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Am Nachmittag des 19. April 2005 wurde Joseph Kardinal Ratzinger zum 265. Papst in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche gewählt.

Er gab sich den Papstnamen Benedikt XVI. Mit seiner Namenswahl spielte Ratzinger auf den Ordensgründer Benedikt von Nursia, Patron Europas, aber auch auf seinen Namensvorgänger Benedikt XV. (Pontifikat 1914–1922) an, der als »Friedenspapst« bezeichnet wurde.

Benedikt XVI. ist der erste Deutsche als Papst seit Hadrian VI. vor 482 Jahren. Hadrian wurde in Utrecht in den Niederlanden geboren, das zu seinen Lebzeiten Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation war und sich auch kulturell als Teil der »Deutschen Nation« (Niederdeutsche) betrachtete.

Der letzte Papst, der auf dem heutigen Staatsgebiet der Bundesrepublik Deutschland geboren wurde, war Papst Viktor II., der im Jahr 1055 sein Amt antrat. Drei Tage vor seiner Wahl zum Papst wurde Joseph Ratzinger 78 Jahre alt und ist damit der älteste gewählte Kandidat seit Klemens XII. (1730).

Zwei Jahre nach Joseph Ratzingers Geburt zog die Familie nach Tittmoning an der Salzach, 1932 dann nach Aschau am Inn, wo Ratzinger seine Grundschulzeit verbrachte. Am Tag der Machtergreifung Hitlers kaufte der Vater ein kleines Bauernhaus in Hufschlag bei Traunstein.

Trotz der finanziellen Belastung für die Familie besuchte auch Joseph als drittes Kind ein Internat: das katholische Studienseminar St. Michael.

Mit 14 Jahren wurde Ratzinger nach damals geltendem deutschem Recht in die Hitlerjugend aufgenommen. Im Alter von 16 Jahren wurde er als Flakhelfer für den Schutz einer BMW-Fabrik außerhalb Münchens eingesetzt. Auf die Frage eines Vorgesetzten nach seinem Berufsziel sagte er, er wolle Priester werden.

1944 wurde er zur Grundausbildung eingezogen und ins österreichische Burgenland zum Reichsarbeitsdienst versetzt. In den letzten Kriegstagen desertierte er nach eigenen Angaben. 1945 kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, wo er am Unterricht zur Entnazifizierung teilnahm. Das Abitur absolvierte er auf dem Chiemgau-Gymnasium in Traunstein

Von 1946 bis 1951 studierte Ratzinger an der philosophisch-theologischen Hochschule in Freising sowie an der Universität München Katholische Theologie und Philosophie.

1958 trat Ratzinger im Alter von 31 Jahren eine Professur für Dogmatik und Fundamentaltheologie an der Hochschule in Freising an. 1959 wurde er an der Universität in Bonn zum ordentlichen Professor für Fundamentaltheologie ernannt. Seine Antrittsvorlesung hielt er über das Thema »Der Gott des Glaubens und der Gott der Philosophie«. Den Bonner Lehrstuhl hatte er bis 1963 inne, dann wechselte er als Lehrstuhlinhaber des Seminars für Dogmatik und Dogmengeschichte an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster. Zu seiner dortigen Antrittsvorlesung am 28. Juni 1963 zum Thema »Offenbarung und Überlieferung« drängten sich Studierende und Dozenten in den völlig überfüllten Hörsaal, um den bekannten Theologen zu sehen.

Von 1966 bis 1969 war Ratzinger Lehrstuhlinhaber für katholische Dogmatik an der katholisch-theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. 1969 wurde er an die Universität Regensburg berufen, wo er bis zu seiner Ernennung zum Erzbischof 1977 Dogmatik und Dogmengeschichte lehrte. Unter anderem studierte der spätere Bundesarbeits-minister Norbert Blüm Theologie bei Ratzinger.

Am 29. Juni 1951 empfing Ratzinger zusammen mit seinem Bruder Georg das Sakrament der Priesterweihe durch den damaligen Erzbischof von München und Freising, Kardinal Michael von Faulhaber.

Während des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) war Ratzinger Berater und Redenschreiber des Kölner Erzbischofs Joseph Kardinal Frings. Ihn hatte er einige Jahre zuvor bei einem Besuch in Köln getroffen. Ratzinger vertrat während des Konzils eine reformorientierte Auffassung. In einer von Ratzinger mitformulierten Rede forderte Frings die völlige Überarbeitung des von der Kurie vorgegebenen Textes über die Offenbarung. Eine weitere von Frings gehaltene (und von Ratzinger erarbeitete) Rede gegen neuscholastische Erstarrung Roms und gegen Missstände im Heiligen Offizium wurde als »Paukenschlag« und »Brandrede« gewertet und fand unter den Zuhörern des Zweiten Vatikanischen Konzils sehr starken Beifall. Die Rede machte auch Ratzinger, damals Anhänger einer Öffnung der Kirche, einem weiten Kreis bekannt.

Die liberale Grundeinstellung, mit der er die Veränderungen des Konzils befürwortete, relativierte sich jedoch in der Folgezeit, da er den Glauben durch heraufkommende »Beliebigkeit« gefährdet sah.

Der einst als Reformer gehandelte Ratzinger wandelte sich zum Bewahrer und erhielt so sein konservatives Image. 1976 wurde Ratzinger der Ehrentitel eines Päpstlichen Ehrenprälats für besondere Verdienste um die Kirche verliehen. Im März 1977 ernannte Papst Paul VI. Joseph Ratzinger zum Erzbischof von München und Freising. Die Bischofsweihe empfing er am 28. Mai.

Bereits einige Monate später wurde er (am 27 Juni) zum Kardinal erhoben.

Er war so einer der bedeutendsten Kardinäle und galt theologisch und kirchenpolitisch als rechte Hand Papst Johannes Paul II.