Becherkorallen

Artomyces pyxidatus ist die Typusart der Gattung

Systematik
Unterabteilung: Agaricomycotina
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: unsichere Stellung (incertae sedis)
Ordnung: Täublingsartige (Russulales)
Familie: Ohrlöffelstachelingsverwandte (Auriscalpiaceae)
Gattung: Becherkorallen
Wissenschaftlicher Name
Artomyces
Jülich 1981

Die Becherkorallen (Artomyces) sind eine Pilzgattung innerhalb der Familie der Ohrlöffelstachelingsverwandten (Auriscalpiaceae). Die Fruchtkörper sind korallenartig verzweigt und die Spitzen der Ästchen becher- bis krönenförmig vertieft. Mikromorphologisch sind die Pilze durch ihre amyloiden, meist rau ornamentierten Sporen und ein ausgedehntes System von gloeopleren Hyphen gekennzeichnet. Die gloeopleren Hyphen enden in der Fruchtschicht (Hymenium) als Gloeozystiden, ihr ölartiger Inhalt lässt sich mit Sulfobenaldehyden anfärben. Die saprophytischen Pilze wachsen auf meist Laub-, seltener auf Nadelholz. Die Typusart ist Artomyces pyxidata, die Verzweigte Becherkoralle, sie ist zugleich die an am weitesten verbreitete Art, deren Verbreitungsgebiet sich über die gesammte nördliche Hemnissphäre erstreckt.

Merkmale Bearbeiten

Markromerkmale Bearbeiten

Die korallenartig verzweigten Fruchtkörper haben Ästchen, deren Spitzen meist becher- bis kronenartig verzweigt sind. Sie wachsen stets auf Holz, das oft schon stärker verrottet ist.Die Fruchtkörper sind weißlich über gelblich, cremefarben bis ocker, lebergelb oder braun gefärbt. Einige Arten haben mehr grau-bräunlich oder violett-gräulich gefärbte Fruchtkörper und verfärben sich beim Eintrocknen fast schwarz.[1][2]

Mikromerkmale Bearbeiten

Das Hyphensystem ist in der Regel monomitisch. Nur A. colensoi und A. dichotomus haben ein dimitisches Hyphensystem. Bei ihnen findet man Skeletthyphen (oder skelettoide Hyphen), deren Zellwände bis zu 1,5 µm dick sind. Die dünnwandigen, generativen Hyphen sind oft aufgebasen und tragen an ihren Septen Schnallen. Daneben findet man meist zahlreiche gloeoplere Hyphen, die im Hymenium meist als Gloeozystiden enden. Ihr Inhalt reagiert mit Sulfobenzaldehyd und färbt sich mit Kongorot körnig an. Die meist vier-, seltener zweisporigen, dünnwandigen Basidien sind schmal-keulig bis zylindrisch und tragen basal eine schnalle. Die auffallend kleinen, amyloiden Basidiosporen sind meist breit ellipsoid bis ellipsoid. Die kleinsten findet man bei Artomyces microsporus Sie sind hyalin, dünnwandig und haben bei Anfärbung mit Jodreagenzien ein raues bis feinwarziges Sporenornament. Nur A. cristatus hat glatte und zudem zylindrische Sporen.[1][2]

Ökologie und Verbreitung Bearbeiten

Artomyces pyxidatus is widely distributed across much of the North Temperate Zone deciduous forest. It is reported from Canada (Quebec), China (Jilin and Yunnan), Costa Rica, France, Mexico, Russia, Sweden, Switzerland, and United States (eastern states, Arizona, New Mexico, Minnesota, Utah), but is apparently absent from the North American Pacificcoast. Basidiomata are found on rotting hardwood with some unsubstantiated reports of conifer wood. Die Pilze leben saprobiotisch auf totem Holz und erzeugen eine Weißfäule.[1]

Evolutionsgeschichte Bearbeiten

Die evolutionäre Entwicklung und den geographischen Ursprung einer Pilzgattung zu rekonstruieren ist äußerst schwierig, da es normalerweise keine Fossilienfunde gibt. Am ehesten gelingt dies über molekularbiologische Methoden. Leider werden die basalen Knoten im Artomyces-Stammbaum nur unzureichend aufgelöst, sodass man nur spekulieren kann, welche rezente Art der "Ur-Artomyces" am nächsten steht. In der Biologie gibt es aber ein Postulat, wonach man den geographischen Ursprung einer Gattung anhand der höchsten Artendichte erkennen kann. Ist dieser Grundsatz richtig, so muss die Gattung ihren Ursprungsort im südwest-pazifischen Raum haben. Allein sechs der fünfzehn beschriebenen Arten kommen in Neuseeland und Tasmanien vor. Die höhere Verbreitungsdichte in Neuseeland und Tasmanien und die mutmaßlich basale, phylogenetische Position der hier vorkommenden Arten machen es wahrscheinlich, dass sich die Gattung am Südrand des Urkontinenten Gondwana entwickelt hat. Auffällig ist, dass viele Arten, die in der Süd-Hemisphere heimisch sind, Scheinbuchenholz als Substrat nutzen. So nutzen A. colensoi, A. turgida und die in Patagonien vorkommenden Art A. adrienneae wohl ausschließlich Holz der Scheinbuche, während A. austropiperatus dieses Holz zumindest bevorzugt.

Scheinbuchenfossilen sind bekannt aus dem südlichen Südamerika, aus Antarktika, Australien, von Neuguinea und den benachbarten Inseln, sowie aus Neuseeland und Tasmanien. In Afrika und Indien hingegen konnten keine Fossilien nachgewiesen werden. Daher kann man annehmen, dass sich die Gattung während der späten Kreidezeit und des Tertiärs in der Südhemisphäre ausgebreitet hat. Also zu einem Zeitpunkt, an dem sich Afrika und Indien bereits von der Gondwana-Landmasse getrennt hatten. Auffällig ist, dass die Artomycesarten, die auf der südlichen Hemisphäre verbreitet sind, ein ganz ähnliches Verbreitungsmuster wie die Scheinbuchen haben. Wenn sich die ursprünglichen Artomycesarten wirklich auf Scheinbuchenholz spazilisiert hatten, dann spricht einiges dafür, dass sich die Gattung anfangs nur über das Verbreitungsgebiet der Scheinbuchen ausgebreitet hat. Nur Arten, denen es gelang ihre Abhängigkeit von der Scheinbuche zu verlieren, konnten sich erfolgreich nach Norden ausbreiten.[1][3]

Inhaltstoffe Bearbeiten

Die Fruchtkörper der Becherkorallen entwickeln beim Kauen des Fruchtkörperfleisches oft einen scharfen, pfefferartigen oder bitteren Geschmack. Verantwortlich dafür ist in erster Linie das Marasman Sesquiterpen Isovelleral, das erstmals aus Lactarius vellereus dem Wolligen Milchling isoliert wurde, aber auch bei anderen Milchlingen und Täublingen vorkommt. Neben diesen Sesquiterpen wurden inzwischen weitere Sesquiterpe isoliert. Man nimmt an, dass Isovelleral zum Abwehrsystem des Pilzes gehört und ihn vor Fraßfeinen und patogenen Mikroorganismen schützt. Im unverletzten Pilz ist das Sesquiterpen mit Sterinsäure, einer Fettsäure, verestert. Sobald der Fruchtkörper verletzt wird, wird das Sesquiterpen Isovelleral enzymatisch freigesetzt. Stearoylvelutinal selbst hat keinen scharfen Geschmack. Das ist auch der Grund dafür, dass der Pilz erst nach einigen Kauen seine Schärfe bekommt. Stearoylvelutinal kommt übrigens in den gloeopleren Hyphen vor und ist auch für deren Anfärbbarkeit mit Sulfobenzaldehyd-verbindungen verantwortlich.[4]

Isolation and structure elucidation of new sesquiterpenes of protoilludane origin from the fungus Clavicorona divaricata[5]

Three new sesquiterpenes, pyxidatol A – C (1 – 3, resp.), were obtained from the fermentation culture of Clavaria pyxidata, together with two known ones, tsugicoline E (4) and omphadiol (5). Their structures were elucidated through spectroscopic analyses, including 1D- and 2D-NMR experiments, HR-ESI-Q-TOF mass spectrometry, chemical correlation, and X-ray single-crystal diffraction. [6]

Systematik Bearbeiten

Die Gattung wurde 1982 von Walter Jülich definiert, um zahlreiche Arten aus der Gattung Clavicorona mit der Typusart C. taxophila abzugrenzen.[1] This taxonomic study of the genus Clavicorona recognizes 11 species divided between two subgenera, Clavicorona (unbranched fruit bodies found in dufi) and Ramosa subg. nov. (branched fruit bodies found on wood). Clavicorona coronata (Sch\v.) Doty is synonymized with C. pyxidata, and Clavicorona avellanea Leathers & Smith with C. piperata. Additions to species concepts and new distribution patterns are described for other species. Mat characteristics and fruit body development of C. pyxidata in culture are described and discussed in relation to the taxonomy of this species.(Dodd 1972)[7]

A new Clavicorona (Clavicorona dryophila; Auriscalpiaceae; Artomyces, Lentinellus cochleatus)[8]

group I intron occurs in the SSU ribosomal DNA gene of isolates of Artomyces and Lentinellus However, further investigation revealed that the intron is apparently absent in some species of Artomyces and Lentinellus and is present in at least one species of Auriscalpium. To examine this further, the presence or absence of the group I intron is reported for 13 species of Lentinellus, two species of Auriscalpium, and 16 species of Artomyces. The presence of the intron among the species was variable and is documented for seven species of Lentinellus, one species of Auriscalpium, and 12 species of Artomyces. Furthermore, the presence of the intron was variable among the isolates of several species, and variability of its presence was observed within single isolates, indicating inter-ribosomal repeat heterogeneity. Independent phylogenetic estimations were generated for the intron and nuclear ribosomal internal transcribed spacer regions (ITS). Tests of congruence for the two trees indicated that the data were heterogeneous. Some of the discontinuity between the two phylogenies is due to placement of the Ar. austropiperatus intron within the Lentinellus intron clade. Variability in the length of the intron was observed in populations of the pan-Northern Temperate species Ar. pyxidatus. This was due to the presence of an additional unknown insertional element found only within North American collections of A. pyxidatus and absent from European and Asian collections.

Besonders die Einleitung.

[9]

Arten Bearbeiten

Weltweit wurden 16 Arten beschrieben, davon wurden in Europa drei Arten nachgewiesen. Die weltweit verbreitete Verzweigte Becherkoralle (Artomyces pyxidatus) ist in ganz Europa verbreitet, während sich das Verbreitungsgebiet von Artomyces cristata wohl auf Fennoskandinavien beschränkt. Allerdings gibt es einen neuen Nachweis aus dem spanischen Pyrenäen gebiet.[1] Die wohl in Ostasien (Japan und Südkorea) verbreitete Artomyces microsporus wurde vor kurzem in der Ukraine nachgewiesen. E. Lickey und seine Mitautoren sind der Meinung, dass Artomyces divaricatus nicht in die Gattung zu stellen ist.

Wissenschaftlicher Name Autor Verbreitung und Substrat
Artomyces adrienneae Lickey 2003 Argentinien und Chile. Wahrscheinlich meist auf Nothofagus.
Artomyces austropiperatus Lickey 2003 Argentinien, Tasmanien und Neuseeland. Meist auf Nothofagus
Artomyces candelabrus (Massee) Jülich 1982 Malaysia Neuseeland und Tasmanien. Poröses Laubholz.
Artomyces carolinensis Lickey 2003 Nord Carolina. Auf Laubholz und laut Wu & al. auch auf Nadelholz.
Artomyces colensoi (Berk.) Jülich 1982 Neuseeland und Südaustralien. Auf porösem Laubholz
Artomyces costaricensis Lickey 2003 Nur aus Costa Rica bekannt. Wächst auf Eichenholz.
Artomyces cristatus (Kauffman) Jülich 1982 USA (nordwestliche Pazifikküste), Kanada und Nordeuropa. Auf Douglasie oder anderen Nadelbäumen.
Artomyces dichotomus (Corner) Jülich 1982 Seltene Art auf Java, auf vergrabenem und verrottetem Holz im Urwald.
Artomyces divaricatus (Leathers & A.H. Sm.) Jülich 1982 USA (Idaho), auf Pappel- und Tannenholz.
Artomyces microsporus (Qiu X. Wu & R.H. Petersen) Lickey 2003[10] Japan und Südkorea, auf verrottetem Laubholz.
Artomyces novae-zelandiae Lickey 2003 Neuseeland (Südinsel), überwiegend auf Nothofagus.
Artomyces piperatus (Kauffman) Jülich 1982 USA (Westseite der Rocky Mountains, Alaska, Idaho, Washington) und Kanada (British Columbia), auf verrottetem Nadelholz.
Artomyces pyxidatus (Pers.) Jülich 1982 Weit verbreitet in den Laubwäldern der nördlich temperierten Klimazone. USA, Kanada, Mexico, Costa Rica, China und Europa. Fehlt an der nordamerikanischen Pazifikküste. Auf verrottetem Laubholz, vereinzelt auch auf Nadelholz.
Artomyces stephenii Lickey 2003 Costa Rica. Auf Laubholz
Artomyces tasmaniensis Lickey 2003 Tasmanien, auf Laubholz
Artomyces turgidus (Lév.) Jülich 1982 Sicher nachgewiesen in Indonesien, Neuguinea, Australien und Neuseeland. Auf Laubholz.

Quellen Bearbeiten

  • R.H. Petersen: Type studies in the clavarioid fungi - VIII. In: Persoonia. Band 12, Nr. 3, 1984, S. 225–237 (cybertruffle.org.uk/cyberliber – Beschreibung von Cl. colensoi).

C.R. Leathers, A.H. Smith: Two new species of clavarioid fungi. In: Mycologia. Band 59, Nr. 3, 1967, S. 456–462 ([www.cybertruffle.org.uk/cyberliber/59350/0059/003/0456.htm cybertruffle.org.uk/cyberliber] – Beschreibung von Clavicorona dicvaricata).

  • J.L. Dodd: The genus Clavicorona. In: Mycologia. Band 64, Nr. 4, 1972, S. 737–773 ([www.cybertruffle.org.uk/cyberliber/59350/0064/004/0737.htm cybertruffle.org.uk/cyberliber] – Definition der Subgattung Ramosa).
  • Jr. O.K. Miller, L. Stewart: The genus Lentinellus. In: Mycologia. Band 63, Nr. 2, 1971, S. 333–369 (cybertruffle.org.uk/cyberliber – Beschreibung der Gattung Lentinellus).
  • Qiuxin Wu, Karen W. Hughes, Ronald H. Petersen: A reevaluation of taxa of Clavicorona subg. Ramosa based on morophology, compatibility, and laccase electrophoretic patterns. Band 47, 1995, S. 89–124 (online [PDF]).
  • Artomyces. In: MycoBank.org. International Mycological Association, abgerufen am 19. Februar 2013 (englisch).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f E.B. Lickey, K.W. Hughes, R.H. Petersen: Phylogenetic and taxonomic studies in Artomyces and Clavicorona (Homobasidiomycetes: Auriscalpiaceae). In: Sydowia. Band 55, Nr. 2, 2003, S. 181–254.
  2. a b Jens H. Petersen & Thomas Læssøe: about the genus Artomyces. In: MycoKey. Abgerufen am 22. Februar 2013 (englisch).
  3. E.H.C. McKenzie , P.K. Buchanan & P.R. Johnston: Checklist of fungi on Nothofagus species in New Zealand. In: New Zealand Journal of Botany. Band 38, Nr. 4, 2000, S. 635–720 (online).
  4. W. Steglich & O. Stergner: Isolierung von Sesquiterpenoiden aus der Becherkoralle, Artomyces pyxidatus (Clavicirinaceae). In: Zeitschrift für Mykologie. Band 54, Nr. 2, 1988 (online [PDF]).
  5. Alberto Arnone, Gabriele Candiani, Gianluca Nasini und Roberta Sinisi: In: Tetrahedron. Band 59, Nr. 27, 2003, S. 5033–5038 (researchgate.net [PDF]).
  6. Yong-Biao Zheng, Chun-Hua Lu, Zhong-Hui Zheng und Xin-Jian Lin: In: Helvetica Chimica Acta. Band 91, Nr. 11, 2008.
  7. James L. Dodd: In: Mycologia. Band 64, Nr. 4, 1972, S. 737–773 (cyberliber An Electronic Library for Mycology).
  8. R.A. Maas Geesteranus: In: Persoonia. Band 8, Nr. 2, 1974, S. 213–215 (cyberliber).
  9. Edgar B. Lickey, Karen W. Hughes und Ronald H. Petersen: In: Molecular biology and evolution. Band 20, Nr. 11, 2003, S. 1909–1916 (online [PDF]).
  10. Q. Wu, R.H. Petersen: A new species of Clavicorona from Japan. In: Mycotaxon. Band 45, 1992, S. 123 –129 (cybertruffle.org.uk/cyberliber – Beschreibung von Clavicorona microspora).

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Weblinks Bearbeiten

Commons: Becherkorallen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


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