Benutzer:Verifizierer/Marineattaché für die nordischen Reiche

Der Marineattaché für die nordischen Reiche war eine diplomatische Einrichtung der Kaiserlichen Marine und Reichsmarine. Über das Bestehen dieser Aufgabe hinweg, war der Marineattaché für unterschiedliche Länder in der nordischen Region verantwortlich. Hierzu zählen Russland, Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland.

Geschichte

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Anfang April 1886 trat der Kapitän zur See Rudolf von Rössing (1846–1934) mit der Bezeichnung Marine-Bevollmächtigter für die nordischen Reiche den Dienst an. Der Dienstsitz war Sankt Petersburg.[1] Er war für Russland (bis 31. August 1914), Schweden und Dänemark verantwortlich. Nach der Trennung Norwegens von Schweden, gehörte Norwegen ab 1905 auch zum Verantwortungsgebiet des Marine-Bevollmächtigten.

Am 15. Mai 1888 folgte auf von Rössing Kapitänleutnant Wulf von Plessen (1854–1924),[1] welcher als erster dem von Kaiser Friedrich III. eingeführten Bezeichnung Marineattaché für die nordischen Reiche führte. Ab 10. September 1908 war die Bezeichnung Militärbevollmächtigter.[1]

Der Abbruch der Beziehungen zwischen Deutschland und Russland erfolgte mit dem Zeitpunkt der Kriegserklärung 1914. Von da an war der Marineattaché nur noch für Dänemark, Norwegen und Schweden verantwortlich. Der Dienstsitz wechselte von Sankt Petersburg nach Stockholm. Während des Ersten Weltkrieges führte er die Bezeichnung Marineattaché für Kristiania (Norwegen) und Marineattaché in Kopenhagen (Dänemark). Am 11. April 1918 wurde die Stelle des Beauftragten für die Nordischen Reiche aufgehoben und ab da an führte er die Bezeichnung Marineattaché Stockholm. Ab Februar 1919 war Korvettenkapitän Alexander von Senarclens-Grancy, vormals Marineattaché Griechenland, als Marineattaché Schweden eingesetzt. Der Einsatz war für den skandinavischen Raum bestimmt. Am 24. August 1919 wurde er als Marineattaché für die Nordischen Reiche, mit Zuständigkeit auch für Dänemark notifiziert. Ab 28. Oktober 1919 wurde die Bezeichnung Marineattaché Nordisches Reich wieder eingeführt. Mit Bildung des finnischen Staates wurde zwischen Deutschland und Finnland auch der Einsatz eines Marineattachés ab 1919 vereinbart.

Am 31. März 1920 wurden die Attachéstellen für den Bereich des Nordischen Reiches aufgehoben.

Zugeordnete Länder

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Russland

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Marineattaché des russischen Reiches war:

  • 1869 bis 1887: Oberst Bernhard von Werder, wechselte bis 1901 in das Amt des deutschen Botschafters am russischen Zarenhof.
  • 5. April 1886 bis 1. Juni 1888 (als Militärbevollmächtigter): Kapitän zur See See Rudolf von Rössing, auch Marine-Bevollmächtigter

Ab 1. Juni 1888 wurde die Stelle des Marineattachés für Russland durch den neu eingerichteten Marineattaché für die nordischen Reiche wahrgenommen. Zusätzlich kam für die Kontrolle des Seebereiches im Bereich des Schwarzen Meeres ab 1899 bis 1908 Kurt Hentschel von Gilgenheimb (1877–1918) am deutschen Konsulat in Odessa zum Einsatz.

Bis Ende Juli 1914 war Reinhold von Fischer-Loßainen als Marineattaché für die nordischen Reiche eingesetzt und mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August 1914 wurde die Attachéstelle im Russischen Reich hinfällig. Der Einsatzort der Marineattachés wurde nach Stockholm verlegt.

Das Zarenreich hörte 1917 auf zu bestehen. Für den Zeitraum nach 1917 siehe Militärattachés in der Sowjetunion und Liste der Marineattachés in der Sowjetunion.

Dänemark

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Während des Ersten Weltkrieges war in Kopenhagen ein eigener Marineattaché unter der Bezeichnung Marineattaché für Kopenhagen ernannt worden.

Von Mai 1918 bis Kriegsende war als Hilfsarbeiter des Marineattachés Oberleutnant zur See Joachim von Lyncker (* 1889) in Kopenhagen tätig, welche ab Februar 1915 in Dänemark interniert war.[2]

  • bis April 1918: Kapitän zur See Reinhold von Fischer-Loßainen, ehemaliger Marineattaché für die nordischen Reiche und zeitgleich Marineattaché Norwegen (bis 1915) und Marineattaché Schweden (bis 1918).
  • 11. April 1918 bis 23. August 1919: Korvettenkapitän/Fregattenkapitän Wulf von Plessen, ehemaliger Marineattaché für die nordischen Reiche und Marineattaché Italien.
  • ab August 1919: Alexander von Senarclens-Grancy, zugleich Marineattaché für die nordischen Reiche

Im März 1920 wurde die Stelle durch das Auswärtige Amt zurückgezogen.

  • Einsatz nach 1920: Kapitänleutnant Wilhelm Bartling (* 1871). Sein Einsatz wurde zur Abdeckung als „Bevollmächtigter des Admiralstabes der Marine für Dänemark“ deklariert.
  • 27. September 1933 bis 10. Oktober 1939: Fregattenkapitän Werner Steffan mit Sitz in Stockholm, zugleich Marineattaché Norwegen und Schweden, anschließend nur noch Marineattaché Schweden.
  • Oktober 1939 bis Januar 1943: Kapitän zur See Hans Henning, nebenamtlich von April 1940 bis Juni 1942 Chef des Stabes des Marinebefehlshabers Dänemark und anschließend bis Kriegsende Marineattaché Portugal.[3]

Mit der deutschen Besetzung Dänemarks im April 1940 wurde die Stelle je hälftig dem Stab der Besatzungsstreitkräfte und dem Stab des Reichsbeauftragten für das besetzte Dänemark zugeteilt.

Von Oktober 1915 bis Kriegsende war Korvettenkapitän Hans Hilmers (* 1877) Marineattaché in Kristiania.[4]

Marineattaché für die nordischen Reiche

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  • 15. Mai 1888 bis 3. Februar 1891: Kapitänleutnant Wulf von Plessen, späterer Marineattaché Italiens und Dänemarks.
  • 1. Januar 1892 bis 20. September 1898: Kapitänleutnant/Korvettenkapitän Eugen Kalau vom Hofe
  • 1. Oktober 1898 bis 14. Juni 1903: Korvettenkapitän/Kapitän zur See Malte von Schimmelmann
  • 15. Juni 1903 bis 9. September 1908: Korvettenkapitän/Kapitän zur See Paul von Hintze
  • 1. Oktober 1908 bis 30. September 1912: Korvettenkapitän/Kapitän zur See Walter Freiherr von Keyserlingk
  • 1. Oktober 1912 bis 24. April 1913: Kapitän zur See Karl zu Ysenburg-Büdingen (1875–1941)
  • 25. April 1913 bis 30. Juli 1914: Kapitän zur See Reinhold von Fischer-Loßainen
  • unbesetzt
  • Oktober 1919 bis März 1920: Korvettenkapitän/Fregattenkapitän Alexander von Senarclens-Grancy

Einzelnachweise

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  1. a b c Klaus-Volker Giessler: Die Institution des Marineattachés im Kaiserreich. Band 21-22. Boldt, 1976, ISBN 978-3-7646-1626-7, S. 312.
  2. Marine-Offizier-Verband (Hrsg.), Albert Stoelzel: Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine. 1914–18. Thormann & Goetsch, Berlin 1930, S. 323.
  3. Walter Lohmann, Hans H. Hildebrand: Die deutsche Kriegsmarine, 1939-1945: Gliederung, Einsatz, Stellenbesetzung. Band 3. Podzun, 1956, S. 127.
  4. Marine-Offizier-Verband (Hrsg.), Albert Stoelzel: Ehrenrangliste der Kaiserlich Deutschen Marine. 1914–18. Thormann & Goetsch, Berlin 1930, S. 591.