https://mediengeschichte.dnb.de/DBSMZBN/Content/DE/SchriftGestalten/05-cancellaresca-italica.html CANCELLARESCA ITALICA Schreibschrift der Gelehrten und Künstler Cancellaresca ist die Bezeichnung für die handgeschriebenen, kursiven Schreibschriften des 14. und 15. Jahrhunderts, die in den Schreibstuben und Kanzleien – unter anderem auch in der Kanzlei des Vatikans – für Urkunden verwendet wurden. Unter dem Einfluss der Kalligrafie verbreitete sich diese Kursivschrift in Europa und wurde zur beliebten Handschrift von Gelehrten und Künstlern. Somit drängte sie die im Mittelalter weitverbreitete gotische Schrift weiter zurück.

Der Kalligraf Ludovico Vincentino degli Arrighi, der auch als Schreiber der päpstlichen Kanzlei sowie als Drucker und Verleger tätig war, gab zwischen 1524 und 1527 zahlreiche Publikationen heraus, deren Schriften auf seiner Cancellaresca basierten. Diese Arbeiten trugen zur ästhetischen Vervollkommnung der erstmals 1501 von dem Venezianer Aldus Manutius gegossenen Typen entscheidend bei. Alphabettafel der Cancellaresca italica Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig https://mediengeschichte.dnb.de/DBSMZBN/Content/DE/SchriftGestalten/05-cancellaresca-italica.html

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Die Brevenschrift als Modell für die kursive Drucktype Bearbeiten

 
Ludovico degli Arrighi: Littera da brevi. Rom 1523.

Im 15./16. Jh. kristallisierte sich in der päpstlichen Kanzlei speziell für die Gestaltung von Breven eine neue Schriftform, die Cancellaresca italica, heraus, die nachhaltige Auswirkungen auf die europäische Schriftentwicklung hatte. Unter dem Einfluss humanistisch gebildeter Sekretäre, die bestrebt waren, die Schrift zu vereinfachen, setzte diese Form der Kanzleischrift als Littera da brevi, die Abkehr von der gotischen Schreibweise fort.

Im Vergleich zur Humanistica currens, einer eher individuell geprägten Schreibschrift, war die humanistische Kanzleischrift durch eine straffere Formgebung, schmallaufenden Duktus und weniger einzügige Buchstabenverbindungen gekennzeichnet. Mit ihrer eleganten Wirkung und ihrer einfachen Schreibweise fand sie bald Anhänger unter Gelehrten, Künstlern und anderen Angehörigen der gebildeten Schicht, sodass sie sich schnell auch außerhalb der päpstlichen Kanzlei verbreitete. Ihre Eigenschaften als platzsparende Schrift machten sie für die Verwendung als Drucktype besonders geeignet. 1501 wurde sie erstmals von Aldus Manutius für den Druck gegossen. Das war der Start für die Entwicklung der Kursive zunächst als selbständige Drucktype, die aufgrund ihrer Entstehung in Italien den Namen Italic erhielt. Erst ein halbes Jahrhundert später sicherte sich die Kursive ihren Platz als „Schwesternschrift“[1] der Antiqua.

Einen herausragenden Beitrag zur ästhetischen Vervollkommnung dieses Schriftstils leistete der Kalligraf Ludovico Vicentino, der seit 1515 in der päpstlichen Kanzlei als scrittore de brevi apostolici (päpstlicher Brevenschreiber) tätig war. 1522 widmete er der Cancellaresca italica das erste Schreibmeisterbuch (La Operina),[2] dem zahlreiche Anleitungen von anderen italienischen und spanischen Kalligrafen folgten (z. B. von Tagliente, Palatino, Amphiareo, Cresci, Yciar und Lucas). 1523 gab Arrighi selbst als zweiten Teil der Operina noch ein weiteres Büchlein[3] heraus, in dem er neben anderen Alphabeten auch für die Littera da brevi eine Schriftvorlage vorstellte.

  1. Jan Tschichold: Meisterbuch der Schrift. Maier. Ravensburg 1979, ISBN 9783473611003, S. 12.
  2. Ludovico degli Arrighi: La operina
  3. Ludovico degli Arrighi: Il modo de temperare le penne