Benutzer:Passauer Andreas/Fälschungen mittelalterlicher Texte

Fälschungen mittelalterlicher Texte gab es im Mittelalter, aber auch in der Neuzeit.

Mittelalterliche Fälschungen Bearbeiten

Im Mittelalter wurden im stärkerem Umfang als in anderen Epochen Urkunden gefälscht. Zwei Drittel aller Merowingerurkunden waren verunechtet[1] und etwa 40 Prozent der Urkunden Karls des Großen. Bis 1100 waren etwa zwei Drittel aller Urkunden für geistliche Empfänger teilweise oder vollständig gefälscht.[2] Die meisten Urkunden in Deutschland wurden im 12. Jahrhundert gefälscht, danach ging deren Anzahl zurück.[3] Die Hintergründe waren meist Rechtsansprüche, aber auch Besitzrechte, formale juristische Beziehungen, Stadtrechte und anderes.

Arten der Urkundenfälschung Bearbeiten

Veränderung bestehender Urkunden

Dieses war die häufigste Form der Urkundenfälschung. In bestehenden Urkunden wurde durch Rasuren Textteile entfernt und meist durch neue Formulierungen ersetzt.

Herstellung einer neuen Urkunde

Es wurden aber auch gefälschte Urkunden geschrieben, häufig für zurückliegende Ereignisse. Dabei wurden mitunter Siegel von anderen echten Urkunden verwendet.

Falsche Angeben in berechtigten Urkunden

Mitunter wurden von berechtigten Ausstellern wissentlich falsche Angaben im Text gemacht.

Unberechtigte Aussteller

In einigen seltenen Fällen stellten Kanzleien eigenmächtig Urkunden ohne die Zustimmung des Auftraggebers aus.

Hinweise auf Fälschungen Bearbeiten

Indizien für falsche Urkunden sind vor allem eine für die angegebene Zeit nicht gebräuchliche Schrift, falsche Bezeichnungen für Titel, weitere inhaltliche Unstimmigkeiten, auch gefälschte Siegel und nicht zeittypisches Schreibmaterial.

Beispiele Bearbeiten

Neuzeitliche Fälschungen Bearbeiten

Auch in nachfolgenden Jahrhunderten wurden Chroniken und selten auch Urkunden angefertigt, die angeblich aus dem Mittelalter stammten.

Beispiele sind

  • Christian Franz Paullini, 1698, umfangreiche Fälschungen von Chroniken zu Corbey, Minden, Höxter, Herford, u.  a.[4]
  • Franz Joseph Bodmann, 1819, in den Rheingauischen Altertümern
  • Hansmartin Decker-Hauff, zitierte 1977 aus wahrscheinlich selbst erfundenen Quellentexten des Klosters Lorch und gab daraus zahlreiche angebliche Angehörige der Stauferfamilie an.[5]

Literatur Bearbeiten

  • Detlev Jasper (Hrsg.): Fälschungen im Mittelalter: Internationaler Kongreß der Monumenta Germaniae Historica München, 16.–19. September 1986. (= Schriften der Monumenta Germaniae Historica. Band 33.) 5 Bände. Hahn, Hannover 1988. ISBN 3-7752-5155-3. Registerband 1990. (Inhaltsverzeichnis RI)

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Theo Kölzer (Hrsg.): Die Urkunden der Merowinger. 2 Bände (= MGH Diplomata regum Francorum e stirpe Merovingica. 1-2). Hannover 2001, ISBN 3-7752-5464-1. Information Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
  2. Theo Kölzer: Urkundenfälschungen im Mittelalter. In: Karl Corino (Hrsg.): Gefälscht! Betrug in Politik, Literatur, Wissenschaft, Kunst und Musik. Eichborn, Frankfurt am Main 1990. S. 15–27, hier S. 17. (Digitalisat, pdf)
  3. Einen umfangreichen Überblick zu den Urkundenfälschungen bieten Detlev Jasper (Hrsg.): Fälschungen im Mittelalter: Internationaler Kongreß der Monumenta Germaniae Historica München, 16.–19. September 1986. (= Schriften der Monumenta Germaniae Historica. Band 33.) 5 Bände. Hahn, Hannover 1988. ISBN 3-7752-5155-3. Registerband 1990. (Inhaltsverzeichnis RI)
  4. Auflistung bei Johannes Backhaus: Die Corveyer Geschichtsfälschungen des 17. und 18. Jahrhunderts, in: Friedrich Philippi (Hrsg.): Abhandlungen über Corveyer Geschichtsschreibung. Aschendorff, Münster 1906. S. 1–48, hier S. 17f. (Digitalisat)
  5. siehe zuletzt Klaus Graf: Die Quellenfälschung im Stauferkatalog. In: Der Mythos der Staufer - Eine schwäbische Königsdynastie wird erinnert und instrumentalisiert. Schwäbische Heimat 61. 2010. S. 296–306. (Erweiterte Online-Fassung).

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