an Offenheit und Schülerorientierung auszeichnet. 5 Der Begriff Projektunterricht hat dabei in der Pädagogik eine lange Tradition, er reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Damals hatten die Studenten in Paris an der Académie Royale d'Architecture regelmäßig 'projets' einzureichen: selbstständig, originell angefertigte Pläne und Entwürfe für ein größeres Bauvorhaben – zum Beispiel einen Pavillon. Über die Bauakademien und technischen Hochschulen in Frankreich verbreitete sich die Idee des Lernens am Projekt nach Deutschland und beeinflusste technologische Institute in den Vereinigten Staaten.6 Willam B. Rogers führte den Projektbegriff schließlich in die Sprache der amerikanischen Pädagogik ein. Hier knüpfte der Pädagoge John Dewey an, der zum ersten Mal ein umfassendes Konzept dessen begründete und entwickelte, was wir heute „Projektunterricht“ nennen. Dewey sieht dabei im Projektgedanken eine Reaktion auf tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen und Herausforderungen (Industrialisierung, Notwendigkeit der gesellschaftlichen Integration von Migranten, Zerbrechen alter Lebensmuster), die die junge Generation dazu zwingen, Probleme selbständig aufzugreifen und zu lösen. Aus Untertanen und Unmündigen werden in dieser Erziehungsphilosophie, die dem Projektunterricht zugrunde liegt, Gesellschaftsmitglieder, die ihre Angelegenheiten selbst regeln.7 Übertragen auf den schulischen Bereich kann Erziehung also nicht heißen, dass Inhalte „von einem zum anderen weitergegeben werden wie Ziegelsteine“8, sondern durch die Beteiligung an einer gemeinsamen Tätigkeit „Dispositionen entwickelt werden.“9 Verkürzt kann Deweys Projektbegriff also auch als “learning by doing“ bezeichnet werden. Merkmale und theoretische Durchführung Bei der Frage, was denn nun Projektunterricht ist, was er leistet und wo seine Grenzen liegen, erweist sich ein Merkmalskatalog als sinnvoll. Bei der Durchsicht der einschlägigen Fachliteratur10 finden sich immer wieder die im Folgenden dargestellten Schritte und Merkmale eines Projekts: Handlungsorientierung Möglichst alle Sinne werden angesprochen, wobei kognitive und praktische Tätigkeiten miteinander verknüpft werden sollen. Situationsbezogenheit Im Mittelpunkt des Interesses steht ein Problem mit Verbindung zum wirklichen Leben, dessen Lösung Heraus- aber nicht Überfordern ist. Schülerorientierung Die Schüler arbeiten in Selbstorganisation und Selbstverantwortung. Das Problem orientiert sich an den Lernvoraussetzungen, Bedürfnissen, Interessen und an der Lebenssituation der Schüler. Soziales Lernen Die Teilnehmer verständigen sich auf bestimmte Umgangsformen, lernen miteinander und voneinander, es herrschen Rücksicht und Kommunikation. Produktorientierung Das Ergebnis soll ein Produkt mit Gebrauchs- oder Mitteilungswert sein. Ganzheitlichkeit Das Projekt wird als Ganzes gesehen, d. h. es wird nicht nur das Produkt bewertet, sondern der gesamte Arbeitsprozess. Die Vorschläge zur Durchführung eines Projekts sind zahlreich. Emer/Lenzen11 (2008) beschreiben den idealtypischen Ablauf eines schulischen Projektunterrichts als sechs zeitlich nacheinander stattfindende Phasen: Initiierung - Der Projektunterricht wird angeregt und Ideen für Projekte gefunden. Einstieg - Die Projekte werden eingeleitet und geplant. Planung – Es wird festgelegt, wer im Verlauf eines Projekts welche Tätigkeiten ausführen wird. Durchführung - Die Projekte werden dem Projektplan gemäß durchgeführt und begleitet. Präsentation – Die Projekte werden beendet und die Projektergebnisse werden präsentiert. Auswertung (Reflexion) - Die Projekte werden ausgewertet und unter Umständen weitergeführt. Lehrer-Schüler-Verhältnis Die Arbeit an einem Projekt stellt Lehrer und Schüler vor völlig neue Aufgaben, die sich wesentlich vom traditionellen Unterricht unterscheiden. Für den Lehrer bedeutet dies zunächst, sich aus dem Geschehen zurückzuziehen, aber weiterhin als „Hintergrundlehrer“12 zur Verfügung zu stehen. Hilbert Meyer zufolge hilft die Lehrerperson „bei der Planung, der Herstellung von Außenkontakten, warnt vor überzogenen Hoffnungen und sorgt für die Leistungskontrolle.“13 Legutke14 verwendet für die Rolle des Lehrers die Bezeichnung „teilnehmender Leiter“ dem erlaubt ist, pädagogische und fachliche Kompetenzen ins Spiel zu bringen und eigene Vorstellungen einfließen zu lassen. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die Schüler mithilfe moderner Kommunikationsmittel, besonders des Internets, in der Lage sind, auf ein breites Spektrum an Wissen und Information zuzugreifen. Zudem besteht die Gefahr, dass der Lehrer auf Grund seiner üblichen Rolle von den Schülern nur ungern als „Normalmitglied“ akzeptiert wird. Bezogen auf die Schülerperspektive verwendet Legutke den Begriff „leitender Teilnehmer“ und verdeutlicht damit, dass der Schüler aus seiner passiv-rezeptiven Haltung heraus aufgefordert ist, selbst aktiv zu werden, verschiedene Kompetenzen zu erwerben und diese dann auch einzusetzen.15 Ziele Bei der Frage nach den Zielen des Projektunterrichts wird in der Literatur wiederholt der Erwerb von Schlüsselkompetenzen angesprochen. Nach Definition der Bildungskommission NRW (1995) sind Schlüsselqualifikationen „[…] erwerbbare allgemeine Fähigkeiten, Einstellungen und Wissenselemente, die bei der Lösung von Problemen und beim Erwerb neuer Kompetenzen in möglichst vielen Inhaltsbereichen von Nutzen sind, so dass eine Handlungsfähigkeit entsteht, die es ermöglicht, sowohl individuellen als auch gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden.“16 Indem sie selbständig und eigenverantwortlich das Projekt in kooperativer Zusammenarbeit planen, durchführen und reflektieren, sollen die Schüler in erster Linie in den Schlüsselkompetenzen der Selbstkompetenz (Lernbereitschaft, Selbständigkeit, Verantwortung, etc.), der Sozialkompetenz (Toleranz, Konfliktfähigkeit, etc.) und der Methodenkompetenz (Problemlösungsprozesse planen, durchführen, präsentieren, auswerten) geschult werden.

2.2 Sachanalyse

Obwohl Indien die von der Bevölkerungszahl größte Nationen mit Amtssprache Englisch ist, findet eine Beschäftigung im Englischunterricht meist nur im Zusammenhang mit der britischen Kolonialgeschichte der Nation oder der starken Migrationsbewegung (seit den fünfziger Jahren) von Südasien nach Großbritannien statt. Erst in neuester Zeit, im Rahmen des interkulturellen Lernens, rückt Indien stärker ins Licht des Fremdsprachenunterrichts. Am Anfang einer Auseinandersetzung mit Indien als Thema für den gymnasialen Fremdsprachenunterricht muss die Frage stehen, welche Aspekte der indischen Geschichte und Kultur bedeutend für die Schüler sein können. Die Multiperspektivität des Landes bietet dabei eine große Auswahl an Bezugspunkten. Sei es die Rolle Indiens als „größte Demokratie“ der Welt oder die Verbindung aus extremen sozialen Problemen mit dem reichen kulturellen Erbe der Induskultur mit einer hochmodernen Hightech-Industrie. Eine Annäherung an Indien kann dabei politisch, wirtschaftlich, religiös, sozial, sprachlich und historisch vollzogen werden. Der Subkontinent Indien ist nicht nur geografisch, sondern auch kulturell alles andere als homogen, deshalb ist jede Annäherung an Indien exemplarisch. Riten, Sprache, Kleidungsnormen und Lebensstandard unterscheiden sich von Region zu Region so stark wie die einzelnen Regionen selbst sich unterscheiden, da Indien von den Gebirgsregionen des Himalaja über die Wüste in Rajasthan bis zu den tropischen Regenwäldern in Goa reicht.17 Gerade diese Vielfalt macht allgemeingültige Stereotypen fast unmöglich. Den Schülerinnen und Schülern soll bewusst gemacht werden, dass der Blickwinkel auf eine fremde Kultur ein entscheidendes Kriterium bei der Beschäftigung mit dieser ist und aufgrund dessen mit Wertungen jeglicher Art vorsichtig umgegangen werden muss. Einen Einstieg in das Thema bot dabei zunächst der oskarprämierte Film Slumdog Millionaire, der im Rahmen des britischen Filmfests in München angeschaut wurde und anschließend Gegenstand weiterführender Ausführungen (indische Tradition der Zwangsheirat, Indian English und Indien als High-Tech-Nation) war. Dem Film gelingt es dabei, den Schülern die fremde indische Gegenwartskultur durch das Medium einer bekannten TV-Show („Wer wird Millionär“) auf eine spannende und fesselnde Art näher zu bringen. Zudem ermöglichte die Arbeit mit dem Film die Vermittlung kultureller Vorkenntnisse, die eine Grundlage für die sich anschließende Projektarbeit schuf. Die im Rahmen dieses insgesamt sechs Schulstunden umfassenden Projekts arbeiteten Themen sollten dabei keinesfalls einen Abriss der indischen Kultur und Geschichte darstellen. Vielmehr boten die von den Schülern selbständig gewählten Teilaspekte eine Möglichkeit, sich kritisch mit dem Land Indien auseinanderzusetzen und dabei die eigene Lebenswelt im Auge zu behalten. Im Folgenden erfolgt eine kurze Beschreibung der drei erarbeiteten Projektteile. Eine interessante Möglichkeit, sich der kulturellen und geographischen Vielfalt Indiens zu nähern ist die touristische Erkundung des Landes. In Rahmen einer fiktiven Tourismusmesse erarbeiteten die entsprechenden Gruppen drei zweiwöchige Reiserouten, die anschließend unter dem Titel A cultural trip to India als Multimedia Präsentation den potentiellen Kunden (dem Rest der Klasse) „verkauft“ werden sollten. Den Schülern war es dabei selbst überlassen, die Region (z.B. Indiens nördliche Gebirgsregion, Rajasthan und das Goldene Dreieck, Kerala) und die Zielsetzung (z.B. die spirituelle Reise, die Abenteuerreise, der Luxus- oder Low-Budget-Trip) ihrer Reise zu wählen. Das Thema Bollywood and Hollywood bot drei weiteren Gruppen die Möglichkeit, ausgehend vom Thema Film einen Einblick in die fremde Kultur zu vermitteln und die so gewonnen Einsichten mit westlichen Vorstellungen zu vergleichen. Zwar sind Bollywood-Filme in der Regel so überzeichnet, dass die reale Lebenswelt Indiens stark verzerrt wiedergegeben wird, aber sie erklären auch einen Teil des indischen Selbstverständnisses und stellen darüber hinaus einen bedeutenden wirtschaftlichen Faktor für das Land dar. Die Aufgabe der Schüler bestand in diesem Teilprojekt darin, einen Vergleich zwischen Hollywood- und der Bollywoodindustrie vorzunehmen. Um zu vermeiden, dass Indien dabei als eine ewigtanzende hyperemotionale Nation wahrgenommen wird, wurde neben den traditionellen Bollywood Kino auch ein ausgewählter „untypischer“ Bollywoodfilm vorgestellt, der durchaus ungewohnte Aspekte des indischen Lebens darstellt. Neben einem historischen Überblick und einem Vergleich der wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung der jeweiligen Filmindustrie, war es Aufgabe der drei Gruppen, einen für die jeweilige Industrie repräsentativen Film auszuwählen und in Ausschnitten vorzustellen. Das im Rahmen des dritten Teilprojekt behandelte Thema A taste of India eignet sich als Beispiel für kulturelle Eigenheit insbesondere deswegen, da so, auf der Basis eines den Schülern relativ bekannten Gegenstandes (indisches Essen), ein Einstieg in die Andersartigkeit der indischen Zielkultur gemacht werden kann. Das Thema Indian food verlangt dabei den Einsatz authentischer Medien. Im Internet findet man hierfür eine Vielzahl von Quellen zu indischem Essen und Rezepten. Neben den historischen, ethnischen und religiösen Einflüssen, die zu der großen Vielfalt und den regionalen Unterschieden innerhalb der indischen Küche geführt haben, bietet das Thema Gewürzhandel die Möglichkeit, historische Fakten über das Land in die Recherche miteinzubeziehen. Das vielen indischen Gerichten zugrundeliegende Prinzip des Ayurveda stellt dabei einen Bezug zu indienspezifischen Gesundheitsvorstellungen her. Tischmanieren und –etikette ermöglichen zudem einen Einblick in den Alltagskultur des Landes. Ein Vergleich von Speisekarten indischer Restaurants in Deutschland mit original indischen Speisekarten lenkt den Blick auf die bestehenden Unterschiede (teilweise andere Gerichte, deutlich weniger scharf in Deutschland) und bietet damit einen Einstieg in die Andersartigkeit Indiens. Eine Möglichkeit der Schüleraktivierung war es schließlich, die Schüler selbst ein indisches Menü in mehreren Gängen zusammenstellen zu lassen, das sie dann, als tatsächliches Menü, im Unterricht präsentierten.


2. 3 Lehrplanbezug

Der bayerische Lehrplan empfiehlt ganz explizit die Beschäftigung mit anderen Kulturkreisen als dem britischen oder amerikanischen. Dort heißt es: „Durch die Arbeit mit geeigneten literarischen Texten und Filmen bzw. Filmausschnitten erlangen die Schüler ein zunehmend authentisches Bild vom Leben im UK, in den USA und einem weiteren englischsprachigen Land oder Kulturraum.“18 Gerade die Beschäftigung mit einer Kultur wie der indischen mit ihren relativ fremden Denkweisen und Traditionen eröffnet den Schülern dabei neue Sichtweisen der Wirklichkeit und hilft ihnen, eigene Wertvorstellungen und Vorurteile zu hinterfragen. Die Durchführung der Unterrichtseinheit „Indien“ als Projekt orientiert sich dabei an der Forderung „die zunehmende Selbständigkeit der Schüler in sich ausweitenden Bereichen zu unterstützen, z. B. (…) in schulischen Gremien, bei Veranstaltungen und Projekten. Die im Rahmen des Unterrichtsprojekts notwendige selbständige Erarbeitung unterschiedlicher Aspekte zum Thema Indien folgt den Vorgaben des bayerischen Lehrplans, der besagt, dass die Schüler sich vertieft und eigenständig mit sozialen und kulturellen Phänomenen beschäftigen und „auch umfangreichere Themenbereiche allein oder im Team selbständig erarbeiten und präsentieren“ sollen.19 Dabei soll unter anderem die Fertigkeit geschult werden „Informationen aus verschiedenen Quellen zu beschaffen, auszuwerten sowie sach- und adressatengerecht zu präsentieren und Informationsquellen im Hinblick auf Eignung und Zuverlässigkeit zu hinterfragen und zu vergleichen“20 Weitere wichtige Fertigkeiten wie das im Bereich 10.3 genannte „weitgehend selbständige Erschließen von Texten und die Verwendung des einsprachigen Wörterbuchs zur Texterschließung und Texterstellung“ sowie das „adressatengerechte Präsentieren und die Evaluation eigener Arbeitsmethoden“ können bei der Projektarbeit erworben und vertieft werden. Die im Kontext des Teilprojekts „Bollywood and Hollywood“ durchgeführte Filmarbeit folgt schließlich der im Bereich 10.2 geforderten „Beschäftigung mit authentischen Hör-/Sehtexten“, durch die die Schüler „ein Bewusstsein für regionale und soziale Varianten des Englischen sowie für filmische Gestaltungsmittel“21 entwickeln.

2. 4 Lernziele

Neben dem Erwerb der bereits in Kapitel 2.1 genannten Lernziele Selbstkompetenz (Lernbereitschaft, Selbständigkeit, Verantwortung, etc.), Sozialkompetenz (Toleranz, Konfliktfähigkeit, etc.) und Methodenkompetenz (Problemlösungsprozesse planen, durchführen, präsentieren, auswerten) kommt im Rahmen der vorliegenden Projektarbeit vor allem der interkulturellen Kompetenz eine besondere Rolle zu. Die Lernziele, die dabei erlangt werden können, lassen sich in drei Bereiche gliedern: Wissen (knowledge), Können (skills) und Einstellungen (attitudes).22 Neben dem Erwerb von landeskundlichem Faktenwissen und der Förderung sprachlicher Kommunikationsfähigkeit sollen die Schüler lernen, „Ereignisse (…) und Dokumente aus einer fremden Kultur zu interpretieren.“23 Durch Perspektivenwechsel und einen Vergleich mit der eigenen Kultur sollen dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede kennen gelernt werden. In diesem Kontext besitzt Indien im Englischunterricht großes Potenzial, da sich aus bereits bekanntem Halbwissen sehr oft klischeehafte Vorstellungen ableiten. Das Ziel des Englischunterrichts muss es daher sein, solche Klischeevorstellungen zu überwinden und eine differenzierte Sicht auf Indien zu vermitteln, das Land also nicht als Paradebeispiel für Armut und Überbevölkerung darzustellen.24 Natürlich können bei der Behandlung eines Themas, das uns ziemlich fremd ist, auch Probleme auftreten. Der kulturelle Unterschied zwischen der europäischen und der indischen Kultur ist deutlich größer als der zu Großbritannien und den USA. Da indische Gesellschaftskonventionen, wie etwa die verschiedenen Kasten, teilweise schwer nachzuvollziehen sind und europäischen Idealen gegenüberstehen, kann es für die Schüler oftmals schwer sein, Empathie zu entwickeln. Die Erfahrung anderer kultureller Gegebenheiten und Denkweisen eröffnet den Schülern jedoch neue Sichtweisen der Wirklichkeit. Auf der Grundlage dieser Erfahrungen und in der Konfrontation mit anderen, zum Teil fremden Denkweisen und Traditionen sollen die Schüler lernen, andere Werte und Normen anzuerkennen und ein generelles Verstehen der Zielkultur sowie Achtung vor anderen Kulturen zu entwickeln. Darüber hinaus soll vermittelt werden, dass der Austausch zwischen Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen und ihr Zusammenleben eine Chance für eine wechselseitige Bereicherung ist. Das Kennen- und Verstehenlernen verschiedener Kulturen und Lebensweisen ist ein entscheidender Beitrag zu einem friedlichen Miteinander.25

2. 5 Methodische Überlegungen

Indien als Projekt Auch unter dem fachdidaktischen Ziel des interkulturellen Lernens im Englischunterricht wird Indien wohl keine zentrale Bedeutung im Englischunterricht einnehmen können. Deshalb bietet sich bei der Erarbeitung einzelner Aspekte des indischen Kulturraums die Projektarbeit als Unterrichtsmethode an. Als didaktische Vorgehensweise garantiert die Erarbeitung im Rahmen eines Projekts ein hohes Maß an Schüleraktivierung und kann theoretisch auch fächerübergreifend, in Verbindung mit Erdkunde, Geschichte, Religion oder Ethik, durchgeführt werden. Auch wenn das vorliegende Projekt nur im Englischunterricht durchgeführt wurde, so wurden doch geschichtliche, kulturelle und religiöse Aspekte vermittelt. Ziel war es dabei nicht, sich auf reines Faktenwissen über Indien zu konzentrieren, sondern einen Bezug zu der fremden Kultur herzustellen, den Schülerinnen und Schülern das Land näher zu bringen und Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten.

Moderne Medien im Projektunterricht Der Umgang mit modernen Medien wird heute im Arbeits- und Privatleben als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt. Im Schulunterricht ermöglicht das Lernen mit modernen Medien Lernerfahrungen, die mit traditionellen Medien so nicht möglich sind. So bietet die Fülle an Informationen, die durch den Zugriff auf das Internet zugänglich sind den Lernenden die Möglichkeit, selbst die Initiative zu übernehmen und sich durch Datennetze mit anderen Schülern auszutauschen, und macht so das Lernen von Ort und Zeit unabhängig.26 Der Fokus der vorliegenden Projektarbeit richtet sich dabei auf den Computereinsatz und die Internetnutzung, mit deren Hilfe verschiedene Aspekte indischer Kultur recherchiert (Wikipedia, Reiseprospekte, diverse Zeitungen etc.), angeschaut (Youtube) und schließlich präsentiert (Power-Point-Präsentation) wurden. Dank des umfangreichen englischsprachigen Internetangebots ist es heutzutage relativ leicht, Informationen zur Kultur und Lebenswelt eines anderen Landes zu finden. Die Internetseite India-today.com bietet hierfür zum Beispiel eine Fülle von Information: von tausenden von Photos bis hin zu authentischen Texten zu Themen des indischen Lebens, die gut geschrieben sind und lebendig über die indische Gesellschaft berichten.

2. 6 Charakterisierung der Klasse

Die Klasse 10s setzt sich aus 26 Schülern zusammen und weist mit 21 Schülerinnen und 5 Schülern einen sehr hohen Mädchenanteil auf. Die Klasse ist im Unterrichtsgespräch eher zurückhaltend, zeigt jedoch eine recht große Leistungsbereitschaft, wenngleich sich meist nur vier bis fünf Schüler rege am Unterrichtsgespräch beteiligen. Dennoch muss die Leistungsfähigkeit differenzierter betrachtet werden: Während einige Schüler immer noch große Probleme mit der korrekten Verwendung von Wortschatz, Zeiten, sowie grammatischen Aspekten und allgemein im schriftlichen Ausdruck haben, verfügen andere bereits über ein überdurchschnittlich gutes Sprachvermögen. Es handelt sich um eine relativ ruhige Klasse, in der es kaum Disziplinprobleme gibt, jedoch verleiten die vielen freundschaftlichen Beziehungen die Schüler dazu, gerade auch während der Durchführung des Unterrichtsprojekts, unterrichtsfremde Gespräche zu führen. Generell herrscht jedoch ein harmonisches Arbeitsklima, dass sich auch im Umgang mit mir als Lehrkraft wiederspiegelt. Als Arbeitsgrundlage diente das Lehrwerk English G, Band 6 aus dem Cornelsen Verlag. Die in der Jahrgangsstufe behandelten Unterrichtseinheiten zu den Themen Black and White, Education in the UK and the US und India kamen bei den Schülern gut an und boten zudem oftmals die Möglichkeit zur abwechslungsreichen Unterrichtsgestaltung. Unterrichtsformen wie Rollenspiele und Schülerpräsentationen trugen zusätzlich dazu bei, die Schüler zum aktiven mündlichen Sprachgebrauch zu motivieren.


3. PRAKTISCHE UMSETZUNG

3.1 Organisationsrahmen

Das mit der Klasse durchgeführte Projekt umfasste insgesamt 6 Stunden, die vom 2.Juli bis zum 12. Juli stattfanden. Die 1. Stunde diente als Einführungs-, die letzten beiden als Präsentations- und Abschlussstunden, somit blieben insgesamt 3 Stunden zur selbständigen Arbeit am Projekt. Der relativ spät im Schuljahr angesetzte Termin begründet sich zum einen aus der Themenwahl, da Indien als abschließendes im Buch behandeltes Kapitel vorgesehen ist und die letzte im Schuljahr gestellte Schulaufgabe noch das vorangehende Kapitel ‘on the learning curve‘ zum Thema hatte. Zudem schrieb die Klasse am 26. Juni einen Jahrgangsstufentest im Fach Englisch, der die Durchführung des Projekts nicht unnötig unterbrechen sollte. Das von mir verwendete Lehrwerk English G: Band 6 (Ausgabe Bayern) greift in Unit 5 unterschiedliche Aspekte des indischen Subkontinents auf, die durch interessante Sach- und literarische Texte ergänzt werden und den Schülern eine breitgefächerte Perspektive auf Indien ermöglichen. Als Einstieg in die Thematik bot sich der Film ‘Slumdog Millionaire‘ an, der im Rahmen des Britischen Filmfestivals am 15. Mai der Klasse angeschaut wurde. Ausgehend von der Thematik des Films wurden anschließend im regulären Unterricht ausgewählte Aspekte der indischen Kultur und Geschichte behandelt. Diese Unterrichtseinheit beinhaltete neben einer überblicksartigen Darstellung der langen Geschichte Indiens, u.a. die Aspekte Child Labour und Life in a High-Tech-Nation. Ausgehend von der kulturellen Vielfalt der einzelnen Regionen wurde zudem die Bedeutung der englischen Sprache in Indien durchgenommen, sowie die indische Tradition der Zwangsheirat kritisch betrachtet. An diese im regulären Unterricht erarbeiteten Aspekte folgte im Anschluss die sechsstündige Projektarbeit. Die Unterrichtsstunden fanden montags und donnerstags jeweils in der 2. Stunde, sowie mittwochs in der 6. Stunde statt, eine zeitliche Koppelung der drei Stunden bzw. wenigstens eine Doppelstunde pro Woche war aufgrund der Stundenplanregelungen leider nicht möglich. Die Einführungs- und Präsentations- bzw. Abschlussstunden fanden jeweils in einem Englisch Fachraum27, die dazwischen liegenden drei Stunden der eigentlichen Projektarbeit in einem der beiden Multimediaräume der Schule (mit Internetzugriff und eigenem PC für jeden Schüler) statt.

3. 2 Projektinitiierung

Planung Die Projektinitiierung fand bereits vor Beginn der Unterrichtseinheit Indien statt und sollte in erster Linie der Information der Schüler dienen und Raum für erste Anregungen und Fragen bieten. In dieser Phase sollten die Schüler von der Idee des Projekts zum Thema Indien erfahren und Hinweise zur theoretischen Durchführung erhalten.

Ablauf Die Klasse 10s reagierte zunächst zurückhaltend auf den Vorschlag ein Projekt zum Thema Indien durchzuführen. Fragen betrafen in erster Linie die Bewertung, sowie dem Zeitrahmen der Durchführung. Es wurden Bedenken hinsichtlich des Zeitpunktes geäußert, da die Klasse auf keinen Fall vor dem Jahrgangsstufentest am 26. Juni mit dem Projekt beginnen wollte. Dennoch sprach sich die Mehrheit der Schüler für die Durchführung des Projekts aus. Die theoretische Einführung der Projektarbeit konnte recht kurz gehalten werden, da die Schüler bereits zu einem früheren Zeitpunkt ein Projekt erarbeitet hatten. Die Klasse und ich einigten uns schließlich darauf, dass sowohl die Projektdurchführung an sich, als auch die anschließende Präsentation der Ergebnisse als eine mündliche Leistungserhebung in die Notengebung einfließen sollte.

Auswertung Entgegen meinen Erwartungen reagierte ein Großteil der Klasse eher mit mäßigem Interesse auf die Projektidee. Dies lässt sich zum einen aus der grundsätzlich als eher als passiv zu bezeichnenden Haltung vieler Schüler erklären, zum anderen aber auch aufgrund der Tatsache dass einige Schüler ein erst kurz zuvor in den Fächern Geschichte und Sozialkunde durchgeführtes Projekt laut einigen Aussagen als „langweilig“ und „arbeitsintensiv“ empfunden hatten. Lediglich die Ankündigung, dass das Projekt ausschließlich anhand moderner Medien, also in erster Linie unter Zuhilfenahme von PCs und Internet durchgeführt werden sollte, weckte das Interesse der Schüler. Eventuell wäre die Initiierung des Projekts zu einem späteren Zeitpunkt (nach Einführung des Themas Indien) günstiger gewesen, da die Schüler zunächst noch keine genauen Vorstellungen bzw. nur wenig Vorwissen zum Thema hatten.

3. 3 Projekteinstieg

Planung Im Klassenverband sollten Aspekte zum Thema Indien gesammelt und in sinnvolle Kategorien unterteilt werden. Anschließend sollte darüber beraten werden, inwieweit sich diese für eine Bearbeitung im Rahmen des Projekts eigneten. Nach einer gemeinsamen Abstimmung der zur Wahl stehenden Themen sollten die Gruppen für die Projektarbeit eingeteilt werden.

Ablauf Bereits in der Vorstunde hatten die Schüler die Hausaufgabe erhalten im Internet oder Schulbuch nach Bildern zu suchen, die für sie Indien repräsentieren. Diese Bilder wurden in der nun folgenden Stunde in Form einer mindmap an der Tafel gesammelt, nach Kategorien gruppiert und um etwaige Vorkenntnisse ergänzt. Anschließend erhielten die Schüler die Aufgabe, sich den einleitenden Text im Schulbuch28 still durchzulesen und der mindmap fehlende Aspekte hinzuzufügen. Die gemeinsamen Auswertung verdeutlichte, wie vielschichtig Indien ist und ergab schließlich die Unterteilung in folgende Kategorien: Sights, Religion, Traditions, Technology, Film und Poverty. Gemäß meinen Erwartungen stießen nicht alle Aspekte der indischen Kultur auf gleich großes Interesse. Während die Themen Film (Bollywood Industrie), Sights und Traditions auf recht großes Interesse stießen, sprachen sich nur wenige Schüler für eine Behandlung der Themen Religion, Technology und Poverty im Rahmen des Projekts aus. Die ursprünglich von mir angedachte Aufteilung der Projektarbeit in sechs Gruppen schien somit nur schwer durchführbar. Schließlich einigten wir uns darauf, lediglich die drei favorisierten Aspekte Film, Sights und Traditions in die Projektarbeit mitaufzunehmen und die Themen Technology und Poverty bereits im Vorfeld im Rahmen der Filmanalyse zu ‘Slumdog Millionaire‘ zu behandeln. Auf die lange Geschichte des Landes, insbesondere die Bedeutung Mahatma Gandhis sollte dagegen erst im Anschluss an das Projekt im Rahmen einer weiteren Filmarbeit eingegangen werden. Die Schüler wurden schließlich gemäß ihren Interessen grob den drei Teilprojekten Film, Sights and Traditions zugeteilt. Im Anschluss wurde auf dem Overheadprojektor ein Zitat des amerikanischen Philosophen Will Durant präsentiert. Ausgehend von den verschiedenen Themen dieses Zitats erhielten die Schüler die Hausaufgabe per Internet-Recherche herauszufinden, was es mit folgenden Behauptungen auf sich hat: India was: the mother of our races / the mother of Europe’s languages/ the mother of philosophy/ the mother – through Buddha – of the ideals embodied in Christianity – the mother – through village communities – of self-government and democracy. Ziel der Hausaufgabe war es hierbei den Schülern zu verdeutlichen, dass wichtige Eckpfeiler unserer westlichen Welt ihren Ursprung in Indien haben.

3. 3 Projektplanung

Planung Für die Aufstellung des Projektplans hatte ich eine Schulstunde vorgesehen. In dieser Zeit sollte die konkrete Aufgabenstellung der drei Teilprojekte besprochen und die endgültige Gruppenaufteilung für die Zeit des Projekts festgelegt werden. Anschließend sollten die Schüler gemäß ihren Vorlieben die einzelnen Aufgabenbereiche innerhalb der Gruppen verteilen und eine grobe Projektskizze erstellen. Zudem war es in dieser Phase erforderlich, sich mit den Mitgliedern der anderen Projektgruppen auszutauschen um eventuelle Überschneidungen zu vermeiden. Anschließend sollten innerhalb der Gruppe Ideen und Vorschläge zur Durchführung und Gestaltung des Projekts gesammelt und ein sinnvoller Zeitplan erstellt werden. Zugleich sollten sich die Schüler bereits Gedanken über mögliche Probleme bei der Umsetzung des Projekts machen und selbständig Problemlösungsstrategien zu entwickeln.

Ablauf Entsprechend der drei Themengebiete Film, Sights und Tradition wurden die Schüler endgültig in Gruppen verteilt und erhielten jeweils eine Kopie ihres Projektleitfadens29, der anschließend gemeinsam besprochen wurde. Daraus ergaben sich für die nun folgende Arbeit drei Teilprojekte:

Projekt 1: A cultural trip to India Ziel dieses Teilprojekts war es, die Schüler selbständig eine Reise durch Indien erstellen zu lassen. Die Entscheidung über Art und Zielregion dieser Reise war den Schülern selbst überlassen, vorgegeben war lediglich der zweiwöchige Zeitrahmen und die Forderung, die Reise im Rahmen einer fiktiven ‘world travel fare‘ zu präsentieren. Das Projekt „Reisegruppe“ wurde an neun Schüler verteilt, von denen jeweils drei gemeinsam eine Reise erarbeiten sollten. Die drei Gruppen einigten sich schließlich auf drei Routen: die Abenteuerreise in den Süden Indiens, die Luxusreise nach Rajasthan und das Goldene Dreieck und die Trekkingreise in der Himalayaregion des Nordens.

Projekt 2: Bollywood and Hollywood Das Projekt „Film“ ermöglichte einen Vergleich zwischen Hollywood- und Bollywoodindustrie. Neben einem historischen Überblick und einem Vergleich der wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung der jeweiligen Filmindustrie sollten jeweils drei Schüler einen für die jeweilige Industrie repräsentativen Film auswählen und in Ausschnitten vorstellen, während eine dritte Gruppe, bestehend aus zwei Schülern, ein eher untypisches Bollywoodwerk präsentieren würde.


Projekt 3: A taste of India Die Aufgabe der drei Gruppen (mit jeweils wieder drei Schülern) im Teilprojekt „Indische Küche” bestand darin, neben historischen, religiösen und medizinischen Aspekten zum Thema auch Hintergründe über Etikette und Tischmanieren der Inder zu recherchieren. In einem mehr praxisorientierten Teil erklärten sich drei Schülerinnen dazu bereit für die restliche Klasse indische Spezialitäten zuzubereiten, die im Anschluss an die Präsentation probiert werden durften.

Die Projektplanungsphase verlief insgesamt relativ problemlos. Die Schüler fanden sich rasch ihren Gruppen entsprechend im Klassenzimmer zusammen und erstellten grobe Pläne zur theoretischen Zielsetzung ihres jeweiligen Projekts. Auch die Verteilung der Rollen innerhalb der Gruppen verlief ohne Schwierigkeiten. Lediglich bei der Gruppe „Indian Food“ bereitete die Verteilung der Aufgaben zunächst Probleme, da sich ein Teil der Gruppe für den gemeinsamen Besuch eines indischen Restaurants aussprach, anstatt indische Gerichte selbst zuzubereiten und im Unterricht zu probieren. Dieser Aspekt bedurfte noch einmal der Abstimmung im gesamten Klassenverband, wobei ich die zeitliche und organisatorische (auch finanzielle) Problematik eines gemeinsamen Restaurantbesuchs zu bedenken gab. Schließlich einigten wir uns darauf, dass die Gruppenmitglieder selbst Gerichte zubereiten würden, man aber eventuell zum Ende des Schuljahres im Rahmen des Wandertags zusätzlich noch ein indisches Restaurant besuchen würde. Während der gesamten Planungsphase hielt ich mich als Lehrperson zurück, stand aber für gelegentliche Fragen zur Verfügung. Im Anschluss an die Verteilung der Einzelaufgaben notierte ich mir die Namen und Aufgabenbereiche der einzelnen Schüler, um im Laufe des Projekts Notizen zur Arbeitsbeteiligung und dem Projektverlauf machen zu können.

Auswertung Der relativ problemlose Verlauf der Projektplanung erklärt sich wahrscheinlich aus zwei Gründen: Zum einen hatte die Klasse erst kurze Zeit vorher ein fächerübergreifendes Projekt in Geschichte/ Sozialkunde durchgeführt und war somit bereits mit den einzelnen Schritten des Projektablaufs und insbesondere der Projektplanung vertraut. Zum anderen ist dies wohl auch auf die sehr harmonische Klassengemeinschaft zurückzuführen. Praktisch alle Schüler scheinen sich untereinander sehr gut zu verstehen und gegenseitig zu akzeptieren. Zwar gibt es innerhalb der Klasse vereinzelt Gruppenbildungen doch interagieren die einzelnen Cliquenmitglieder auch außerhalb dieser Gruppen miteinander. Innerhalb der Klasse gibt es meines Wissens keinerlei Außenseiter und auch die fünf männlichen Schüler sind bestens in die Gemeinschaft integriert. Das freundschaftliche Verhältnis unter den Schülern ist mir bereits am Wandertag zu Beginn des Schuljahres aufgefallen und hat sich beim Besuch des Britischen Filmfestes noch einmal bestätigt. Aufgrund dieser Tatsache stellte es für die Gruppen kein Problem dar, die Aufgaben gleichberechtigt zu verteilen und sich untereinander zu einigen. Der Zeitrahmen von einer Schulstunde wurde von den Schülern als ausreichend empfunden, wenngleich ein Teil der Schüler plante, sich noch einmal privat zu treffen um einzelne Details zu besprechen.

3. 4 Projektdurchführung

Planung Die zweite Stunde sollte den eigentlichen Startschuss für das Projekt darstellen. In dieser und den beiden darauffolgenden Schulstunden sollten sich die Schüler jeweils zu Beginn zu einem kurzen Brainstorming zusammenfinden, um sich über ihre Vorstellungen hinsichtlich des Projekts auszutauschen und über eventuell auftretende Probleme zu beraten. Anschließend sollten sie einzeln oder in Zweiergruppen ihren Teilaspekt des Projekts mit Hilfe des Internets recherchieren. Vor dem Ende der Unterrichtsstunden sollten sich noch einmal alle Mitglieder einer Gruppe zusammensetzen und über die Entwicklungen sprechen.

Ablauf Tag 1: Wie vereinbart fanden sich die einzelnen Gruppenmitglieder zu Beginn der Stunde zusammen und tauschten sich über die geplanten Schritte aus. Anschließend kam es zu einem ersten technischen Problem: da einige Schüler ihr persönliches Passwort für den Internetzugang vergessen hatten musste erst der zuständige EDV-Betreuer benachrichtigt werden, um diese Accounts freizuschalten. Durch diese unvorhersehbare Verzögerung kam es zu einer gewissen Unruhe innerhalb der Klasse, die sich aber nach Lösung des Problems schnell wieder legte. Die restliche Stunde beschäftigten sich die Schüler recht konzentriert mit der Internetrecherche, einige Gruppen fanden am Ende der Stunde jedoch leider nicht mehr ausreichend Zeit, sich zu einem kurzen Update zusammenzusetzen. Tag 2: Der zweite Tag der Projektdurchführung fand in einer 6. Stunde statt, kurzfristig hatte es einen Wechsel im Stundenplan gegeben, so dass der Unterricht auf die 3. Stunde vorverlegt worden war. Da in dieser Stunde aber kein Medienraum verfügbar war, musste die Klasse zwei Schulstunden selbständig überbrücken und wie ursprünglich geplant in der 6. Stunde am Englischunterricht teilnehmen. Diese Tatsache führte bereits zu Beginn der Stunde zu einer gewissen Unruhe, zudem erklärten zwei Schüler, sie hätten ihre USB-Sticks mit den in der Vorstunde gesammelten Rechercheergebnissen zu Hause vergessen und könnten deshalb nicht nahtlos an die Gruppenarbeit der Vorstunde anknüpfen. Ein zusätzliches Problem schuf das Fehlen von fünf Schülern. Dies hielt die betroffenen Gruppen teilweise von der Arbeit ab, mit der Begründung, man könne ohne die betreffende Person nur schwierig weiterarbeiten bzw. diese Person habe das bereits erarbeitete Material mit nach Hause genommen, so dass dieses nun nicht zugänglich sei. Die gerade bei einer Projektarbeit notwendige Arbeitskontinuität konnte dadurch nicht aufrechterhalten werden. Ich wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass alle Daten immer auch auf dem eigenen Schul-Account gespeichert werden müssen. Dank des zuvor von jeder Gruppe angefertigten Arbeitsverteilungsplans konnte die Internetrecherche und anschließende Zusammenstellung der Ergebnisse schließlich doch meist wie geplant weitergeführt werden. Tag 3: In der dritten und letzten Stunde der Projektdurchführung zeigte sich, dass einige Schüler die bestehende Zeit nicht effektiv genug für die Arbeit am Projekt genutzt hatten. Während sich ein Großteil der Gruppen in dieser Stunde mehr oder weniger intensiv der Fertigstellung ihrer Präsentation widmete, hielten sich einzelne Schüler immer noch mit der Recherche von Informationen auf. Leider fehlten an diesem Tag auch wieder vier Schüler, was den geplanten Ablauf zusätzlich erschwerte. Drei Mitglieder der „Reisegruppe“ hatten zudem Teile ihrer Präsentation direkt aus einer bereits bestehenden Präsentation im Internet übernommen. Da dies den zuvor besprochenen Grundsätzen der eigenständigen Arbeit widersprach, forderte ich die drei Schüler dazu auf, noch einmal mit der Recherche zu beginnen und ihre Präsentation aus Zeitgründen zu Hause fertig zu stellen. Neben meiner beratenden Funktion lag meine Hauptaufgabe in diesen drei Projektarbeitstagen vor allem darin, die Schüler immer wieder zum bisherigen Stand des Projekts zu befragen und eine Demotivation zu verhindern. In diesem Fall habe ich den Schülern geraten, sich vorübergehend einem anderen Aspekt, wie beispielsweise der Überarbeitung der bereits geschriebenen Texte, zu widmen. Generell gewann ich den Eindruck, dass die Schüler möglichst selbständig, ohne zu viel Einmischung der Lehrkraft, arbeiten wollten. Positiv ist zu vermerken, dass einige Schüler, die im regulären Unterricht oft nicht besonders aktiv teilnahmen, sich jetzt durch eine Vielzahl kreativer Ideen aktiv an der Gestaltung des Projekts beteiligten.

Auswertung Einzelne Schüler der Klasse 10s waren bereits im vorangegangenen Schuljahr durch ihre recht häufigen Fehlzeiten augefallen. Dies bestätigte sich im Verlauf des Schuljahres, ud stellte insbesondere während der Projektdurchführung ein Problem dar. Wiederholtes „Schwätzen“ und die genannten „Ausreden“ ließen darauf schließen, dass der Projektgedanke, zumindest von einigen Schülern, nicht wirklich begriffen worden war. Auf Nachfrage gaben diese Schüler zur Antwort, dass sie sich in der Schule nicht richtig konzentrieren könnten und daher einen Teil der Arbeit lieber zu Hause am eigenen PC durchführen würden. Auch begründeten einige Schüler ihre nur langsam fortschreitende Arbeit mit der relativ langsamen Internetverbindung. An dieser Stelle musste ich wiederholt darauf hinweisen, dass der Sinn einer Projektarbeit auch darin lag, sie im Rahmen des Unterrichts durchzuführen und nicht, wie etwa ein Referat, zu Hause in Eigenarbeit. Die fehlende Motivation einzelner Schüler hat dabei mit Sicherheit mehrere Ursachen. Zum einen mag sie im gewählten Zeitpunkt begründet liegen, da nach der Stellung und Herausgabe der letzten Schulaufgabe und des Jahrgangsstufentests für viele Schüler die Endnote im Zeugnis bereits feststand. Da im Vorfeld besprochen wurde, dass die Präsentation der Projektergebnisse als mündliche Note bewertet werden würde, bot dies wohl für einige Schüler nicht genügend Anlass, sich verstärkt um ein Gelingen des Projekts zu bemühen. Tatsächlich muss angemerkt werden, dass, mit Ausnahmen, vor allem diejenigen Schüler einen hohen Arbeitseinsatz zeigten, deren Note noch auf der Kippe stand. Bereits im Verlauf des Schuljahres hatte sich gezeigt, dass die Schüler zwar die meisten von mir gestellten Aufgaben pflichtbewusst erledigt hatten, darüber hinaus jedoch selten von sich aus die Initiative ergriffen hatten. Als problematisch muss im Nachhinein auch die Dynamik innerhalb der Gruppen gewertet werden. Um die Schüler nicht durch ungünstige oder unpopuläre Gruppenkonstellationen zu demotivieren, hatte ich den Schülern zu Beginn des Projekts erlaubt, die Gruppen selbständig einzuteilen. Leider nutzten die so meist eng befreundeten Schüler die Zeit auch häufig für Privatgespräche. In Zukunft werde ich die Gruppen daher eventuell selbst zusammenstellen.

3. 5 Projektpräsentation

Planung Bei der Projektarbeit geht es von vornherein darum, Arbeitsergebnisse zu produzieren und diese nicht, wie oft im traditionellen Unterricht üblich, „untergehen“ zu lassen. Dabei soll die Präsentation nicht nur als Darstellung der Lernergebnisse angesehen werden, sondern ermöglicht den Schülern zudem die Selbstevaluation. So erfahren sie zum einen, dass ihr Arbeitsprodukt von den anderen Mitschülern zur Kenntnis gewonnen und wertgeschätzt wird, erhalten aber auch die Möglichkeit ihre Mängel zu erkennen und aus Fehlern zu lernen.30 Die fertiggestellten Projekte der Schüler wurden in Form von Power-Point-Präsentationen und ergänzend dazu großflächigen Plakaten vorgestellt. Die Präsentationen sollten dabei in zwei aufeinanderfolgenden Schulstunden gezeigt werden.

Ablauf Die beiden abschließenden Stunden der Projektpräsentation fanden wieder, wie gewohnt, in einem Englischfachraum statt. Mit Hilfe eines Medienwagens war es möglich, die vorbereiteten Präsentationen mittels Power-Point zu zeigen und, falls nötig, erneut Zugriff auf das Internet zu nehmen. Zudem konnten die Plakate zu einer Wandcollage zusammengestellt werden. Die Präsentation begann mit den drei Teilprojekten der Gruppe 1. Nachdem die Schüler nacheinander ihre jeweilige Reise durch Indien vorgestellt hatten, erläuterten sie kurz ihre Vorgehensweise bei der Recherche und erzählten von eventuellen Schwierigkeiten während der Projektdurchführung. Anschließend konnte der Rest der Klasse Fragen zu einzelnen Details der Reise stellen. Leider war es einer „Reisegruppe“ nicht möglich ihre Präsentation zu zeigen, da die von ihnen verwendete Software nicht mit dem Laptop der Schule dargestellt werden konnte. Diese Gruppe versprach bis zur nächsten Stunde an der Lösung des Problems zu arbeiten und gegebenenfalls die Präsentation mit Hilfe anderer Medien zu präsentieren.31 Das Teilprojekt der „Filmgruppe“ konnte aufgrund der zeitlichen Beschränkung einer Schulstunde nicht in einem Stück gezeigt werden. Daher erläuterte zunächst eine Gruppe die theoretischen Hintergründe der Bollywood-Industrie, bevor in Ausschnitten einige für Bollywood-Filme repräsentative Szenen gezeigt und analysiert wurden. In der nächsten Stunde präsentierte eine zweite Gruppe ein weiteres Bollywood-Werk. Dieses stand in seiner Thematik in starkem Kontrast zu dem zuvor gezeigten Film und zeigte die Entwicklung, die die indische Filmindustrie in den letzten Jahren durchgemacht hat. Da zwei Mitglieder der Hollywood-Gruppe an diesem Tag fehlten, wurde die dritte Präsentation zum Thema auf die nächste Stunde verschoben. Die anschließenden Ergebnisse der dritten Gruppe bildeten sozusagen den „Höhepunkt“ unseres Projekts. Nachdem die drei Teilgruppen über Hintergründe, Konventionen und Zusammenstellung einzelner Speisen in der indischen Küche informiert hatten, durfte sich die Klasse abschließend einen eigenen Eindruck von den vielfältigen Geschmackserlebnissen machen: in Form von Chutneys, verschiedenen Dips, Naanbrot und Samosas, die die Mitglieder der Gruppe zu Hause zubereitet hatten. Wie waren die Projektergebnisse insgesamt?

3. 6 Projektauswertung

Planung Um ein möglichst genaues Feedback, auch für die Durchführung zukünftiger Projekte zu erhalten, hatte ich mich für einen anonym auszufüllenden Fragebogen32 entschieden, mit dessen Hilfe die Schüler einzelne Aspekte der Projektarbeit bewerten konnten. In einem ersten allgemeinen Teil wollte ich erfahren, ob die Projektarbeit den Schülern insgesamt Spaß gemacht hat, ob sie gerne häufiger Projekte im Englischunterricht durchführen würden und wie sie ihren Lernerfolg einschätzten. Zwei weitere Teile beschäftigten sich mit Fragen zur Materialrecherche und den Vorteilen und Problemen während der Gruppenarbeit, bevor die Schüler in einem letzten Teil dazu aufgefordert waren, ihr Engagement selbstkritisch zu reflektieren.

Auswertung Da die Auswertung des Projekts aus zeitlichen Gründen nicht mehr in der dafür vorgesehenen Stunde stattfinden konnte und die Klasse anschließend eine Woche auf Chorfahrt war, verschob sich die gemeinsame Evaluation um eine Woche. Insgesamt fiel die Evaluation der Schüler vorwiegend positiv aus. Knapp 63% der Schüler gaben an, dass ihnen das Projekt Spaß gemacht hatte, nur 7% der Schüler kreuzten an, dass sie keinen Spaß gehabt hatten und etwa 30% beantworteten diese Frage mit: „ein wenig“. Ähnlich fiel die Bewertung des Lernerfolgs aus, 58% empfanden diesen als hoch, 34% gaben an etwas gelernt zu haben und nur 8% konnten keinen Lernerfolg feststellen. Das Thema Indien empfanden überraschenderweise über 70% der Schüler als sehr interessant, 22% als ein wenig und 7% als uninteressant. Insgesamt sprachen sich die meisten Schüler dafür aus, dass Projektarbeit auch in Zukunft eine Rolle im Fremdsprachenunterricht erhalten sollte. 58% würden dabei gerne häufiger Projekte durchführen, 25% genauso oft wie bisher, 11% möchten zukünftig weniger und knapp 6% gar keine Unterrichtsprojekte mehr durchführen. Die Dauer des Projekts wurde dagegen von einem großen Teil der Schüler nämlich 54% als zu kurz empfunden, etwa 41% empfanden die zur Verfügung stehende Zeit dagegen als angemessen, 5% dauerte das Projekt zu lang. Die als zu kurz empfundene Zeit lässt sich durch mehrere Faktoren begründen. Zum einen gaben fast 88% der Schüler an, zwei Drittel ihrer Zeit mit der Recherche im Internet verbracht zu haben, nur etwa 12% nutzten ungefähr die Hälfte der Zeit für die Recherche. Vor diesem Hintergrund überrascht es, dass die Resultate der Projektarbeit in den meisten Fällen als gut bis befriedigend bewertet werden konnten. Eine Nachfrage ergab, dass ein Großteil der Schüler das Projekt zu Hause fertig gestellt bzw. noch einmal überarbeitet hatte. Ein weiterer Grund für die als zu knapp empfundene Zeit lag wohl in der Arbeitshaltung der Schüler, bei der Frage nach der Effektivität im Team gab ein Großteil der Schüler zu, sehr oft (18%) bzw. oft (46%) von der Arbeit abgeschweift zu sein, 28% behaupteten, sie hätten sich kurz aber gründlich ausgetauscht und 8% empfanden, sie hätten sich zu wenig Zeit im Team genommen. Dennoch wurde die Arbeitsteilung im Team von den allermeisten als okay (21%), gut (59%) oder sehr gut (14%) eingestuft, 6% empfanden sie als ungerecht. Bei der Frage nach Problemen während der Teamarbeit wurden am häufigsten technische Probleme mit dem Computer bzw. Internet genannt (33 bzw. 29%), 19% bemängelten die Arbeitshaltung im Team, 12% hatten Probleme mit inhaltlichen oder begrifflichen Fragen, 7% Verständnisprobleme mit der Aufgabe. Am meisten Spaß hatten die Schüler an der visuellen Projektgestaltung (43%), gefolgt von der Recherche im Internet (40%), dem Verfassen von Texten (9%) und der Planung im Team (8%). Ihren eigenen Anteil am Gelingen des Projekts empfanden 34% der Schüler als gut, 12% gaben an, sich sehr engagiert eingebracht zu haben, 32% sich normal eingebracht zu haben, 13% beurteilten ihr Engagement als zu wenig, 9% gaben zu, sich kaum am Projekt beteiligt zu haben. Insgesamt beurteilten die Schüler die Ergebnisse ihrer Projektarbeit als recht positiv, 13% waren sehr zufrieden mit ihrer Arbeit, 46% beurteilten diese mit gut, 23% mit mittel, 6% gaben an, dass sie mit den Ergebnissen eher nicht zufrieden waren.


4. SCHLUSSBETRACHTUNG

In einer vernetzten Welt und im Zuge der Globalisierung ist ein besseres Verständnis der Menschheit untereinander wichtig, um den Frieden und ein respektvolles Miteinander zu sichern. Um internationale Kommunikation und Kooperation zwischen den unterschiedlichen Kulturen zu ermöglichen werden neben Toleranz sprachliche Fähigkeiten und Fertigkeiten benötigt, die in der Schule unter dem Schlagwort des “Interkulturellen Lernens“ erworben werden sollen. Das Thema Indien bietet dabei im Englischunterricht des Gymnasiums die große Chance, durch die Vielzahl möglicher Bezugspunkte ein wichtiges Medium bei der Vermittlung einer solchen interkulturellen Kompetenz zu sein. Durch den Aufstieg des Internets ergeben sich hierbei neue Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung. Der Klassenraum kann erweitert werden und bietet in Form einer neuen Lernumgebung die Grundlage für den Erwerb wichtiger Kompetenzen. Ziel des vorliegenden landeskundlichen Projekts im Englischunterricht war es dabei weniger, den Schülern reines Faktenwissen zu vermitteln, sondern Verständnis und Neugier für eine fremde Kultur zu wecken und durch die eigenverantwortliche, kooperative Projektarbeit den Erwerb wichtiger Schlüsselqualifikationen wie Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenz zu fördern. In diesem Sinne kann ein überwiegend positives Fazit zum Unterrichtsprojekt ‘Beautiful India?‘ gezogen werden. So traten zwar gewisse Schwierigkeit bei der Zeitplanung, sowie dem Zusammenfügen der Einzelteile des Projekts zu einem sinnvollen Ganzen auf. Auch sind teilweise der organisatorische Aufwand (freie Medienräume, Medienwagen etc.) sowie die zeitweisen technischen Schwierigkeiten als problematisch zu beurteilen. Dennoch bot die Projektarbeit eine interessante Abwechslung zum regulären Englischunterricht, ließ Raum für eigenständiges Lernen der Schüler und sorgte dafür, dass auch ich als Lehrperson eine neue Rolle übernahm. Zudem erhielten die Schüler die Möglichkeit, durch die relativ offene Aufgabenstellung ihre Aktivitäten selbst zu strukturieren. Dabei ermöglichte ihnen gerade die Arbeit mit modernen Medien auf der Grundlage eines ihnen größtenteils aus dem privaten Bereich vertrauten Recherche- und Gestaltungsmittels, selbständig handlungs- und produktionsorientierte Aufgaben zu bearbeiten und ihrer eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen. Durch die gemeinsame Planung und Durchführung des Projekts wurde Sozialkompetenz gefördert, zudem führte die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Materialien zur Steigerung der sprachlichen Kommunikationsfähigkeit und einer Erweiterung des Wortschatzes. Auch das landeskundliche Faktenwissen konnte bei den meisten Schülern mit Sicherheit erweitert werden. In erster Linie entwickelten die Schüler jedoch ein Bewusstsein für die bis dahin größtenteils als fremd empfundene indische Kultur und konnten so vorhandene Klischeevorstellungen überwinden und Toleranz und Empathie entwickeln. Dies zeigte sich auch darin, dass sich einige Schüler auch über die Projekttage hinaus interessiert am Thema Indien zeigten und sogar planen, nach dem Abitur eine Reise in das Land zu unternehmen. Darüber hinaus arbeiteten viele Schüler, die sonst eher passiv am Unterrichtsgeschehen teilnahmen aktiv und mit Spaß an der Gestaltung des Projekts mit. Landeskundliche Projekte wie das vorliegende werden daher auch in Zukunft eine verstärkte Rolle in meinem Unterricht spielen.