Ein Mütterzentrum ist ein offener Treffpunkt, der sich an Mütter und ihre Kinder richtet. In Deutschland gibt es bundesweit ca. 400 solcher Mütterzentren. Ihre Zielsetzung ist es, Gelegenheiten zur Beratung, Betreuung und Bildung der Besucherinnen zu bieten sowie haushaltsnahe Dienstleistungen anzubieten.

Entstehung

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Mütterzentren wurden Ende der siebziger Jahre als offene Treffpunkte für Mütter und Kinder in einem Stadtteil oder einer Gemeinde entworfen.[1] Die Idee stammte von der Sprecherin des Clubs Junger Hausfrauen, Hildegard Schooss, und WissenschaftlerInnen des Deutschen Jugendinstituts.[2][3]

Die ersten Mütterzentren entstanden als Modellprojekt in Zusammenarbeit mit dem Bundesfamilienministerium 1981 in Salzgitter,[3] München-Neuaubing[4] und Darmstadt.[5] Sie boten Gelegenheitsstrukturen, in denen Mütter und Kinder ihre häusliche Isolation überwinden und sich zwanglos in öffentlichen Räumen treffen konnten ohne Hemmschwellen überwinden zu müssen, die mit anderen Angeboten des Familienhilfe oft verbunden werden.

Aufgrund des demografischen Wandels, werden nicht alle Mütterzentren heute nur von Frauen und Kindern, sondern generationsübergreifend von allen gesellschaftlichen Gruppen genutzt und einige Zentren haben sich in "Mehrgenerationenhäuser" oder "Familienzentren" umgewidmet.[6] Dieses Konzept diente auch als eine der Vorlagen für das Aktionsprogramm "Mehrgenerationenhäuser" der Bundesregierung.

Organisation

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Ende 2009 gab es ca. 400 Mütterzentren in Deutschland,[6] wovon ein Teil in der Trägerschaft des SOS-Kinderdorf e.V. betrieben wird. Die meisten Mütterzentren werden als eingetragener Verein (e.V.) organisiert.[6]

Bundesweit gibt es 7 Regionalbüros sowie den Mütterzentren Bundesverband e.V..[6] Dieser wurde 1988 gegründet, um die Interessen der Mütterzentren auf der politischen Ebene zu vertreten sowie Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und bei Neugründungen zu beraten. International sind die Mütterzentren aus 22 Ländern im Mother Centers International Network for Empowerment (MINE) organisiert.

Fast alle Mütterzentren (97,5%) bieten offene Angebote, zu denen der sog. "Cafébetrieb, Spieltreffs und offene Kinderbetreuung gehören, gefolgt von Bildungsangeboten (90%) und Kinderbetreuung (89,4%).[7] Etwas mehr als die Hälfte (57,1%) bieten Beratungen für spezielle Gruppen wie Schwangere, Alleinerziehende oder Sozialhilfeempfängerinnen.[7] Fast die Hälfte (47%) der Mütterzentren bieten dazu noch Dienstleistungen wie Mittagstisch, Second-Hand-Shops usw.[7]

Mütterzentren zielen unter anderem darauf ab, die Vereinbarkeit von Beruf und Familienangelegenheiten zu ermöglichen, alte und kranke Menschen zu unterstützen und gleichzeitig den Wert der Versorgungsarbeit, der oftmals von Frauen geleistet wird, ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Durch die Kooperation bei eigentlich familiären Aufgaben wie der Kinderbetreuung können sich die Beteiligten nicht nur gegenseitig unterstützen, sondern auch dafür sorgen, dass die Betreuung verbessert wird.[8]

Einzelnachweise

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  1. Filina Valevici: Frauensozialarbeit: Soziale Arbeit mit Frauen, S. 13. GRIN Verlag, 2010, ISBN 3-640-61857-2.
  2. Doris Rothfischer, Willi Oberlander, u. a. (Hrsg.): Ich mache mich selbständig im sozialen Bereich, S. 43. Beltz Juventa, 2000, ISBN 3-407-55837-6.
  3. a b Kerstin Loehr: Die Sehnsucht einer Frau, Salzgitter Zeitung, 25.06.2004.
  4. Eva Schraft: Vom „MütZe“ zum Mehrgenerationenhaus: Das SOS-Mütter- und Kindertageszentrum feiert 30-jähriges Bestehen, Wochenanzeiger München, 26.07.2011.
  5. Warnfried Dettling: Die Stadt und ihre Bürger: neue Wege in der kommunalen Sozialpolitik : Grundlagen, Beispiele, Perspektiven, S. 210. Bertelsmann-Stiftung, 2011, ISBN 3-892-04588-7.
  6. a b c d Gudrun Ehlert, Heide Funk, Gerd Stecklina (Hrsg.): Wörterbuch Soziale Arbeit und Geschlecht, S. 294 ff. Beltz Juventa, 2011, ISBN 3-779-92243-6.
  7. a b c Filina Valevici: Frauensozialarbeit: Soziale Arbeit mit Frauen, S. 14. GRIN Verlag, 2010, ISBN 3-640-61857-2.
  8. Adelheid Biesecker, Stefan Kesting: Mikroökonomik: Eine Einführung aus sozial-ökologischer Perspektive, S. 214 f. Oldenbourg, 2003, ISBN 3-486-27334-5.

Literatur

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  • Monika Jaeckel, Hildegard Schooss, Hannelore Weskamp (Hrsg.): Mütter im Zentrum. Mütterzentrum. Verlag Deutsches Jugendinstitut, 1997, ISBN 3-87966-376-9.
  • Sozialpädagigisches Institut im SOS-Kinderdorf e.V. (Hg.): Die Rückkehr des Lebens in die Öffentlichkeit. Luchterhand, 2000, ISBN 3-472-04026-2.
  • Ilse Lenz: Die neue Frauenbewegung. Der Abschied vom kleinen Unterschied. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-14729-1.
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