Regionale Besonderheiten Bearbeiten

In Oberösterreich gibt es die „Tafel-“, „Mahl-“ oder „Hochzeitssemmeln“, die vom Wirt, bei dem die Hochzeitstafel stattfand, bestellt wurden. Das Gebäck wurde oft als übergroße Semmel gebacken. Beliebt waren auch zwei zusammengewirkte gleichartige Gebäcke, so genannte Paarsemmeln. Die Semmel wurde mit Anis, Kümmel oder Fenchel bestreut. In Laakirchen bekamen nur die männlichen Hochzeitsgäste Semmeln, während für die Frauen Kipfel vorgesehen waren. Große Semmeln kennt man auch im Hochzeitsbrauchtum von Salzburg und Tirol.

Semmel allgemein Bearbeiten

Der Ursprung des Namens Semmel stammt vom Weizenmehl, lateinisch „simila“, welches ursprünglich aus dem Assyrischen; samidu = weißes Mehl stammt. Der Name ging vom Mehl auf das Gebäck über: Semmeln = „weißes Brot“.

Das älteste Brötchen Europas ist nahezu 3.000 Jahre alt. Der Schweizer Brotforscher Max Währen identifizierte es, nachdem es bereits Jahrzehnte unbeachtet im Magazin eines Museums gelegen hatte. Der kleine verkohlte Gegenstand misst nur 3,5 cm und stammte aus der Zeit um 900 v. Chr. Er war den offenbar Göttern als Opfer dargeboten worden. Schon im 13. Jahrhundert kannte man den unterschied zwischen Brot-(Schwarz-), Semmel- (Weiß-) und Luxus-Gebäck. Seit dem 15. Jahrhundert waren die reinen Brot- und Semmelbäcker ein organisiertes Gewerbe.

1772 wurde allen bürgerlichen Bäckern erlaubt, „Mundgebäck“ zu verkaufen. Bei den Semmeln gab es nach Form und Qualität viele „Varietäten“ Im frühen 20. Jahrhundert galt die Semmel immer noch als Luxus und wurde nur zu bestimmten Anlässen oder am Sonntag verzehrt.

Verwendung Bearbeiten

Ebenso wie andere Brötchen ist die Semmel vielfältig verwendbar. Die Kaisersemmel gilt als Bestandteil des „Wiener Frühstücks“.[1] [2] Als Beilage ist sie unverzichtbar für Frankfurter Würstel und bei der Gulaschsuppe.[3] Als Grundlage der Leberkässemmel ist die Kaisersemmel ebenso beliebt. Semmeln, die nicht mehr ganz frisch sind, werden zu Semmelknödeln, Semmelschmarrn oder Semmelbröseln weiterverarbeitet. Auch der Scheiterhaufen bietet sich als Resteverwertung für altbackene Semmeln an.

Eingang in den österreichischen Sprachgebrauch Bearbeiten

Mit dem Begriff "krachen wie eine Kaisersemmel" wird in Österreich "fast pleite sein" assoziiert.[4][5]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Kuratorium Kulinarisches Erbe Österreichs
  2. Hanne Egghardt, Katharina Kunz, Diane Naar-Elphee: Wien, Ausgabe 2, Verlag Mair Dumont Spirallo, 2007,ISBN 978-3-82790-191-0, Seite 44
  3. Kaisersemmel versus Brötchen
  4. Ostarrichi.org
  5. Krachen wie die kaisersemmeln, in der Tageszeitung Die Presse 5. Dezember 2008