MPOV = My point of view, ist aber tw. erst im Werden.
Wien
Bearbeiten"nʊts͡ ts͡ nɪks ʃɔts͡ nɪks" "Nutzt's nix, schåd's nix"
Bei direkter Anrede wird der Name häufig durch den Titel ersetzt.
Willkommensgruß in Österreich (auch in Bayern) "Grüß Gott". In Wien auch (wie im Binnendeutschen) "Guten Tag". Im persönlichen Bereich "Servus" und "Grüß Dich" bzw. "Griaß di". "Servus" ist zugleich Abschiedsgruß. Weit verbreitet ist "Pfiat di" zur Verabschiedung. Formeller "Auf Wiederschaun" ev. "Auf Wiedersehen".
Demnach ist der Österreicher bemüht, Konflikte zu vermeiden und die Harmonie zu erhalten. Kritik äußert der Österreicher, so Muhr, nur verdeckt, während binnendeutsche Sprecher eher zur offenen Konfliktaustragung neigen und Kritik offen äußern.
Verstärkte Verwendung von Anredeformeln sowie eine größere Bereitschaft zu entschuldigenden Formulierungen. Sofern der Österreicher Forderungen aussprechen muss, neigt er dazu, diese zu begründen, während der binnendeutsche Sprecher seine Forderungen und Wünsche häufiger offen äußert.
- Kronen Zeitung: Charlie Kappl / dt. Willi Wacker (Andy Capp comic Reg Smythe ) [1]
- Christine Lindengrün, 2001, Wortbildung im Wiener Dialekt, München, GRIN Verlag GmbH, seminararbeit univie
- Wolfgang Teuschl:Da Jesus & seine Hawara, Residenz Verlag, Neuauflage 2009 ISBN 978 3-7017-1523-7
- Peter Wehle: Sprechen Sie Wienerisch? Ueberreuter, Wien 2012, ISBN 978-3-8000-7544-7, S. 40.
- Robert Sedlaczek: Wörterbuch des Wienerischen. Haymon Taschenbuchverlag, Innsbruck-Wien 2011, ISBN 978-3-85218-891-1, S. 23.
- Max Mayr: Das Wienerische. Art und Redensart, Amalthea Verlag, Wien 1989, ISBN 3-850021211 (Erste Auflage 1923)
- Mauriz Schuster, Hans Schikola: Das alte Wienerisch, Deuticke Verlag, Wien 1996, ISBN 3-216-30210-5
- Roland Girtler:Rotwelsch. Die alte Sprache der Gauner, Dirnen und Vagabunden Böhlau Wien-Köln-Weimar, 1998, ISBN 3-205-98902-3
- Jan-Hedrik Leerkamp:Die österreichische Varietät der deutschen Sprache LINSE (Linguistik-Server Essen) 2003
- Muhr, Rudolf / Schrodt, Richard / Wiesinger, Peter (Hrsg.) (1995): Österreichisches Deutsch. Linguistische, sozialpsychologische und sprachpolitische Aspekte einer nationalen Variante des Deutschen. Wien: Hölder-Pichler-Tempsky, S.208-234
- Hans Schikola: Schriftdeutsch und Wienerisch, Österreichischer Bundesverlag, Wien 1954, Verlagsnummer 7132-5 S. 18
Julius Jakob
Bearbeiten- Julius Jakob: Wörterbuch des Wiener Dialektes, Gerlach & Wiedling Verlag, Wien 1929
- S.3, 4
Individuell sehr unterschiedliche Aussprachen, Vermischungen Volkssprache, Schriftdeutsch. Verschiedene Verwendung der Begriffe.
- S.6
- Bestimmte Artikel
- der oder da (m), d (w) und s (n)
- da Våta, d muada, s Kind
- Dativ n oder in (m), der oder da (w), n' oder in (n)
- in Våtan, da muada, in Kind
- Akkusativ n' oder in (m), d (w), s (n) Mz. d
- in Våtan, d muada, s Kind
- Unbestimmte Artikel
- a (m,w,n)
- Dativ a oder an (m), aner oder ana (w), n' oder in (n)
- Akkusativ a (m), a (w), a
Chronologie Literatur
Bearbeiten- 1800 Mundart der Österreicher
- 1825 Hormayer Wiener Idiotikon
- 1847 C.Loritze Idioticon Viennense
- 1873 F.S.Hügel Der Wiener Dialekt. Lexikon der Wiener Volkssprache
- 1890 Leopold Stieböck Darstellung des Wiener Dialektes
- 1905 Eduard Maria Schranke Wiener Dialekt-Lexikon
- 1929 Julius Jakob Wörterbuch des Wiener Dialekts (Nachdruck 1980)
- 1951 Mauriz Schuster Alt-Wienerisch (Neuauflage 1984)
- nnnn Peter Wehle Die Wiener Gaunersprache (Neuauflage 1997)
- 1980 Peter Wehle Sprechen Sie Wienerisch ? (Neuauflage 1981/2012)
- 1990 Wolfgang Teuschl Wiener Dialektlexikon
- 1996 Mauriz Schuster/Hans Schikola Das alte Wienerisch
- 1998 Maria Hornung:Wörterbuch der wiener Mundart ÖBV Pädagogischer Verlag, 1.Auflage 1998, ISBN 3-215-07347-1
- 2011 Robert Sedlaczek Wörterbuch des Wienerischen
Lyrik
Bearbeiten- 1958 H.C.Artmann med ana schwoazzn dintn
- 1971 Wolfgang Teuschl Da Jesus und seine Hawara (Neuauflage 1994)
Wortbildung
Bearbeiten- Mauriz Schuster, Hans Schikola: Das alte Wienerisch. Deuticke Verlag, Wien 1996, ISBN 3-216-30210-5, S. 314 ff.
Die Ableitungssilbe „-er“ (gesprochen -a) wird gerne zur Bildung von Hauptwörtern verwendet, die einen Vorgang oder eine Handlung bezeichnen. Juchadsa („Jauchzer“), Mucksa („Muckser“) oder Schenira („Genierer“).
In Wien ist nur mehr selten die Endung „-in“ für Personennamen gebräuchlich, wenn damit die Frau bezeichnet wird, wie z.B. Huaberin für die Frau „Huber“.
Für Wörter mit eher geringschätzendem Nebensinn wird oft die Nachsilbe „-ling“ verwendet: Hundling („Hund“ als Schimpfwort).
Auch die Nachsilbe „-ian“ wird verwendet, Bledian („Blödian“)
Es gibt auch slawische Endungen, wie „-ak“ oder „-its“. Beispiel: Feschak für einen feschen Mann, Daschlowits für einen Taschendieb.
Verkleinerte Verben, wie fuzln, kraxsln, schnapsln, wuzln, bekln, wüdln, fischln.
Schuster/Schikola finden es erstaunlich, dass soviele Fremdwörter auch lateinischen Ursprunges bis in die untersten sozialen Schichten aufgenommen wurden. Ra („rar“), bua („pur“), schplendid („splendid“), kwasi („quasi“), draktian („traktieren“), dentian („dentieren“). Wie man in den Stücken von Nestroy und Raimund erkennen kann, war es eine Zeitlang Mode, Wörter aus dem Französischen zu verwenden, wovon sich einige wenige bis heute gehalten haben. Bassena („bassin“), Lawua („lavoir“), Bagasch („bagage“), Karnäulie („canaille“).
- S.329ff
Wenn zu Verben das Fürwort „mir“ hinzugefügt wird, soll es einen Bezug dieser Tätigkeit zum Sprecher ausdrücken. Wenn die Mutter zum Kind sagt: Foi ma ned hi („Falle mir nicht hin“), drückt sie aus, dass zwar das Kind den Schmerz fühlt, aber sie danach die Probleme mit den Wundversorgung oder der Kleiderreinigung hat. Es kann auch die zweite Person verwendet werden Bist du da a Gauna („Bist du dir ein Gauner“), wo es aber eher für Verwunderung oder Erstaunen steht. Sogar in der Mehrzahl ist dieses „dir“ möglich, Wås sads da es fia Leid („Was seid dir ihr für Leute“), was sagen soll: „Was seid denn ihr für Leute“.
Auch „sich“ wird zu Verben hinzugefügt, si spüln („sich spielen“), si ärgan („sich ärgern“).
Bei Verbindungen Haupt- und Eigenschaftswörtern wird oft das Hauptwort einfach weggelassen: di elektrische für „Straßenbahn“), dea gache für „Jähzorn“.
Zur Steigerung von manchen Eigenschaften wird gerne „mord-“ vorgesetzt, wie bei Mordskerl, Mordsrausch, Mordsgschra („Mordsgeschrei“). S.315 Eigenschaftswörter werden meist mit Umstandswörtern gesteigert hibsch schwà, ewich schåd, bumfoi, hundsmiad, bodswàch, kàsweis, gråmpfsaua. S.330
Ein Vorliebe gibt es für Aliterationen Gschisti-Gschasti („Unsinn“) Wigl-Wogl („unentschieden“) krixi-kraxi („ungelenkes schreiben“)
- S.332ff
Zusammengesetzte Ortsnamen, die mit „-au“, „-brunn“, „-eck“, „-feld“, „-haus“, „-hilf“, „-kirchen“, „-kreuz“, „-see“, „-stätten“, „-zell“ werden im Gegensatz zum Standarddeutschen auf diesen Endungen betont. (Ausnahmen wie z.B. „Wörthersee“ stammen nicht aus der Wiener Mundart).
Bei Endungen wie „-bach“, „-berg“, „-dorf“, „-grund“, „-stadt“ wird der erste Wortteil betont. Schwankend ist es bei Namen mit „-burg“, „-stein“, man sagt zwar „Hainburg“, aber „Kalksburg“. Schuster/Schikola führen das auf Widersprüche mit anderen österreichischen Dialekten zurück, die Unsicherheit erzeugen.
Entgegen der Regel werden Petroleum, Linoleum und prosit auf der letzten Silbe betont.
Eigenheiten
Bearbeiten- Max Mayr: Das Wienerische. Art und Redensart. Amalthea Verlag, Wien 1980, ISBN 3-85002-121-1, S. 23 ff.
Nach Max Mayr ist es eine Eigenschaft des Wienerischen, besonders bildlich geartet zu sein, nicht nur wegen bildlicher Ausdrücke, sondern durch die Klangfarbe der verwendeten Begriffe. bumpern, bempern, prackn, kleschn, hatschn. Auch andere Wörte klingen bezeichnend, auch wenn sie streng genommen nicht onomatopoetisch sind, Eigenschaftswörter wie bamstig, mollert, gralawatschad, letschad und Hauptwörter wie Schlampadatsch, Gramuri oder Wampn. Ebenso soll jeder „echt wienerischer“ Ausdruck auch immer eine erheiternde Komponente beinhalten. Eine Glatze wird als Boffesenkammerl, eine Glatze als Bauplåtz und ein Floh als Hemadhusar bezeicnet. Wasser gilt als Stanglbrunner, der weibliche Busen als Gspàsslaberln. Auch Drohungen werden nur indirekt vermittelt, mit Ausdrücken wie ane åschaun lassn oder am Wadschnbàm beidln.
Eigenschaftswörter treten fast nie einzeln auf, in Wien sagt man nicht einfach „naß“ oder „trocken“, sonder waschlnåss und knochentrockn. Ebenso brennhàss, saukålt, picksiass, krampnsauer, zãundia, wuzerlfett, grundgscheit, saubled, hautschlecht, blunzndumm oder pumperlgsund.
Max Mayr führt aus, dass der Wiener gegenüber dem Standarddeutschen Änderungen der Wortstellung vornimmt, um einen ihm angenehmeren Sprachrhythmus zu erreichen. Bei dem Satz „das ist eine sehr schöne Frau“ folgen bei korrekter Betonung mit „sehr“ und „schön“ zwei Hebungen aufeinander. Das wird durch die Formulierung des is a sehr a schene Frau vermieden.
Ein Hiatus wird in den meisten Fällen durch Einschiebung von Zwischenlauten überbrückt: Seit ana Stund steh-r-i då. Da aber alleinstehende Selbstlaute auch für ein ganze Wörter stehen können, wird er dort bewusst belassen: i foa e à å („Ich fahre ohnehin auch ab“).