Die Senonen (lateinisch: Senones) waren ein keltischer Stamm des Altertums, der wahrscheinlich aus zwei gleichnamigen Zweigen eines Volkes bestand. Sie siedelten in Gallien und in der Poebene in Oberitalien.

Die Senonen in Italien

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Im 5. Jahrhundert v. Chr. setzten sich keltische Völker vom heutigen Frankreich aus in Bewegung. Die Gruppe der Senonen überquerte die Alpen wohl als letztes dieser Völker Anfang des 4. Jahrhunderts v. Chr. und ließ sich gemeinsam mit Insubrern, Boiern, Lingonen und Cenomanen in der Poebene nieder, wo sie die Umbrer zurückdrängten und mehrfach die Etrusker besiegten. Sie bewohnten dort die Gegend bei Ariminum (Rimini) und Ancona.

Der Kampf um die norditalienische Stadt Clusium Anfang des 4. Jahrhunderts, in den sich die Römer einmischten, wurde zum Auslöser eines der traumatischsten Ereignisse für die junge Römische Republik: Dem „senonischen Krieg“ (bellum Senonicum).[1] Nach einer verheerenden Niederlage der Römer gegen die Senonen unter ihrem König Brennus in der Schlacht an der Allia 390 oder 387 v. Chr.[2] fielen die Senonen in Italien ein und eroberten schließlich Rom. Nur die Burg auf dem Kapitol blieb in römischer Hand – die heiligen Gänse der Iuno sollen durch ihr Geschnatter die Verteidiger gewarnt haben.[3] Schließlich kauften sich die Römer durch Zahlung von 1000 Pfund Gold frei. Als sie sich dabei über die Benutzung falscher Gewichte durch die Gallier beschwerten, soll Brennus noch sein Schwert in die Waagschale geworfen und den später sprichwörtlich gewordenen Ausruf „Vae victis!“ („Wehe den Besiegten!“) getätigt haben.[4]

Später standen die Senonen als Söldner in Diensten Dionysios I.’, des Tyrannen von Syrakus.[5] Im Dritten Samnitenkrieg kämpften sie auf der Seite der Samniten, Umbrer und Etrusker. Sie nahmen dabei 295 v. Chr. an der Schlacht von Sentinum teil, in der die samnitisch-keltische Streitmacht eine schwere Niederlage gegen die römischen Truppen unter Publius Decius Mus (der sich angeblich während der Schlacht den Göttern opferte) und Quintus Fabius Maximus Rullianus erlitt. Nach der Niederlage der Samniten griffen die Senonen 285 v. Chr. das etruskische Arretium (Arezzo) an. Die zu Hilfe eilenden Römer erlitten dabei eine herbe Niederlage. Daraufhin starteten die Römer einen massiven Gegenangriff auf das Gebiet der Senonen, in dessen Verlauf diese schließlich unterworfen wurden. Die Römer gründeten 280 v. Chr. hier die Kolonie Sena Gallica (heute Senigallia). 268 v. Chr. wurde zusätzlich die Kolonie Ariminum (Rimini) gegründet.

Im Jahr 232 v. Chr. kam es zu einem Aufstand, weil die Römer das Land der Kelten an römische Bürger verteilt hatten. Die keltischen Stämme Norditaliens schlossen sich noch einmal zusammen, konnten aber schließlich besiegt werden. In der Folgezeit begegnen die Senonen nicht mehr in den Quellen und wurden offenbar weitgehend romanisiert. 49 v. Chr. erhielten alle Bewohner der Provinz Gallia cisalpina das römische Bürgerrecht.

Die Senonen in Gallien

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Die gallischen Senonen bewohnten das Gebiet der heutigen französischen Départements Seine-et-Marne, Loiret und Yonne. Ihr Hauptort war Agendicum (später Senonus, heute Sens).

Sie waren 54 bis 51 v. Chr. an den Kämpfen gegen Gaius Iulius Caesar beteiligt und wurden von diesem unterworfen.

Literatur

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Anmerkungen

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  1. So jedenfalls nennt Aulus Gellius die Auseinandersetzung (Gellius 17,21,21).
  2. Jedenfalls um 390 v. Chr.: Wolters, in: RGA, Bd. 28, S. 173 und Hans Georg Gundel, Brennus 1, in: KlP, Bd. 1, Sp. 942, geben 387 an; 390 hat dagegen etwa Joseph Vogt, Die römische Republik, Herder, Freiburg im Breisgau 1932, S. 54.
  3. Livius 5,47,1ff.
  4. Livius 5,48,9.
  5. Diodor 15,14,3f.

Kategorie:Keltischer Stamm