Memoiren meiner beiden Urgroßväter, Tagebücher und Stammbäume meiner Großeltern sowie 100 Jahre alte Fotoalben haben mich dazu gebracht, mich mit dem Thema "Ahnen- und Geschichtsforschung" zu beschäftigen. Mittlerweile sind 150 Seiten historisches Material zusammen gekommen. Von Berufswegen bin ich gelernte Fotografin und studierte Diplomjournalistin. Seit Jahren arbeite ich als Fernseh- und Hörfunkredakteurin für den Südwestrundfunk. So fällt es mir auch nicht schwer verschiedene Quellen und Institutionen um Hilfe bei der Suche nach den Mosaiksteinen der Geschichte anzufragen. Dennoch ist es eine zeitintensive und langwierige Arbeit.

Mein Urgroßvater Karl Otto Hermann Dietrich [ Carl Dietrich (-Liegnitz) ] war 1919 bis 1920 Mitglied der Nationalversammlung und von 1925 bis 1932 Polizeipräsident in Kiel. Seine Memoiren haben mir die Deutsche Sozialgeschichte und das Wesen der Gewerkschaftsarbeit erst nachhaltig begreiflich gemacht. Umso entsetzlicher war für mich, seinen Namen in Zusammenhang mit einem strammen Nazi in Wikipedia wieder zu finden. Auf den Seiten des "Otto zu Rantzau", der als Polizeipräsident Nachfolger Carl Dietrichs war, steht: "Im Zuge des Preußenschlages 1932 wurde der rechtskonservative Graf zu Rantzau als Ersatz für den geschassten Sozialdemokraten Karl Dietrich mit dem Amt des Kieler Polizeipräsidenten beauftragt".

Das Wort "geschasst" ist im Wortsinn von "jemanden schimpflich entlassen" für mich sehr negativ besetzt. Er wurde nur entlassen, weil sich die Politik zum Nationalsozialismus hin und damit zum Negativen verändert hat. Wer seinen Memoiren gelesen hat, hat einen durch und durch sozialdemokratischen Mann vor Augen, der sich für seine politische Überzeugung vor niemanden entschuldigen oder "beschimpfen" lassen muss. Um seine Geschichte für die Nachwelt zu erhalten, arbeite ich nun an einem ausführlicheren Wikipedia-Eintrag zu "Carl Dietrich (-Liegnitz)" - und freue mich über Unterstützung von fachlicher Seite!