Das Hotel Saratz ist ein 4-Sterne-Superior-Hotel an der Via da la Staziun 2 in Pontresina im Oberengadin mit einer langen Tradition und Geschichte.

Hotel Saratz 2012

1865 ist ein traditionelles Engadiner Bauernhaus zur Pension Saratz ausgebaut und in der Belle Epoque 1875 zu einem Hotel erweitert worden. Unter der Leitung von vier Generationen der Besitzerfamilie Saratz hat es als Mitglied der "Hotels de tout Premier Rang Suisses" (heute "Swiss Deluxe Hotels") glorreiche Zeiten erlebt.

Zahlreiche bedeutende Namen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst, Politik und Diplomatie aus der Schweiz und aus allen Ländern Europas und Übersee, haben als Stammgäste im Hotel Saratz den Engadiner Bergsommer verbracht. Mangels Nachfolge in der Familie ist das Hotel 1973 zum ersten Mal verpachtet worden. So ist das Haus während der nächsten 21 Jahre unter dem Namen “Atlas” als 3-Stern Hotel nach veränderten Grundsätzen geführt und für den Winterbetrieb ausgebaut worden.

Im Laufe der Jahre ist das Haus jedoch stark renovationsbedürftig geworden. Fehlende Investitionen und verschiedene Mängel haben dazu geführt, dass das 3-Stern Hotel bezüglich Zimmerkomfort, Küche und Einrichtung bald nur noch einen 2-Stern Standard bieten konnte.

In den 90er Jahren hat die 5. Generation der Familien Saratz das Schicksal ihres Hotels wieder in die eigenen Hände genommen, um dieses in alter Würde und Klasse aufleben zu lassen. Seither sind rund 50 Mio Franken für die Totalsanierung investiert worden. Die Totalrenovierung der bestehenden Subtanz des Hauses sowie die Erweiterung mit einem Neubau ist mit dem Architekten Hans-Jürg Ruch und der Zürcher Architektin Pia Schmid geplant und realisiert worden.

Gian Saratz - vom Zuckerbäcker zum Hotelier Bearbeiten

 
Gian Saratz

Der Hotelgründer Gian Saratz entstammte der Zuckerbäckerfamilie Saratz aus Pontresina, die ihren Namen mit den Sarazenen in Verbindung bringt. Nach seiner Schulzeit in der Schweiz reiste er nach Frankreich und übernahm den Familienbetrieb, die Patisserie Saratz, in Alençon in der Normandie.[1] 1845 heirate er Anna Jenny aus einer Zuckerbäckerfamilie mit Betrieben in Warschau und Vilnius.[2] 1851 verkaufte er das Geschäft und kehrte nach Pontresina zurück.

In der Spätantike verstand man unter Sarazenen Nomaden aus dem Sinai, zu Zeiten der Kreuzzüge wurden islamische Volksstämme despektierlich so genannt[3]. Obwohl sich der Begriff Sarazenen örtlich und zeitlich nicht eindeutig zuordnen lässt , ist es plausibel, wenn der Familienname Saratz auf ihn zurückgeführt wird.[4]

Denn die Sarazenen (oder eben Araber) unternahmen im 9. und 10. Jahrhundert auch Züge von Maghreb durch Spanien und Italien bis über die Alpen und gelangten so in die Schweiz, unter anderem nach Chur, St. Gallen und eben auch ins Engadiner Dorf Pontresina, das den Sarazenen seinen Namen zu verdanken scheint: Denn von der alten Brücke stammt der erstmals 1137 schriftlich nachgewiesene Name Ad Pontem Sarasinam, später Ponte Saracino, woraus sich nach verschiedenen etymologischen Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte der heutige romanische Name Puntraschigna bzw. Pontresina bildete.

Der Ortsname weist darauf hin, dass Ahnen der Familie Saratz zu den Gründern von Pontresina gehörten oder zumindest etwas mit dem Bau der Sarazenenbrücke zu tun hatten.

Auch das Hotel Saratz ist der Emigration und der Abenteuerlust, diesen beiden für wirtschaftliche Randregionen typischen Phänomenen zu verdanken. Gian Saratz, der Gründer des Hotel Saratz, gehörte Mitte des 19. Jahrhunderts zu jenen vielen Engadinern, die aufbrachen, um fern der Heimat in ganz Europa ihr Glück als Zuckerbäcker (Patissiers) zu suchen. Als gemachter Mann kehrte er aus der Normandie zurück in sein Heimatdorf Pontresina, übernahm in seinem vierzigsten Lebensjahr das ehrenvolle Amt des Landammanns und bezog dort mit seiner Familie sein Engadiner Bauernhaus gegenüber der Kirche San Niculò. Damit hatte sich ein erster Kreis geschlossen – um sogleich einen zweiten zu eröffnen:

Landammann Saratz lernte nämlich einen deutschen Maler kennen, der im Auftrag einer Naturzeitschrift die Engadiner Alpenwelt dokumentierte. Wilhelm Georgy, so hiess der Künstler, wohnte in einem nahen Hotel und erzählte Saratz wie leid es ihm sei, abends ständig allein zu sein. Saratz, selbst ein begnadeter Naturforscher (er hatte sich auch im Handwerk des Präparators, also eines Tierausstopfers ausbilden lassen), nahm Georgy während der nächsten zwei Jahre in die eigene Familie auf und entdeckte dabei, dass ihm die Rolle des Gastgebers zusagte.

Gleichzeitig war dem erfolgreichen Geschäftsmann Saratz natürlich nicht entgangen, was sich für Verdienstmöglichkeiten durch den aufkommenden Tourismus im Engadin auftaten. Beides führte dazu, dass sich Gian Saratz 1865 dazu entschloss, den Heustall seines Hauses auszubauen und darin eine Pension mit Gästezimmern und einem Frühstücksservice einzurichten.


Geschichte Bearbeiten

Die Fremdenpension Garni Saratz 1865 Bearbeiten

 
Das Haus von Gian Saratz, das Stammhaus des Hotels

1865 liess Gian Saratz die südlich an sein Wohnhaus angebaute Stallscheune aufstocken. Durch ihr modernes Flachdach hob sie sich deutlich vom traditionellen Satteldach des Wohnhauses ab und nahm im Inneren einige einfache Fremdenzimmer einrichten. Sein Unternehmen führte er zunächst als Hotel garni, bot also lediglich Fremdenzimmer mit Frühstücksservice. Die Leitung der Pension Garni Saratz überliess Gian Saratz seiner Frau und dem ältesten Sohn Pepi, gleichzeitig der Geschäftsführer. Selber widmete er sich neben den politischen Ämtern, der Jagd und seinen naturkundlichen Studien. Immerhin sorge er auch für eine Attraktion des Hauses. Bereits 1858 vermerkte Ernst Lechner in seinem Reiseführer Piz Languard und die Bernina Gruppe bei Pontresina: Herr Joh. Saraz hat in seinem Hause, der Kirche gegenüber, eine nette Sammlung ausgestopfter Bergbewohner dieser Berge angelegt und öffnet dieselbe mit Gefälligkeit Solchen, die sich hierfür interessiren.[5] Ein Teil dieser Sammlung, etwa 150 ausgestopfte Vögel, befinden sich heute im Museum Alpin in Pontresina. Anfänglich bestand seine Kundschaft vorwiegend aus Langzeitgästen. Dazu kamen aber zunehmend Gäste, die sich nur wenige Tage aufhalten wollten. Die anhaltende Nachfrage nach Gästebetten führte ab 1870 zu einem eigentlichen Bauboom in Pontresina, wo die heute noch das Dorfbild prägenden Hotelbauten entlang der Dorfstrasse Via Maistra entstanden. Als Gründer und langjähriger Präsidenten des 1872 gegründete Verschönerungsvereins von Pontresina steigerte Gian Saratz die Attraktivität des Ortes zusätzlich, indem er bis in die 1890-er Jahre ein Netz von Wander- und Reitwegen von über 80 Kilometern Länge anlegen liess.[6]


Erweiterung zum Haus ersten Ranges 1875 Bearbeiten

 
Annonce für das erweiterte Hotel 1876

In diesem Umfeld entschlossen sich Gian und Pepi Saratz zu einer umfassenden Erweiterung der Pension. Mit den Planungen beauftragten sie 1873 den Architekten Jakob Ragaz aus Samedan. Er ergänzte das Haus talseitig um einen fünfstöckigen Hoteltrakt, die Chesa Nouva (neues Haus) in Formen des Spätklassizismus. Neben den zusätzlichen Gästezimmern und den Gesellschaftsräumen fanden hier die für den Hotelbetrieb erforderlichen Wirtschaftsräume wie die Küche unterhalb des Speisesaals und Lagerräume im ausgedehnten Keller ihren Platz. Neubau und Stammhaus, die Chesa Veglia (altes Haus), verband er durch einen dreistöckigen Verbindungsbau, der den zweistöckigen repräsentativen Speisesaal aufnahm, und einer verglasten Passarelle. Zufahrt und Eingang zum Hotel lagen nun nicht mehr auf der Höhe der Dorfstrasse, sondern etwa ein Geschoss tiefer.

Nach einer Bauzeit von zwei Jahren eröffnete 1875 das Hotel Saratz als Haus ersten Ranges. Mit neu 100 Betten stieg die einfache Fremdenpension nach der Erweiterung zum drittgrössten Hotel in Pontresina auf nach dem Hotel Roseg und dem Hotel Kronenhof.[7]

Auch innerhalb der Hoteliersfamilie führte die Erweiterung zu Veränderungen. Der ältere Sohn Gian Saratz gab nach nur vier Jahren den ungeliebten Pfarrerberuf auf und übernahm im Hotel das Journal, die Buchhaltung. Pepi und Gian Saratz führten das Hotel nun gemeinsam als Gebrüder Saratz. Das Büro von Gian Saratz klag im Erdgeschoss der Chesa Nouva, mit Blick auf Zufahrt und Hof. Von dort beobachtete er unter anderem auch Ankunft und Abfahrt der Gäste. Wer den Ansprüchen des ehemaligen Pfarrers nicht genügt haben soll, musste sich ein anderes Hotel suchen – ungeachtet der Herkunft, des Rangs, einer Empfehlung oder gar einer Reservation.[8]

Kontinuierliche Erweiterungen bis zum Ersten Weltkrieg Bearbeiten

 
Ansicht des Hotel Saratz nach der Aufstockung 1896

Die Nachfrage nach Fremdenbetten hielt unvermindert an. 1878 schrieb Kurarzt Melchior Ludwig Anno 1865 war Pontresina laut Lechner für 104 Fremde eingerichtet, anno 71 schon für 400 und gegenwärtig genügen auch unsere 726 Betten nicht und viele Ankommende wissen nicht, wo sie ihr Haupt hinlegen sollen.[9] So erhielt die Chesa Veglia 1880 ein weiteres Stockwerk und glich sich mit ihrem neuen Flachdach der Erscheinung der Chesa Nuova an. Pläne in seinem Nachlass deuten darauf, dass wiederum der Architekt Jakob Ragaz diese Umbauten vornahm.[10]

Ein dreigeschossiger Anbau mit abgeschrägten Ecken verlängerte 1890 den Südflügel der Chesa Nuova und nahm auf dem Hauptgeschoss mit den Gesellschaftsräumen ein neues Wiener Café auf, das bis 1920 bestand.[11] Im gleichen Jahr erweiterte ein Tennisplatz im Garten des Hotels das Angebot für die Hotelgäste. Der englische Reiseführer The Engadin. A Guide to the district. beschreibt das Hotel Saratz mit seinen Einrichtung 1891 mit

“70 bed rooms, 8 private sitting rooms, 16 with stoves; dining room (6:15:10 metres), drawing room, reading room, conversation room, billiard room (French table), café and restaurant, all heated; electric light; lunch at 12.30, dinner at 6.30, pension from 9 frs.”

„70 Zimmer, 8 Privatsalons, 16 mit Ofen, Speisesaal (6:15:10 Meter), Salon, Leseraum, Konversationsraum, Billardzimmer (französischer Tisch), alle geheizt, elektrisches Licht; Mittagessen um 12:30, Abendessen um 18:30, Pension ab 9 Franken“

The Engadin. A Guide to the district.[12]

Die Elektrizität für die elektrische Beleuchtung lieferte das 1890 auf Initiative Pontresiner Hoteliers erbaute Kraftwerk Morteratsch am Eingang des Val Morteratsch.

Weitere Kapazitäterweiterungen erfolgten mit der Aufstockung der Chesa Nuova 1896 und des Speisesaaltraktes 1905 um je ein Geschoss. Die neuen Flachdächer anstelle der bisherigen Sattel- und Walmdächer vereinheitlichten die Erscheinung des Hotels. Ebenfalls 1905 erfolgte der Umbau der Eingangshalle und die Chesa Nuova erhielt an der Talseite eine verglaste Veranda als Erweiterung des Vestibüls. Der heute als Restaurant Belle-Epoque genutzte Raum erhielt Deckenmalereien mit floralen Mustern und Allegorien der vier Jahreszeiten im Jugendstil sowie farbige Glasfenster mit Blumenmotiven im Geschmack der Zeit.

Die Innen- und Aussenrenovation 1911 erhöhte den Komfort für die Gäste durch ein zweites Gemeinschafts-Bad auf jedem Stockwerk und einen einen wassergetriebenen Lift, der aus einer Personenkabine und einer darunter hängenden, rund anderthalb Meter hohen Warenkabine bestand.

Das Erweiterungsprojekt von 1912 Bearbeiten

1912 erhielt der Architekt Arnold Huber in Zürich den Auftrag für eine bedeutende Erweiterung des Hotels.[13] Mit dem Hotels Schweizerhof 1904/1905 und Palace 1904–1907 hatte er bereits zwei grosse Hotelneubauten in Pontresina geplant und ausgeführt. Der Chesa nuova sollte talseitig ein weiterer Flügel mit gewaltigen Ausmassen vorgesetzt werden. Nach dem dreigeschossigen Sockelgeschoss erreichte erst im vierten Geschoss die Höhe des bisherigen Hauptgeschosses mit dem Hoteleingang, darüber folgten weitere fünf Geschosse. Die verschiedenen Projektvarianten zeigen alle einen monumentalen, schlossartigen Palast, der an das 1905 bis 1908 zum Schlosshotel erweiterten Hotel Enderlin am unteren Ende des Dorfteils Larets erinnert.

Die Erweiterung stiess auf Widerspruch bei den Besitzern des benachbarten Hotels Kronenhof und Bellavista, die eine Beeinträchtigung der Aussicht ihrer Gäste ins Val Roseg fürchteten. Aus dem Rechtsstreit über alle Instanzen ging die Familie Saratz schliesslich als Siegerin hervor. Das Urteil des Bundesgerichts erging aber erst nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges, wodurch das Projekt angesichts der schwierigen Lage der Hotellerie nach Kriegsausbruch nicht zur Ausführung kam.

Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit Bearbeiten

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs führte zum vorzeitigen Ende des Sommersaison 1914 und der Grossteil der Gäste reiste ab. Wegen der fehlenden Einnahmen durch die ausbleibenden Gäste geriet ein Grossteil der Hotels in Zahlungschwierigkeiten. Das nicht realisierte Erweiterungsprojekt erwies sich nun als Vorteil - das Hotel Saratz musste nicht wie andere Hotels zusätzlich noch Kosten für grosszügige, nun nicht mehr genutzte Erweiterungen tragen.

  • Blieb das Hotel im Ersten Weltkrieg geschlossen? Meine Annahme ist ja.

Das Kriegsende verbesserte die Lage der Hotellerie vorerst nur wenig. Die Nachkriegsinflation in der Schweiz führte zu steigenden Lebenshaltungskosten und verschlechterte die Kostensituation der Betriebe.[14] Reisepass und Visa die Reise in die Schweiz. Der Kampf gegen die Visa und Visagebühren war eine dauernde Aufgabe der Interessenverbände der Hoteliers, des Schweizerischen Hoteliervereins und des 1918 neu gegründeten Bündner Hoteliervereins. Die Kriegsverlierer, insbesondere Deutschland, kämpften mit dem Verfall ihrer Währungen. Devisen für Reisen in die Schweiz wurden unerschwinglich.

Erst ab Mitte der 1920-er Jahre erholte sich die Zahl der Gäste, was Anlass zu Investitionen in die Hotelinfrastruktur gab. In den Jahren 1926/27 erhielten die Zimmer des Hotels Saratz in zwei Etappen fliessendes Wasser. Dadurch verbesserte sich der sanitärische Komfort für die Gäste, erleichterte aber auch die Arbeit für das Personal.

+ Warmwasserheizung, zusätzliche Bäder, fliessend Kalt + Warm

1929 plante der Hotelarchitekt Karl Koller einen Umbau des Hotels Saratz[15]

1932 erfüllte sich ein lang gehegter Traum der Betreiberfamilie: Ihr Haus wurde (als erstes und einziges Hotel in Pontresina) in das „Groupement des hôtels de tout premier rang de Suisse“ aufgenommen, den erlauchtesten Kreis der Schweizer Hotellerie, zu dem Hotels wie das Suvretta House, das Palace, das Kulm, und das Carlton gehörten.

Im selben Jahr schloss auch der Hotelier der kommenden Generation, Gian Pepi Saratz, in Chur das Gymnasium ab, absolvierte die Hotelfachschule in Lausanne und diente sich als einziger männlicher Nachkomme und Stammhalter von der Pike auf im Hotelfach hoch, um später in die Fussstapfen seines Vaters zu treten.

1939-1945 Bearbeiten

Mit dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs wurde auch der Tourismus im Engadin bis ins Mark getroffen. Es galt wie überall, diese weltweit wütende Katastrophe zu überstehen.

  • War das Hotel geschlossen? Truppeneinquartierungen?

1945-1974 Bearbeiten

Gleich nach dem Ende des zweiten Weltkrieges gründete Gian Saratz, der das Hotel Saratz nach dem Tode seines Onkels Pepi Saratz seit 1895 durch alle Höhen und Tiefen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in dritter Generation führte, die Hotel Saratz AG.

  • Gemäss Handelsregisteramt GR wurde die Hotel Saratz AG bereits am 1. April 1940 eingetragen [1]. Müssen wir wohl anpassen, aber vielleicht fragst Du zur Sicherheit noch Herrn Saratz.

Zu diesem Zeitpunkt übernahm Gian Pepi Saratz, der Stammhalter in vierter Generation die Führung des Hotels.

Unter dessen Ägide blühte das Hotel in den nächsten zweieinhalb Jahrzehnten wieder auf. Mitte der 1950er-Jahre, also zu Beginn des Wirtschaftswunders, wurde weiter oben an der Via Maistra die Sarazena, ein Tanzlokal, eröffnet.

Praktisch zeitgleich bekam das Hotel Saratz seine erste eigene Waschmaschine, was damals ein unerhörter Luxus war. Bis anhin musste die Wäsche von Hand mit dem aus einer nahe dem unterhalb des Hotels vorbeifliessenden Flaz sprudelnden Quelle stammenden kalten Wasser gewaschen und zum Trocknen aufgehängt werden, bevor sie dann zum Hotel hochgetragen wurde, wo sie im Keller durch eine gasoline-(benzin-)betriebene Bügelmaschine geglättet wurde. 1960 kam das erste beheizte Aussenbad des Engadins hinzu.

Verpachtung als Hotel Atlas 1974 bis 1995 Bearbeiten

 
Hotel Saratz Aussenansicht 1974

Nach Gian Pepi Saratz fand sich kein Nachfolger innerhalb der Familie Saratz. Seine vier Söhne hatten alle akademische Berufe ergriffen. Die Familie verpachtete das Hotel an die Zürcher Atlas Hotel AG, geführt von Duri Bardola aus Pontresina. Nach dem Innenumbau 1973/74 für den Winterbetrieb eröffnete es 1975 als Dreisternhotel unter dem neuen Namen Hotel Atlas. Als dem Hotel wegen dem nicht mehr zeitgemässen Ausbau – nicht alle Zimmer hatten ihr eigenes Bad – und dem über die Jahre aufgestauten Revovationbsbedarf eine weitere Deklassierung drohte, entschloss sich die Besitzerfamilie nach zwanzig Jahren den Pachtvertrag nicht mehr zu erneuern und umfassend in das Hotel zu investieren.

Da sich nach Gian Pepi Saratz kein Familienmitglied mehr für die Hotellerie begeistern konnte (alle vier Söhne hatten akademische Berufe ergriffen), wurde der Hotel für den Winterbetrieb eingerichtet und an die vom Pontresiner Duri Bardola geführte Zürcher Atlas-Gruppe verpachtet. Erst 1974 wurde das Hotel erstmals im Winter geöffnet. Diese Konzeptänderung bewirkte, dass das wunderschöne, vom Charme der Jahrhundert-wende geprägte und stimmungsvolle Haus während der nächsten gut 20 Jahre unter dem Namen “Atlas” als 3-Sterne-Haus nach veränderten Grundsätzen geführt wurde und mangels weiterer Investitionen aber in seiner alten Substanz erhalten blieb.

  • Frage: Swiss Deluxe Hotels vereinigt ja alles 5-Stern-Hotels. War mit der Konzeptänderung ein Austritt aus der Organisation verbunden?
  • Frage: Die Atlas-Gruppe ging 1996 in Konkurs - besteht ein Zusammenhang mit der Nichterneuerung des Pachtvertrages?[2]

Obwohl das unter dem neuen Namen Hotel Atlas geführte Haus weiterhin äusserst beliebt war und sich unter der Führung der drei Direktoren Wagner, Lehmann und Lips einer treuen Stammkundschaft erfreute, wurde es im Laufe der Jahre aufgrund intensivster Beanspruchung stark renovationsbedürftig. Die Mängel bezüglich Ausbaustandard – nicht alle Zimmer hatten ihr eigenes Bad – führten schliesslich dass dem bereits 1974 zurückgestuften Haus eine weitere Rückstufung drohte. Angesichts dieser traurigen Aussicht drängte sich für die Besitzerfamilie je länger je mehr die Entscheidung auf, das Hotel sich selbst zu überlassen und damit in den Ruin zu führen oder die Zügel wieder selbst in die Hände zu nehmen.

Umfasssende Erneuerung und Erweiterung Bearbeiten

Würdigung: Im Unterschied zu den architektonisch wenig bedeutsamen Erweiterungen der Hotelgiganten in St. Moritz durch seeseitige Apartment-Vorbauten am Badrutt's Palace Hotel und am Kulmhotel dürfen die baulihen Eingriffe beim Hotel Saratz in Pontresina als architektonische geglücktes und betrieblich respektables Beispiel einer Hotelerneuerung und- erweiterung bezeichnet werden.[16]

Hans Jörg Ruch: ...habe ich zum ersten Mal gesehen, dass man mit geschickten Strategien etwas erreichen kann, und das hängt nicht in erster Linie vom architektonischen Ausdruck ab, sondern von der gewählten Ausrichtung des Hotels. Das Saratz sollte ursprünglich abgerissen werden, und es sollte ein Neubau an seiner Stelle entstehen. Dagegen haben wir uns gewert, und wir haben die Strategie vom Zwillingsbau gefunden - Alt und Neu als Zwillingspaar. Diese Strategie ist aufgegangen, das Saratz war von Angang an ein Riesenerfolg.[17]

Der Sinn für Tradition und Gastfreundschaft sowie die Liebe zum Haus führten schliesslich dazu, dass die fünfte Generation nach mehrjähriger Diskussion den Entschluss fasste, mehr als 20 Millionen Schweizer Franken zu investieren und das Hotel Saratz unter der Leitung von Gian Paul Gut und Dr. Nuot P. Saratz zu neuem (respektive altem) Glanz (zurück) zu führen. Der Pachtvertrag mit der Atlas-Gruppe wurde bei Ablauf nicht mehr erneuert und die Direktion an Adrian Stalder und die Eheleute Plattner Gerber übergeben, die das Hotel ab Oktober 1995 im Auftrag der Besitzerfamilie führten und unter tatkräftiger Mitwirkung der Vertreter der Besitzerfamilien die Renovation und den Umbau des Hotelkomplexes sowie auch alle betrieblichen Änderungen planten und durch führten. Für die baulichen Belange zeichnete der bekannte Engadiner Architekt Hans-Jörg Ruch verantwortlich, der die umfassende Renovation des alten Hotelkomplexes sowie den Bau des neuen Traktes «Ela Tuff» mit 63 weiteren Zimmern realisierte. Für die einzigartige Gestaltung der Innenräume mit der damals revolutionären und seither oft kopierten Verbindung von alt und neu zog die Besitzerfamilie die bekannte Zürcher Architektin Pia Schmid bei.

Im Stammhaus, der Chesa Veglia entstand das Bar/Restaurant Pitschna Scena.


Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends folgte ein zweiter Investitionsschub im Umfang von nochmals gut 20 Millionen Schweizer Franken: Mit dem Sarazenenbad entstand ein Wellness-Tempel der Extraklasse. Zusätzlich wurde eine Tiefgarage gebaut, die über 60 Parkplätze verfügt. Im Sommer 2007 wurde das mittlerweile über 130-jährige Stammhaus, die Chesa Nouva, einer tiefgreifenden Totalüberholung unterzogen. Gleichzeitig wurden die inzwischen als Mitarbeiterhaus dienende Chesa Veglia ebenfalls komplett saniert und mit zwei neuen Seminarräumen und 14 modernen Mitarbeiterzimmern ausgestattet. Als zusätzliches Mitarbeiterwohnhaus wurde die Chesa Niculò mit 18 Wohnungen erstellt. Das hauseigene Kinder-Spielparadies wurde erneuert und das Kinderangebot mit einem neuen Jugendspielraum ergänzt und schliesslich entstanden auch eine Reihe neuer wertvoller Betriebsräume in der dem Hotel angrenzenden Wohnüberbauung Chesa Punt ota, deren Wohnungen zur Finanzierung der neuen Investitionen dienten. Ende Dezember 2008 folgte dann die jüngste Neuerung, die Eröffnung einer exklusiven AVO Zigarren-Lounge, welche mit dem Rauchverbot als die erste ihrer Art in Graubünden eingerichtet wurde.

Als weitere Pioniertat der stets fortschriftlichen Entwicklungen zugeneigten Besitzerfamilie wurde für ein neues technisches Verfahren eine 1‘500 Meter tiefe geothermische Bohrung erstellt und ausgebaut, um die dadurch gewonnene Wärmeenergie mit zwei Wärmepumpen den gesamten Hotelkomplex zu beheizen.

Gäste Bearbeiten

  • Richard Strauss; erstmals 1900, zuletzt Sommer 1947/48. Brief 14. Juni 1947: Wir sind gestern, in Zarathustra-Nebel gehüllt, bei strömendem Regen glückHch hier angekommen und fühlen uns in Saratz' unvergleichlichem Famlienheim beinahe so wohl wie zu Hause. Es gibt nur ein Engadin auf der ganzen Welt. Wir sind restlos begeistert und schlürfen die Luft der Gemsen wie französischen Champagner![19]
  • Wilhelm von Bode: Im Sommer 1887 verlangte unser Hausarzt wegen meiner häufigen Flimmermigräne und meines nervösen Asthmas eine gründliche Ausspannung in den Bergen. Durch Bekannte wurde ich beredet, in das Oberengadin zu gehen; ich habe diesen Aufenthalt bis zum Jahre 1894, zwei Jahre ausgenommen, regelmäßig wiederholt. Er ist mir außerordentlich genußreich geworden, sowohl durch die Freude an der Natur wie durch den angenehmen geselligen Verkehr, meist mit Berliner Bekannten, die regelmäßig mit mir im Hotel Saratz in Pontresina zusammen waren.[20]
  • zusammen mit Wilhelm von Bode:
  • gemeinsame Besteigung des Piz Languard durch Blaserna und Helmholtz Ostern 1879[4]
    • preussischer Kultusminister Gustav von Goßler
    • Die kleine Gesellschaft, die sich in Pontresina regelmäßig zusammenfand, meist Berliner, die sich näher kannten, war eine sehr anregende. Als Stammgäste kamen Professor von Kaufmann mit seiner liebenswürdigen, trefflichen Gattin, Professor Blaserna, der bekannte Physiker aus Rom, Baron Holstein und Geh. Leg.-Rat von Mühlberg, Herr und Frau Geheimrat Schöller; gelegentlich waren auch der Reichstagsabgeordnete Vopelius, Professor von Leyden und Frau und Professor Helmholtz darunter. Den Mittelpunkt dieser Berliner Gesellschaft bildete Minister von Goßler, der regelmäßig im September auf eine Woche kam. [21]
  • 1880 Matthew Arnold/Frederick Tennyson:Mme Saratz knew my works perfectly well, and said she should give me the room she had given to Tennyson.[5]
  • 1956 Gustaf Gründgens - Rolf Badenhausen (Hrsg.): Gustaf Gründgens: "Lass mich ausschlafen": neue Quellen zur Wirklichkeit und Legende des grossen Theatermannes., Langen Müller, München 1982 S. 278
  • Eiskunstläufer Werner Rittberger - Foto 1926
  • Alpinist und Mitbegründer SAC Johann Jakob Weilenmann
  • 1946 Botaniker Josias Braun-Blanquet - Brief an G. Saratz
  • der britische Zoologe Ray Lankester traf im August 1886 den Zoologen und Philosophen Ernst Haeckel [22]

Literatur Bearbeiten

  • Cornelia Bauer: Das renovierte Paradies. in Hochparterre: Zeitschrift für Architektur und Design, Band 10(1997), S. 20–23.
  • Isabelle Rucki: Hotels in Pontresina. Kantonale Denkmalpflege, Chur 1984/85, S. 22–31.
  • Isabelle Rucki: Das Hotel in den Alpen. Die Geschichte der Oberengadiner Hotelarchitektur von 1860 bis 1914. Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, Zürich 1989, ISBN 3-250-50108-5, S. 170.
  • Isabelle Rucki: Das Hotel in den Alpen. Die Geschichte der Oberengadiner Hotelarchitektur ab 1860. hier + jetzt, Baden 2012, ISBN 978-3-03919-255-7, S. 270 und 238–240.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Hotel Saratz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Dolf Kaiser: Fast ein Volk von Zuckerbäckern? Bündner Konditoren, Cafetiers und Hoteliers in europäischen Landen bis zum Ersten Weltkrieg. Ein wirtschaftsgeschichtlicher Beitrag. Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1985, ISBN 3-85823-217-3, S. 96.
  2. Dolf Kaiser: Fast ein Volk von Zuckerbäckern? Bündner Konditoren, Cafetiers und Hoteliers in europäischen Landen bis zum Ersten Weltkrieg. Ein wirtschaftsgeschichtlicher Beitrag. Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1985, ISBN 3-85823-217-3, S. 167.
  3. R. Southern: Das Islambild des Mittelalters. Stuttgart 1981
  4. Kurze Geschichte des Hotel Saratz, Broschüre 2010
  5. Ernst Lechner: Piz Languard und die Bernina Gruppe bei Pontresina., Wilhelm Engelmann Leipzig 1858, S. 18
  6. M[ichael] Caviezel: Das Engadin in Wort und Bild., Tanner, Samedan 1893 S. 316.
  7. J. M. Ludwig: Pontresina und seine Umgebung. Jost & Albin, Chur 1878, S. 94.
  8. Kurze Geschichte des Hotel Saratz, Broschüre 2010
  9. J. M. Ludwig: Pontresina und seine Umgebung. Jost & Albin, Chur 1878, S. 14.
  10. Staatsarchiv Chur: Architekturarchiv Gebr. Ragaz/W. Vonesch, Samedan.
  11. Isabelle Rucki: Hotels in Pontresina. Kantonale Denkmalpflege, Chur 1984/85, S. 26.
  12. F[rederick] de Beauchamp Strickland: The Engadin. A Guide to the district. Sampson Low and Co., London 1891, S. 222.
  13. Isabelle Rucki: Das Hotel in den Alpen. Die Geschichte der Oberengadiner Hotelarchitektur von 1860 bis 1914. Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, Zürich 1989, ISBN 3-250-50108-5, S. 170.
  14. Bündnerischer Hotelier-Verein: 1918−1968. Jubiläums-Bericht des Bündnerischen Hotelier-Vereins. S. 13.
  15. Nachlass Karl Kollers, verwahrt im Staatsarchiv des Kantons Graubünden in Chur, Signaturen XXI e 136 XXI e 136.196
  16. Isabelle Rucki: Das Hotel in den Alpen. Die Geschichte der Oberengadiner Hotelarchitektur ab 1860. hier + jetzt, Baden 2012, ISBN 978-3-03919-255-7, 238/240.
  17. archithese 3(2005),S. 40
  18. Schweizer Ingenier und Architekt, Band 117(1999), Heft 4, S. 81/82.
  19. Willi Schuh: Richard Strauss in der Schweiz. in: Du, Band 11(1951), S. 51.
  20. Wilhelm von Bode: Mein Leben., 2. Band. S. 48
  21. Wilhelm von Bode: Mein Leben., 2. Band. S. 52
  22. Quarterly journal of microscopical science, Volume 39(1897) S. 234.

Koordinaten: 46° 29′ 35,09″ N, 9° 54′ 5,87″ O; CH1903: 789066 / 152053

Hotel Saratz [Kategorie:Pontresina]] [Kategorie:Oberengadin]]