Durch eine 1972 beschlossene Zusammenarbeit zwischen den Firmen Zeiss (Objektivherstellung), Yashica (Kameratechnik, später Kyocera) und F.A. Porsche (Design) entstand ein System von verschiedenen einäugigen Spiegelreflexkameras für das Kleinbildformat mit Objektiven und Zubehör. Für das System wurde ein eigenständiges Bajonett entwickelt, dass nicht mit anderen Anschlüssen kompatibel war. Die Fertigung wurde 2005 eingestellt.

Kameras Bearbeiten

 
CONTAX RTS I Gehäuse mit angeschlossenem „Real Time Winder“
 
CONTAX 159MM mit SOLIGOR-28mm-Objektiv
 
CONTAX 167MT mit Distagon-28mm-Objektiv
 
CONTAX AX Gehäuse

Als erstes Ergebnis der Kooperation erschien 1974 die Contax RTS. „RTS“ steht dabei für „Real Time System“ und soll den verzögerungsfreien Ablauf der Kamerafunktionen in Echtzeit durch elektronische Steuerung symbolisieren. Zusammen mit dem als Zubehör angebotenen „Professional Motor Drive“ (PMD) wurde damit eine Geschwindigkeit von fünf Bildern je Sekunde erreicht. Im Gegensatz zu vergleichbaren Kameras, wie z.B. der Nikon F2A,[1] musste dabei der Spiegel nicht hochgeklappt werden, während der Serie konnte man das Aufnahmeobjekt verfolgen. Das Design von F.A. Porsche wurde auch bei den Folgemodellen nachempfunden.

Während die Contax RTS mit dem Anspruch einer Profikamera antrat, waren die Contax 139 Quartz von 1979 und die Contax 137 MD von 1980 als anspruchsvollere Amateurkameras konstruiert. Die Contax 137 MD war ein reiner Zeitautomat, hatte aber bereits einen eingebauten Motor für den Filmtransport.

1982 erschien als Nachfolgemodell der RTS die Contax RTS II. Diese verfügte zusätzlich über TTL-Blitzsteuerung, Messwertspeicherung und einen Verschluss aus Titan. Ebenfalls 1982 kam mit der Contax 137MA ein geringfügig verbesserter Nachfolger der 137MD mit zusätzlicher Einstellmöglichkeit der Verschlusszeit.

Im Jahre 1984 wurde die Contax 159MM mit Blenden- und Programmautomatik und die dazu passenden MM-Objektive eingeführt. 1986 erschien dann die Contax 167MT. Sie vereinte die umfangreichen Automatikfunktionen ihrer Vorgängerin mit einem motorischen Filmtransport und der Möglichkeit zur Spotbelichtungsmessung. Ein um den Auslöseknopf gelagerter Drehknopf ließ zudem die dauerhafte Speicherung des Belichtungswertes zu. Ferner war sie die erste Kamera mit der heute selbstverständlichen Belichtungsreihenautomatik.

Nachdem außer der Contax 167MT alle Contax-Modelle eingestellt worden waren, erfolgte erst 1990 mit der Contax RTS III eine Wiederbelebung des Systems. Sie war noch mehr als ihre Vorgängerinnen auf professionelle Anforderungen zugeschnitten. Als Besonderheiten seien die eingebaute Datenrückwand zur Dateneinbelichtung auf den Filmsteg, der professionelle Blitzbelichtungsmesser und eine Filmansaugplatte aus Keramik zur Erzielung einer optimalen Planlage des Filmes genannt.

1992 folgte mit der Contax ST eine etwas vereinfachte Variante der Contax RTS III sowie mit der bei Cosina hergestellten Contax S2 eine Kamera mit mechanisch gesteuertem Verschluss und ausschließlicher Spotmessung. 1994 folgte die fast identische Contax S2b mit mittenbetonter Messung.

Eine solche Autofokuskamera für das Contax-RTS-System folgte tatsächlich 1996 mit der Contax AX. Im Gegensatz zu allen anderen Kleinbild-Spiegelreflexkameras mit Autofokus erfolgt bei der Contax AX die Fokussierung durch Verschieben der Filmebene anstatt durch Verstellen des Objektivs. Dadurch können alle bisherigen manuellen Objektive an der Contax AX automatisch fokussiert werden. Das Gehäuse der AX ist konstruktionsbedingt etwas tiefer, und die Geschwindigkeit des Autofokus im Vergleich zu zeitgenössischen Kameras geringer.

Contax S2/S2b Bearbeiten

Beide Kameras arbeiteten mit mechanisch gesteuertem Verschluss. Während die 1992 erschienene S2 ausschließlich Spotmessung anbot, hatte die zwei Jahre später herausgekommene Contax S2b eine mittenbetonte Messung. Äußerlich unterschieden sich die Modelle durch die Farbe. Während die S2 metallisch silber war, hatte man die Titanlegierung der S2b anthrazitgrau eingefärbt.[2]

Contax RX Bearbeiten

1994 erschien mit der Contax RX erstmals ein Modell mit eingebauter elektronischer Schärfendetektion.[3] Es handelte sich dabei aber nicht um einen Autofokus, sondern nur um eine Unterstützung zur manuellen Fokussierung. Ähnliche Systeme waren in den 1980er-Jahren schon von den Herstellern Canon (Modell AL‑1) und Minolta (Modell X‑600) herausgebracht worden, bevor es später vollwertige Autofokus-Kameras gab.

Contax Aria Bearbeiten

Als neues Einsteigermodell in das System erschien 1998 die Contax Aria [4] und löste damit die zehn Jahre vorher herausgebrachte 167 MT ab. Sie war die erste Kamera im Sytem mit einer Mehrfeldmessung, es bestand aus fünf Segmenten.


Obwohl 2000 das Contax-N-System vorgestellt worden war, erschien 2002 noch die Contax RXII, die im Gegensatz zur Contax RX auf den elektronischen Schärfedetektor verzichten musste und einen einfacheren Verschluss erhielt; sie wurde in Europa und den USA nicht angeboten.

Objektive Bearbeiten

Die Objektive konnten außer an den Kameras des Contax-Systems nur an Yashica-Spiegelreflexkameras (außer „AF“) verwendet werden. Das Bajonett ermöglichte die mechanische Übertragung des größtmöglichen Blendenwertes und des vorgewählten Blendenwertes sowie die Abblendung im Moment der Aufnahme. Es wurden keine Werte elektrisch übertragen. Zur Einführung der ersten Kamera mit Blendenautomatik (Vorwahl der Belichtungszeit in der Kamera) wurde das Bajonett modifiziert. Entsprechende Objektive trugen den Zusatz „MM“.

Bei den Objektivnamen wurde die bei Zeiss übliche Terminologie verwendet. Dabei bedeutet: „Distagon“ ein Weitwinkelobjektiv, „Planar“ ein Normalobjektiv, „Sonnar“ ein mittleres Teleobjektiv und „Tele-Tessar“ ein langbrennweitiges Objektiv. Zoomobjektive hießen unabhängig vom Brennweitenbereich immer „Vario-Sonnar“.

Modelle:

  • Distagon 3,5/15 mm
  • Distagon 2,8/16 mm (Fischauge)
  • Distagon 4,0/18 mm
  • Distagon 2,8/21 mm (1993 herausgegeben [5])
  • Distagon 2,8/25 mm
  • Distagon 2,0/28 mm
  • Distagon T* 2,8/28 mm
  • Yashica ML 2,8/28 mm, 8 Linsen in 7 Gruppen
  • Distagon 1,4/35 mm
  • PC-Distagon 2,8/35 mm
  • Tessar 2,8/45 mm, von der Baulänge her kleinstes Objektiv
  • Planar 1,2/50 mm
  • Planar 1,4/50 mm
  • Planar 1,7/50 mm
  • Makro-Planr 2,8/60, in zwei Ausführungen: Bis Abbildungsmaßstab 1:1 oder 1:2 (kompaktere Bauform)
  • Planar 1,4/85 mm
  • Planar 2,8/85 mm, 5 Linsen in 4 Gruppen (1998 neu herausgegeben [4])
  • Planar 2,0/100 mm
  • Macro-Planar 2,8/100 mm
  • Sonnar 2,8/135 mm
  • Sonnar 2,8/180 mm
  • Sonnar 2,0/200 mm (1993 herausgegeben [5])
  • Tele-Tessar 4,0/300 mm, 5 Linsen
  • Mirotar 4,5/500 mm (Spiegelobjektiv)
  • Mirotar 8,0/500 mm (Spiegelobjektiv), 6 Linsen in 4 Gruppen [6]
  • Mirotar 5,6/1000 mm (Spiegelobjektiv)
  • Vario-Sonnar 3,5-4,5/28-70 mm, 9 Linsen in 8 Gruppen [4]
  • Vario-Sonnar 3,4-4,5/35-70 mm
  • Vario-Sonnar 3,5-4,5/35-135 mm
  • Vario-Sonnar 4,0/80-200 mm
  • Vario-Sonnar 4,5-5,6/100-300 mm, 12 Linsen in 7 Gruppen[3]
  • Mutar I 1,4x (Konverter) für Teleobjektive
  • Mutar II 2,0x (Konverter)
  • Mutar III 1,4x (Konverter), 6 Linsen in 4 Gruppen [6]

Zum 100. Jahrestag der erstmaligen Konstruktion eines „Planar“-Objektives durch Dr. Paul Rudolph gab es 1996 als Sonderedition ein entsprechend graviertes Planar 1,2/55 mm MM mit 8 Linsen in 7 Gruppen.[7]

Zubehör Bearbeiten

 
CONTAX RTS I Gehäuse mit angeschlossenem “Professional Motor Drive”

Die Antriebe passten nicht an alle Systemkameras bzw. waren in verschiedenen Ausführungen erhältlich:

  • RTW (Real Time Winder): Motorantrieb mit bis zu 2 Bildern/Sekunde
  • PMD (Professional Motor Drive): Motorantrieb mit bis zu 5 Bildern/Sekunde und eingebauten Timer

Neben Blitzgeräten zum Aufstecken auf die Kamera gab es das Stabblitzgerät „RTF 540“ (Real Time Flash) mit Leitzahl 40 und einer Einstellmöglichkeit auf 5 Blitze/Sekunde. Mit neueren Blitzgeräten und entsprechenden Kameragehäusen (z.B. AX) ließ sich die Blitzsynchronzeit auf 1/200 Sekunde reduzieren. Blitzmodelle:

  • RTF 540 (Stabblitz)
  • TLA 480 (Stabblitz)
  • TLA 360 (mit Zweitreflektor)

Es gab verschiedene Datenrückwände, die immer nur auf bestimmte Kameramodelle passten. Die letzte herausgegebene Datenrückwand Contax Data Back D-9 [4] erlaubte die Einbelichten bestimmter Daten auf den Steg zwischen zwei Aufnahmen oder gesammelt beim Filmrückspulen auf die dafür freigehaltenen Bilder 1 und 2. Außerdem war ein Timer integriert.

Weiteres Zubehör:

  • Adapterringe, z.B. für M42- oder Hasselblad-Objektive
  • Kabelauslöser (elektrische Auslösung)
  • Infrarot Fernauslöse-System
  • Intervaltimer als Zusatz zum RTW

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Vorstellung des Contax PMD in der Zeitschrift Color Foto, Heft 5 von 1978
  2. Firmenzeitschrift Yashica/Contax News, Heft 39, Dezember 1993
  3. a b Firmenzeitschrift Yashica/Contax News, Heft 40, März 1994
  4. a b c d Firmenzeitschrift Yashica/Contax News, Heft 47, Juni 1998
  5. a b Firmenzeitschrift Yashica/Contax News, Heft 34, Juni 1992
  6. a b Firmenzeitschrift Yashica/Contax News, Heft 46, Oktober 1997
  7. Firmenzeitschrift Yashica/Contax News, Heft 45 zur Photokina 1996