Relativ freie und provisorische Teilübersetzung von André Chevre, Cisterciens de Lucelle, in: Helvetia Sacra III/3, S. 290-311, zu Informationszwecken für den Artikel Kloster Lützel, kann Lektüre des Ausgangstextes nicht ersetzen. Chèvres Text teils uneindeutig, ungenau, etwas schwammig und auch glorifizierend. Oft Schachtelsätze, Zuordnung von Pronomina daher teils unmöglich. Alle Angaben in eckigen Klammern sind Zusätze des Übersetzers.




[S. 290:]

LÜTZEL

VON ANDRÉ CHÈVRE


Lage: Gemeinde Lucelle, Kanton Ferrette, Unterpräfektur Altkirch, Département Haut-Rhin, Frankreich


Diözese: Basel


Name:

  • ecclesia B. Virginis Marie de loco qui Lucela dicitur in quo secundum ordinem cisterciensis... (1136) ([Anm.] 1: Trouillat 1, 262 Nr. 176.);
  • monasterium sancte Die genitricis et virginis Marie de Lucelan (8.6.1194) ([Anm.] 2: Ib. 1, 425 Nr. 277.);
  • de Lucelach (1236) ([Anm.] 3: Ib. 2, 51 Nr. 37.);
  • monasterium et conventus de maiori Lutzela (1258) ([Anm.] 4: Ib. 1, 653 Nr. 460.);
  • herren von Lùtzel (1316) ([Anm.] 5: Ib. 3, 246 Nr. 142.);
  • Luciscella (17. Jh.) ([Anm.] 6: Im 17. Jh. kreierte, frei erfundene Form.)


Patronat: Jungfrau Maria (1134)


Gründung: 1123/1124


Filiationsreihe [„Ligne“]: Morimond


Mutterabtei: Bellevaux


Tochterabteien (Mönche): Frienisberg, Kaisheim, Lieucroissant, Neuburg, Pairis, St.Urban, Salem


Tochterabteien (Nonnen): Besear (?, Battans ?), Engental, Marienau bei Breisach, Michelfelden, Olsberg, Rathausen (bis 1266), Steinen, Wurmsbach (bis 1266)


Aufhebung: 1792



Geschichte:


1123/24 Gründung

1128-38 Tochtergründungen

1136 Bestätigung der Besitztümer durch die Bischöfe von Besançon und Basel

1139 Bestätigungsurkunde durch Papst Innozenz II. und König Konrad III.

1147 Bestätigungsurkunde von [Papst] Eugen III.

1180 Alexander III. erteilt der Abtei die allgemeine und endgültige Befreiung von den Zehnten auf Produkte und ihren Grundbesitz

1194 Gründung von St.Urban

um 1200 Höchste Zahl an Klosterleuten: 200 Mönche; Lucelle im Besitz von 17 Höfen oder Grangien

1346 Weihe der zweiten Abteikirche

1375 Lützel durch die Gugler verwüstet

[S. 291:]

1400 Tiefe Krise der Abtei

1409-43 Abt Konrad Holzacker, Delegierter des Ordens auf den Konzilen von Konstanz und Basel, erneuert Lützel

1499 Lützel verwüstet durch die Eidgenossen [?, „Confédérès“] nach der Schlacht von Dornach

1525 Lützel erneut verwüstet im Bauernkrieg

1526 Lützel erwirbt die benachbarte Grundherrschaft Löwenburg

1580 Besuch des Nuntius Bonomini; Beginn der Erneuerung der Abtei

1632 Zerstreuung des Konvents (Dreissigjähriger Krieg)

1638 Zerstörung der Konventgebäude

1657 Rückkehr der Gemeinschaft nach Lützel

1699 Brand der Abtei

1703-30 Bau einer neuen Abtei

1789 Die Abtei wird zu nationalem Gut erklärt

1792 Zerstreuung der Gemeinschaft

1800-03 Abbruch von Konventgebäuden und Kirche


Die Abtei Lützel wurde 1123/1124 [Fußnote 1] gegründet, an einem kleinen Fluss, der ihr ihren Namen gab, durch die Vettern Amadeus, Hugo und Richard von Montfaucon, mit Zustimmung des Bischofs von Basel, des regierenden Berthold von Neuchâtel [Fußnote 2]. Die ersten Mönche kamen aus der Abtei Bellevaux in der Franche-Comté, erste Tochtergründung Morimonds. Das Kloster lag rittlings auf der Grenze [„le monastère était à cheval sur la frontière“] zwischen dem Bischof von Basel und, nach und nach, der Grafschaft Pfirt, Vorderösterreich (1324), Frankreich (1648). Diese Grenze war auch eine der Sprachen Französisch und Germanisch; daher auch die Rolle der Abtei als Scharnier [„relais“] von Citeaux zum Elsass, zu Oberdeutschland und zu den schweizerischen Ländern. Lützel gründete in den ersten 50 Jahren seiner Existenz sechs Abteien, dann eine siebte am Ende des Jahrhunderts: Neuburg, Kaisheim, Lieucroissant (Trois-Rois), Salem, Frienisberg, Pairis und St.Urban [Fußnote 3]. Das Generalkapitel [des Zisterzienserordens?] übertrug Lützel die Urheberschaftsrechte [„les droits de paternité“] an mehreren schweizerischen Frauenklöstern: Olsberg (um 1235), Rathausen und Wurmsbach (1260/61, 1266 an St.Urban abgetreten), Steinen (1266) und Engental (1460).

Um 1200 besaß Lützel etwa 15 Domänen oder Grangien, zu denen sich die zerstreuten Ländereien [„des terres éparses“] in mehr als 150 Orten des Oberelsass und des Bistums Basel gruppierten [Fußnote 4]. Am Ende des Mittelalters verfügte die Abtei um sie herum über ein geschlossenes Gebiet [„un domain compact“] von 2000 Hektar, und außerhalb dieser Zone über Ländereien mit noch größerer Ausdehnung [„des terres d’une contenance supérieure“]. Lucelle war nach Murbach die reichste Abtei des Elsass. Fünf kleine Frauenklöster wurden ihr [der Abtei Lucelle] in der Qualität von Prioraten zugeordnet [„Cinq petits monastères de femmes lui furent atrribués en qualité de prieurés“], und etwa 15 Pfarreien wurden verwaltet durch Mönche des Konvents und seiner Priorate [Fußnote 5].

1375 setzte die Invasion der Gugler der großen Periode Lützels ein Ende. Der Kon-

[S. 292:]

-vent bestand dennoch fort, und [dies] während mehr als zwei Jahrhunderten, auf relativ gutem Niveau, dank einiger exzellenter Äbte und trotz wiederholter Unglücksfälle: Plünderungen und Brände, durch die Eidgenossen [?, „Confédérès“] 1499 und durch Bauern 1524 [Fußnote 6]. Erneuerter spiritueller und materieller Glanz zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Um 1630 ordnete Lützel kleine Mönchskolonien ab, um diverse während der Reformation säkularisierte deutsche Abteien wiederherzustellen [Fußnote 7].

Der Dreißigjährige Krieg (Westfälischer Vertrag 1648) zerstörte dieses Werk und brachte beinahe die Abtei selbst zum endgültigen Verschwinden [„et faillit emporter l’abbaye elle-même et definitivement“]; die Gemeinschaft zerstreute sich bei der Ankunft der Schweden 1632; 1638 wurde das Haus geplündert und die Gebäude brannten ab; das bedeutete das Verschwinden Lützels für ein Vierteljahrhundert. Rekonstituiert nach und nach in Kleinlützel, wo der Abt residierte, dann in der Priorei Löwenburg, wurde die Gemeinschaft 1656 nach Lützel zurückgebracht durch Abt Bernardin Buchinger, an die Orte eigenen Besitzstandes [?, „dans des locaux de fortune“] [Fußnote 8].

1699 verheerte ein Brand das Kloster, das von 1705 bis 1730 vollständig wiederaufgebaut wurde. Die Kirche, in ihren Mönchsmauern [„L’église, dans ses murs du moins“], hatte die Unglücksfälle der Abtei überlebt; der erste Bau, romanischen Stils, durch ein Erdbeben um 1340 gefährlich erschüttert, gotisch wiederaufgebaut, vergrößert und 1346 geweiht, wurde wiederhergestellt, barock möbliert und verschönert am Anfang des 18. Jahrhunderts [Fußnote 9]. Dieses Jahrhundert, das letzte Lützels, wurde sehr glänzend in jeder Hinsicht [Fußnote 10]. Beeinträchtigt bereits 1789 [„Atteinte dès 1789“] durch die Dekrete der Französischen Revolution, hielt sich die Abtei so oder so [„vaille que vaille“] bis 1792, dem Datum der Ausweisung des Abts und der letzten Mönche. Verkauft als nationale Güter, wurden Konvent und Kirche um 1800 durch die Käufer abgetragen, die die anderen Gebäude als Wohnungen, Werkstätten und Lagerschuppen für Gießereien und Schmieden nutzten, die sich in diesen Orten niedergelassen hatten [Fußnote 11].

Die Abtei, aus der Filiationsreihe Morimonds, blieb Citeaux stets treu, [zusammen] mit allen anderen [Abteien] der Germanischen Kongregation [„avec toutes celles de la congregation germanique“], bei deren Gründung sie aktiv beteiligt war. Lützel hatte 46 Äbte; die Gemeinschaft war stets ziemlich zahlreich; etwa 200 Mitglieder stark um 1200, sank sie selten unter 30, und am Ende ihrer Existenz umfasste sie ungefähr 50 [Fußnote 12]. Bedacht mit päpstlichen Insignien am Ende des 15. Jahrhunderts [Fußnote 13] waren die Äbte allgemein Visitationskommissare oder Vikare des Ordens [„Gratifiés des insignes pontificaux à la fin du XVe s., les abbés furent généralement commissaires visiteurs ou vicaires de l’ordre“] für die Provinz Helvetiens, des Elsass und des Breisgaus [Fußnote 14]. Lützel besaß die Rechte der mittleren und niederen Gerichtsbarkeit in Lutterbach, Rheintal und Löwenburg, sowie Burgrechtsverbindungen mit mehreren Städten, darunter Basel und Mülhausen. Wir erwähnen schließlich, dass die Abtei im 17. Jahrhundert diverse kleine Industrien auf die Beine gestellt hat: Glasfabriken, Gießerei und Schmieden, Ziegelei und Gerberei. Im 18. Jahrhundert war Lützel eine der großen und schönen Abteien der gemeinen Observanz [?, „de la commune observance“].


[Fußnoten:]

[S. 292-293:]

1. Chèvre, Lucelle, 23-40. Die Daten der Gründung stammen aus dem Anniversarienverzeichnis Lützels, datiert 15. Jahrhundert: Friederich, Anniversarienverzeichnis, 50 (25.3.1123) und 52 (6.4.1124). Man verfügt nicht über die Gründungsurkunde; das erste Lützel betreffende Dokument geht zurück auf 1136 (Trouillat 1, 262-267 Nr. 176, Urkunde der Bestätigung der Besitztümer).

[S. 293:]

2. Trouillat 1, 263 Nr. 176: 1136. Die Montfaucon, Adelsfamilie aus der Umgebung von Besancon, aus denen in dieser Zeit die Familie von Asuel (Hasenburg) erwuchs, Ort [Asuel?] bei Lützel, erhielten diesen Ort [Lützel?] als Lehen der Basler Kirche; cf. Chèvre, Lucelle, 24-25.

3. Chèvre, Lucelle, 43-48. V. Frienisberg, Saint-Urbain, Salem, Histoire.

4. Cf. Chèvre, Lucelle, 48-60.

5. Die alten Nonnenkonvente waren Blotzheim, Michelbach (St. Apollinaris) im Sundgau, Klösterli bei Kleinlützel und Rheintal jenseits des Rheins bei Müllheim; cf. Chèvre, Lucelle, 76-77, 113-114, 121-122.

6. Cf. ib., 101-139.

7. Die Abteien Eussertal, Maulbronn, Rittershausen und Ottersberg. Bereits am Anfang des Jahrhunderts [17. Jh.] hatte Lützel die alte Abtei Pairis übernommen, cf. Chèvre, Lucelle, 141-173.

8. Cf. ib., 175-212.

9. Ib., 265-282.

10. Ib., 213-242.

11. Ib., 243-252. Diese Nutzungsgebäude der früheren Abtei existieren noch. Nach dem Verschwinden der Fabriken um 1885 waren diese verlassen bis um 1960, dem Jahr, in dem die Restaurationsarbeiten begannen. Heute ist Lützel ein Ort der Erholung, der Ferien, ein Zentrum kulturellen und geistigen Lebens.

12. Ib., 283-285.

13. Ib., 119; cf. die Liste der Äbte.

14. Beim Eintritt Lützels in die Germanische Kongregation 1624, cf. Chèvre, Lucelle, 167.


Archiv:

Nach der Aufhebung des Konvents wurde sein Archiv in das Distriktarchiv Altkirch überführt und 1798 mit dem Départementalarchiv Haut-Rhin vereinigt, wo es mit den Beständen anderer aufgehobener Konvente die Sektion H bildet, cf. Emil Herzog, Etat général par fonds des Archives Départementales. Département du Haut-Rhin par E’H’. Précédé d’une notice historique sur les Archives du Haut-Rhin par Alexandre Vidier, Colmar 1928, XIII, XIV, XCIII, 29-30 [Kursivstellung des Literaturhinweises durch den Übersetzer]. Einige Archivteile wurden durch Mönche mitgenommen und fielen später in verschiedene Hände; so findet sich ein Orbituarium des 15. Jahrhunderts heute im Grand Seminaire in Straßburg. Das Nekrolog, datiert 1745, wurde 1858 ins Départementalarchiv Haut-Rhin zurückgebracht, signiert [„coté“] mit H (Lucelle) 3 a 17. Weitere wichtige Archivdokumente mit Bezug zu Lützel werden aufbewahrt im Archiv des Bistums Basel in Porrentruy, in der Bibliothek der Kantonsschule Porrentruy und im Staatsarchiv Basel.


Handschriftliche Quellen:

1. Départementalarchiv Haut-Rhin Colmar, Serie H (Lucelle): 1156 (Kopie) – 1790, 169 Bündel, cf. Emil Herzog, Etat général par fonds des Archives Départementales. Département du Haut-Rhin par E.H., Colmar 1928, 29-30; 7 J 19, Liber aurens, Zensus von 1299 [?, „Censier de 1299“].

2. Archiv des Bistums Basel in Porrentruy, Sektion A (Spiritualia), besonders A 70/7, series alphabetica abbatum; Sektion B (Temporalia), besonders B 240, Le Fonds de Lucelle, 90 Register oder Kartons; Chancellerie; Missivae Latinae (2 Bände); Deutsche Missiven.

3. Bibliothek der Kantonsschule Porrentruy: mehrere Register Lützels, Verzeichnis der Dokumententitel [?], Akten der Schenkungen und Erwerbungen, Prozessprotokolle [?] der Visitationen des Konvents, Urkundenkopien, cf. Amweg, Bibliographie du jura bernois, no. 2406-2410, 2414, 2416.

4. Staatsarchiv Basel: Klöster, L 1. Lützel 1-4; Privatarchiv Nr. 74 (Dokumente und Akten 1535-1778); Ratsbücher; Missiven.

5. Universitätsbibliothek Basel: H 1/29 a, 29 b, 30, Bernardin Walch, La Chronique de Lucelle, cf. Ungedruckte Quellen, Stouff, Chronique.

[S. 293-294:]

6. Bundesarchiv Bern, Kopien (cf. Walter Meyrat, Die Manuskripten- und Abschriftensammlung des Bundesarchivs, in: RSH 9, 1959, 227): Segretaria di Stato, Nunziature e Legazioni, Nunziatura Svizzera, Additamenta (1510-1818).

[S. 294:]

7. Bibliothek des Grand Seminaire Straßburg: Signatur 32, f. 1-15v, Orbituarium der Abtei Lützel von Februar bis Dezember, cf. Dom Jean Leclerq, Textes et manuscrits cisterciens dans diverses Bibliothèques, dans ACist. 18, 1962, 123.


Bibliographie:

Gedruckte Quellen:

[…]

[S. 294-295:]

Arbeiten:

[…]


[S. 295:]

ÄBTE

Ältere Listen: Die erste bekannte Liste ist die des Abts Bernardin Buchinger in seinem Epitome fastorum lucellensium, 161-224. Die späteren Listen sind zwingend von ihr abhängig [„Les listes ultérieures en sont étroitement dépendantes“]: Mülinen 1, 190-192, und Grandidier, Alsatia Sacra 1, 361-365. Die des Mönchs Bernardin Walch (Archiv des Bistums Basel in Porrentruy, A 70/7, Series alphabetica abbatum, priorum, religiosorum … luciscellensium), Fortführung [der Liste] Buchingers [„reprise de Buchinger“], ist ihre [der späteren Listen?] Fortsetzung und Fortschreibung [„en est la continuation et la mise à jour“] bis um 1760; nach dem Tod des Autors hat man auch die letzten beiden Äbte in sie eingearbeitet. Die gegenwärtige Liste wurde erstellt mit neuen Informationen aus Archiven, auf der Grundlage von Friederich, Seelbuch, berücksichtigt die älteren Listen und den Nekrolog der Abtei (cf. seine Einleitung, S. 147-151).

[S. 295-311:]

[Auflistung der Äbte mit Kurzbiographien und kurzen Angaben zu besonderen Ereignissen]