City Bound

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City Bound ist Erlebnispädagogik in der Stadt. City Bound versucht alltagsrelevante Fähigkeiten sowie die Persönlichkeitsentwicklung fördern. Diese Konstruktion wird auf den klassischen Methoden der sozialen Arbeit aufgebaut und in diesem Zusammenhang vereinen sich Arbeitsweisen aus Rollenspielen, Outward Bound, konstruierten Wirklichkeiten und spontanem Theater. Das Lernen wird in erlebnispädagogischen Konzepten als eine Form von einem Vorgang gesehen, der durch Fremdes, Unbekanntes, neue Ereignisse, welche eine Handlungssituation problematisch entstehen lässt, in Gang gesetzt wird. Lernen an Grenzerfahrungen bedeutet, das Lernen für die Förderung beim City Bound. Es entsteht aus Herausforderungen, Erfahrungen, Widerständen, das Erleben der eigenen Selbstwirksamkeit und dem Handeln in realen Situationen.


Die Geschichte der Methode City- Bound

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In den 1960er Jahren entwickelt sich die Methode City- Bound in den USA und findet nur wenig später weitere Umsetzungsgruppen in Großbritannien, die diese Methode den Namen „City- Challenge“ geben. Diese Form der Erlebnispädagogik stellt eine urbane Version des Outward- Bounds Konzepts dar, welche noch mit den Hahnschen Zielsetzungen vollkommen kompatibel ist. Die z.T. denaturalisierten Prozesse stellen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor hohe Anforderungen, weil sie die bewegungsorientierten Elemente der Outward- Bound- Prozesse von der Natur in die Stadt bringen (vgl. Crowther 2005, S. 16). Die Ursache für diese tief greifende Transformation in den urbanen Raum ist das Problem der Transferierung von Erfahrungen, von kognitiv schwachen Menschen, aus Outward- Bound- Prozessen, bzw. aus dem „experiental learning“ (vgl. Eichinger 1995, S. 20). Outward- Bound wird in die Stadt transportiert, um einen leichteren Transfer zu ermöglichen und ohne die Methoden aufzugeben. Der Prozess der City- Challenge ist auf den Heranwachsenden in der Stadt zugeschnitten, weil dieser direkt in ihrer Lebenswelt stattfindet. Die Stadt wird als Medium benutzt und ist gleichzeitig auch Lerninhalt. Die Probleme der Teilnehmerinnen und Teilnehmer finden in diesem Umfeld statt, dem zu Folge kann der Transfer direkt angewendet werden (vgl. Eichinger 1995, S. 20/ Crowther 2005, S. 16/ Gierer 1995, S. 198). Anfang der 1990er Jahre entsteht eine neue „Generation“ der Methode City- Bound. Die Probleme der Jugendlichen werden im Laufe Zeit eher wachsen und komplexer, als das sie gelöst werden. Die Jugendhilfe sucht eine neue Form der Pädagogik, welche sich speziell mit den Problemen von Jugendlichen in der Gegenwart auseinander setzt. Es entsteht eine neue Konzept- und Zielgruppenerweiterung bei der viel systemischer an der individuellen Persönlichkeitsentwicklung und dem Sozialverhalten gearbeitet wird als in den klassischen Outward- Bound- Prozessen (vgl. Crowther, S. 16f.). Es gibt statt sportlicher Aufgaben eher eine Konfrontation mit räumlichen, politischen, sozialen und infrastrukturellen Kontexten. Ungeachtet dieser Transformation steht als primäres Ziel weiter das Lernen durch Erleben (vgl. Eichinger 1995, S. 20). Allerdings drückt das nicht aus, dass Grundelemente des Outward- Bounds vollständig wegfallen. Je nach Ausbildung und Ort werden immer wieder sportliche Elemente mit in City- Bound- Prozesse eingebaut, wie z.B. Klettern oder Kajak fahren in der Großstadt (vgl. Crowther 2005, S. 17). Zurzeit bewegt sich die Methode City- Bound in Richtung einer neuer „Generation“, d.h. es findet eine Spezialisierung statt. Dies bezieht sich zum einen auf das Experimentieren mit unterschiedlichen Konzepten in verschiedenen Lernkontexten, wie z.B. Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Therapien. Zum anderen findet eine Berufsfeldorientierung statt (vgl. ebd., S.17).


Methoden von City Bound

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City Bound arbeitet mit verschiedenen Ansätzen. Zum einen werden differenzierte Ebenen des Lernens mit einbezogen. Diese sind: - das Handlungsorientiertes Erfahrungslernen - das Lernen an eigenen Grenzen - das Lernen auf 3 Ebenen: dies sind die intrapersonale Ebene, die Gruppenebene und die gesellschaftliche Ebene. - Aktion und Reflexion Zum anderen setzt sich City Bound aus verschiedenen Ansätzen zusammen. Diese sind: - Outward Bound - Rollenspiele - Spontanes Theater - Rallyes - Konstruierte Wirklichkeiten


Ziele von City Bound

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Die Stadt entwickelt bei City- Bound- Prozessen zu einem Lernraum, der viele Chancen zum Lernen ermöglicht. Das primäre Ziel ist es, wie bei Outward- Bound- Prozessen, das Lernen durch Erleben ermöglichen und damit unterschiedliche Lernprozesse positiv zu stimulieren. Die sekundären Ziele der Methode sind die individuellen Lernmöglichkeiten, die gruppenbezogenen Lernmöglichkeiten, Lernfelder bezüglich des Lebensraums Stadt und Lernfelder bezüglich der Kooperation von Einrichtungen (vgl. Deubzer/ Feige 2004, S. 15f./ Eichinger 1995, S. 20). Diese sekundären Ziele sollen geschaffen und gefördert werden. Sie teilen sich weiter auf in spezielle Potenziale:

Individuelle Möglichkeiten:  „Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit einüben  Verantwortung übernehmen und abgeben  Sich auf unbekannte Situationen einlassen, eigene Grenzen austesten  Bewusstmachung von Fähigkeiten, Stärken und Schwächen  Trainieren von kommunikativen, emphatischen und kreativen Fähigkeiten  Toleranzvermögen  Umgang mit Misserfolgen  Handlungskompetenzen erweitern und Selbstsicherheit erlangen  Berufsqualifizierung und Weiterbildung [Gewinnung realistischer Zukunftsvorstellungen]  Vorurteile abbauen [Abbau von festgefahrenen und rigiden Gewohnheiten und Einstellungen] ...“ (Deubzer/ Feige 2004, S.15)  „Ausdauer und Engagement“ (Kaiser 2005)

Lernmöglichkeiten für die Gruppe:  „Soziale Interaktion in der Gruppe  Teamfähigkeit  Konfliktfähigkeit  Arbeitsteilung, „gemeinsam sind wir effektiver“  Auseinandersetzung mit Vorurteilen, Klischees, starren Rollenbildern  „Learning by doing“, praktische Unterrichtsergänzung  Orientierung in der Stadt ...“ (Deubzer/ Feige 2004, S.15)

Lernfelder bezüglich des Lebensraums Stadt:  „Selbständige Orientierung (z.B. Stadtplan)  Aneignung der Infrastruktur  Die Stadt neu erleben und erobern  Vielfältigkeit der Stadt entdecken  Eigenen Gestaltungsraum in der Stadt entdecken  Mitverantwortung erkennen ...“ (Deubzer/ Feige 2004, S.16)

Lernfelder bezüglich der Kooperation von Einrichtungen  „Synergie- Effekte nutzen  Arbeitsteilung  Transparenz von Strukturen ...“ (Deubzer/ Feige 2004, S.16)

Diese Zielpotenziale machen deutlich, dass City- Bound- Prozesse sehr dicht an den Entwicklungsaufgaben nach Havighurst arbeiten. Es wird deutlich, dass sich viele Zielpotenziale den Entwicklungsaufgaben von Jugendlichen gleichen. Dabei versucht die Methode City- Bound die Jugendlichen zu unterstützen, dass sie ihre spezifischen Aufgaben erkennen und diese in einem sicheren Umgang auf „spielerische“ Herangehensweise bearbeiten, bzw. Handlungsalternativen für sich entdecken. Sozialisationsbedingungen können durch eine solche Unterstützung positiv bereichert werden und die Förderung von zwischenmenschlichen Kompetenzen kann zu einer verbesserten Ausgangssituation für neue Beziehungen im Privaten und in Institutionen führen.


Crowther, Christina: „City Bound, Erlebnispädagogische Aktivitäten in der Stadt“, Ernst Reinhardt Verlag, München, 2005

Deubzer, Barbara/Feige, Karin: Praxishandbuch City Bound, Erlebnisorientiertes soziales Lernen in der Stadt, ZIEL Verlag, Augsburg, 2004

Eichinger, Wolfgang: Erlebnispädagogik in der Stadt, Verlag Dr. Jürgen Sandmann, Alling, 1995

Stüdemann, Marian: Die Methode City Bound im Fokus der Kommunikationsoptimierung, unveröffentlicht