Benutzer:Theresia gabriel/Eberhard Gabriel (Psychiater, 1939)


Eberhard Gabriel (privat)

Heinz Ernst Eberhard Gabriel (* 10. Oktober 1939 in Wien) ist ein österreichischer Mediziner/Psychiater, Wissenschaftler und Hochschulprofessor.


Eberhard Gabriel wurde 1939 als dritter Sohn eines Psychiaters (Prim. Dr. Ernst Gabriel) und einer Volksschullehrerin (Stefanie Gabriel, geborene Nagode) geboren. Seine ersten Jahre verbrachte er am Gelände des Wiener Steinhofs, wo sein Vater als Primar tätig war und mit seiner Familie dort eine Wohnung hatte. Nach der Matura am Akademischen Gymnasium Wien und dem Medizinstudium an der Universität Wien absolvierte er während seiner Facharztausbildung an der Universitätsklinik für Psychiatrie ein Lehr-Jahr bei Prof. Manfred Bleuler in Zürich an der Psychiatrischen Universitäts-Klinik Burghölzli  – „Was sie bei uns lernen können, ist eine pragmatische Sozialpsychiatrie“ (M. Bleuler 1966 in einem persönlichem Gespräch). Dort lernte er auch seine spätere Frau (Psychiaterin Dr. Eva Gabriel, geborene Grassberger) kennen, mit der er zwei Töchter (Veronika, Sonder- und Heilpädagogin und Theresia, Psychologin und Psychotherapeutin) hat.

Als Humanist vernachlässigte er neben seinen fordernden beruflichen Tätigkeiten nie seine ernsthaften Interessen für Kunst, Kultur sowie Geschichte.


Berufliche Tätigkeit

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  • 1964 Promotion
  • 1971 Facharzt für Psychiatrie und Neurologie
  • 1967 – 1978 an der Psychiatrisch-Neurologischen, ab 1971 Psychiatrischen Universitätsklinik in Wien tätig (Begründung der jahrzehntelangen intensiven wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit Peter Berner, der ab 1971 Erster Ordinarius für Psychiatrie und Direktor der psychiatrischen Universitätsklinik war). 1969 mehrmonatige Mitwirkung an der Enquete von Lausanne unter Christian Müller (woher das empirische Material der späteren Habilitationsschrift stammt). 1972 wurde Eberhard Gabriel vom Vorstand der Psychiatrischen Universitätsklinik (Peter Berner) mit der Leitung der Frauenabteilung betraut.
  • 1978 Habilitation über „Die langfristige Entwicklung der Spätschizophrenien. Zugleich ein Beitrag zum langen Verlauf der Wahnerkrankungen der Lebensmitte“.
  • Ab 1978 Ärztlicher Direktor des Psychiatrischen Krankenhauses Baumgartner Höhe, später Otto-Wagner-Spital, heute Klinik Penzing. Umsetzung der Wiener Psychiatriereform im Psychiatrischen Krankenhaus.
  • Haupttätigkeiten als Ärztlicher Direktor waren daher die strukturelle Entwicklung des Hauses, die Aus- und Weiterbildung der FachärztInnen (zweiwöchentliche „Kamingespräche“ bei sich zu Hause, regelmäßige Tutorgespräche mit KandidatInnen) sowie des Pflegepersonals (Gabriel hatte auch die Direktion der Ausbildungsstätte für Psychiatrische Krankenpflege inne).
  • Ein besonderes Anliegen war Gabriel weiters die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Geschichte und der NS-Euthanasie am Steinhof und am sogenannten Spiegelgrund. Hierzu gestaltete er gemeinsam mit dem Historiker Wolfgang Neugebauer die drei Symposien "Zur Geschichte der NS-Euthanasie in Wien" (siehe 3).
  • Kurz vor seiner altersgemäßen Pensionierung 2004 managte Eberhard Gabriel gemeinsam mit den anderen Mitgliedern der Kollegialen Führung des Krankenhauses die Fusionierung der fünf Einrichtungen: Sozialpädagogisches Zentrum »Baumgartner Höhe«, Neurologisches Krankenhaus der Stadt Wien »Maria-Theresien-Schlössel«, Pflegeheim »Sanatoriumstraße« sowie Psychiatrisches Krankenhaus »Baumgartner Höhe« und Pulmologisches Zentrum »Baumgartner Höhe« zum Otto-Wagner-Spital OWS, seit 2020 offiziell in Klinik-Penzing umbenannt.

Forschung

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  • wissenschaftliche Reflexion über die Praxis und die Entwicklung des Krankenhauses (jährliche Steinhofsymposien)
  • Aufarbeitung der NS-Euthanasie im Haus (Spiegelgrund bzw. nach Deportation von PatientInnen des Hauses) – 3 publizierte Symposien:
  1. Gabriel H E und Neugebauer W (Hrsg) (2000) Zur Geschichte der NS-Euthanasie in Wien. Teil I. Böhlau: Wien
  2. Gabriel H E und Neugebauer W (Hsg) (2002) Zur Geschichte der NS-Euthanasie in Wien. Teil II. Von der Zwangssterilisierung zur Ermordung. Böhlau: Wien
  3. Gabriel H E und Neugebauer W (2003) Zur Geschichte der NS-Euthanasie in Wien. Teil III. Vorreiter der Vernichtung? Eugenik, Rassenhygiene und Euthanasie in der österreichischen Diskussion vor 1938. Böhlau: Wien
  • Geschichte der Österreichischen, speziell Wiener Psychiatrie im 20. Jahrhundert (siehe 4)


Publikationen

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Herausgeber Psychiatria Clinica -> daraus entwickelte sich das International Journal of Descriptive Psychopathology, zunächst gemeinsam mit Peter Berner und nach dessen Rückzug mit Christof Mundt


Publikationen seit 2004 (Pensionierung)

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= Bücher bzw. Jahresbände (Virus) = =

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1.1 E. Gabriel: 100 Jahre Gesundheitsstandort Baumgartner Höhe. Von den Heil- und Pflegeanstalten Am Steinhof zum Otto Wagner-Spital. Wien: facultas, 2007

1.2 E. Gabriel, M. Gamper (Hrsg.): Psychiatrische Institutionen in Österreich um 1900. Wien: Verlagshaus der Ärzte, 2009

1.3 E. Gabriel, E. Dietrich-Daum, E. Lobenwein, C. Watzka (Hrsg.): Gesellschaft und Psychiatrie in Österreich 1945 bis ca.1970. Virus 14, 2016


= = Einzelbeiträge = =

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2.1 Einleitung zu 1.2 mit einem Überblick über die um 1900 bestehenden öffentlichen und privaten Anstalten und deren weiteres Schicksal, pp 5-18

2.2 Die Praxis der Heil-und Pflegeanstalten Am Steinhof 1907-1918. In 1.2, pp61-72

2.3 Rudolf Wlassak und der VIII. Internationale Congress gegen den Alkoholismus in Wien 1901. In: Z. Zupanic Slavec (Ed.): Franz Wilhelm Lippich Grundzüge der Dipsobiostatik (Laibach 1834). Lubljana: ZRC Verlag, 2005, 81-91

2.4 Zur Einbürgerung der Psychiatrie in die Medizin. In: Th.Meiszel (Hg.): Zur Einbürgerung der psychisch Kranken. Linz: edition pro mente, 2005, 51-64

2.5 Der Beitrag der Ärzte zur Qualifikation des psychiatrischen Pflegepersonals am Beispiel des „Steinhof“. In: I. Needham, S. Schoppmann, N. Schulz, H. Stefan (Hg.). Wissen schafft Pflege – Pflege schafft Wissen. Unterostendrof: Ibicura, 2006, 199-204

2.6 Mit P. Berner: Richard von Krafft-Ebing. In: H. Hippius, B. Holdorff, H. Schliack (Hg.): Nervenärzte 2. Stuttgart-New York: Thieme, 2006. Pp 135-143

2.7 Psychiatrie in Wien um 1900 im Spiegel des III. Internationalen Kongresses für Irrenpflege, Wien 1908. Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Nervenheilkunde (DGGN) 15 (2009) 65-77

2.8 „Berichte aus dem Irrenhaus“, Wien 1924. Schriftenreihe der DGGN 16 (2010) 433-448

2.9 Was wollte man vor 100 Jahren an psychiatrischer Literatur zur Hand haben? Zum Bestand niederösterreichischer Anstaltsbibliotheken um 1900. Schriftenreihe der DGGN 17 (2011) 193-206

2.10 Psychiatrie und Seelsorge in Wien, 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts aus gegenwärtiger Sicht. In: B. Klammer e.a. (Hg.): Die verborgene Kraft des Glaubens. Glaube und Wissenschaft (der Psychiatrie) – ein Widerspruch? Brixen: Provinz Verlag 2011. Pp 107-124

2.11 Die frühe Rezeption des Bleulerschen Schizophreniekonzeptes in Wien. Neuropsychiatrie 26 (2012) 145-151

2.12 The Shift of Responsibility in Care Processes during the last Decades. European Psychiatric Review (editorial) 4 (2011) 75-76

2.13 Rudolf Wlassak in Zürich. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Physiologie in Zürich 1885-1896. Schriftenreihe der DGGN 18 (2012) 49-68

2.14 Die Beziehungen der Wiener Psychiatrie zur deutschen psychiatrischen Szene um 1900. Schriftenreihe der DGGN 19 (2013) 559-478

2.15 Universitätsprofessor Dr. Peter Berner 1924-2012 (Nachruf) Neuropsychiatrie 27 (2013) A 11-A 13

2.16 Mit Chr.Mundt und S.C. Herpetz: Professor Peter Berner 1924-2012 (Obituary). Psychopathology 46 (2013) 133-135

2.17 Josef Berze (1866-1957): Anstaltspsychiater, Psychopathologe, Schizophrenieforscher, Reformpsychiater. Schriftenreihe der DGGN 20 (2014) 285-300

2.18 Die Orientierung(en) der österreichischen Psychiatrie 1945 bis Mitte der 1950er Jahre. Schriftenreihe der DGGN 21 (2015) 586-611

2.19 NS-Euthanasie in Österreich 1939-1945 (Teil 1) Die Ereignisse – eine Rekapitulation. psychopraxis-neuropraxis 19 (2016) 21-24. (Teil2) Der Umgang damit danach.psychopraxis-neuropraxis 19 (2016) 58-63 (NB:  Die Bedeutung der NS-Euthanasie in der Gegenwart der Österreichischen Psychiatrie Neuropsychiatrie 15(2001) 92-97)

2.20 Zum Wiederaufbau des akademischen Lehrkörpers in der Psychiatrie in Wien nach 1945. Virus 14 (2016) 35-78. (NB 1.3)

2.21 Bruno Schön OFM: Dr. Martin Luther auf dem psychiatrischen Standpunkt beurtheilt. Wien 1874. Schriftenreihe der DGGN 23 (2017) 441-460

2.22 Psychiatrische Einrichtungen im Erzherzogtum unter der Enns (Niederösterreich) im 19. Jahrhundert. Vom Irrenturm in Wien zu den Heil-und Pflegeanstalten für Geisteskranke im Licht zeitgenössischer Darstellungen. Virus  16 (2017) 193-208

2.23 „Wie dann der Hoff gekommen ist, hat man den Kauders geschwind vergessen.“ Otto Kauders – Professor für Psychiatrie und Neurologie und Klinikvorstand in Wien 1945-1949. Schriftenreihe der DGGN 24 (2018) 209-228

2.24 „…trotzdem ich vielleicht die Rolle eines Filmstars in anderen Ländern habe…“. Hans Hoff (1897-1969), Professor für Psychiatrie und Neurologie in Wien 1950-1969. Schriftenreihe der DGGN 25 (2019) 337-364

2.25 Die Grazer universitäre Psychiatrie in ihrem Wechselspiel mit anderen österreichischen und deutschen ‚Schulen‘. Schriftenreihe der DGGN 26  (2020) 13-53.

2.26 Die Formierung einer medizinischen Disziplin: Psychiatrie in Österreich im 19. Jahrhundert. Neuropsychiatrie 34 (2020) 101-107.

2.27 In memoriam  Professor Dr. Gerhard Baader. Zugleich eine Skizze der „Epochen“ des Erinnerns, Gedenkens und der Forschung über die NS-Verbrechen in der Psychiatrie in Österreich. Neuropsychiatrie 34 (2020) 189-191.

2.28 Der Psychiater Wolfgang Holzer (1906-1980). Über die Komplexität von Verstrickungen. Schriftenreihe der DGGN 27 (2021) 165-188.

2.29 Erfahrungen eines Wiener Psychiaters als Gast psychiatrischer Universitätskliniken in der DDR 1984 ff.. Zugleich eine Skizze der Beziehungen österreichischer Psychiater zur Psychiatrie in der DDR ab Mitte der 1960er Jahre bis über die ‚Wende‘. Schriftenreihe der DGGN 29 (2023) 2019-245


Mitgliedschaften

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  • Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (ÖGPP) (früher Gesellschaft Österreichischer Nervenärzte und Psychiater bzw. Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie, 1994-1996 deren Präsident.)
  • Ehrenmitglied der Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (ÖGPP)
  • Bis 2004/Pensionierung Mitglied bzw. Vorsitzender der Sektion für Klinische Psychopathologie des Weltverbandes für Psychiatrie, zuletzt als deren Vorsitzender
  • Verein für Sozialgeschichte der Medizin
  • Deutsche Gesellschaft für Geschichte der Nervenheilkunde
  • Mitglied des Beirates der AG Geschichte der Medizin und Medical/Health Humanities der Kommission für Geschichte und Philosophie der Wissenschaften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften


Auszeichnungen

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11.10.2000 Verleihung des Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien


Literatur (über ihn)

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Hinterhuber H, Meißel T, Psota G und Schanda H (2020) Univ.-Prof.Dr. Eberhard Gabriel zum 80. Geburtstag. Neuropsychiatr (2020) 34:91.93; https://doi.org/10.1007/s40211-020-00342-0


weblinks

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Weltverband für Psychiatrie www.wpanet.org

Verein für Sozialgeschichte der Medizin www.sozialgeschichte-medizin.org/wp_verein/

Deutsche Gesellschaft für Geschichte der Nervenheilkunde www.dggn.de

AG Geschichte der Medizin und Medical/Health Humanities der Kommission für Geschichte und Philosophie der Wissenschaften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften www.oeaw.ac.at/kgpw/arbeitsgruppen/geschichte-der-medizin-und-medical-health-humanities