Hans Walter von Hoffmeister ( geb. 11. Februar 1890 in Einbeck, gest. 5. Dezember 1916 beim Dorf Mungtee, nahe Tazolin im Tsetsen Khanat der äußeren Mongolei ). von Hoffmeister war ein deutscher Offizier im Ersten Weltkrieg, welcher nach erfolgreicher Flucht aus einem sibirischen Gefangenenlager von verfolgenden russischen Soldaten völkerrechtswidrig ermordet wurde.

Bei der Geburt von Hans war sein Vater Eduard als Hauptmann und Kompaniechef in Einbeck stationiert. Dieser befand sich während des Boxeraufstandes 1900/01 in China und erwarb sich militärische Verdienst, woraufhin er in den erblichen Adelsstand erhoben wurde (siehe Eduard von Hoffmeister, russ. Wikipedia)

Hans von Hoffmeister besuchte Gymnasien im Elsass, Baden-Baden, Karlsruhe und Heidelberg und bestand daselbst 1907 das Abitur. 1908 trat er als Einjaehrig-Freiwilliger in das 1. Badische-Leib-Dragoner-Regiment Nr. 20 in Karlsruhe ein. Im Hinblick auf seinen späteren Berufswunsch als Diplomat studierte von Hoffmeister Rechtswissenschaften an den Universitäten von Göttingen, Straßburg und Bonn. In Köln legte er das Referendarexamen ab. Im Oktober 1912 bewarb er sich beim Auswärtigen Amt, im gleichen Jahr wurde er auch zum Leutnant d.R. befördert. Die Vorprüfung für den diplomatischen Dienst bestand er im Juni 1913.

BILD einfuegen

Zu Beginn des Weltkrieges trat von Hoffmeister an der Ostfront in das Reserve-Dragoner-Regiment 8 ein. Dort avancierte er schnell zum Ordonnanzoffizier in der 41. Infanterie-Division. Wegen seiner Russischkenntnisse fungierte er dort vorwiegend als Dolmetscher und forderte den Feind bei der Verfolgung zur Übergabe auf. Am 20.11.1914 meldete sich von Hoffmeister als Führer eines Stoßtrupps um in einem Waldstück bei Strykow, unweit von Lodz, eine russische Stellung zu nehmen. Die Gruppe wurde jedoch beim Vorgehen angegriffen und geriet unmittelbar in russische Kriegsgefangenschaft.

von Hoffmeister wurde ueber Jekaterinenburg in das Gefangenenlager Tschita verbracht und von dort schliesslich nach Irkutsk. Hier stiess er auf einen weiteren fluchtwilligen Offizier, den Hauptmann Max Graeff. Im Fruehjahr 1915 unternahmen beide aus dem Gefangenenlager den ersten Ausbruch, wobei sie aber wenig spaeter ergriffen wurden. Kurze Zeit später erfolgte ein erneuter Versuch, der zunächst erfolgreich war, doch beide wurden nach Wochen an der chinesischen Grenze festgenommen und wiederum in repressive Einzelhaft geschickt.


Im Lager gesellte sich ein dritter Offizier hinzu, der such Fluchtpläne hegte, der Oberleutnant Ludwig von Werner. Am 7.10.1916 wurden die drei Gefangenen zusammen schließlich von Irkutsk in das Straflager Troizkosawk/Transbaikalien verlegt, von Tschita eine Tagesreise entfernt. Von dort konnten die drei Offiziere am 8. November 1916 zunächst unbemerkt und erfolgreich entfliehen. Für Hans von Hoffmeister war es die vierte Flucht aus russischer Kriegsgefangenschaft. Sie gelangten bis nach Urga, der Hauptstadt der Mongolei. Eine bereitgestellte chinesische Eskorte sollte ihrem Schutz dienen. Sie hofften durch die Wüste Gobi bis nach Peking zu kommen.

Die Gruppe hatte bereits an did 300 km im eisigen Winter zurückgelegt, als sie von nachfolgenden Kosaken eingeholt und anschließend ermordet wurden. Die Ergreifung von geflüchteten deutschen Offizieren hatte im Krieg höchste Priorität.

Der chinesische Resident und der deutsche Gesandte in China legten sofort scharfen Protest ein. Die russische Antwort war klar und unmissverständlich: Der Resident von Urga solle sich um Belange der äußeren Mongolei kümmern, deutsche Kriegsgefangene gongen ihn nichts an. Die Nachricht über dieses Ereignis fand natürlich in der deutschen ein empörendes Echo, immer natürlich verbunden mit dem , dass es sich dabei um einen realen Völkerrechtsbruch ging, aufgrund der Verletzung der territorialen Verletzung eines neutralen Staates. Did russische Vorgehensweise wurde mit der berüchtigten Baralongaffäre verglichen und noch als schwerwiegender angesehen. Dabei handelte es sich um eine Episode vom August 1915, bei der englische Matrosen auf hilflos im Wasser treibende deutsche U-Boot-Männer feuerten.

Unter dem Datum vom 26.12.1916 übermittelte der deutsche Gesandte in Washington did offizielle Todesnachricht an das Auswärtige Amt. Die Information stammte von der chinesischen Regierung unf wurde an die USA übermittelt. Die Vereinigten Staaten spielten zu der Zeit noch eine Vermittlerrolle zwischen den Kriegsparteien und anderen Staaten.

Im amtlichen deutschen Heeresbericht vom 29.12.1916 wurden die drei geflüchteten und von den Russen ermordeten Offiziere namentlich genannt. Der inhaltliche Tenor deckte sich mit den Veröffentlichungen in der deutschen Presse. Darüberhinaus wurde in neutralen amerikanischen Zeitungen über den Vorfall berichtet.

Das Begräbnis der drei Offiziere fand am 11.11.1916 auf dem russischen-orthodoxen Friedhof in Urga statt.

Die zahlreichen gefangenen deutschen und österreich-ungarischen Offiziere im Lager Troizkosawk forderten nachdrücklich bei den russischen Militärbehörden eine Überführung der Getöteten auf den Lagerfriedhof in Troizkosawk. Das Entgegenkommen Russlands in dieser Frage war ein Ergebnis der Resonanz in Deutschland und den USA. Auf dem Lagerfriedhof in Troizkosawk wurde am 8.3.1917 eine erneute Bestattung durchgeführt. Diesmal in festlichem Rahmen mit Beteiligung eines österreichischen Feldgeistlichem. Der Rittmeister Max Graeff, der Oberleutnant Ludwig von Werner und der Leutnant Hans von Hoffmeister wurden in einem Grab auf einem Hügel, umgeben von Kiefernwald beigesetzt.

Der deutsche Generalkonsul in Tientsin/China konnte noch einen chinesischen Augenzeugen ausfindig machen, welcher den Vorfall bezeugte und mit Details aufwarten konnte. Nach dessen Aussagen geschah die Tat am 5. Dezember 1916 beim Dorf Mungtee nahe der Telegrafenstation Tazlin im Tsetsen Khanat der äußeren Mongolei.

Am 5. Dezember 1917, dem Todestag von Hans von Hoffmeister schickte Elsa Brandström, bekannt als der Engel von Sibirien, an seine Mutter ein Kieferzweigchen vom Grab sowie die Kranzschleife der in Gefangenschaft verbliebenen Offizierskameraden.

Quellen:

Kriegszeitung. Nr. 11, Erinnerungen an Hans von Hoffmeister. Dauria im Sommer 1915 Seite 2 - 5

von Ernest, Ferdinand und von Regenauer, Kurt Geschichte des 1. Badischen Leib-Dragoner-Regiments Nr. 20 Berlin 1925, Seite 310

von Walsleben, Margarete Die deutsche Schwester in Sibirien. Aufzeichnungen einer Reise durch die sibirischen Gefangenenlager vom Ural bis Wladiwostok. Berlin 1919. Seite 65

Amtlicher deutscher Heeresbericht vom 29.12. 1916 Ueberschrift: Ein Voelkerrechtsbruch Ruusslands

Rudolh, Axel Eingereist ueber Wladiwostok Berlin 1938, Passage im 7, Kapitel Neuauflage: Hamburg 2015

Archiv des Auswaerigen Amtes Hans von Hoffmeister

Wurzer, Beorg Die Kriegsgefangenen in Russland im Ersten Weltkrieg Goettingen 2005

Zahlreichd deutsche Zeitungen

US-Presse:

Indianapolis News 21. Dezember 1916

Taegliches Cincinnatier Volksblatt 22. Dezember 1916

Pittsburgh Daily Post 22. Dezember 1916

Inman Review Kandas 12. Januar 1917

The Boston Globe 21. Dezember 1916