Da es Rückfragen gab, versuche ich mal meine persönlichen Bewertungskriterien, die ich auch schon bei den Exzellenten Artikeln anwende, auszuformulieren.

Thema

Möglich ist jedes Thema, bei dem die Existenz eines Wikipedia-Artikels möglich ist. Natürlich habe ich Themen die mir mehr liegen/mich interessieren (für eine ungefähre Einschätzung siehe die von mir bearbeiteten Artikel). Aber ich habe mir vorgenommen jeden bewerteten Artikel wirklich gründlich inhaltlich zu verstehen. Auch darauf, dass ich "meine" Themen aus Prinzip besser bewerte, sollte man nicht vertrauen. Die Chance, dass mir inhaltliche Fehler/Ungenauigkeiten auffallen ist wesentlich höher und je näher mir ein Thema steht, desto eher habe ich eigene Vorstellungen wie ein Artikel aussehen sollte - die nicht unbedingt mit denen des Einstellers übereinstimmen müssen. Und nicht zuletzt fühle ich mich auch frei, andere Leute um ihre Meinung zu fragen, die bestimmte Artikel inhaltlich besser bewerten können als ich.

Ich gedenke in Rechnung zu stellen, dass sich bestimmte Artikel schwerer (z.B. zu abstrakten Begriffen wie "Freiheit" oder "Gerechtigkeit") schreiben lassen als andere (z.B. Biographien, Stadtbeschreibungen). Je "schreiberisch dankbarer" ich ein Thema einstufe, desto höher sind natürlich die Anforderungen an den Artikel.

Inhalt

Der Inhalt ist logischerweise bei einem enzyklopädischen Artikel das wichtigste. Wenn ein Artikel in wichtigen Punkten inhaltlich falsch ist, ist das ein klares K.O.-Kriterium und kann auch nicht durch Perfektion in anderen Punkten ausgeglichen werden. Fehler bei weniger wichtigen Fakten sind immer noch äußerst unschön, aber im Zweifelsfall verzeihlich. Als wichtig in dem Zusammenhang sehe ich an, was mit der Bedeutung eines Themas zu tun hat. Als Beispiel: Wenn das Geburtsdatum Churchills falsch wäre, wäre das unschön, aber nicht wichtig, da das genaue Datum historisch irrelevant ist. Falls jemand aber seine Stellung im britischen Verwaltungsapparat falsch darstellt oder ihn gar zum Sozialisten erklärte, wäre das ein nicht gut zu machender Unfall.

Vollständigkeit ist ebenfalls wichtig, wobei gerade hier die hohe Kunst darin besteht, abzuschätzen was wichtig ist und was nicht. Wichtig beispielsweise, und in vielen Artikeln nicht berücksichtigt ist, sind die Beziehungen zum Rest der Welt. Sowohl die Einflüsse von Außen als auch die Bedeutung für einen bestimmten Themenkomplex, die Wirkung, Nachwirkung und die Einschätzung einer Sache durch Zeitgenossen und heute Lebende.

Stil

Wichtigstes stilistisches Kriterium ist, ob ich am nächsten Morgen noch weitgehend weiß, was ich letzten Abend gelesen habe: Artikel sollten klar und verständlich geschrieben sein, sie sollten nach Möglichkeit kein Hintergrundwissen voraussetzen, dass ein durchschnittlich gebildeter Mensch mit vollkommen anderen Interessen nicht hat, allerdings sollte man seine Leser auch nicht für dumm halten und beispielsweise Alltagsbegriffe exzessiv verlinken.

Natürlich schätze ich "schönen", anschaulichen und leicht literarisch angehauchten Stil. Aber ich bitte auch, dass Autoren ihre Grenzen kenne: sprachlich auf hohem Niveau zu schreiben ist schwierig, das sprachliche Level zu halten und trotzdem inhaltlich neutral und faktenorientiert zu arbeiten, noch schwieriger. Lieber ein staubtrockener Text als ein missglücktes literarisches Experiment.

Optik

Die Optik eines Artikels sollte vor allem der Informationsvermittlung dienen. Besonders wichtig ist hierbei die Gliederung, die weder aus Ein-Satz-Absätzen bestehen sollte, noch Bleiwüsten produzieren. Gerade die Fähigkeit, einen Text inhaltlich strukturieren zu können, ist beim Verständnis sehr wichtig.

Bilder sollten nicht in Artikeln stehen, weil sie "schön" sind, sondern weil sie einen inhaltlichen Punkt illustrieren. Gerade bei abstrakteren Themen können Grafiken oder Diagramme wunder wirken, aber bitte keine Diagramme oder Tabellen, nur weil man ja auch eine Einbauen könnte. Auch Grafiken sind im Allgemeinen besser verständlich, wenn es dem Erstellenden gelingt, sich auf das wesentliche zu beschränken.