Benutzer:Ulrich Jost/Radioaktive Belastung von Pilzen

Die Radioaktive Belastung von Pilzen ist ....

Einführung

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Heutzutage ist eine hohe Anzahl der Pilze in Ost- und Mitteleuropa radioaktiv kontaminiert. Der wohl ausschlaggebendste Grund ist der Reaktorunfall, genannt „Fallout“, 1986 in Tschernobyl und der daraus resultierende „Washout“. Dabei hat das in großen Mengen freigewordene Radionuklid Caesium-137 am meisten Auswirkung, da es nur langsam zerfällt und deswegen länger in der Umwelt verbleibt[1].

Seit den atmosphärischen Atomtests in den 50er und 60er Jahren ist bekannt, dass Pilze im Verhältnis zu anderen Organismen besonders viele radioaktive Stoffe anreichern[2].

Immer wieder greifen regionale Zeitungen die Thematik um „radioaktive“ Pilze auf. Der Grund ist, dass viele Speisepilzarten auch in der Bundesrepublik Deutschland noch immer von verschiedenen radioaktiven Substanzen teilweise massiv belastet sind[3].

Der Grenzwert für die BRD und EU

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Aufgrund der Folgen des Reaktorunfalls, gilt in der Bundesrepublik Deutschland und der restlichen Europäischen Union ein Grenzwert für die Belastung von Nahrungsmitteln. Bei Pilzen handelt es sich dabei um 600 Becquerel pro Kilogramm für Caesium-137. Seit 2003 ist der Wert bis 2020 auch für heimische Waldpilze festgelegt. Pilze deren Belastung über diesem Wert liegen, dürfen also nicht in den Handel gebracht werden. Für den Eigenverzehr gilt diese Obergrenze nicht[4].

Belastung nachweisen

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Jeder Bürger in Deutschland hat die Möglichkeit eine Pilzprobe von mindestens 250 g an das Umweltinstitut München e.V. zu schicken und dort messen zu lassen. Auf alle Daten und Werte hat jeder auf der Homepage, in Form einer interaktiven Karte, Zugriff[5].

Die Unterschiede der radioaktiven Belastung

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Es existieren verschieden Gründe für die Unterschiede bei der Menge der aufgenommenen Radionuklide.

Geografischer Standort des Pilzes

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Wächst der Pilz in einem Gebiet, welches viel radionuklidverseuchten Niederschlag durch die Katastrophe in Tschernobyl ausgesetzt war, so ist die Kontamination in der Regel größer. Ein passendes Beispiel dafür ist Oberbayern, indem die Belastung ungefähr um den Faktor 10 höher war als im Vergleich zum Durchschnitt in Europa [6].

Pilzart und Nährstoffaufnahme

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Ein weiterer Aspekt ist die Abhängigkeit von der Art des Pilzes. Ligninzersetzende Pilze, wie der Maronenröhrling, nehmen vermehrt Caesiumnuklide auf, wofür die Pulvinsäure verantwortlich ist. Die Vermehrte Aufnahme ist auf die chemische Ähnlichkeit des Caesiums mit dem Nährstoff Kalium zurückzuführen. Der verwandte Steinpilz (Familie der Dickröhrlingsverwandte) hingegen, nimmt verhältnismäßig wenig Caesium auf, was sich auf das Fehlen dieser Säure zurückführen lässt[7].

Die Bodenbeschaffenheit

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Zunächst kommt es darauf an, ob der Boden locker oder verhältnismäßig fest ist. Das Radionuklid gelangt durch Sandschichten schneller in tiefere Bereiche des Waldbodens als bei dichten Lehmschichten[8]. Befindet es sich bereits in tiefen Bereichen, kann es nicht mehr durch das Myzel des Pilzes aufgenommen werden.

Der Tonmineralgehalt ist ebenfalls sehr ausschlaggebend. Die Mineralien binden das Caesiumnuklid, wodurch es nicht mehr durch Pilze oder Pflanzen angereichert werden kann. Gezüchtete Pilze werden aus diesem Grund auf Tonmineral-Reichen Böden angebaut. Dadurch wird sichergestellt, dass diese einen sehr geringen bis keinen Anteil an Radiocaesium in sich aufweisen[9].

Des Weiteren werden Waldböden kaum von außen beeinflusst. Im Gegensatz dazu wird beispielsweise ein Acker in den meisten Fällen regelmäßig gepflügt. Durch die Bewegung der Erde und allen sich darin befindenden Stoffen, treten Radionuklide wahrscheinlicher mit Tonmineralien in Kontakt und werden gebunden[10].

Der typische Waldboden wird nicht bearbeitet oder großflächig aufgewühlt. Ohne diese Bewegung benötigt es einen längeren Zeitraum, bis die instabilen Nuklide in tiefere Bodenbereiche vordringen können. Zusätzlich bildet sich auf Waldböden aufgrund von toten Organismen, eine 2 bis 3 Zentimeter dicke Schicht bestehend aus Kompost[8]. Die Radionuklide, welche durch Regen oder Wind verbreitet wurden, gelangen zunächst nur schwer in den Boden, da sie erst auf der langsam verrottenden Schicht verweilen. Aufgrund dessen bleibt es den Pilzen, auch über einen längeren Zeitraum, zum Aufnehmen erhalten[10]. Dazu kommt, dass sich Pilze zu einem Großteil von diesem Kompost ernähren, wodurch ein Kreislauf entsteht. Stirbt der oberirdische Fruchtkörper ab, gelangen die gespeicherten radioaktiven Stoffe wieder in die obersten Schichten des Waldbodens und sind somit für junge Pilze erneut verfügbar[9].

Zeit ist ebenfalls ein grundlegender Faktor. Die Radionuklide dringen nach einem längeren Zeitraum tiefer in den Waldboden vor und sind somit weniger zugänglich für das nährstoffaufnehmende Myzel des Pilzes. Beispielsweise kann man schon jetzt beim Butterrübling einen allgemeinen Rückgang der angereicherten Radionuklide erkennen, da er über ein sich flach ausbreitendes Myzel verfügt. Im Gegensatz dazu steigen die Messwerte beim Habichtspilz, denn dieser hat ein tiefer im Untergrund liegendes Myzel, welches die in untere Bodenschichten vorgedrungenen Stoffe verstärkt aufnimmt[11].

Der pH-Wert des Waldbodens hat ebenfalls Auswirkung auf die Aufnahme. Beobachtungen der Caesium-137 Anreicherung in Pilzen durch oberirdische Atomwaffentests in China, ergaben einen weniger starken Transfer der Radionuklide in den Pilz, mit einem höheren Säuregrad des Bodens[12].

Einzelnachweise

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  1. Reinhold Koepp, Tatjana Koepp-Schewyrina: Tschernobyl: Katastrophe und Langzeitfolgen. Hrsg.: Leibzig: B. G. Teubner Verlagsgesellschaft Leibzig. 1996, S. 86.
  2. W. Paulus, A. Reisinger: Die Auswirkung des Reaktorunfalls von Tschernobyl auf den Gehalt an radioaktivem Cäsium in den Fruchtkörpern der Mykorrhizapilzarten Lactarius rufus und Xerocomus badius im Fichtelgebirge. In: Zeitschrift für Mykologie. Band 56(2), 1990, S. 279.
  3. Tschernobyl ist nicht passé. In: ardalpha. 27. September 2022, abgerufen am 26. Januar 2023.
  4. Siegmar Berndt: Radioaktivität in Pilzen. In: Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V. Abgerufen am 26. Januar 2023.
  5. Radioaktivität in Pilzen und Waldprodukten. In: Umweltinstitut München e.V. Abgerufen am 26. Januar 2023.
  6. Reinhold Koepp, Tatjana Koepp-Schewyrina: Tschernobyl: Katastrophe und Langzeitfolgen. Hrsg.: Leibzig: B. G. Teubner Verlagsgesellschaft Leibzig. 1996, S. 93.
  7. Waldemar Ternes: Biochemie der Elemente: Anorganische Chemie biologischer Prozesse. Hrsg.: Heidelberg: Springer Spektrum. 2013, S. 30.
  8. a b D. Mohlzahn, D. Reinen, H. Behr, P. Kocksholt, P. Patzelt: Die Belastung von Pilzen mit radioaktivem Caesium. In: Zeitschrift für Mykologie. Band 55(1), 1989, S. 137.
  9. a b Robert Gadja: Radioaktivität in Lebensmitteln. In: http://alt.nw-service.at/download/technik/radax-lsab12_102.pdf. November 2011, S. 63.
  10. a b Robert Gadja: Radioaktivität in Lebensmitteln. In: http://alt.nw-service.at/download/technik/radax-lsab12_102.pdf. November 2011, S. 65.
  11. Eva Kabai, Lydia Hiersche: Radioaktive Kontamination von Speisepilzen. Hrsg.: urn:nbn:de:0221-2015012612255. Januar 2015, S. 6.
  12. D. Mohlzahn, D. Reinen, H. Behr, P. Kocksholt, P. Patzelt: Die Belastung von Pilzen mit radioaktivem Caesium. In: Zeitschrift für Mykologie. Band 55(1), 1989, S. 136.

Kategorie:Radioaktivität Kategorie:Pilze Kategorie:Nuklearkatastrophe von Tschernobyl Kategorie:Speisepilze