Anmerkung: Die Kriterien habe ich anläßlich einer SW-Jurykandidatur 2012 formuliert. Da sie so nach wie vor zutreffen, habe ich sie unverändert übernommen. --Richard Zietz 04:04, 17. Aug. 2016 (CEST)

Als Allererstes an der Stelle Ermutigung an alle, die als Artikelautoren teilnehmen. Unabhängig von den späteren Platzierungen (gewinnen kann leider immer nur einer oder eine ;-) zeigen die eingereichten Beiträge das Interesse der Autoren und Autorinnen an hochwertigen enzyklopädischen Artikeln – insbesondere auch ein gewisses Herzblut für die Themen, die sie bearbeiten. Im folgenden die Kriterien, die ich bei meinen „Best Of“-Favoriten zugrundelege:

  • Neutrale, sachbezogene Darstellung. Für einen lexikalischen Artikel ist die sachliche Form der Darstellung essentiell, sonst verliert er draußen beim Publikum an „Credit“. Im Großen und Ganzen orientiere ich mich in dem Punkt an den Grundprinzipien von Wikipedia, vor allem dem Neutral Point of View. Begeisterung fürs Thema und, in dosierten Maßen, Symphatie für beschriebene Epigonen oder Ereignisse darf durchaus zu erkennen sein. Ebenso auch das Gegenteil: Massenmörder und Diktatoren wie beispielsweise der da müssen nicht zwanghaft als Reinkarnation von Mutter Theresa hingestellt werden. Wichtig ist mir bei allem Engagement eine differenzierte Darstellung und (ich glaube, das hatten wir schon) Objektivität.
  • Lesbarkeit und allgemeine Verständlichkeit. Letzten Endes sind auch die SW-Artikel für die Leser da draußen. Dies bedeutet, daß ein Artikel möglichst allgemeinverständlich geschrieben sein sollte. Sicher ist das nicht bei allen Themen möglich. Allerdings: Fachchinesisch um des Fachchinesisch willens kommt bei mir generell schlecht an. Ich lese Artikel zunächst einmal als thematisch Interessierter. Fragen hier: Klingt das stimmig? Hat die Darstellung, der Aufbau eine für mich nachvollziehbare Stringenz? Gekünstelt auf Interessant gemacht braucht ein Beitrag für mich nicht sein: Letzten Endes schreiben wir zusammengefasste, geraffte Darstellungen und keine Romane.
  • Bedarfsorientiertheit. (Special Point I): Über die Bedeutung eines Themas kann man immer streiten. Dem einen ist Band XYZ der Mittelpunkt, um den sich alles dreht, die andere hält nur große, wichtige Ereignisse für Lemma-tauglich. Persönlich bin ich der Meinung, daß ein Thema im SW zumindest ein kleines bißchen mit der Nachfrage unserer lieben Leser zu tun haben sollte. Enzyklopädische Lücken, die sich schießen, haben demzufolge bei mir einen Sympathiebonus.
  • Artikellänge. (Special Point II): Meiner Meinung nach hat sich der Schreibwettbewerb nun mal als Wettbewerb für die „Spielfilmliga“ herauskristallisiert. „Kurzfilme“ sind grundsätzlich natürlich möglich. Die Lage ist allerdings die, daß sie innerhalb des Wettbewerbs mit vielen „Spielfilmlängen“ konkurrieren müssen. Grundsätzlich bin ich der Ansicht, daß die Länge eines Beitrags in einem angemessenen Verhältnis zur Bedeutung seines Gegenstands stehen sollte (vertrete hier also eine „klassisch“ enzyklopädische Sichtweise). Da dies hier teilweise anders gesehen und gehandhabt wird, bin ich mir noch nicht klar, ob und in welcher Weise ich diesen Punkt in meine Bewertung mit einfließen lasse. Was m. E. jedoch schlecht geht, sind, als Beispiel, schlappe 5000 Zeichen für ein Grossereignis wie den Zweiten Weltkrieg und 100.000 Zeichen für die, so toll sie auch sein mag, Baumschulenzweigstelle XY in Niederbaumgarten.
  • Bebilderung. Ob ihr Bilder streng als „Beweisstücke“ verwendet für im Text vorhandene Inhalte oder eine stärker assoziativ vorgehende Bebilderung bevorzugt, die auch Wert auf die Optik legt, bleibt euch überlassen. Allgemeines Kriterium hier: Wo möglich, keine Textwüste. Da eine gute, ansprechende und angemessene Bebilderung wesentlich ist dafür, wie ein Artikel am Ende „rüberkommt“ (siehe Punkt Lesbarkeit und allgemeine Verständlichkeit), sind Beiträge mit einer ansprechenden „Allgemeinoptik“ bei mir klar im Vorteil.
  • Sonstige formale Regeln. Das m. M. n. inkonsistente, ausufernde, zur Unübersichtlichkeit tendierende Regelwerk (insbesondere die Anforderungen an lesenswerte und exzellente Artikel] werde ich lediglich in sehr lockerer Form zugrundelegen. Nichtsdestotrotz gibt es ein paar Grundanforderungen, die sinnvoll, zum Teil (wegen der Nachvollziehbarkeit von Inhalten) sogar fast zwingend sind. Neben einer nachvollziehbaren, nicht allzu feingliedrigen Artikelstruktur und einer angemessenen Bebilderung sind dies vor allem Quellenangaben (siehe auch eigener Punkt)
  • Klar nachvollziehbare, nicht unnötig komplizierte oder unübersichtliche Artikelstruktur. Wichtiges Kriterium, fließt in die Wertung wesentlich mit ein. Konkret gemeint ist, daß Artikelaufbau und formale Gliederung dem Leser und der Leserin ein eindeutig nachvollziehbares Gerüst an die Hand geben sollten. Eine zu hohe Feingliedrigkeit (Zwischenüberschriften dritter, vierter Ordnung usw.) ist in den meisten Fällen kontraproduktiv. Wird die Feingliedrigkeit nicht als Gliederungsmerkmal durchgehalten (Beispiel: Hauptüberschrift, kurzer Absatz danach, nächste Hauptüberschrift, nächste Zwischenüberschrift zweiter Ordnung, langer Absatz, ZÜ dritter Ordnung, Tabelle, Bildergalerie, …), ist die Verwirrung meist komplett. In der Frage, wie lang Absätze sein sollten/dürfen, bin ich, weil dies sowieso stark unterschiedlich gehandhabt wird, agnostisch. Ein einheitlicher Stil sollte dabei jedoch erkennbar sein. Ein-Satz-Absätze können in begründeten Fällen ebenfalls angebracht sein. Als Regelfall tragen sie jedoch stark dazu bei, einen Artikel zu zerfasern. Empfehlung von meiner Seite: „Shorties“ maßvoll dosieren.
  • Faktenstimmigkeit. Als allererstes sollten die Informationen in Artikeln natürlich faktisch stimmen. Keine Frage – Fehlerteufel kommen bei den Besten vor (dafür gibts u. a. das Review sowie die lieben Kollegen ;-). Letzten Endes kann und will ich nicht jeden Fakt nachchecken. Allerdings: Wenn mir ein Sachverhalt „spanisch“ vorkommen sollte, geh ich der Sache nach. Enthält die finale Artikelversion essentielle Sach-Patzer, dann wirds auch bei mir heißen: „Sorry, war gut gemeint, aber… .“
  • Quellenangaben und Nachweise. Wie ihrs konkret handhabt, bleibt euch überlassen. Mit journalistischen Quellen und Internetquellen (sofern sie valide und seriös sind) habe ich keinerlei Probleme. Die Bequellung sollte in meinen Augen angemessen sein. Quellenverweise als Selbstzweck (eine m. M. n. oft anzutreffende, leider von gropßen Teilen der Community unterstützte Unsitte) stören m. E. stark die Lesbarkeit eines Beitrags. Mit drei Belegen Allgemeinbekanntes nachzuweisen (z. B., daß der Zweite Weltkrieg 1945 zu Ende ging), ist klarer Overkill. Ansonsten guck ich mir die Struktur von Nachweisen und Zusatzinfos (Literatur, Weblinks usw.) an. Ist die stringent und nachvollziehbar, hat der Autor oder die Autorin unabhängig von der Anzahl der Einzelnachweise einen Stein bei mir im Brett.
  • Einordnung eines Themas in seinen allgemeinen Kontext. Da in der Sektion auch Beiträge zu militärischen Themen aufschlagen werden: Ich persönlich schätze einige Historiker aus dem Bereich sehr (u. a. Anthony Beevor und John Keegan). Mit der Beschreibung von militärischen Operationen oder auch technischem Equipment habe ich demzufolge keinerlei Schwierigkeiten. Neben dem „Wie“ ist mir jedoch stets auch das „Warum“ wichtig. Also nicht nur: Am Schluß lagen 2000 am Boden. Sondern auch: Warum, zu welchem Zweck mußten sie sterben? Dasselbe gilt ebenso natürlich für alle anderen Themenbereiche: Mit einem Artikel zu einer Kirche, die 1215 gebaut wurde, kann ich als Leser mehr anfangen, wenn der Beitrag ein paar Basic-Infos enthält zu den zivilisatorischen Errungenschaften im Hochmittelalter, und aus welchen Gründen die genau zu dem Zeitpunkt stattfanden. Mit anderen Worten: Tunnelblick vermeiden; fragen: Warum eigentlich hat mein Thema die und die Bedeutung, und wie wird es allgemein eingeordnet?
  • Sonstige allgemeine Kriterien. Keine. Das heißt: Mir ist klar, daß ihr unterschiedlich schreibt, unterschiedliche Herangehensweisen an ein Thema habt usw.. Entscheidend ist letztendlich das Endergebnis: ein guter, fundierter und (vielleicht) mit Freude zu lesender Enzyklopädieartikel. --Richard Zietz 13:14, 9. Aug. 2012 (CEST)