10. August 2019 Bearbeiten

 
Asieh Amini und Sparrow (麻雀) im Café Ni Muser in Trondheim


Meine Wikimania beginnt in Trondheim bereits am 10. August. Dort habe ich die Ehre die Menschenrechtsaktivistin und Journalistin Asieh Amini, deren Artikel ich 2016 geschrieben habe, persönlich zu treffen.

Ich schrieb ihren Artikel 2016 in dem ersten Projekt, dass ich mit Shikeishu zusammen organisiert hatte in Österreich. Wir wollten über Aktivistinnen schreiben. Da mein Freund damals Iraner war, habe ich nach iranischen Aktivistinnen gesucht und bin dann auf ihre Geschichte gestoßen.


Asieh Amini- eine Geschichte über Menschenhandel, Meinungsfreiheit, Todesstrafen und Flucht vor Repression Bearbeiten

Selten habe ich mich in meinem Leben so gefreut, die Chance zu haben, ein paar Stunden mit jemanden reden zu können. Asieh Amini setzte sich seit 2004 gegen Steinigungen und Todesstrafen im Iran ein, vor Allem wenn sie gegen Minderjährige vollstreckt wurden. Den Anstoß dazu gab die Geschichte von Atefeh Sahaaleh, einer 16 jährigen, die seit dem 9. Lebensjahr als minderjährige Prostituierte missbraucht wurde und dafür mit 16 Jahren zum Tod durch Erhängen verurteilt wurde. Als ich von dieser Geschichte las, verstand ist nicht, wieso das Gesetz im Iran und die Gesellschaft der Meinung war, dass Atefeh die Schuldige in dem ganzen war und sie die Todesstrafe verdiente an Stelle all der Männer, die sie als Minderjährige missbraucht hatten.

Asieh erklärte mir, dass es nach der Sharia so ist, dass wenn man vier Mal dabei überführt wird außerehelichen Sex zu haben, zwangsläufig die Todesstrafe ausgeübt werden muss. Da Atefeh sehr jung war, als sie dieses Märtyrium durchlitt, wusste sie nichts von diesem Gesetz und hat der Polizei frei davon erzählt, was mit ihr passiert war. Das erste Mal wurde sie mit 9 zu 100 Peitschenhieben für außerehelichen Sex verurteilt. Das zweite Mail mit 12. Ein Drittes Mal gab es nicht. Ihr Verurteilung fand unter relativ dubiosen umständen sehr schnell statt. Obwohl der Richter, der den Prozess führt und der Richter, der die Todesstrafe anordnet eigentlich nicht derselbe nach der Sharia sein darf, war es bei ihr der Fall. Ihr wurde ebenfalls kein Anwalt gestellt. Reine Spekulation war, dass unter den Klienten von Atefeh mächtige Männer waren und man sie zum Schweigen bringen wollte, bevor sie davon berichten konnte. Aber da dies nie bewiesen werden konnte, wird es Spekulation bleiben.

Von Meinungsfreiheit Bearbeiten

Asieh versuchte die Geschichte von Atefeh zu veröffentlichen aber fand lange kein Printmedium, dass sich dazu bereit erklärte. Es sei zu heikel, denn hier wurde die Sharia kritisiert. So fing Asieh an jede einzelne Geschichte, die sie durch die Zensur der Printmedien nicht veröffentlichen konnte, auf ihrem Blog zu veröffentlichen. So bat die Freiheit des Internets ihr die Möglichkeit über Dinge zu berichten, die ihr die Zensur sonst unmöglich gemacht hätte. Später erklärte sich das Magazin Zanan bereit die Geschichte zu veröffentlichen. Die BBC übernahm die Geschichte und so erreichte sie internationale Aufmerksamkeit.

Von Todesstrafen und Flucht vor Repression nach Norwegen Bearbeiten

Sie gründete dafür eine Organisation "Stop Stoning Forever". Nach vielen kleinen Kämpfen von denen einige erfolgreich waren und Todesstrafen aufgehoben wurden - andere jedoch leider unerfolgreich, griff das Regime im Iran härter gegen Kritiker durch. So wurden fast alle befreundeten Aktivisten von Amini verhaftet oder drangsaliert bis zum Jahr 2008. Sie bekam Nachricht, dass ihre Bekannten im Gefängnis zu ihr befragt wurden. Danach zog sie von einem Haus ins andere, um sich zu verstecken. Glücklicherweise war sie zu einer Konferenz in Stockholm eingeladen worden und hatte ihre Tochter mitgebracht. Sie war sich sicher, dass man sie verhaften würde, wenn sie wieder in den Iran reisen würde und wusste nicht, ob sie das Gefängnis überleben würde. Der schwedische Botschafter bat ihr an in Schweden bleiben zu können. Durch einen Freund in Norwegen erhielt sie dann jedoch die Möglichkeit über das ICORN Netzwerk, welches verfolgten Künstlern Zuflucht in verschiedenen Städten weltweit bietet, in Trondheim bleiben zu können- für zwei Jahre. Trondheim ist eine der "Cities of Refuge" im ICORN Netzwerk. Asiehs Mann war glücklicherweise ebenfalls im Besitz eines Schengenvisums, da er in Paris eine Ausstellung mitorganisiert hatte. Somit konnte er ebenfalls mit ihr nach Trondheim ziehen.

Wichtig ist Norwegen auch, da Asieh nachdem sie Atefeh nicht retten konnte, da sie zu spät von ihrer Geschichte erfuhr, ein anderes Mädchen durch ihre Berichterstattung retten konnte. Dieses Mädchen war Leyla Mafi. Genauso wie Atefeh war sie zur Prostitution gezwungen worden. In ihrem Fall bereits seit dem 8. Lebensjahr. Mit 19 wurde sie zum Tode verurteilt. Durch die Traumatisierung hatte Leyla das mentale Alter einer achtjährigen zu diesem Zeitpunkt. Asieh besorgte ihr einen Anwalt und schrieb über ihre Geschichte. Es wurde international über Leyla berichtet. Auch in Norwegen. Dadurch erfuhrt der norwegische Premierminister Kjell Magne Bondevik von dem Urteil und schrieb einen Brief an den iranischen Präsidenten. Durch den großen internationalen Druck wurde Leylas Urteil aufgehoben und ihr wurde die Chance gegeben in einer anderen Stadt mit Hilfe von einer sozialen Organisation ein neues Leben zu beginnen. Asieh lies sie sogar bei sich und ihrer Familie wohnen. Einer ihrer Ärzte hatte gesagt, dass Leyla unter Menschen sein sollte und auch lernen sollte wieder vertrauen zu Männern finden.

Norwegen ist neben Schweden hier ebenfalls nicht nur interessant, weil Asieh über Schweden nach Norwegen fliehen konnte. Schweden und Norwegen spielen ebenfalls eine wichtige Rollet, da hier eine andere Sichtweise auf das Thema Prostitution besteht als in den meisten Ländern. Das Nordische Modell zum gesetzlichen Umgang mit Prostitution bestraft Männer, die Prostituierte kaufen, aber entkriminalisiert Prostituierte, da sie als Opfer gesehen werden. Praktisch das genaue Gegenteil der Situation im Iran. Dieses Modell ist das einzige Modell, das nachhaltig zur Verringerung des Volumens im Menschenhandel und der Prostitution geführt hat. Falls jemand also Interesse hätte, Prostitution zur Geschichte zu machen, dann müsste er dieses Gesetz umsetzen wollen. Auch die Meinung in der Bevölkerung hat sich seit Einführung geändert. 80 % der Frauen und 60 % der Männer sehen es als falsch an Prostituierte zu kaufen. Vor Allem der Anteil der jungen Männer, die den Kauf von Prostituierten als verwerflich ansieht, ist sehr hoch.

Was hat das überhaupt mit der Wikimania zu tun? Bearbeiten

Für die Zukunft habe ich mich entschlossen nur noch über Themen zu schreiben, die mir wirklich wichtig sind. Eines dieser Themen wäre der organisierte Menschenhandel und diesem Zusammenhang die Versklavung von Menschen für die Sexindustrie. Es gibt viel Grausamkeit auf der Welt. Es gibt heutzutage mehr Sklaven auf der Welt als je zuvor. Die Meisten in der westlichen Welt im Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung. Von aller Grausamkeit ist das wohl die Schlimmste, die mir in den Sinn kommen würde und deswegen auch genau die Grausamkeit mit der ich anfangen würde. Ich möchte auf der Wikimania gerne Mitstreiter international gewinnen, um das Thema in unterschiedlichen Sprachversionen anzugehen.

Artikel, die ich bereits dazu geschrieben habe:

  1. Julie K. Brown
  2. For a Better Day (Lied)
  3. en:Nordic model approach on prostitution

Zum Artikel zu Julie K. Brown muss leider gesagt werden, dass der Menschenhändler Jeffrey Epstein, dem durch ihre Berichterstattung der Prozess gemacht werden sollte am 10. August unter mysteriösen Umständen im Gefängnis Selbstmord begangen haben soll. Das bedeutet, dass er nie aussagen wird gegen die Klienten, die er mit minderjährigen Prostituierten versorgt hat. Eigentlich genauso wie Atefeh nie reden konnte. Der Iran. Die USA. Es ist eigentlich alles und überall dasselbe.

Manchmal verliert man schon die Hoffnung. Jedoch muss man sich an Dingen festhalten die Hoffnung geben. An solchen Menschen wie Asieh Amini. Oder zum Beispiel daran, dass das Europäische Parlament vor kurzem alle Länder der EU dazu aufgerufen hat, das Nordische Modell zum gesetzlichen Umgang zur Prostitution zu übernehmen, um den Menschenhandel (langsam) zur Geschichte zu machen.

11. August 2019 Bearbeiten

Etwas unrelated habe ich mich mit einem Bekannten IT- Sicherheitsspezialisten in Trondheim getroffen.

Digitale Sicherheit- erste Schritte Bearbeiten

Ein paar Tipps, die für Sonstige auch interessant sein könnten:

  • Verschlüsselung aller Cloud- Server ist über boxcryptor möglich
  • Signal ist ein Messenger, der nicht die Metadaten der Nutzer sammelt oder weiterverkauft
  • Protonmail ist ein verschlüsselter kostenloser Mailserver

Anderes wäre zu kompliziert, um es hier aufzuführen. Mit den Daten, die von WhatsApp, Facebook und Google gesammelt werden, können die Inhalte von Gesprächen und die Art der Beziehungen zwischen Menschen nur aus den Metadaten und Suchanfragen abgebildet werden. Ebenfalls können Persönlichkeitsprofile erstellt werden, um gezielt mit Werbung und Propaganda das Verhalten von Menschen zu steuern. Wenn man nicht zum gläsernen Bürger werden möchte, dann sollte man es vermeiden, diese Dienste zu nutzen.

12. August 2019 Bearbeiten

Anass Sedrati <3 Bearbeiten

Meine Anreise findet bereits am Montag statt. Ich treffe Anass wieder, den ich 2017 bei der Diversity Konferenz kennengelernt habe. Er lässt mich, Mohsen aus dem Iran und Ian aus Brasilien bei sich übernachten, bevor das Hotel vom 13. August an gebucht ist.

13. August 2019 Bearbeiten

Kayak-Tour mit Gnom Bearbeiten

Dem Rentnerprogramm der Pre-Wikimania bestehend aus Museumsbesuchen entfliehe ich mit Lukas Metzger auf einer Kayak - Tour von Longholmen bis Gamla Stan.

Environmental Sustainability Track Bearbeiten

Lukas organisiert den Environmental Sustainability Track zusammen mit Joy aus Ghana auf der Wikimania. Ich werde auf jeden Fall bei einigen Sessions dabei sein. Dazu, wie man besser mit Umweltorganisationen zusammenarbeiten kann (1) Umweltschutz in Wikimedia Projekten (2) Projekt zu Wassernachhaltigkeit von Wikimedia Schweden (3).

Jimmy Wales über die Empfehlungen der Arbeitsgruppen aus der Bewegung: "That shit is simply not going to fly." Bearbeiten

Außerdem gab es Aufruhe in der Bewegung, da die Vorschläge der Working Groups veröffentlicht wurden. Wie zu erwarten waren die Vorschläge der Diversity Working Group am kontroversesten. Dazu gehört zum Beispiel NC (Non - Commercial) und ND (Non- Derivative) Lizenzen auf Wikimedia Commons einzuführen. Dadurch könnte man mehr Inhalte auf Commons bringen. Andererseits wäre es den Nutzern von Commons so nicht mehr möglich die Inhalte in der Art und Weise zu benutzen, wie sie es jetzt können. Die Inhalten wären nicht mehr "frei zugänglich" in dem Maße, in dem sie es jetzt sind. Außerdem wurde gesagt, dass die Art und Weise, auf die Inhalte belegt werden müssen, nicht mehr so eng gefasst werden sollten. Damit könnte man auf Oral History in Wikipedia aufnehmen. Oder "andere nicht westlich orientierte" wissenschaftliche Sichtweisen mit einbeziehen. Die Aufweichung von Belegen könnte zu einem Verfall der Qualität führen. Man sollte das erst in kleinen Projekten testen bevor das in Wikipedia geändert wird. Jimmy Wales schrieb sinngemäß auf seiner Diskussionsseite, dass "Die Vorschläge nichts mit der WMF zu tun haben. Sie kamen von einigen Nutzern aus der Bewegungen. Nur weil diese Vorschläge entstanden sind, werden sie auf keinen Fall durchgesetzt. Was in diesem Fall auch gut so ist." Damit fühlten sich wiederum die Leute, die mindestenes 5 Stunden pro Woche in den Working Groups verbracht haben, um den Strategieprozess voranzutreiben etwas veräppelt. Es scheint so, als wäre Jimmy der Ansicht, dass das doch zum großen Teil sinnlose Arbeit war.

14. August 2019 Bearbeiten

APIs in Wikipedia und Wikidata Bearbeiten

Lukas Werkmeister gab einen Workshop zu APIs. Wer möchte, kann selbst zu Hause versuchen, diese anzuwenden. Die Präsentationen dazu finden sich (1) hier. → API tutorial https://www.mediawiki.org/wiki/Wikibase/API → List of supported modules https://www.mediawiki.org/wiki/Wikibase/API#API_documentation_and_Wikibase_modules → Sandbox to experiment with the API https://www.wikidata.org/wiki/Special:ApiSandbox → Sandbox item to experiment on https://www.wikidata.org/wiki/Q4115189

Die Wikimania- Vikings Gruppe bildet sich beim Abendessen im Aifur Bearbeiten

Abends war ich mit Rupika, Richard, MB- One, Simon aus Österreich, Simon von den Jungwikipedianern und Jeremy aus New York im Aifur essen. Ich werde Rupika bei der Vorstellung des Fotowettbewerbs Wiki Loves Love unterstützen. Rupika arbeitet inzwischen für die Foundation als Wikimedian in Residence und hilft bei der Digitalisierung von Beständen von sieben Bibliotheken in Indien, was gut ist, denn viele indische Bücher sind überhaupt nicht digitalisiert. Außerdem wird sie einen Panel dazu leiten, wie die Gender Gap mit Wiki Loves Projekten überwunden werden kann. Richard erzählte von einem Projekt in New York in dem Sie über Inputs AI beigebracht haben automatisch depict Statements für Wikidata auf Wikimedia Commons zu erfassen. Wenn die AI ein realistisches Gemälde aus der europäischen Kunst scannt, soll es so automatisch erkennen, was in dem Bild abgebildet wird. Es funktioniert wohl ganz gut. Man könnte AI so auch auf andere Regionen, Stile und Epochen trainieren. Außerdem würde er gerne ein Wiki Spur Projekt einführen. In diesem Projekt sollte jedes Jahr eine neue innovative Initiative gefördert werden. Also praktisch ein Inkubator für Wiki Start- Ups. Wäre eine gute Idee :)

15. August 2019 Bearbeiten

On the habits of highly successful people Bearbeiten

Satdeep Gill, Vassia Atnassova und ich waren schon vor 7 Uhr früh in der Gym beim Workout anzutreffen.

16. August 2019 Bearbeiten

Memerandum of Understanding zwischen der WMF und dem OHCHR Bearbeiten

Endlich finde ich Leute, die sich für Menschenrechte interessieren und hoffe so meinen ursprünglichen Plan verwirklichen zu können über längere Zeit mehr Inhalte über moderne Sklaverei in verschiedenen Sprachversionen veröffentlichen zu können.

Es gab eine Session zu Strengthening Human Rights through Wikimedia. Dort hat Anna Torres die Arbeit von Wikimedia Argentinien vorgestellt, die Partnerschaften mit 24 Organisationen aufgebaut haben, um über Menschenrechtsverletzungen und verwandte Themen in Argentinien zu schreiben. Über ihr Arbeit wurde Kontakt zum OHCHR (Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte) hergestellt und Laurent Sauveur und Katherine Maher haben ein Memerandum of Understanding unterzeichnet, dass Wikimedia Zugriff auf die Bibliothek der Vereinten Nationen geben wird aber auch eine langfristige Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Förderung der Menschenrechte begründen soll.

Lustigerweise wurde vielfach ein Projekt erwähnt an dessen Entstehung ich maßgeblich beteiligt war. Und zwar ein Projekt in dem wir in Tunis im März 2019 in Zusammenarbeit mit queeren Filmfestival Mawjoudin Artikel zu Menschenrechten und vor Allem Rechten von Frauen und der LGBT Community in der MENA Region geschrieben haben.

Ich habe einen Meet-Up zum Thema Menschenrechte initiiert. Ich hoffe dort genauer definieren zu können, wie an dem Thema gearbeitet werden kann. Ideen wären zum Beispiel ein Wiki Loves Human Rights Schreibwettbewerb. Oder auch Ausbau des bestehenden Project Human Rights und Ausbau auf andere Sprachversionen. Man könnte auch eine User Group rund um das Thema gründen. Damit könnte man Ressourcen von der Foundation für verschiedene Events oder Projekte leichter einfordern und auch anderweitige Unterstützung. Eine Frage, die zum Beispiel aufkam ist, wie Wikipedia Autoren aber im größeren Sinne vllt. auch Blogger und andere Menschen, die Inhalte verbreiten oder sogar investigativ recherchieren und Ergebnisse veröffentlichen genauso wie Journalisten vor Repressionen von diktatorischen Regimes geschützt werden könnten. Im Zeitalter des allumfassenden Internets müsste die Gruppe der besonders geschützten Personen wahrscheinlich von Journalisten auf Blogger oder Autoren auf solchen Plattformen wie Wikipedia ausgebaut werden.

Wiki Camps in Armenien- wie Wikimedia Armenien erfolgreich mit Schulen zusammenarbeitet und so Wikipedia in der armenischen Gesellschaft verankert hat Bearbeiten

Es gab weiterhin zwei kleine Sessions. Wikimedia Armenien hat die Arbeit mit Schulen vorgestellt. In Armenien kann ein Großteil der Bevölkerung mit Wikipedia gut umgehen, da es eine weit ausgebaute Partnerschaft zwischen dem Bildungsministerium und Wikimedia gibt. Viele Schulen benutzen Wikipedia im Unterricht als -teil der Cirriculums. Außerdem lernen Kinder und Jugendliche in Wiki- Camps Artikel zu schreiben. Diese starke Zusammenarbeit ist sehr ungewöhnlich und besteht so in keinem anderen Land. Sie hat sich so entwickelt, dass es erst in ein paar Schulen versucht wurde. Es gab gute Resultate. Die Schüler lernten mehr und verbesserten ihr Noten. Als Glücksfall fand sich ein Politiker, der aus der IT- Branche stammte und sehr von Wikipedia begeistert war, der sich dann bereit erklärte eine großflächige und langfristige Partnerschaft mit Wikimedia einzugehen, sodass jetzt so viel Schulen mit involviert sind.

Erfahrungen aus Gothenburg dazu, wie man erfolgreich Edit-a-thons leitet Bearbeiten

Ein weiterer Vortrag über Editathons von der Community in Gothenburg aus Schweden enthielt wertvolle Erfahrungen dazu, wie man diese am Besten gestaltet, um Leute langfristig im Projekt zu halten:

  • Regelmäßigkeit (damit Menschen eine gleichbleibende Gemeinschaft geboten wird und sie sich über einen Zeitraum kontinuierlich in der Arbeit verbessern können)
  • Spaß bei der Arbeit
  • Eine Gruppe von mindestens 4-5 erfahrenen Autoren, die sich die Arbeit teilen, damit es nicht zu viel für den einzelnen wird
  • Es ist besser Neulingen einfach nur den Editierbutton zu zeigen, anstatt sie mit komplizierten Informationen zu Copyright zu überfordern (am besten so wenig Informationen wie möglich am Anfang)

17. August 2019 Bearbeiten

Blockade von Wikipedia =/ Beschneidung der Meinungsfreiheit? Bearbeiten

In einer Session wurde darüber diskutiert, wie man mit der Blockade von Wikipedia in China, der Türkei und Zimbabwe umgehen kann. Zur Türkei und Zimbabwe kann ich wenig sagen. Zu China schon etwas, da ich 2017 eine Weile dort war. Damals war es noch möglich mit VPN google, facebook, WhatsApp etc. zu erreichen. Ab 2018 war das nicht mehr möglich. Man darf nur von der Regierung genehmigte VPNs verwenden. Ansonsten drohen Gefängnisstrafen.

Es besteht für Menschen, die China nicht erlebt haben immer wieder ein fehlendes Verständnis des Systems. Ein Parteimitglied hat es uns damals so erklärt: Die Partei soll idealerweise und stellt es auch oft die Elite des Landes da. Sie umfasst Unternehmer, Ingenieure etc. Die Partei ist keine Ansammlung von Politikern, wie es in Europa zum Beispiel der Fall ist. Diese Elite stellt Regeln auf, um das Wohl des Landes insgesamt zu maximieren. Da Wikipedia und andere Dienste wie google, facebook etc. als Organisationen oder Unternehmen gesehen werden, die dem Interesse von China teilweise entgegengesetzt sind, da sie chinesische Unternehmen und Organsationen als Konkurrenten sehen und Informationen von ihnen über chinesische Bürger gesammelt werden, wurden diese von der chinesischen Elite geblockt. Es gab lange Zeit Baidu Bake, was das Äquivalent von Wikipedia in China war. Es nutzte über die freien Lizenzen von Wikipedia dessen Inhalte und baute sie sogar weiter aus, sodass diese Version jetzt weiter ausgebaut ist, als die chinesische Wikipedia Version. Genauso wie hier verfährt China auch wirtschaftlich. Produkte werden kopiert und dann verbessert und billiger angeboten. Das mag man als unfair empfinden. Aber aus der Sicht der Maximierung des Wohlstandes und Lebensstandards der eigenen Bevölkerung ist es absolut logisch und nachvollziehbar sich so zu verhalten.

Neben Baidu Bake wird von China eine weitere Enzyklopädie online aufgebaut, die von bezahlten Autoren erstellt wird und stark von der Regierung kontrolliert. Man könnte durchaus darstellen, dass das auch nötig ist. Meinungsfreiheit kann manchmal zu weit gehen und schädliche Inhalte online gestellt werden, vor denen zumindest Minderjährige geschützt werden sollten. Man muss als verantwortliche Führung eines Landes aber auch dafür sorgen, dass falsche Informationen nicht verbreitet werden oder Informationen, die gewalttätige Auseinandersetzungen hervorrufen könnten.

Diese Dinge zu blocken ist nicht das Gleiche wie Menschenrechtsaktivisten, Journalisten und Anwälte zu verhaften dafür, dass sie Korruption aufdecken oder Diktaturen kritisieren. Hier muss denke ich schärfer differenziert werden.

I'm insane & We're all a little crazy so why not talk about mental health? Bearbeiten

Es gab eine Session zu Mental Health. Natürlich ist das etwas für mich. Bekannterweise leide ich selbst an posttraumatischer Belastungsstörung und auch immer wieder an Depressionen. Das habe ich in der Session auch gesagt. Inzwischen habe ich kein Problem mehr damit. Ich muss meine Krankheit Arbeitgebern, Partnern, Mitbewohner und engen Freunden offenbaren, da sie ohnehin irgendwann aufkommen wird. Es ist besser Leute darauf vorzubereiten und sie zu erklären, als zu versuchen es zu verheimlichen. Damit hoffe ich auch immer etwas Last abzunehmen und die Leuten wissen zu lassen, dass ich sie mit meinem Verhalten nicht verletzen möchte. Nach der Session erzählte mir ein Teilnehmer unter Tränen, dass er auch unter eine psychischen Krankheit leidet. Es tut immer gut, zu wissen, dass man nicht allein damit ist. Wir haben uns umarmt. Das Wichtigste ist eine Community, die einem das Gefühl gibt, nicht allein zu sein, sondern unterstützt zu werden und offen sein zu können. Das kann sogar mehr helfen als ein Therapeut- manchmal zumindest. Deswegen ist es so wichtig, dass diese Gruppe jetzt initiiert wird, jedoch steht sie erst im Anfangsstadium.

Andere Leute sprachen Autismus, Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom und depressive Episoden, welche von der Arbeit in der Bewegung hervorgerufen wurden, an. Es soll eine Gruppe aufgebaut werden, die sich strategisch und international Unterstützt dabei mehr Aufmerksamkeit und Ressourcen zum Thema der psychischen Gesundheit zu verbreiten. Es gibt von der Foundation für Krisen die Möglichkeit sich an Angestellte zu wenden, die dann die Personen unterstützen. Ich persönlich finde, dass zumindest Angestellte aus der Community- Arbeit in allen Chaptern zum Thema psychische Gesundheit geschult werden sollten. Es sollten zumindest Möglichkeiten oder Techniken gelehrt werden, um mit häufig auftretenden Krankheiten wie Autismus, Depressionen, ADS, PTBS, Zwangsstörungen, Angststörungen oder fehlender Impulskontrolle als Angestellter umgehen zu können.

Um mich etwas von dem Trubel emotional zu erholen, mache ich einen ausgiebigen Spaziergang. Das tolle an Skandinavien ist, dass man nur ein paar Schritte laufen muss, um im tiefsten Wald auf Felsen einen super Ausblick auf einen See hat. Währenddessen höre ich Take a Walk von Passion Pit.

Außerdem geht mir Bedshaped von Keane nicht aus dem Kopf. Ich kann gar nicht ausdrücken, wie sehr ich mir wünsche, dass die Gesellschaft irgendwann an einem Punkt ankommen wird, dass man offen über psychische Krankheiten reden kann. Ich möchte kein Mitleid, ich möchte nicht angestarrt werden, wie ein Tier im Zoo. Ich möchte auch nicht, dass Menschen um mich herum wie auf Eierschalen laufen. Das Beste wäre eigentlich sich so normal wie möglich zu verhalten und einfach Fragen zu stellen und offen zu reden. Nicht darüber, wieso jemand Depressionen oder PTBS hat- wieso sollte man einem fremden Menschen über die furchtbarsten Erlebnisse seines Lebens erzählen. Und möchte man davon überhaupt erfahren- ist das Leben nicht so schon schwer genug? Gerne kann ich aber erklären, was die Krankheiten im Alltag bedeuten oder welche Techniken es gibt, um damit umzugehen.

„Many's the time I ran with you down

The rainy roads of our town
Many's the lives we lived in each day
And buried alltogether
Don't laugh at me
Don't look away
You'll follow me back
With the sun in your eyes
And on your own
Bedshaped and legs of stone
You'll knock on my door
And up we'll go
In white light
I don't think so
But what do I know?
What do I know?
I know.“[1]

18. August 2019 Bearbeiten

Weitere internationale Vernetzung zum Thema Menschenrechte Bearbeiten

Das Wichtigste vom Tag war für mich der von mir organisierte Meet-Up von anderen Konferenzteilnehmern, die an Menschenrechten interessiert sind. Ich kann hier nicht schreiben- genauso wie im Etherpad vom Meet- up, wer die Teilnehmer waren. Ich kann auch nicht beschreiben, an welchem Themen sie genau arbeiten wollen. Grob waren darunter zum Beispiel

  • vermisste Personen in verschiedenen Ländern
  • Menschenhandel
  • Informationen und Artikel über Journalisten, Menschenrechtsaktivisten und Anwälten (um Propaganda und Misinformationen über sie etwas entgegenzustellen)
  • Menschrechtsverletzungen in repressiven Regimes
  • Polizeigewalt, Folter
  • Misinformationen über Kriegsgeschehen (klarstellen)

Teilnehmer waren unter anderem Emna Mizouni (die am gleichen Tag zur Wikimedian des Jahres 2019 gewählt wurde) und Anna Torres. Ihre Namen können genannt werden, da sie ohnehin offen mit Klarnamen mit dem Thema verbunden sind.

Es wurde noch näher die Menschenrechtskonferenz, welche vom 12.-14. September in Argentinien stattfinden soll, organisiert von Wikimedia Argentinien. Dort will sich Wikimedia mit Menschenrechtsorganisationen in Lateinamerika vernetzen und abschätzen, wie man in Zukunft zusammenarbeiten kann. Es wird einen speziellen Track zu Geschichte und Menschenrechten geben, vor Allem in Hinblick darauf, dass viele Verbrechen, welche in repressiven Regimes stattfanden, bis heute nicht aufgearbeitet sind. Außerdem wird es einen Track zu Gender und Inklusion geben. In Lateinamerika gibt es unfassbare Gewalt gegen Frauen, die viel häufiger als in Europa in Morden enden. Die Situation ist dort erschreckend anders als in Europa. Ein weiterer Track wird sich mit dem Thema digitaler Sicherheit, Datensicherheit und Verschlüsselung beschäftigen.

Diese Konferenz soll ab jetzt jährlich stattfinden. Emna schlug vor sie nächstes Jahr in Tunesien zu veranstalten.

Des Weiteren möchten wir jetzt regelmäßig online Konferenzen abhalten, um Entwicklungen und nächste Schritte zu planen. Es werden Kommunikationskanäle aufgebaut. Falls jemand daran interessiert ist, sich an dem Projekt zu beteiligen, kann er/ sie sich bei mir melden. Jedoch sind viele Gruppen geschlossen und Zugriff bekommen nur Leute, denen in der Bewegung vertraut wird.

Unterstützung für das Projekt gibt es von der Foundation aus über folgende Kontakte: Axel Stinson- technical support: astinson wikimedia.org Jorge Vargas- partnerships with organizations: jvargaswikimedia.org Christel Steigenberger - trust and safety team (threats, emergencies, digital security): Csteigenberger@wikimedia.org

Außerdem bietet Access Now wohltätigen Organisationen kostenlose Beratung zu digitaler Sicherheit an. Falls sich jemand dafür interessiert oder gehackt wurde, kann man sich dort melden.

Das Rechtsteam von Wikimedia unterstützt weltweit Leute aus der Bewegung, die wegen ihrer Arbeit im Projekt rechtliche Probleme bekommen.

Closing Party Bearbeiten

 
Sparrow (麻雀), Wikilover90 and Joy Agyepong at the Wikimania 2019 Closing Party


  1. Keane: Beshaped Lyrics. Abgerufen am 22. August 2019.