Waade Bearbeiten

Der Kammerjäger, ein deutscher Kriegsgefangener, der dort schon seit geraumer Zeit seines Amtes waltete, war gesprächig und gewährte uns bereitwillig Einblick in Struktur und Organisation dieses Mikrokosmos. Aus seinen Darstellungen ergab sich das Bild eines Gefangenenstaates mit einem Diktator, dem Pan Natczelnik, an der Spitze, von den Lagerinsasseb "Duch" genannt, was soviel wie Gespenst bedeutete. Hinter ihm stad der Pan Kierownik (Leiter), dann ein politischer Leiter; dann wiederholte sich die ganze Gradation in weiblicher Abwandlung. Mit einem Wort: eine ganze Aufpasser und Quälerhierarchie, denen die Blockwarte und Stubenältesten unterstanden, und das waren bereits Deutsche. (Waade 16f)

Gesundheitsmaßnahme oder Schikane: 2 St. Morgenspaziergänge 36f, 47f

Während die Wochentage farblos und eintönig dahingingen, war der Sonntag Besuchstag, und acht Tage später wurden die eingegangenen Päckchen verteilt. Der Glückliche, dem am Besuchstag das Wiedersehen mit einem geliebten Menschen beschieden war, wurde dann an den Stacheldraht gerufen und durfte sich mit dem jenseits der Umzäunung befindlichen Gast fünf Minuten lang unter Aufsicht des Postens unterhalten, natürlich in polnischer Sprache. (75, (88))

Aus Sicht der meisten Polen hatten sich vor allem auch die Deutschen der ehemaligen polnischen Republik in die Schuld der nationalsozialistischen Reichsführung verstricken lassen; und die Tatsache, daß sie infolge ihrer polnischen Sprachkenntnisse zur deutschen Verwaltung herangezogen wurden, wenn auch nur in untergeordneten Stellen, machte sie als "Staatsverräter und fünfte Kolonne" noch mehr verhaßt. (103)

Lager Sikawa Bearbeiten