Zitat:

Auf dem Kollwitzplatz wurde um Mitternacht die Republik Utopia" ausgerufen und Pässe für Bürger dieser Republik verteilt. Es hingen weiße Fahnen aus den Fenstern. Kapitulationsstimmung auf den Straßen rund um den Kollwitzplatz. Zitat Ende Barbara Thalheim: "Mugge" (Seite 249), ISBN 3-932180-76-3)


Zitat:

In den Wochen vor dem Anschluß der DDR beginne ich mit wenigen Freunden darüber nachzudenken, was wir, die wir dieser Kolonisierung politisch kaum noch etwas entgegenzusetzen haben, für uns tun können. Wir beschließen, in der Nacht vom 2. zum 3. Oktober, dann, wenn die Fahne der DDR eingeholt wird, die nie unsere war und der wir nun doch nachweinen, zusammen mit allen, die es wie wir für sich wollen und brauchen, eine ganz andere Republik zu gründen - die AUTONOME REPUBLIK UTOPIA. Fast 10 000 Menschen aus Ost- und Westberlin folgen unserem Aufruf. Es ist ein schwacher, aber trotziger Aufschrei in dieser Nacht, in der wir uns gegenseitig halten, abseits vom Vereinigungstralala, am Kollwitzplatz. Zitat Ende. Jutta Braband in PIZZA (Hrg.) "Odanoel. Die Linke zwischen den Welten" (S. 149)

Zitat:

Bereits einen Tag vor den offiziellen Vereinigungsfeierlichkeiten rund um das Brandenburger Tor war ein "deutschlicher Zug" vom Lenné-Dreieck, wo noch zu Mauerzeiten Besetzer für deutsch-deutsche Verwirrung gesorgt hatten, in Richtung Prenzlauer Berg gezogen. Dort am Kollwitzplatz sollte "sieben Minuten vor Zwölf" die "autonome Republik Utopia" ausgerufen, die "öffentliche Sache" also wieder zurückerobert werden. Zitat Ende. Uwe Rada: "Hauptstadt der Verdrängung. Berliner Zukunft zwischen Kietz und Metropole" (Seite 116), ISBN 3-024737-39-8

Die Autonome Republik Utopia oder Freie Republik Utopia wurde in der Nacht des 3. Oktobers 1990, dem Tag der Deutschen Einheit am Kollwitzplatz im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg ausgerufen.[1] Als Motive für die Gründung galten der Protest gegen die deutsche Einheit bzw. der Übergang von dem totalitärem System der DDR zu dem ebenfalls kritisierten System des Kapitalismus.[2] Mit Flugblättern und Pässen wurde seinerzeit versucht, der Gründung die nötige Ernsthaftigkeit zu verleihen.[3] Die Autonome Republik Utopia ist nicht als Mikronation in eigentlichen Sinne zu verstehen, sondern um einen symbolischen Akt der Abgrenzung von den offiziellen Feiern anlässlich der Deutschen Wiedervereinigung. Die Aktion wurde hauptsächlich von Künstlern und Teilen der ostdeutschen Bürgerrechtsbewegung getragen.

Der Name der "Autonomen Republik" nahm Bezug auf Thomas Morus und dessen Ideal eines gerechten Staates "Utopia", den Morus in seinem sozialutopischen Roman in Dialogform De optimo statu rei publicae deque nova insula Utopia entwarf.

Weblinks Bearbeiten

  • ddr89.de: Verfassung der Republik Utopia

Literatur Bearbeiten

  • Uwe Rada: Hauptstadt der Verdrängung. Berliner Zukunft zwischen Kietz und Metropole, Berlin 1997, Assoziation A, ISBN 3-924737-39-8
  • Barbara Felsmann und Annett Gröschner: Durchgangszimmer Prenzlauer Berg. Eine Berliner Künstlersozialgeschichte in Selbstauskünften. Lukas Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-931836-11-8
  • Barbara Thalheim: "Mugge" (Seite 249), ISBN 3-932180-76-3
  • Jutta Braband in PIZZA (Hrg.) "Odanoel. Die Linke zwischen den Welten" (S. 149)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Christoph Dieckmann: Geht doch nach drüben! In: Die Zeit. Augabe 19, 1995. Online abrufbar auf zeit.de
  2. prenzlguide.de: Parks & Plätze: Kollwitzplatz
  3. danielkempken.de: Schlaglichter Berlin. Kapitel 2: Prenzlauer Berg

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