Ich konnte in diesem Jahr wegen anderweitiger beruflicher Verpflichtungen nur am Kernprogramm der Wikimania 2018 in Kapstadt teilnehmen. Angesichts der erfreulicherweise endlich in Gang kommenden Diskussion über den ökologischen Fußabdruck unserer Arbeit und den hohen finanziellen und sonstigen Aufwand für die Wikimania sowie der in dieser Hinsicht besonders problematische Bilanz solcher Kurztrips (auch Kompensation ist bekanntlich immer nur die zweitbeste Lösung), möchte ich hier schlaglichthaft auf einige Punkte eingehen, die die Wikimania 2018 für mich besonders ausgezeichnet haben.

Mein Beitrag

In diesem Jahr wurde ich eingeladen, einen Beitrag zur Poster-Session zu leisten. Mein (jedenfalls gestalterisch sicher nur mäßig gelungener) Beitrag zu diesem mir als Juristen bisher eher fremden Format sollte auf die komplexe rechtliche Situation internationaler Projekte, die sich oft überlappenden, mitunter widersprechenden und nur selten koordinierten nationalen Regelungen und privatrechtlichen Ansprüchen ausgesetzt sehen, hinweisen, aber auch das Potential unterstreichen, das vor diesem Hintergrund transparent und demokratisch ausgehandelten Community-Regeln zukommt. Die Wikimedia-Projekte können hier als einige der ganz wenigen globalen non-profit-Communities eine echte Vorreiterrolle einnehmen, müssen sich dafür aber mE noch weiter für unterschiedliche nationale und regionale Rechtsvorstellungen und berechtigte Erwartungen Einzelner öffnen und sich noch ernsthafter um deren Ausgleich bemühen.

Die Poster-Session war erheblich besser besucht als ich es erwartet hätte und hat mir Gelegenheit zu zahlreichen, auch kontroversen Diskussionen über meinen Beitrag gegeben. Klar ist, dass derartige Gespräche nicht mehr als ein Ausgangspunkt für eine praktische Umsetzung sein können. Dennoch glaube ich, dass das persönliche Gespräch mit verschiedenen, heterogenen Gruppen von Wikimania-Teilnehmern gerade wenn es um den Wunsch eines Perspektivwechsels geht, viele Vorzüge hat, die sich on-wiki nicht ohne Weiteres replizieren lassen.

EU-Urheberrechtsreform

Fast noch wichtiger waren für mich die zahlreichen Hintergrundgespräche über die in diesem Sommer hochaktuelle Diskussion um die Reform des europäischen Urheberrechts, an der sich verschiedene Wikimedia-Akteure (jedenfalls für unsere Verhältnisse) ungewöhnlich aktiv beteiligen. Die Wikimania hat mir Möglichkeiten der Mitgestaltung und Einblicke verschafft, die außerhalb persönlicher Gespräche auch weiterhin schwer vorstellbar sind – schon, weil sich im Alltag oft nur schwer die Gelegenheit zu intensivem Austausch ergibt. Gerade in diesem Bereich hat mich die Wikimania durchaus zu einem noch stetigeren Einsatz motiviert.

Weitere Eindrücke

Auch wenn ich von Kapstadt und Südafrika viel zu wenig gesehen habe, war die Wikimania doch auch in touristischer Hinsicht eine eindrucksvolle Erfahrung. Sie hat vielen TeilnehmerInnen (nicht zuletzt aus Afrika) zudem ein spürbar positives Signal gesendet und mit den Vorträgen – jedenfalls denen im Plenum – wichtige Themen für die Zukunft unseres globalen Projekts angesprochen. Wie immer konnte ich schließlich an viele bestehende Freundschaften anknüpfen und neue begründen.

Das alles soll freilich nicht davon ablenken, dass wir alle uns weiterhin kritisch mit der Frage auseinandersetzen müssen, wie wir die Wikimania einerseits noch nachhaltiger gestalten können – dass weiterhin nur punktuell gestreamt wird, ist durch nichts zu rechtfertigen – und andererseits so nutzen, dass ihr volles Potential von möglichst vielen TeilnehmerInnen ausgeschöpft wird.