Die Memetik oder Relativität in der Theologie, hier als theologische Evolution bezeichnet, bezieht sich auf die entwickelnde Religionsausübung und ihrer Lehre über (einen absoluten) Gott, der durch die Variation und Auslese der theologischen Theorien allmählich, aber nie vollständig, begreifbar wird, a priori unveränderlich ist und das unendliche Glück und die unendliche Liebe beinhaltet. Modellhaft sei er so als Same (männlich) und/oder Eizelle (weiblich) des Universums denkbar.

Offenbarungen nur absolut oder auch geschichtlich

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Im Rahmen religionsgeschichtlicher Auswertungen beinhalten "Offenbarungen" oder theologische Texte neben ihrem metaphysischen Charakter auch persönliche oder zeitlich bedingte Assagen und Elemente, wie zum Beispiel die Definitionen von Krankheiten und Verhaltensregeln im Buch Levitikus der Bibel zum Aussatz und der "Behandlung" desselben, die aktuell medizinisch überholt sind. Die hier gewählte Definition betrifft somit die entwicklung der Gottesvorstellung und insbesondere die Entwicklung der Religionsausübung, wobei absolute Aussagen einer Religionsschrift, wie z.B. der Bibel durch Fortschritte wissenschaftlicher Erkenntnisse relativiert werden können.

Magisches Denken und Entwicklung der Religionsausübung

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In der Entwicklung des Glaubens oder der Religionen standen am Anfang magische Vorstellungen von den Wirkungen einer geistigen Kraft (Gottes oder der Götter) auf die Ereignisse der Natur. Man versuchte, das Verhalten dieser geistigen Kraft durch Wohlverhalten oder Opfer zu beeinflussen, auch wenn es sich tatsächlich um Folgen physikalischer oder biologischer Phänomene, z.B. das Wetter oder Erkrankungen mit heute bekannter Unrsache, handelte. Im Verlauf der menschlichen Entwicklung wurden diese Vorstellungen dann durch das zunehmende Verständnis von der Natur bereinigt, so dass es zu einer Selektion der hiermit kompatiblen theologischen Ansätze/Aussagen gekommen ist oder noch kommen kann. Auch die (religiöse) Entwicklung von Kindern lässt diesen Übergang von Anfangs magischem Denken zu rationalen Ansätzen erkennen. So ist magisches Denken in der Kindheit noch normal, während es im Erwachsenenalter im Rahmen einer Psychose vorkommen und zu irrationalem Handeln mit Selbst- oder Fremdgefährdung führen kann.

Entwicklung der Gottesvorstellung

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Die hier geschilderte Hypothese über die Entwicklung der Religionsausübung betrifft auch den Wandel zu der in den großen Religionen bekannten Vorstellung von einem gütigen und väterlichen Gott, wie dies das Gebet der christlichen Religionen anzeigt (Our Father/Vater unser). Auch in östlichen Religionen ist dieser Prozess erkennbar. So sucht der Dalai Lama ausdrücklich den Dialog namentlich mit Neurowissenschaftlern, um die buddhistischen Vorstellungen von den Strukturen des Bewusstseins auf den Stand der Zeit zu bringen.

Analogie zur Evolution

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Es ergibt sich eine Analogie zur biologischen Evolution im Sinne der Memetik, wobei den "Replikatoren" Glaubensschriften, Propheten oder Glaubensführer entsprechen können, die zu einer Variation oder Ergänzung einer theologischen Botschaft führen, z. B

-teilweise durch die Botschaften im neuen Testament, die sich auf das alte Testament beziehen und hierzu Ergänzendes ausführen,

-im Buch Jona, das einen Wandel des zürnenden und Strafe androhenden alttestamentarischen Gottes der Genesis zu einem verzeihenden Gott anzeigt, als Ninive Buße tut. Wenn man dieses Buch oder insbesondere das neue Testament mit dem früher entstandenen Buch Samuel vergleicht, in dem ein Genozid an dem Volk Amalek (Feinde Israels) durch Samuel im Auftrage Gottes gefordert wird, zeigt dies umsomehr die Wendung im Buch Jona oder noch deutlicher im neuen Testament, wo Jesus seine Anhänger bittet: "Liebet eure Feinde."

Dieser Wandel ist in der Theologie bekannt, wobei es hierzu 2 Interpretationen gibt:

-a) Gott habe sich gewandelt und die Bibel mit Ihren Offenbarungen ist absolut, was als "spirituelles Wachstum bei Gott" bezeichnet wird (z.B. bei Jack Miles, Jesus, dtv 2001, S. 141, original: "Christ, a Crisis in the life of god" 2001):

"Wie kam es dazu, dass der göttliche Krieger schließlich Pazifismus predigte? Die christliche Theologie neigte dazu, diesen Wandel als spirituelles Wachstum bei Gott zu deuten, auch wenn sie Worte wie "spirituelles Wachstum" nur selten benutzt hat. ... Dann bleiben nur zwei Möglichkeiten: entweder Atheismus oder eine ansonsten undenkbare radikale Revision im Verständniss Gottes",

-b) das Verständnis von Gott hat sich gewandelt und ist Gott absolut.


Je nach dem, welches Bezugssystem man als absolut annehmen mag,

a) z.B. die religiöse Schriftensammlung Bibel, b) Gott selbst,

ergibt sich die hieraus folgende relative Interpretation.

Die Vorstellung eines absoluten transzendenten Gottes ist kompatibel zum jüdischen, christlichen und insbesondere islamischen Glauben, so dass diesem Bezugssystem der Vorrang gegeben wird. Die unterschiedlichen Religionen bzw. Glaubensrichtungen können als Variationen des monotheistischen Glaubens interpretiert werden. Die Konsequenzen hieraus sind in einer aufgeklärten Welt daher Religionsfreiheit und Brüderlichkeit. Ziel der Evolution zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist Artenvielfalt mit optimal angepassten sich gegenseitig symbiotisch erhaltenden Arten. Dies unterscheidet sich deutlich vom Evolutionismus und seinen Missverständnissen. Wer seine eigene Religion oder seinen Atheismus als höherentwickelt gegenüber anderen friedlichen "Religionen/Weltanschauungen" ansieht und mit Gewalt durchsetzen will, geht somit in die Falle des Evolutionismus, der in seiner missverständlichen Auslegung zumindest teilweise zum geistigen Überbau rassistischer Ideologien beigetragen hat (Maßnahmen zur Entwicklung und zum Erhalt einer höheren Rasse usw.).

Textebeispiele als Variationen religiöser Vorstellungen

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Apologie der Eva

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Variation der Genesis, 08/2005, freies Wikipedia Exemplar:


"Als Eva von dem verbotenen Baum gegessen hatte erkannte sie Gott, Adam und das Universum. Ihre Liebe zu Adam war größer als die Angst vor der Vertreibung. Sie gab Adam von ihrer Frucht und verließ das Paradies um das Universum zu entdecken. Die übrigen Früchte hat sie am verbotenen Baum für Gott und das Paradies gelassen. Adam hat die übrigen Früchte am Baum gelassen und ist Eva und der gemeinsamen Frucht gefolgt. Gott hat sie nicht vergessen und stets begleitet."

Die Variation versucht die theologische Relativität an einem Bespiel auszudrücken. "Gott" bleibt hierbei der Absolute und damit unveränderlich Gute, während sich die Evolution und die Relativität lediglich auf das Gottesverständnis beziehen.

Der Begriff "Evolution der Gottesvorstellung" wurde am 19.09.2005 in einem Wikipedia-Artikel verwendet. Die Variation des Eva Gedichtes (Apologie der Eva) ist ein Beispiel in Analogie zur mündlichen Weitergabe von Mythen.

[[1]] Variation: [[2]] [[3]] [[4]]


Siehe hierzu auch den ausführlicheren Artikel zur theistischen Evolution, der sich jedoch spezieller auf christliches bzw. katholisches Gedankengut bezieht sowie zur Evolution und der Analogie zu Kettenbriefen.

Theologische Relativität

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Variation der Genesis and Apokalypse, 12/2003, freies Wikipedia Exemplar:


0) Gott und die Welt entstanden nicht gleichzeitig (Nullhypothese) Gott und die Welt entstanden gleichzeitig (Hypothese).

1) Gott der Erde bzw. der alten Welt ist nicht vollkommen.

2) Er ist vollkommener als die Lebewesen die er geschaffen hat und die sich durch Evolution ständig weiter entwickeln.

3) Wenn ein Lebewesen stirbt, geht seine Seele zu Gott.

4) Wenn Gott eines anderen Planeten oder Sonnensystems ein Lebewesen nach seinem Abbild erschafft, wird er zu Gott und als solcher angebetet.

5) Wenn die Erde/Sonne stirbt, stirbt auch der Gott der Erde/Sonne und seine Seelen gehen zu Gott der der Sonnensysteme. Gleiches gilt auch für Gott anderer Planeten/Sonnensysteme.

6) Wenn alle Sonnensysteme gestorben sind, geht Gottes Geist zu Gott der Galaxien.

7) Wenn alle Galaxien gestorben sind, ist Gott der Galaxien/gesamten Welt vollkommen.

8) Materie und Geist/Spirit/Gott entstanden gleichzeitig beim Urknall.

9) Materie und Geist/Gott werden immer größer und vollkommener (Evolution der Materie, der Lebewesen und Gottes).

10) Alles könnte zyklisch sein (everything swings). Daher könnte sich das Weltall nach einer maximalen Ausdehnung wieder verkleinern, allerdings nur bis zu einem Minimalwert, ab dem es sich wieder ausdehnt. Vor dem Ende der Welt verhandelt diese mit Gott über das Schicksal des Universums, da bei Vernichtung der Welt/aller Galaxien auch Gott vernichtet werden könnte. Dies weiß nur Gott allein, da nur er allwissend ist. Er könnte sich hiernach zwischen einer Vernichtung des Weltalls durch Implosion bzw. einen Big Crunch oder einen Big Rip und einem fortdauernden schwingenden Prozess entscheiden.


Weitere Beispiele erwünscht.