El Vergel de Andalucía, unter diesem Titel erschienen zwischen Oktober und Dezember 1845 in Córdoba/ Spanien zehn Ausgaben einer literarischen Zeitschrift, die man mit Fug und Recht bürgerlich-feministisch nennen kann. Jede Nummer umfasste 8 Seiten im Format 31 cm x 14,5 cm. Leider fehlen in der Sammlung der Biblioteca Nacional in Madrid[1] acht Seiten: die Seiten 43 – 50, d. h. die Nummer 6.
Die Vorrede der Herausgeberin, die sich La Adalia nennt, fasst das Anliegen der Publikation wie folgt zusammen:
„Die Natur hat uns ein glühendes und freies Herz schenken wollen: der Mann hat eine absolute Herrschaft und Bevormundung erkaufen wollen um den Preis unserer Demütigung: Wir werden darlegen, wie ungleich dieser Kampf ist und zeigen, wie viel Gewaltsames und Irriges in den am tiefsten verwurzelten sozialen Forderungen und Vorurteilen steckt. Es ist notwendig, es einmal zu sagen: Der Tag der Aufklärung der Frau wird der Todestag für die Vorherrschaft des Mannes sein. Unsere wesentliche Mission wird es sein, das schöne Geschlecht aus seinem Pfad faulen Darniederliegens herauszuziehen, und es, da es doch von der Natur mit so schönen und verführerischen Anziehungskräften begabt worden ist (auch wenn ich mich für eine Ausnahme von dieser allgemeinen Regel halte), zum Studium der schönen Literatur aufzurufen und es aus der tiefen Düsternis einer beschränkten und schändlichen Bildung zu emanzipieren.“[2]
In jeder Ausgabe gab es einen Leitartikel der Herausgeberin La Adalia, 1-2 Gedichte und gelegentlich Fortsetzungen eines unvollständig gebliebenen Kurzromans „Julia“, verfasst von Adela García.
Als Abonnentinnen waren nur Personen weiblichen Geschlechts zugelassen, als Autoren jedoch auch einige Männer.
Als Vorbilder für die neue Rolle der Frauen wurden genannt: die Französinnen Madame de Staël [3], George Sand und Sophie Cottin sowie die auf Kuba geborene Gertrudis Gomez de Avellaneda[4], die damals in Madrid mit ihren Theaterstücken Erfolg hatte.
Unter den MitarbeiterInnen sind zu nennen:
Carolina Coronado(1823-1911), Robustiana Armiño de La Cuesta (1821-1890)[5], Angela Grasside Cuenca (1823-1883)[6] und Manuela Cambronero de la Peña.[7]
Den beredten Klagen über die traurige Lage der Frauen entsprachen keine wirklichen Emanzipationsideen. Einzig Bildung und moralisches Verhalten wurden als Lösungen präsentiert. Die gesellschaftlichen Voraussetzungen für eine Emanzipation der Frauen in Spanien lagen offensichtlich noch nicht vor, die materiellen und vor allem die juristischen Hindernisse waren zu stark. Simon Palmer schreibt im Vorwort ihrer Bio-Bibliographie (Simon Palmer, 1987, S. XI), einige Frauen seien ins Gefängnis gekommen oder ins Exil gezwungen worden. Wertvoll bleibt diese Zeitschrift als Zeugnis eines frühen bürgerlichen Feminismus.

Einzelnachweise

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  1. Signatur: REVMICRO/783<1>(1). Die Biblioteca Central de la Red municipal de Córdoba besitzt leider nur die erste Nummer der Zeitschrift vom 19. Oktober 1845.
  2. Es necesario decirlo de una vez: el dia de la ilustración de la mujer será el de muerte para el altivo imperio delhombre. Nuestra misión esencial será sacar al bello sexo de su senda de perezosa prostración, y ya que ha sidodotado por la naturaleza de tan bellos y seductores atractivos (aunque yo me considere una ecepción [sic] de esta regla general) llamarlo al estudio de las bellas letras, emancipandolo de la oscuridad profunda de una educación limitada y vergonzosa.
  3. https://en.wikipedia.org/wiki/Germaine_de_Sta%C3%ABl
  4. https://en.wikipedia.org/wiki/Gertrudis_G%C3%B3mez_de_Avellaneda
  5. Ferreras, Catálogo Nr. 153.
  6. Ferreras, Catálogo Nr. 916, hat als Geburtsdatum 1826.
  7. Ferreras, Catálogo Nr. 443 kennt den vollständigen Namen, keine Lebensdaten, aber zwei Romane: Ines, Cádiz 1846, und Días de convalescencia. Coleccion de poesías y novelas. La Coruña, 1852. Er verweist auf Cejador und Brown.

Verwendete Literatur
Brown, Reginald F.: La novela española, 1700-1850. Madrid, Dirección General de Archivos y Bibliotecas, 1953.
Cejador y Frauca, Julio: Historia de la Lengua y Literatura Castellana. Madrid, Tipología de Archivos. 1915-1922, 4⁰, Tomo VII: Época Romántica (1830-1887).
Comellas, José Luis: Historia de España moderna y contemporánea. 3a ed. Rialp, Madrid 1975.
Ferreras, Juan Ignacio: Catálogo de novelas y novelistas españolas del siglo XIX. Ediciones Cátedra, S. A., Madrid 1979.
García, Salvador: Las ideas literarias en España entre 1840 y 1850. Univ. of California Press, Berkeley, Los Angeles, London, 1971.
Kirkpatrick, Susan: Las Románticas. Women Writers and Subjectivity in Spain, 1835-1850. Univ. of Cal. Pr., Berkeley, Los Angeles, London, 1989.
Romero Tobar, Leonardo: Panorama crítico del Romanticismo español. Castalia, Madrid, 1994.
Simon Palmer, Carmen: Escritoras españolas del siglo XIX. Bio-Bibliography, Madrid, 1987.