Die Groupe de Bleau (GDB, Bleausards) war eine Gruppe junger Kletterer aus Paris, die in der Zwischenkriegszeit an den Wochenenden an den Sandsteinfelsen im Wald von Fontainebleau kletterten, weil die „richtigen“ Berge zu weit entfernt waren.

Vorgeschichte Bearbeiten

An den Felsblöcken im Wald von Fontainebleau wurde bereits seit dem ausgehenden 19. Jahrundert geklettert.[1] Der französische Alpenverein (Club alpin français) organisierte um 1900 regelmäßig Kletterexkursionen von Paris in den nahegelegenen Wald von Fontainebleau. Aus diesen Aktivitäten heraus bildete sich 1907 auf Initiative unter anderem von Jacques Wehrlin (1885-1916)[2] ein informeller Zusammenschluss von Teilnehmern, die Groupe des Rochassiers (Felskletterergruppe).[3]

Zwischenkriegszeit Bearbeiten

Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem Wehrlin gefallen war, kam es 1924 durch einen jüngere Generation von Kletterern zur Gründung der Groupe de Bleau. Im Unterschied zu den Rochassiers hatte die GDB festere Strukturen mit einem formellen Aufnahmeprozess und einem humoristisch gefärbten Mitteilungsblatt. Treibende Kraft war der damals 17-jährige Alpinist Octave „Bobi“ Arsandaux (1907-1931). Zu den Gründungsmitgliedern zählten zudem Marcel Ichac, Pierre Chevalier, Jean Deudon, Raymond Gaché, Alain Le Ray, Jacques Boell, Jean Carle und Guy Labour.

Pierre Allain stieß 1929 zur Groupe de Bleau und spielte von da an eine wichtige Rolle. Im ersten Kapitel seines 1949 erschienenen Buchs Alpinisme et compétition beschreibt Allain die Rolle, die das Klettern im Wald von Fontainebleau für die Pariser Bersteiger spielte: Das ständige Wiederholen der anspruchsvollen kurzen Routen, an denen man ohne Furcht vor fatalen Stürzen trainieren konnte, führte zur Herausbildung eines technisch verfeinerten Kletterstils. Die Beschäftigung mit den oft nur vier oder fünf Meter langen Problemen in der Gruppe verlieh dem Klettern eine gesellige, fast spielerische Note.

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit Bearbeiten

Währen der Besatzungszeit operierten Kämpfer des französischen Widerstands im Wald von Fontainebleau und nutzten die Felsformationen als Verstecke. Die deutschen Besatzer ließen daraufhin den Wald großflächig niederbrennen, was den Charakter der Landschaft nachhaltig veränderte.

In der Nachkriegszeit übernahmen zwei neue Gruppierungen eine führende Rolle beim Bouldern im Wald von Fontainebleau: der Cuvier Academic Club (CAC) und der Club Olympique de Billancourt (COB).

Literatur Bearbeiten

  • Pierre Allain: Alpinisme et compétition. Grenoble 1949.
  • Olivier Hoibian: Les alpinistes en France, 1870-1950 : une histoire culturelle. Paris 2000, ISBN 978-2-7475-0031-9. (Kapitel zur Groupe de Bleau: S. 209-219)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Hoibian 2000, S. 87, nennt als frühesten Beleg den Bericht über einen Ausflug des Club alpin français anlässlich der Weltausstellung des Jahres 1900.
  2. Die Lebensdaten verzeichnet das Archiv seiner Heimatstadt Sceaux Archive de Sceaux. Abgerufen am 13. November 2023.
  3. Hoibian 2000, S. 88-89