Das Wappen der Mendel

Die Mendels waren eine Patrizierfamilie der Reichsstadt Nürnberg. In den Nürnberger Quellen wird erstmals ein Hermanus Menlin erwähnt, der ebenso wie Erberhardus Menlin 1309 als Bürger bei der Aufnahme von Neubürgern aufgetreten ist. Mittels Kaufmannschaft erwarb die Familie spätestens im 14. Jahrhundert großen Reichtum. Insgesamt verbrachte die Familie 166 Jahre im Rat.


Geschichte Bearbeiten

Ursprünge Bearbeiten

Der Ursprung der Mendel ist möglicherweise Berching, ca. 45 KIlometer südöstlich von Nürnberg. Der Familienname geht auf den Ortsnamen Gosdorf oder Gozdorf zurück, wonach sich ein Eichstätter Ministerialengeschlecht genannt hat. Eberhard Mendel muss sehr vermögend gewesen sein, denn er stiftete 1313 die Moritzkapelle am nördlichen Rand des Sebalder Kirchhofs in Nürnberg. Die Kapelle mit einem Moritz- und einem Wenzelsaltar diente bis zur Reformation als Begräbnisstätte der Familie ist aber am 3. Oktober 1944 fast restlos einer Sprengbombe zum Opfer gefallen. Während des 14. Jahrhunderts variierte die Schreibweise des Familiennamens sehr stark, was bei der Aufstellung der unzureichend erforschten Genealogie zu Schwierigkeiten und Unstimmigkeiten geführt hat. Es liegen folgende schriftliche Belege vor: Mennl, Menlin, Menlein, Mennelein, Mennelin, Mennlein, Mendel, Mendlein, Mentelein, Mentellein, Mentelin, und Mentlein. Spätestens seitdem Haller-Buch von 1533, den Annalen des Johannes Müller von 1623 und Johann Ferdinand Roths Bändchen über die Kartause von 1790, geht die ältere Nürnberger Geschichtsschreibung von der Existenz zweier Familien Mendel und Mentelein aus.[1]

Im Hinblick auf die Mendel stellt sich die Frage nach der Unterscheidung der Familien im Grunde nur für die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts. Denn in der einschlägigen Überlieferung wird für die Jahre 1318/1323, 1332, 1337, 1340 bis 1344 ein Chunradus Mentelein oder Mentellein, Menttelein genannt. Älteren Darstellungen zufolge war Heinrich 1354 der Angehörige der Mendel im Kleineren Rat. Da die Schreibweise seines Namens von Mentelein über Menlein bis hin zu Mendell bzw. Mendel variierte, hat es offensichtlich bis Mitte des 14. Jahrhunderts keine Festlegung des Familiennamens gegeben. Eberhard Mendel, der Stifter der Moritzkapelle hatte drei Söhne: Konrad, Rüdiger und Friedrich. Mitglieder dieser Familie besetzten Anfang des 14. Jahrhunderts bereits Ämter, die Vorstufen zum Sitz im Rat waren. Dazu ist insbesondere Konrad Mentelein/Mendel zu nennen, der erstmals 1318/23 und erneut in einer Urkunde an den Rat vom 28. Juli 1332 unter den Schöffen genannt wird. In dieser Zeit wird er auch als Pfleger der Sebalduskirche aufgeführt, auf deren Kirchhof die 1313 von Eberhard Mendel gestiftete Kapelle stand. Weitere Lebensdaten zu Konrad Mentelein/Mendel, der in erster Ehe wahrscheinlich mit einer von Neumarkt, in zweiter mit einer Ebner von Eschenbach war, sind nicht bekannt.[2]

Hauptstamm Bearbeiten

Bei der Genealogie betritt man erst mit Heinrich Mendel (†1368),dem einzigen Sohn Rüdiger Mendels (†1348) und Margarete, einer Tochter aus der Nürnberger Kaufmannsfamilie Pilgram. Nach ihrem Tod ging Heinrich in eine zweite Ehe mit einer gewissen Kunigunde ein, deren Familienname aber nicht überliefert ist. Heinrich gehörte seit 1354 mit mehren Unterbrechungen zum Kleineren Rat. In den ersten Jahren, 1354, 1356 bis 1359 und 1361, wurde er stets als Jüngerer Bürgermeister berufen. Von 1363 bis zu seinem Lebensende 1367 amtierte er dagegen nur als Älterer Bürgermeister.[3] Der Bruder von Heinrichs Vater, Friedrich (†1351), hatte eine Tochter des Ratsherrn Hans Langmann zur Ehefrau. Aus dieser Verbindung ging einen Sohn namens Paul (†1389) hervor, der mit einer Pfinzing verheiratet war. 1357 wurde er als Genannter aufgenommen und in Vertretung Heinrich Mendels nahm Paul erstmals 1362 als Jüngerer Bürgermeister in der Ratsstube Platz. Unmittelbar nach dem Tod seines Vetters hat man ihn 1368 erneut in den Rat geholt. In den folgenden 20 Jahren amtierte er bis kurz vor seinem Dahinscheiden 14-mal als Ratsseher, davon drei Ratsgänge lang (1368, 1373, 1381) als Jüngerer Bürgermeister. Bei Paul Mandel fällt ein häufiges Ausscheiden aus dem Rat auf. Von den vielen Unterbrechungen abgesehen hatte er stets den vorderen Rang eines Älteren Bürgermeisters inne (1370, 1372, 1374 - 1376, 1379 - 1380, 1383, 1985 - 1387). Deshalb kann er zu den einflussreichsten Persönlichkeiten dieser Zeit gerechnet werden.[4]

Heinrich Mendel war Vater von 3 Söhnen: Marquard I., Konrad I. und Peter I. Der Älteste, Marquard I. (†1385) war seit 1370 mit Kunigunde (†1379), der Tochter des Kaufmanns Leupold III. Schürstab verheiratet. 1370 wurde er als Vertreter seines Vetters Paul Mendel in den Kleineren Rat gewählt und ab dem 29. Dezember hatte er für 4 Wochen das Amt eines jüngeren Bürgermeisters inne. Es ist seine Einzige Präsenz im Rat geblieben. Seine Gemahlin und seine drei Töchter sterben vor ihm. Ebenfalls versterben seine drei Söhne. Marquardt Bruder Paul hatte großen Einfluss im Rat. Durch seine Ehe mit Elisabeth Stromer (†1385) wurden bestehende, geschäftliche Beziehungen zur Firma des angesehenen Handelsherren Ulrich I. Stromer untermauert. Konrad I. hatte einen gleichnamigen Sohn, der aber nie in den Rat kam. Als Angehöriger der Mendel saß ab dem 1370er Jahren die meiste Zeit Paul im Rat, der erstmals 1377 durch Konrad I. vertreten wurde. Auch in den Jahren 1382 oder 1384 hat der eine Generation jüngere Neffe das Geschlecht repräsentiert, wobei er immer nur als Jüngerer Bürgermeister gewählt wurde. Nach dem Tod Pauls im Jahr 1389 und seines Bruders Marquardt I. 1385 ging die Hauptlast der Vertretung im Stadtregiment an Konrad I. über. Mit dem Ende des Städtekriegs bekleidete er von 1389-1402 fast kontinuierlich das Amt eines Älteren Bürgermeisters. Nur 1397 war er nicht im Rat zu finden, stattdessen sprang der jüngere Bruder für ihn ein. Aus unbekannten Gründen zog sich Konrad I. nach 1402 vom politischen Geschäft zurück. 1404 saß er ein letztes Mal im Rang eines Älteren Bürgermeisters in der Ratsstube. In den Jahren 1404, 1406, 1408 und 1410 war er einer der fünf Wähler des Rats bzw. Alter Genannter, doch er hat sich anschließend völlig vom Stadtregiment zurückgezogen. Unsterblich machte sich Konrad I. durch die Stiftung des sogenannten Mendelsches Zwölfbrüderhauses im Jahr 1388. Es wurde am nordwestlichen Ende der Kartäusergasse gegenüber der von seinem Bruder gestifteten Zwölfbooten Kapelle errichtet. Es hat bedürftigen Handwerker nach einem ehrlichen Arbeiterleben ein würdiges Auskommen geboten. Allein für das Grundstück und dem Bau stiftet Konrad I. bis 1406 über 1700 Gulden. Hinzu kamen noch in etwa gleicher Höhe Kosten für den Erwerb von Gülten zum Unterhalt der Brüder. Das Haus wurde 1945 zerstört. Als Stiftungsverwalter amtierten bis 1510 Angehörige der Familie Mendel, darunter auch Marquard II. (†1438), ein Enkel Konrads I.. Dieser ließ 1425 ein Hausbuch anlegen, in dem alle Hausgenossen mit typischen Szenen aus ihrem früheren Arbeitsleben realistisch dargestellt sind.Die Illustrationen gelten als die frühesten Handwerker Bilder. Darüber hinaus stiftete Konrad I. gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Peter I. vor 1392 noch ein Seelhaus für 8 Seelnonnen in der Schildgasse. Am 12. April 1414 verstarb Konrad I.. Sein Leichnam wurde in der Zwölfbooten Kapelle vor dem Altar beigesetzt.[5]

Peter I. wurde 1412 als Alter Genannter nominiert und fünfmal bestätigt. 1416 hat er nach Ablauf des Ratsgangs endgültig den Kleineren Rat verlassen. Nach dem Ausscheiden Konrads I. aus dem Kreis der 26 Bürgermeister in den Jahren 1402/04 übernahm an dessen Stelle der jüngere Wilhelm Mendel (†1425) die führende Rolle. Wilhelm wurde 1402 als Genannter in den größeren Rat aufgenommen und fungierte schon 1403 als Stellvertreter für den vermögenden Konrad I. dessen Rückzug ermöglichte 1405 und dann 1406 die Wiederwahl Wilhelms, der zunächst nur als jüngerer Bürgermeister amtierte. Allerdings ist er schon 1407 zum älteren Bürgermeister aufgestiegen und gehörte fortan bis zu seinem Tod 19 Jahre lang zu den 13 einflussreichsten Personen in der Reichsstadt. Als erster der Familie wurde er 1423 in den Kreis der sieben älteren Herren aufgenommen. Kaufmann Wilhelm Mendel gehörte zu den 60 reichsten Bürgern der Stadt, was auch darauf zurückzuführen ist, dass weder sein Vater noch er im Gegensatz zum anderen Zweig der Mendel sich durch Stiftungen verausgabten. Nach dem Tod Wilhelms am 25. Oktober 1425 kam fünf Monate darauf die andere Linie der Mendel mit Peter II. (†1452) im Kleineren Rat zum Zug. Er war Sohn von Peter I., den Stifter des Seelhauses. Peter II. nahm man bereits 1410 als Genannten auf. Bei der Wahl zum jüngeren Bürgermeister 1426 befand er sich bereits im fortgeschrittenen Alter. Peter II. übte das Amt zunächst nur zwei Perioden lang aus, bis er von einem Vetter abgelöst wurde. Nach dessen Tod war Peter II. 1438 wieder an der Reihe und wirkte sieben Jahre lang bis 1444 als Jüngerer Bürgermeister. 1445 trat er zugunsten seines Sohnes zurück und ließ sich auf die Bank als Alter Genannter versetzen. Als Enkel des Gründers des Zwölfbrüderhauses wurde Marquard II. 1425 als vierter der Familie zum Pfleger des Kartäuserkloster Nürnberg und der Brüderstiftung ernannt. Seit 1422 gehörte der Kaufmann dem größeren Rat an, im Jahr 1429 holte man ihn als Jüngeren Bürgermeister in den Kleineren Rat. Nach dem Tod Marquards II. wurde fünf Wochen später der Platz in der Ratsstube von seinem Vetter Peter II. eingenommen. Dieser hatte nur einen Sohn mit dem gleichen Namen, Peter III. (†1473). Seine Ratslaufbahn wurde 1445 durch das Ausweichen auf die Stelle eines Alten Genannten ermöglicht. Obwohl die Mendel über acht Jahre zweifach in Kleineren Rat vertreten waren, ist ihr Einfluss in diesem Gremium gering geblieben. Während Peter III. von 1445 an 13 Jahre lang als Jüngerer Bürgermeister im Amt war, wurden vor ihm 1452 erst drei weitere zu Alteren Bürgermeistern gemacht. Im Jahr 1458 fiel die Wahl schließlich auf ihn. Er war 6 Jahre lang im Amt, bis man ihn 1464 auf die Bank des Alten Genannten zurücksetzte. In gleicher Weise waren die Wähler mit seinem Vater Verfahren und nach Ablauf des Ratsgangs 1466 ist Peter III. Mendel endgültig aus dem Rat ausgeschieden. Er war 1452 Pfleger der Zwölfbrüderstiftung und des Kartäuserklosters. Ohne Nachkommen verstarb er am 2. Juli 1473.[6]

Nebenstamm und erlöschen der Familienlinien Bearbeiten

In Nürnberg gab es nur noch zwei Linien der Familie, die aber hinsichtlich des Stadtregiments bedeutungslos waren. Der soziale Abstieg zeichnete sich endgültig drei Jahre nachdem Tod Marquards II. ab, als die Brüder Wilhelm, Georg und Nikolaus 1441 ihre Kammer im Fondaco zu Venedig an Konrad II Imhoff verkauften. Leonhard (†1452), der vierte der Brüder, hatte im Dienste des Rates sein auskommen als Walter in der Verwaltung der Nürnberger Reichswälder gefunden. Wilhelm Mendel (†1452) geriet immer mehr in größere finanzielle Schwierigkeiten, nachdem er Geld zur vermeintlichen Herstellung von Gold verliehen hatte. Wegen Erfolgsloigkeit dieses Unterfangens ging er 1448 mit fast 7900 Gulden bankrott, nachdem man ihm aus der Nürnberger Losungsstube sogar noch mehr als 13.400 Gulden ausgehändigt hatte. Dennoch sahen die Ratswähler darüber hinweg und nahmen seinen Bruder Georg (†1455) aus Alten Genannten in den Kleineren Rat auf. Bis zu seiner Beisetzung im Jahr 1455 Namen Mendel drei Jahre lang am Ratsgeschehen Teil. Der einzige Sohn wanderte nach Ungarn aus, wo er als Schmied gearbeitet haben soll. In Nürnberg lebt nur noch der auf den Stifter des Zwölbrüderhauses zurückliegende Zweig der Mendel. Gabriel (†1463), der jüngere Sohn von Marquard II.. Dieser hatte nur eine kurze Anwesenheit im Kleineren Rat. Er ist 1460 und 1462 als Alter Genannter berufen worden, ein Jahr darauf wählte man ihn zum Jüngeren Bürgermeister. Am 03. August 1463 verstarb er. Er hinterließ Marquard III. (†1517), seinen Einzigen Sohn. Dieser wurde 1478 als Genannter des größeren Rats und 1479 als Jüngerer Bürgermeister in den Kleinen Rat berufen. 1499 wurde er erst zum Älteren Bürgermeister gewählt. Vier Jahre danach folgte die Berufung in den Kreis der sieben Älteren Herren. 1508 nahm er die fünfte Stelle im Stadtregiment ein. Doch bald war er gesundheitlich nicht mehr in der Lage weiter zu machen. Bei der Ratswahl Anfang April 1508 berücksichtigte man Marquard III. Mendel nicht mehr. Nach dem Ausschuss aus dem Rat nahm der Zustand geistiger Verwirrung zu. Am 25. Mai 1517 starb er. Sein Grab befindet sich auf dem Johannisfriedhof.[7]

Stiftungen Bearbeiten


Literatur Bearbeiten

  • Peter Fleischmann: Rat und Patriziat in Nürnberg. Die Herrschaft der Ratsgeschlechter vom 13. bis zum 18. Jahrhundert (=Nürnberger Forschungen 2,1). Nürnberg 2008, S. 696-708.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Peter Fleischmann: Rat und Patriziat in Nürnberg, S.696.
  2. Peter Fleischmann: Rat und Patriziat in Nürnberg, S.697-698.
  3. Peter Fleischmann: Rat und Patriziat in Nürnberg, S.698.
  4. Peter Fleischmann: Rat und Patriziat in Nürnberg, S.698-699.
  5. Peter Fleischmann: Rat und Patriziat in Nürnberg, S.699-700.
  6. Peter Fleischmann: Rat und Patriziat in Nürnberg, S.702-704.
  7. Peter Fleischmann: Rat und Patriziat in Nürnberg, S.704-705.