Edgar Freistedt (* 1935) ist ein ehemaliger DDR-Betriebsdirektor des VEB Schwermaschinenbau „Georgi Dimitroff“.

Freistedt besuchte ab September 1950 die Oberschule der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale). Nach dem Abitur im Jahr 1954 absolvierte er ein studienvorbereitendes Praktikum im SKET in Magdeburg und nahm dann ab Februar 1955 ein Studium an der 1953 gegründeten Hochschule für Schwermaschinenbau in Magdeburg auf. Er belegte die Fachrichtung Schweißtechnik und erhielt ein Stipendium von 180 DM im Monat. Edgar Freistedt gehörte der FDJ an und war FDJ-Sekretär seiner Seminargruppe. In seiner Studienzeit trat er auch der SED bei. Während des Studiums erfolgten weitere Praktikumseinsätze in Magdeburger Großbetrieben. In den Semesterferien arbeitete er bei der Gleisbettausbesserung der Deutschen Reichsbahn und im letzten Studienjahr in der technologischen Vorbereitung des Georgi-Dimitroff-Werkes.

Im Februar 1958 bestand er das Vordiplom und nahm dann das Fachstudium der Schweißtechnik auf. Die Diplomarbeit entstand ab 1959 und befasste sich mit der Schweißbarkeit von Metallen bei der Fernsehgeräteproduktion. Die praktischen Versuche für diese Arbeit erfolgten im Werk für Fernsehelektronik in Berlin. Im Mai 1960 erwarb er den Abschluss als Diplomingenieur.

 
Schweißarbeiten im Dimitroffwerk im Jahr 1960

Es schloss sich eine Tätigkeit im SKET an. Da eine vorgesehene Stelle in der Abteilung Schweißtechnik bereits besetzt war, wurde er zunächst in der Abteilung Neue Technik, wobei jedoch zunächst kaum fachspezifische Arbeitsaufgaben erhielt. Der mit ihm befreundete Leiter der Abteilung Schweißtechnik des VEB Schmermaschinenbau Georgi Dimitroff holte ihn als seinen Nachfolger in das Dimitroffwerk. Das Werk war in dieser Zeit mit der Fertigung von Tagebaugroßgeräten, Ausrüstungen für Torfbrikettfabriken und dem Behälterbau für die chemische Industrie beschäftigt. Freistedt gehörte der Kammer der Technik an und war auch mit der Ausbildung und Prüfung von Schweißern in anderen Einrichtungen befasst. Das Aufgabenfeld im Dimitroffwerk umfasste sämtliche schweißtechnischen Fragen sowohl in Konstruktion, technologischer Vorbereitung, Fertigung und Qualitätskontrolle.

Am 7. November 1962 wurde Edgar Freistedt vorübergehend zum Stellvertreter des Technischen Direktors bestimmt. Durch eine Änderung der Betriebsstruktur fiel die Position jedoch bereits Ende Januar 1963 weg, so dass Freistedt wieder seine vorherige Position einnahm. Er wurde jedoch in die Kaderreserve für die Funktion eines Technischen Direktors aufgenommen. Zur Vorbereitung hierauf wurde er ab dem 10. Mai zum Assistenten und Stellvertreter des Technischen Direktors ernannt. Die eigentlich nur vorgesehene Funktion des Assistenten hatte Freistedt zuvor abgelehnt. Nach dem Ausscheiden des vorherigen Technischen Direktors Hans Schmitt wurde Edgar Freistedt dann zum 1. Juli 1965, im Alter von erst 29 Jahren, als Technischer Direktor berufen. Nach längeren Verhandlungen wurde das Gehalt mit 2.100 Mark vereinbart. Freistedt unterstanden damit etwa 700 Mitarbeiter. In dieser Funktion erfolgten Auslandsreisen in die Sowjetunion, Ungarn aber auch in den Westen nach Schweden. Er gehörte auch der Betriebsparteileitung der SED an.

Am 14. Februar 1967 erfolgte die Aufnahme Freistedts in die Werkdirektoren-Kaderreserve des VVBs. Bereits zum 1. März wurde er zum stellvertretenden Werkdirektor berufen. In Vertretung des Werkdirektors Kurt Schoenfeld nahm er im DDR-Staatsratsgebäude in Berlin von Walter Ulbricht für das Dimitroffwerk die Leninplakette entgegen. Beruflich war Freistedt in dieser Zeit insbesondere mit den Auswirkungen der Ende der 1960er Jahre erfolgten Umprofilierung des Werks zum Produzent von Autodrehkränen befasst. Er hatte aber auch mit Kunden Verhandlungen zu führen, so führten in mehrere Dienstreisen nach Jugoslawien, wohin Tagebaugeräte geliefert worden waren. Im Zusammenhang mit der Umprofilierung gab es innerhalb der Werksleitung erhebliche Auseinandersetzungen. Die aus Magdeburg stammenden leitenden Mitarbeiter, darunter auch Freistedt, bildeten eine Front gegen den aus Leipzig gekommenen Schoenfeld. Edgar Freistedt hatte mehrfach unter vier Augen heftigen Streit mit Schoenfeld.

Im Juli 1970 wurde bekannt, dass Kurt Schoenfeld als Nachfolger von Rudi Gestalter Generaldirektor des VVBs wird. Edgar Freistedt übernahm zunächst vertretungsweise die Leitung des Unternehmens. Als eigentlicher Nachfolger war ein Werkdirektor aus Köthen vorgesehen. Schoenfeld hatte wohl Edgar Freistedt nicht als seinen Nachfolger vorgeschlagen.[1] Letztlich wurde Edgar Freistedt dann jedoch trotzdem zum 1. September 1970 Direktor des Dimitroffwerks, was zu diesem Zeitpunkt etwa 3.000 Mitarbeiter hatte.

In seiner Funktion als Direktor wurde er zum Mitglied des Gesellschaftlichen Rates der Technischen Hochschule Magdeburg berufen.

Nach einer durch eine Verpuffung im Kraftwerk des Dimitroffwerks entstanden Havarie erhielt Freistedt eine Verwarnung wegen verspäteter und unzureichender Information und zuspäter Reaktion.[2]

Ab September 1976 hatte Freistedt für ein Jahr die Magdeburger SED-Bezirksparteischule zu besuchen. In dieser Zeit ruhte seine Tätigkeit als Werkdirektor. Obwohl sich die Schule in Magdeburg befand, hatte sich Freistedt im Internat der Schule aufzuhalten, konnte aber zu hause übernachten. Ab dem 1. August 1977 war Edgar Freistedt wieder als Werkdirektor im Dimitroffwerk tätig.

Am 1. Mai 1980 erhielt Freistedt gemeinsam mit mehreren Mitarbeitern den Orden Banner der Arbeit. Freistedt wurde in eine Arbeitsgruppe der SED-Stadtleitung berufen, die eine Stabilisierung des Meßgerätewerkes Erich Weinert herbeiführen sollte.

Auf Forderung der SED wechselte Freistedt dann vom Dimitroffwerk auf die Funktion des Direktors für Produktion und ersten Stellvertreters des Generaldirektors in das Armaturenkombinat Magdeburg.

Rosenmontag 1955 lernte er seine spätere Ehefrau Christa kennen. 1959 heiratete er im Rahmen einer in dieser Zeit eingeführten Sozialistischen Eheschließung. Das Ehepaar zog Ende der 1960er Jahre in ein Einfamilienhaus. Am 26. Februar 1971 wurde die gemeinsame Tochter Kerstin geboren.

  • Edgar Freistedt, Scharfe Wendungen - Ein Berufsleben im Sozialismus und Kapitalismus, BuchWerkstatt Berlin 2012, ISBN 978-3-940281-36-4

Einzelnachweise

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  1. Edgar Freistedt, Scharfe Wendungen - Ein Berufsleben im Sozialismus und Kapitalismus, BuchWerkstatt Berlin 2012, ISBN 978-3-940281-36-4, Seite 44
  2. Edgar Freistedt, Scharfe Wendungen - Ein Berufsleben im Sozialismus und Kapitalismus, BuchWerkstatt Berlin 2012, ISBN 978-3-940281-36-4, Seite 81

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