Mehlscheiben

Aleurodiscus amorphus die Typusart der Gattung

Systematik
Unterabteilung: Agaricomycotina
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: unsichere Stellung (incertae sedis)
Ordnung: Täublingsartige (Russulales)
Familie:
Gattung: Mehlscheiben
Wissenschaftlicher Name
Aleurodiscus
Rabenh. ex. J. Schröter (1888)

Die Mehlscheiben (Aleurodiscus, syn Acanthobasidium Oberw. 1965) sind eine Pilzgattung aus der Familie der Schichtpilzverwandten (Stereaceae). Sie haben ziemlich dicke, scheibchen- bis schüsselförmige, resupinate Fruchtkörper, deren Rand oft leicht aufwärts gebogen ist. Das Hymenophor ist glatt bis bereift und weißlich oder gefärbt. Mikroskopisch zeichnt sich das Hymenophor durch Dendrohyphidien und amyloide und oft größe ornamentierte Sporen aus. Die Typusart der Gattung ist Aleurodiscus amorphus (Pers.) J. Schröt., 1888 (syn.: Peziza amorpha Pers., 1801)

Merkmale Bearbeiten

Makromerkmale Bearbeiten

Die die ein- bis mehrjährigen, das Substrat schichtartig überziehenden (resupinaten) Fruchtkörper sind mehr oder weniger fest am Substrat angewachsen bis ablösbar. Einigen Arten haben auch einen scheiben- bis schüsselförmigen Fruchtkörper mit aufgebogenem Rand. Die Fruchtkörper werden bis 2 mm dick, der aufwärts gebogene ist kahl bis filzig, weiß, rosa getönt oder ockergelb bis braun und bis zu 5 mm breit. Das Hymenophor ist flach, bereift oder wie mit Mehl bestäubt und weiß, rot, orange, ockergelb, rosafarben, blau, lebhaft braun, grau oder schwärzlich gefärbt. Das Fleisch (Kontext) ist weich bis zäh oder hart. Das Sporenpulver ist weißlich.[1][2]

Mikromerkmale Bearbeiten

Die 5,5–29 µm langen und 2,5–23 µm breiten, amyloiden Sporen sind mehr oder weniger kugelig, elliptisch, zylindrisch oder mandelförmig und glatt oder warzig. Die einzelligen Sporen sind dünn- bis dickwandig und haben keine Keimpore. Das Hyphalsystem ist monomitisch. Das Hyphengeflecht ist dicht, aber die Hyphen sind meist deutlich erkennbar und nicht aufgeblasen. Schnallen können vorkommen oder fehlen. catahymenial or euhymenial. Die 20–110 µm langen Basidien sind endständig, einzellig, keulig bis zusammengezogen und oft gestielt und manchmal ornamentiert. Sie haben zwei oder vier Sterigmen. Neben den Basidien kommen auch sterile Hymenelemente vor, bei vielen Arten findet man Dendrohyphiden (mit und ohne Kristalle), bei einigen Arten als hyphoide bis moniliforme, zylindrische bis keulige oder papillate Elemente,meist mit Auswüchsen, bei einigen Arten als dünnwandige 15 – 220 µm lange Gloeozystiden. Die Pilze leben parasitisch oder saprobiotisch auf der Rinde von Laub- und Nadelbäumen. Häufig an abgestorbenen Ästen oder Zweigen, die sich aber immer noch am Baum befinden. Man findet sie aber auch an Ericaceae, Rubus, Poaceae and Cyperaceae. Viele Arten verursachen eine Weißfäule. [1][3][2]

Ökologie und Verbreitung Bearbeiten

[1][2]


Die Gattungen wird neuerdings in mehrere Gattungen aufgetrennt: Acanthobasidium, Acanthofungus, Acanthofungus, Acanthophysellum, Acanthophysium, Aleuromyces, Campylomyces , Chaenothecopsis , Corticium, Cyphella, Dendrothele, Globulicium, Licrostroma, Neoaleurodiscus, Peniophora, Phanerochaete, Vuilleminia, References Krieglsteiner, G. J. (ed.)2000 – Die Grosspilze Baden-Württembergs 1 (144-150)

Systematik Bearbeiten

Der Name Aleurodiscus wurde gegenüber dem älteren Namen Cyphella Fr. 1822 konserviert.

Die Mycobank listet innerhalb der Gattung Aleurodiscus über 160 Arten auf, die auf sechs Untergattungen (Acanthophysium, Cryptochaete, Dendrophysium, Lyomyces, Pseudophysium und Stereodiscus) und vier Sektionen (Aleurodiscus, Disciopsis, Resupinodiscus und Stereopsis ) vorteilt werden. Entfernt man die Synonyme so zählen heute etwa bis zu 90 Arten zur Gattung.

Nachdem molekularbiologische Untersuchungen gezeigt hatten, dass die Gattung Aleurodiscus polyphyletisch war, wurde die Gattung Aleurodiscus in mehrere Gattungen aufgesplittet. Einige Gattungen innerhalb des Aleurodiscus-Komplexes sind nahe verwandt, andere gehören zu ganz anderen Ordnungen. Recht nahe verwandt sind die Gattungen Acanthobasidium, Aleurocystis, Acanthofungus, Acanthophysium , Acanthophysellum und Stereum, die alle zur Familie der Schichtpilzverwandten gehören.

Zumindest innerhalb der Ordnung der Täublingsverwandten (Russulales ) stehen die beiden Gattungen Peniophora und Aleurocystidiellum. Aleurodiscus polygonius (Pers.) Höhn. & Litsch. ist als Peniophora polygonia die Typusart der Familie der Peniophoraceae und Aleurodiscus subcruentatus (Berk. & M.A. Curtis) Burt ( Aleurocystidiellum subcruentatum) steht in naher Verwandtschaft zu den Täublingsverwandten (Russulaceae).

Alle weiteren Arten sind nur aufgrund einer analogen Morphologie in die Gattung gestellt worden, darunter zahlreiche Arten aus den Gattungen Corticium, Dendrocorticium und Dendrothele. Sie gehören alle zur Ordnung der Prachtrindenpilzartigen (Corticiales).

Aleurodiscus digitalis (Alb. & Schwein.) Donk als Cyphella digitalis und Aleurodiscus hiemalis (Laurila) J. Erikss. (als Globulicium hiemale) stehen heute innerhalb der Ordnung der Champignonartige (Agaricales), Aleurodiscus albus (Burt) D.P. Rogers & H.S. Jacks. steht als Litschauerella clematidis in der Ordnung der Stachelsporrindenpilzartigen (Trechisporales) und Aleurodiscus tabacinus Cooke als Campylomyces tabacinus in der Ordnung der Blättlingsartigen (Gloeophyllales).

Bei Aleurodiscus vleugelii Litsch. (als Chaenothecopsis fennica) handelt es sich sogar um Schlauchpilze.

Ethymologie

Der Gattungsname "Aleurodiscus" leitet sich von altgriechischem Wort Aleuron (= Mehl) und den lateinischem Wort discus (= Scheibe) ab und entspricht somit dem deutschen Gattungsnamen. [3][4][5]

Arten Bearbeiten

Es gibt weltweit um die 70 Arten in Europa kommen etwa 8-10 Arten vor, in Deutschland gibt es 5 Arten. Das Hyphensystem ist monomitisch, allerdings kommen bei einigen Arten auch verdickte Zelleände vor. Die Hyphen können Schnallen haben oder auch schnallenlos sein. Die hyalinen Basidien sind in der Regel lang, keulig und meist 4-sporig. Das Sporenpulver ist weißlich, gelborange oder rosa. Die hyalinen, oft auffallend großen Basidiosporen sind breit ellipsoid bis fast kugelig, amyloid und überwiegend warzig-stachelig ornamentiert. Einigen Arten haben aber auch glatte Sporen. Die Pilze sind Weißfäulepilze, die als Saprobioten auf Holz leben.

Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Beschreibung Bild
Orangefarbene Mehlscheibe Aleurodiscus amorphus
((Pers. : Fr.) J. Schröt. 1888
Die Fruchtkörper sind frisch rosa-orange und im trockenem Zustand orange-ocker. Das Hymenium enthält keine Acanthohyphidien oder Dendrohyphidien, sondern nur einfache Hyphiden, die nur selten wenig verzeigt sind. Die Hyphen sind schnallenlos. Die warzigen Sporen sind breit elliptisch und messen 20-26(30) x 16-20 (23) µm. mini|hochkant=0.6|
Goldorange Mehlscheibe Aleurodiscus aurantius
(Persoon: Fries 1821) Schroeter 1888
Die Fruchtkörper sind mehr oder weniger orangefarben. Im Hymenium fehlen Acanthohyphidien, dafür kommen Dendrohyphidien und Pseudozystiden vor. Die Hyphen sind schnallenlos und die warzig-ornamentierten, breit elliptischen Basidiosporen messen 16-22 x 12-16 µm.
 
Aleurodiscus botryosus
Burt 1918
Die weißlichen Fruchtkörper sind flach ausgebreitetet. Die Hyphen haben einfache schnallenlose Speten. Die Dendrohyphiden haben amyloide, korallenartig wirkende Äschen und werden (bei Lemke) auch als Botryophysen bezeichnet. Die Basidiosporen sind ellipsoid bis birnenförmig und messen 13-14,5 x 7,5-9 µm. Sie sind nur schwach ornamentirte und nur schwach amyloid. Der Pilz ist in wohl ganz Europa und dem Kaukasus verbreitet und wächst auf verschiedenen einkeimblättrigen, als auch zweikeimblättrigen Pflanzen. Recht häufig findet man ihn auf Brombeerästen.
Aleurodiscus canadensis
Skolko 1944
Hyphen mit Schnallen. Hymenium cremeweißlich mit Acanthohyphidien, die Sporen sind glatt und messen 15-20 x 7-10 µm. Der Pilz wächst auf Fichtenzweigen.
 
Bleiweiße Mehlscheibe Aleurodiscus cerussatus
(Bres.) v.Hoehnel & Litschauer 1907
Hyphen mit Schnallen, zahlreiche Acanthohyphidien, Gloeocystidia und fadenförmigen Dendrohyphidien. Die Sporen sind elliptisch bis fast zylindrisch, glatt und messen 10-12 x 6-7 µm. Wächst auf Holz von verschiedenen Nadel- und Laubbäumen.
Schüsselförmige Mehlscheibe Aleurodiscus disciformis
(DC.) Pat., Bull. (1894)
Schüsselförmige Fruchtkörper. Hymenium weißlich bis cremefarben, Acanthohyphidien fehlen, dafür haben die Hyphen Schnallen. Die Sporen sind warzig und messen 15-20 x 10-16 µm. Wächst meist auf Eichenholz. Wird heute der Gattung Aleurocystidiellum zugeordnet.
 
Aleurodiscus ilexicola
Bernicchia & Ryv.
Hyphen ohne Schnallen. Hymenium ohne Acanthohyphidien, dafür mit zahlreichen Dendrohyphidien. Gloeozystiden rundlich Mit elliptischen bis tränenförmigen (16-20 x 10-11 µm) Sporen die warzig ornamentiert sind. Wächst auf Ilex aquifolium.
Blaugraue Mehlscheibe Aleurodiscus lividocoeruleus
(Karsten) Lemke
Hymenium dunkelblau bis graublau im Alter oft blass. Mit Acanthohyphidien und zahlreichen Pseudozystiden. Hyphen mit Schnallen. Sporen glatt, amyloid und mehr oder weniger zylindrisch. Auf Holz von Nadelbäumen.

[1]


Quellen Bearbeiten

  • Sheng-Hua Wu , David S. Hibbett & Manfred Binder: Phylogenetic analyses of Aleurodiscus s.l. and allied genera. In: The Mycological Society of America (Hrsg.): Mycologia. Band 93, Nr. 4. Lawrence 2001, S. 720–731 (cybertruffle.org.uk).
  • J. Boidin, J. Mugnier & R. Canales: Taxonomie moléculaire des Aphyllophorales. In: Mycotaxon. Band 66, 1998, S. 464 (cybertruffle.org).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d German Josef Krieglsteiner, Armin Kaiser: Allgemeiner Teil. Ständerpilze: Gallert-, Rinden-, Stachel und Porenpilze. In: G. J. Krieglsteiner (Hrsg.): Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 1. Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 978-3-8001-3528-8, S. 144–148.
  2. a b c Jens H. Petersen, Thomas Læssøe: about the genus Aleurodiscus. In: MycoKey. Abgerufen am 22. Februar 2013 (englisch).
  3. a b Aleurodiscus. In: MycoBank.org. International Mycological Association, abgerufen am 19. Februar 2013 (englisch).
  4. Aleurodiscus. Rabenh. ex J. Schröt., in Cohn, Krypt.-Fl. Schlesien (Breslau) 3.1(25–32): 429 (1888). In: CABI databases: speciesfungorum.org. Abgerufen am 20. Februar 2013.
  5. Index Fungorum – Search Page. In: indexfungorum.org. Abgerufen am 11. März 2013.

Weblinks Bearbeiten

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