Benutzer:MYR67/Artikelwerkstatt Ernst Hahn (Fotograf)

Ernst Hahn (Fotograf) (geb. 1926 in Nowawes, heute Potsdam-Babelsberg, gest. 2017[1] in Berlin) war ein deutscher Fotograf.

Lebensweg Bearbeiten

Ernst Hahn wurde 1926 als Sohn eines Gärtners und einer Blumenverkäuferin in Nowawes (heute Potsdam-Babelsberg) geboren. Schon als Kind erkrankte er an nasser Rippenfellentzündung.[2] Im Jahr 1943 wurde bei Hahn Tuberkulose diagnostiziert. Der damals 17jährige Hahn war damit wehrdienstuntauglich. Da er zudem unter einer Erkrankung des Kniegelenks litt,[3] konnte Hahn noch Ende 1944, also in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges, Deutschland verlassen, um sich in Davos in der Schweiz medizinisch behandlen zu lassen.[4]

1945 erhielt er ein Notabitur.[5] Nach Kriegsende wurden alle deutschen Tuberkulose-Patienten, die die Schweizer Sanatorien in Davos und Agra genesen verlassen konnten, im Interniertenheim Davos Wiesen in Graubünden zusammengeführt. Dort lernte Hahn Anfang 1947 die Berlinerin Eveline Litty kennen, die ebenfalls während des Krieges an Tuberkulose erkrankt war. Sie hatte ihr Medizinstudium aufgeben müssen und war über ein Sanatorium im Allgäu 1944 nach Agra in die Schweiz überwiesen worden. Eveline Litty ging nach ihrer Entlassung aus dem Interniertenheim Wiesen nach Berlin zurück, Ernst Hahn hingegen blieb in der Schweiz und nahm mit dem Wintersemester 1948/49 das Studium an der Kunstgewerbeschule Zürich auf.[6] Zu Hahns Lehrern dort gehörten der Schweizer Bauhaus-Lehrer Johannes Itten (1888–1967) und der Schweizer Fotograf Hans Finsler (1891–1972), der bis 1932 an der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle die Fachklasse für Fotografie geleitet hatte und zu den Protagonisten der fotografischen Moderne zählt.[7] Im Rahmen seines Studiums in Zürich unternahm Hahn Studienreisen nach Mailand und Venedig. Mit seiner Mappe mit Venedig-Fotografien, die heute im Bauhaus-Archiv aufbewahrt wird, gewann Hahn einen Leistungspreis der Kunstgewerbeschule Zürich.[8]

Seine Osterferien in den Jahren 1950 und 1951 verbrachte Ernst Hahn bei seinen Eltern in Berlin. Die Stadt hatte er zuletzt fünfeinhalbe Jahre zuvor, im November 1944, gesehen. In den jeweils drei Wochen Osterurlaub 1950 und 1951 machte er mit mit seiner zweiäugigen Rolleiflex-Mittelformatkamera zahlreiche Aufnahmen im Format 6 × 6 cm bei seinen Streifzügen durch die vom Zweiten Weltkrieg gezeichnete Stadt. Zeitweilig begleitete ihn sein um drei Jahre jüngerer Bruder Gerd Hahn, der damals noch bei seinen Eltern in Babelsberg lebte. Er hatte nach dem Abitur eine Gärtnerlehre in Sanssoouci begonnen und wollte danach Landschaftsarchitektur studieren. Ernst Hahn traf in Berlin auch Eveline Litty wieder, seine Bekanntschaft aus dem Schweizer Interniertenheim Wiesen.[9]

Nach seiner Abschlussprüfung an der Kunstgewerbeschule Zürich im Jahr 1952 wurde Hahn von Johannes Itten, damals Direktor des Kunstgewerbemuseums und des Museums Rietberg, als Museumsfotograf eingestellt.[10]

Da die Schweizer Behörden Ernst Hahn die von ihm im Jahr 1953 beantragte Arbeitserlaubnis verweigerten und ihn „wegen Gefahr der Überfremdung“ auswiesen, zog Ernst Hahn in die Bundesrepublik und machte hier als Industrie- und Werbefotograf Karriere.[11] Er ging zunächst an die Werkkunstschule nach Wuppertal. Er war dort unter der Leitung des Grafikers Jupp Ernst (1905–1987) Fotograf im grafischen Atelier. Hahn fertigte dort Fotografien als Vorlagen für die Textil-, Möbel- und Glasherstellung an.[12]

1955 wurde Hahn Leiter der Fotowerkstatt an der renommierten Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG). Er unterrichtete dort Fototechnik und fertigte Aufnahmen für die Presse, für Kataloge und Ausstellungen an. Außerdem kümmerte er sich um das Archiv der HfG. Im selben Jahr heiratete Hahn die Berlinerin Eveline Litty, die er 1947 in der Schweiz kennengelernt hatte.[13]

1956 zog das Ehepaar nach Düsseldorf, wo Hahn zunächst als Fotograf für die Werbeagentur Bruno Rieth arbeitete. Bald darauf wurde er als Industrie- und Werbefotograf im Fotoatelier der Werbeabteilung der Kodak-AG in Stuttgart-Wangen angestellt. Dort war unter anderem auch für das Bildarchiv zuständig.[14]

Ebenfalls 1956 legte Hahn seine Meisterprüfung ab.[15] Hahn arbeitete als Fotograf und Leiter des Fotoateliers der Werbeagentur von Günter Bläse und seines Daco-Verlags in Stuttgart.[16]

Im Jahr 1961, wenige Wochen vor dem Bau der Berliner Mauer, übernahm Hahn bei Siemens und Halske in Berlin die Leitung des Fotoateliers der Hauptwerbeabteilung. Dort blieb Hahn bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1991.[17]

In den 1990er Jahren gab Hahn ein umfangreiches Konvolut mit seinen Arbeiten aus seiner Zeit an der Hochschule für Gestaltung im Jahr 1955 an deren Archiv ab.[18]

Als Hahns Ehefrau Eveline im Jahr 2012 ins Pflegeheim umziehen musste, wurde bei der Haushaltsauflösung die Blechdose mit etwa 350 von Hahns Berlin-Negativen vom Beginn der 1950er Jahre wiederentdeckt. Die Berliner Verlegerin Evelyn Weissberg, die Hahn beim Entrümpeln half, erkannte den dokumentarischen und fotografischen Wert der Aufnahmen und gab 2013 einen Bildband mit einer Auswahl von etwa 280 von Hahns Berlinfotos heraus.[19]

Seit Anfang 2015 lebte Hahn in einem Seniorenheim in Berlin-Friedenau. Er starb 2017 im Alter von etwa 91 Jahren.

Über sein Verständnis von Fotografie sagt Hahn im Jahr 2013: „Ich war nie auf Künstlertum aus. Ein Fotograf muss sich mit dem Konkreten abgeben, der Begriff Kunstfotografie existiert für mich gar nicht.“[20]

Rohstoffe, Zettelkasten Bearbeiten

„Berlin um 1950 – Fotografien von Ernst Hahn“ Bearbeiten

  • Der junge Student Ernst Hahn nahm in den Jahren 1950 und 1951 Fotografien der zerstörten Stadt Berlin auf. [S. 4]
  • Der gebürtige Babelsberger durchlief zu dieser Zeit eine Ausbildung in der Fachklasse Fotografie der Kunstgewerbeschule Zürich und war erstmals seit fünf Jahren besuchsweise wieder in seine deutsche Heimat zurückgekehrt. Da Ernst Hahn an Tuberkulose erkrankt war, konnte er noch Ende des Jahres 1944 Deutschland verlassen, um sich in der Schweiz einer medizinischen Behandlung zu unterziehen. Nach seiner Genesung begann er mit dem Wintersemester 1948/49 das Studium in Zürich. [S. 4]
  • Von den beiden kurzen Aufenthalten in Berlin haben sich ca. 350 Negative im Format 6 × 6 cm erhalten, die Ernst Hahn mit einer zweiäugigen Kamera der Marke Rolleiflex aufnahm. [S. 4]
  • Mit seinen Berlinfotos erprobte Ernst Hahn verschiedenen Herangehensweisen – Dokumentation, Reportage, Fotojournalismus –, die zum »offenen Angebot« der Ausbildung an der Kunstgewerbschule Zürich zählten. Unter der Leitung von Hans Finsler wurde den Studenten der Fotoklasse große Entscheidungsfreiheit gewährt. […] [S. 5] Zu Hahns Lehrern gehörte Johannes Itten vom Bauhaus, ... vor allem aber Hans Finsler, der bis 1932 an der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle die Fachklasse für Fotografie leitete und durch seine bestechenden Sachaufnahmen zum inneren Kreis der fotografischen Moderne zählte.
  • Genau vor einem Jahr, im April 1950, war er [Hahn] das letzte Mal hier gewesen, ... [S. 8]
  • In Nowawes bei Potsdam geboren und aufgewachsen, waren Ausflüge nach Berlin für ihn eher selten. [S. 8]
  • 1941 erkrankte der 14-jährige schwer und musste Monate im Krankenhaus verbringen. ... schließlich dann im November 1944 – der Krieg war längst verloren – die rettende Ausreise zur Behandlung in einem deutschen Sanatorium im Schweizer Kurort Davos. Als Ernst Hahn zu Ostern 1950 nach gut fünfeinhalb Jahren seine Eltern in Potsdam-Babelsberg das erste Mal wieder besuchte, war dies auch sein erster Aufenthalt in Berlin nach dem Krieg. Im Herbst 1948 hatte er nach seiner Entlassung aus dem Sanatorium eine Ausbildung zum Fotografen an der Kunstgewerbeschule Zürich begonnen. Jetzt, in den Ferien im April 1951, steht Ernst Hahn an derselben Stelle wie schon ein Jahr zuvor, um sein fotografisches Tagebuch fortzusetzen. [S. 9]
  • Ernst Hahn hat nach seiner Rückkehr in die Schweiz der »Neuen Zürcher Zeitung« einige Fotografien aus Berlin angeboten. Die Aufnahme vom Brandenburger Tor (S. 51) wurde als einzige der hier im Buch gezeigten veröffentlicht, und zwar auf der Titelseite der NZZ vom 26. Mai 1950 [S. 32]
  • Ernst Hahn hatte einen jüngeren Bruder Gerd. Der wohnte noch bei den Eltern in Babelsberg und hat nach dem Abitur eine Gärtnerlehre in Sanssoouci begannen, denn er möchte Landschaftsarchitektur studieren. Gerd, der Berlin erst in den letzten Jahren besser kennengelernt hat, führt den Bruder bei einigen Streifzügen durch die Stadt. Er assistiert auch beim Fotografieren ...
  • Vor dem Schuhgeschäft ist Ernst Hahn mit seiner Freundin verabredet. Eveline Litty, eine Berlinerin, war wie er selbst während des Krieges an Tuberkulose erkrankt und hatte ihr Medizinstudium aufgeben müssen. Über ein Sanatorium im Allgäu war sie 1944 nach Agra in die Schweiz überwiesen worden. Nach dem Krieg waren alle deutschen Tbc-Kranken, die Davos und Agra gesund verlassen konnten, im Interniertenheim Wiesen zusammengeführt worden. Dort hatten sich die beiden Anfang 1947 kennengelernt. Anders als Hahn, der 1948 seine Ausbildung in Zürich beginnen konnte, ging Eveline zurück nach Berlin. [S. 89]
  • Bei seinem jetzigen Aufenthalt in Berlin, dem zweiten seit dem Abschied im November 1944, wohnt Ernst Hahn bei seiner Tante in Lichterfelde.

Quelle: „Berlin um 1950 – Fotografien von Ernst Hahn“. Fotografien von Ernst Hahn, Verlag Edition Friedenauer Brücke, mit einem Vorwort von Annemarie Jaeggi, Komposition und Text von Hermann Ebling, 1. Auflage, März 2013, ISBN 978-3-9811242-9-3

Spiegel.de Fotostrecke Bearbeiten

  • Bei Bild Nr. 5: „Fotostudent auf Heimatbesuch: Ernst Hahn (Jahrgang 1926), porträtiert von seinem Bruder Gerd (Aufnahme von 1950). Als Kind erkrankte Hahn an Tuberkulose, zudem litt er unter einer Erkrankung des Kniegelenks. 1944 durfte der Teenager in die Schweiz ausreisen, wo er in verschiedenen Sanatorien behandelt wurde. 1948 wurde Hahn an der Kunstgewerbeschule Zürich (KGSZ) aufgenommen, wo er bei Johannes Itten und Hans Finsler Fotografie studierte. Die Berlin-Aufnahmen entstanden 1950/51 - als eine Art Hausaufgabe, die in den Osterferien zu absolvieren war.“
  • Bei Bild Nr. 21: „Am 26. Mai 1950 wurde das Foto (ebenso wie eine weitere Aufnahme) in der "Neuen Züricher Zeitung" abgedruckt. Die übrigen der knapp 400 Berlin-Fotos von Ernst Hahn gerieten in Vergessenheit - und wurden erst 2012 wiederentdeckt.“

Quelle: Berlin nach dem Krieg. Zwischen Zerstörung und Zuversicht. Familien flanieren über Trümmerberge, Kinder spielen in Ruinen: Als Student lichtete Ernst Hahn den Alltag im Nachkriegsberlin ab. Jahrzehntelang schlummerten die Negative in einer Kiste - bis der Fotoschatz per Zufall gehoben wurde. Spiegel Online, 11.04.2017, 11.59 Uhr, https://www.spiegel.de/fotostrecke/berlin-nach-dem-krieg-da-ueberlaeuft-es-einen-kalt-fotostrecke-146430.html

Spiegel.de, „So, jetzt ist Deutschland am Ende“ Bearbeiten

Der Mann hinter der Kamera, der solche Szenen einfing, heißt Ernst Hahn - und maß den eigenen Aufnahmen nie besondere Bedeutung bei: „Eine Hausaufgabe war das, eine Fingerübung, weiter nichts“, sagt Hahn, Jahrgang 1926, im einestages-Gespräch. „Nehmt eure Kamera mit und macht was in den Osterferien“, hatte der Lehrer die angehenden Fotografen der Kunstgewerbeschule Zürich im Frühling 1950 ermahnt. Hahn, damals 23 Jahre alt, schnappte sich seine Rolleiflex und ein paar Filme, fuhr in seine alte Heimat und knipste drauflos. Entstanden ist ein faszinierendes Panoptikum des Berliner Alltags in der Nachkriegszeit - zwischen Zerstörung und Wirtschaftswunder, Trostlosigkeit und Aufbruchsstimmung. Es war das erste Mal, dass Hahn nach Kriegsende an die Spree fuhr, um seine Eltern zu besuchen.

[...]

Ernst Hahn wurde 1926 als Sohn eines Gärtners und einer Blumenverkäuferin in Nowawes (heute Potsdam-Babelsberg) geboren. Als Kind erkrankte er an „nasser Rippenfellentzündung“. 1943 wurde Tuberkulose diagnostiziert, Hahn für wehrdienstuntauglich erklärt. Da er zudem unter einer Erkrankung des Kniegelenks litt, riet das Potsdamer Gesundheitsamt zu einer Kur in einem Sanatorium in Davos.

[...] In Davos musste Hahn monatelang das Bett hüten und vertrieb sich die Zeit mit Kunst- und Schönschriften - bis ein Grafiker auf ihn aufmerksam wurde. Er empfahl Hahn, sich an der Kunstgewerbeschule in Zürich vorzustellen, wo er 1948 angenommen wurde. Zweimal, zu Ostern 1950 und genau ein Jahr später, fuhr Hahn mit seiner Rolleiflex von der Schweiz nach Berlin, um dort zu fotografieren.

[...] In den Fünfzigerjahren zog er in die Bundesrepublik und machte als Industrie- und Werbefotograf Karriere. Die Schweizer Behörden hatten ihm 1953 die Arbeitserlaubnis verweigert: „Wegweisung wegen Gefahr der Überfremdung“.

[...] Die Blechdose mit den Berlin-Negativen wanderte bei jedem neuen Umzug mit, ungeöffnet, unbeachtet. Bis Hahns Ehefrau ins Pflegeheim kam und er den Haushalt auflösen musste.

2012 stolperte Evelyn Weissberg, die Hahn beim Ausmisten half, über den Fotoschatz. Die Berliner Verlegerin erkannte den Wert der einzigartigen Aufnahmen und gab einen Bildband heraus.

[...] Ernst Hahn, der in einem Seniorenheim in Berlin-Friedenau lebt.

Quelle: Berliner Nachkriegsfotos: „So, jetzt ist Deutschland am Ende“ Familien flanieren über Trümmerberge, Kinder spielen in Ruinen: Ernst Hahn fotografierte den Berliner Alltag 1950/51. Lange schlummerten die Negative in einer Blechbüchse - bis sein Fotoschatz gehoben wurde. Von Katja Iken, in: Spiegel Online, 11.04.2017, 12.00 Uhr, https://www.spiegel.de/geschichte/berlin-1950-und-1951-nachkriegsfotos-von-ernst-hahn-a-1142217.html

Hochschule für Gestaltung (HfG) Bearbeiten

Der Fotograf Ernst Hahn gab in den 1990er Jahren ein umfangreiches Konvolut mit den Arbeiten aus seiner Zeit an der Hochschule für Gestaltung im Jahr 1955 ins HfG-Archiv, ...

https://nat.museum-digital.de/object/1127973?navlang=de

Deutsche Welle Bearbeiten

Vergessene Fotos von Berlin um 1950

Der 86-jährige Fotograf Ernst Hahn fand beim aufräumen in seiner Wohnung eine Blechschachtel mit mehr als 1000 Foto-Negativen. Ihr Inhalt: Bilder von Streifzügen durch das kriegszerstörte Berlin. Gemacht hatte der Berliner Fotograf sie vor etwa 60 Jahren. Jetzt sind die Fotos erstmals in einem Bildband erschienen: „Berlin um 1950“.

Ernst Hahns Fotografien zeigen das vielschichtige Porträt einer Stadt und ihrer Bewohner. Berlin und seine Menschen sind gezeichnet von der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs. Die Stadt liegt in Trümmer und Ruinen. Auch der Kalte Krieg und die Teilung in Ost und West zeigt seine Spuren. Auf der einen Seite transportieren die Fotografien die Trostlosigkeit des »real existierenden Sozialismus«, auf der anderen das aufkommende »Wirtschaftswunder« mit Schaufensterbummel und Kinowerbung. Eindrucksvollen Bilder in schwarz-weiß von einer Stadt, die heute ganz anders aussieht.

Deutsche Welle, 3:48 min, Datum: 17.05.2013, https://www.dw.com/de/vergessene-fotos-von-berlin-um-1950/av-16822142

Tagesspiegel Bearbeiten

„Ich war nie auf Künstlertum aus. Ein Fotograf muss sich mit dem Konkreten abgeben, der Begriff Kunstfotografie existiert für mich gar nicht.“

Mit seinen 86 Jahren hat der heute in Wilmersdorf lebende Fotograf so einiges gesehen und viel davon festgehalten. [...] Die kannte der Fotograf, der als Gärtnerssohn in Nowawes – heute Potsdam-Babelsberg – aufgewachsen ist, ebenso wie Nazi-Zeit und Bombenkrieg aus eigener Anschauung. Von Ausflügen – mit der Schule zur Granitschale im Lustgarten, mit den Eltern ins Naturkundemuseum, zu Wertheim am Potsdamer Platz oder zu den Olympischen Spielen. Aber eben nur bis 1944. Dann wurde der wegen Tuberkulose nicht zum letzten Aufgebot der Wehrmacht eingezogene Jugendliche in die Schweiz nach Davos verschickt. Dort schafft er es schließlich nach mühsamer Genesung und Einweisung ins Internierungslager an die vom Bauhaus beeinflusste Kunstgewerbeschule Zürich. Die Berlin-Fotos entstehen auf Heimatbesuchen, die der damals 23 Jahre alte Student, der später etwa die Fotowerkstatt der legendären Ulmer Hochschule für Gestaltung und 30 Jahre lang das Fotoatelier von Siemens und Halske in Berlin leitet, bei den Eltern macht.

„Ein Student streift durch das Nachkriegsberlin: Tagebuch eines Fotoschülers“. Unsere Mütter, unsere Väter, unsere Trümmer: Ein neuer Bildband zeigt das Berliner Leben um 1950, wie es Ernst Hahn mit der Kamera festgehalten hat. Von Gunda Bartels, in: Der Tagesspiegel, 23.03.2013, 00:00 Uhr, https://www.tagesspiegel.de/berlin/tagebuch-eines-fotoschulers-6373852.html

Zeit.de Fotostrecke Bearbeiten

Nachkriegszeit: Im zerbombten Berlin fotografieren üben Trümmerhaufen und viel Leere: Mit seinen Bildern zeigte der Fotograf Ernst Hahn die Nachkriegsszenerie in Berlin um 1950. Die Aufnahmen entstanden fast zufällig. Aktualisiert am 30. Mai 2013, 17:23 Uhr, Zeit.de, https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2013-05/fs-hahn-berlin-1950

Katharinenhof auf Facebook Bearbeiten

Katharinenhof , 11. Februar 2016

„Alles in meinem Leben ist eine Fügung.“

Heute erzählt uns hier ein Bewohner des KATHARINENHOFS die Geschichte seines Lebens:

Ich heiße Ernst Hahn und wurde 1926 in Nowawes, heute Potsdam Babelsberg geboren. Meine Mutter betrieb ein Blumengeschäft, mein Vater war als Landschaftsgärtner angestellt. Ich wurde überwiegend, zusammen mit meinem drei Jahre jüngeren Bruder Gerd, von den Großeltern versorgt.

Anfang 1947 kam ich aufgrund einer TBC-Erkrankung in das Interniertenheim in Wiesen/Graubünden. Dort lernte ich einen Leidensgenossen kennen, der von meiner Schönschrift sehr angetan war und für den ich, neue Schilder und Wegweiser für die Umgebung anfertigte. Man legten mir nahe, mein Talent zum Beruf zu machen und mich an der Kunstgewerbeschule in Zürich anzumelden, die vom ehemaligen Bauhaus-Meister Johannes Itten geleitet wurde. Im Spätsommer 1948 wurde ich dort aufgenommen. Ich kam in die Vorklasse der Kunstgewerbeschule in Zürich und gelangte nach dem Vorsemester in die Fachklasse für Fotografie von Hans Finsler. Hier lernte ich Fototechnik, -montage und Layout.

Im Rahmen meiner Ausbildung fanden auch Studienreisen nach Italien (Mailand und Venedig) statt. Die Schüler sollten sich mit der Architektur und grafischen Formen auseinandersetzen. Und ich besuchte erstmals nach vielen Jahre meine Heimat. 1950 und 1951 fuhr ich mit meiner Kamera nach Berlin. In den jeweils drei Wochen Urlaub machte ich zahlreiche Aufnahmen bei meinen Streifzügen durch die vom Zweiten Weltkrieg gezeichnete Stadt. Meine Aufnahmen fanden damals keine besondere Aufmerksamkeit.

Im letzten Semester gab es eine Ausschreibung für einen Leistungspreis der gesamten Schule. Meine Klassenkammeraden und Freunde ermutigten mich, an diesem Wettbewerb teilzunehmen. Ich überarbeitete meine Werke und Mappen mit diversen Fotografien und gewann den Preis mit meiner „Venedig-Mappe“. Diese kann man bis heute im Archiv des Bauhaus (Museum für Gestaltung Berlin) einsehen.

Nach der Abschlussprüfung 1952 wurde ich von Johannes Itten, damals Direktor des Kunstgewerbemuseums und des Museums Rietberg, als Museumsfotograf eingestellt. Von dort aus ging ich nach Wuppertal, an die Werkkunstschule. Ich war dort unter der Leitung des Grafikers Jupp Ernst Fotograf des grafischen Ateliers. Meine Aufgabe bestand darin, Aufnahmen für Stoffvorlagen, Möbelstücke und Glashersteller anzufertigen.

1955 übernahm ich die Stelle des Leiters der Fotowerkstatt an der Hochschule für Gestaltung in Ulm. Meine preisgekrönte „Venedig-Mappe“ war für meine Einstellung dort ausschlaggebend. Ich unterrichtete die Studenten in praktischer und theoretischer Fototechnik, fertigte Aufnahmen für Presse, Kataloge und Ausstellungen und kümmerte sich mich um das Archiv. Im selben Jahr heiratete ich die Berlinerin Eveline Litty, die ich 1947 in der Schweiz kennengelernt hatte.

1956 zogen wir gemeinsam nach Düsseldorf, wo ich zunächst in der Werbeagentur Bruno Rieth als Fotograf eingestellt wurde. Kurze Zeit später erhielt ich ein Angebot im Fotoatelier der Werbeabteilung der Kodak AG in Stuttgart-Wangen tätig zu werden. Ich nahm an und wurde als Industrie- und Werbefotograf angestellt und war unter anderem auch für die Führung des Bildarchives zuständig.

Eine Annonce der Siemens und Halske AG führte dazu, dass ich 1961 die Leitung des Fotoateliers der Hauptwerbeabteilung in Berlin übernahm. Nur wenige Wochen vor dem Bau der Mauer zog ich nach Berlin. Für fast drei Jahrzehnte übernahm ich die Verantwortung für die unterschiedlichsten fotografischen Aufgabenstellungen und ich blieb bis zu meiner Pensionierung 1991.

Durch eine weitere glückliche Fügung lernte ich vor einigen Jahren die Verleger der edition Friedenauer Brücke kennen, die meine 1950/1951 entstandenen Fotografien aus dem Berlin der Nachkriegszeit 2013 in einem schönen Bildband veröffentlichten.

Seit Anfang 2015 lebe ich nun im KATHARINENHOF IN FRIEDENAU. Ich bin damit Berlin treu geblieben. Das Titelbild meines Bildbandes schmückt auf 1x1 Meter das Foyer der Einrichtung. Darauf bin ich stolz.

Museum Digital, Ernst Hahn Bearbeiten

Ernst Hahn wurde 1926 in Nowawes (heute Potsdam-Bagelsberg) geboren. Nach einem Sanatoriumsaufenthalt in der Schweiz erhielt er 1945 ein Notabitur. Von 1948 bis 1952 studierte er an der Kunstgewerbeschule in Zürich bei Hans Finsler Fotografie, von 1952 bis 1953 war er Fotograf am Kunstgewerbemuseum und Museum Rietberg der Stadt Zürich bei Direktor Johannes Itten. Durch die Vermittlung Ittens kam er an die Werkkunstschule Wuppertal, wo er im grafischen Atelier des Direktors Jupp Ernst als Fotograf arbeitete.

Im Jahr 1955 war Hahn Werkstattleiter und Technischer Lehrer an der HfG Ulm und baute dort die Fotografie-Werkstatt auf. 1956 machte er seine Meisterprüfung und arbeitete danach als Industrie- und Werbefotograf in der Werbeabteilung der Kodak AG in Stuttgart-Wangen und dann als Fotograf und Leiter des Fotoateliers der Werbeagentur Bläse und des Daco-Verlags in Stuttgart. Von 1961 bis zu seiner Pensionierung war er Leiter des Fotoateliers der Firma Siemens in Berlin.

(Quelle: "Objekt+Objektiv=Objektivität? Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968". Katalog zur gleichnamigen Ausstellung von 1991. Herausgeber: HfG-Archiv Ulm/Christiane Wachsmann)

Museum-Digital: Deutschland, Person/Institution: Ernst Hahn (1926-2017), https://nat.museum-digital.de/objects?persinst_id=126292


Sonstige Bearbeiten

Fotostrecken mit Aufnahmen von Ernst Hahn Bearbeiten

  • „Nachkriegszeit: Im zerbombten Berlin fotografieren üben. Trümmerhaufen und viel Leere: Mit seinen Bildern zeigte der Fotograf Ernst Hahn die Nachkriegsszenerie in Berlin um 1950. Die Aufnahmen entstanden fast zufällig.“, in: Zeit.de, aktualisiert am 30. Mai 2013, https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2013-05/fs-hahn-berlin-1950

Literatur Bearbeiten

  • „Berlin um 1950 – Fotografien von Ernst Hahn“. Fotografien von Ernst Hahn, Verlag Edition Friedenauer Brücke, mit einem Vorwort von Annemarie Jaeggi, Komposition und Text von Hermann Ebling, 1. Auflage, März 2013, ISBN 978-3-9811242-9-3

Normdaten Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Museum-Digital: Deutschland, Person/Institution: Ernst Hahn (1926-2017), https://nat.museum-digital.de/objects?persinst_id=126292
  2. Katja Iken, „Berliner Nachkriegsfotos: »So, jetzt ist Deutschland am Ende«. Familien flanieren über Trümmerberge, Kinder spielen in Ruinen: Ernst Hahn fotografierte den Berliner Alltag 1950/51. Lange schlummerten die Negative in einer Blechbüchse - bis sein Fotoschatz gehoben wurde“, in: Spiegel Online, 11. April 2017, https://www.spiegel.de/geschichte/berlin-1950-und-1951-nachkriegsfotos-von-ernst-hahn-a-1142217.html
  3. Katja Iken, „Berliner Nachkriegsfotos: »So, jetzt ist Deutschland am Ende«. Familien flanieren über Trümmerberge, Kinder spielen in Ruinen: Ernst Hahn fotografierte den Berliner Alltag 1950/51. Lange schlummerten die Negative in einer Blechbüchse - bis sein Fotoschatz gehoben wurde“, in: Spiegel Online, 11. April 2017, https://www.spiegel.de/geschichte/berlin-1950-und-1951-nachkriegsfotos-von-ernst-hahn-a-1142217.html
  4. Hermann Ebling (Komposition und Text), „Berlin um 1950 – Fotografien von Ernst Hahn“, Verlag Edition Friedenauer Brücke, mit einem Vorwort von Annemarie Jaeggi, 1. Auflage, Berlin, März 2013, S. 4
  5. Museum-Digital: Deutschland, Person/Institution: Ernst Hahn (1926-2017), https://nat.museum-digital.de/objects?persinst_id=126292, unter Berufung auf: „Objekt+Objektiv=Objektivität? Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968“. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung von 1991. Herausgeber: HfG-Archiv Ulm/Christiane Wachsmann)
  6. Hermann Ebling (Komposition und Text), „Berlin um 1950 – Fotografien von Ernst Hahn“. Fotografien von Ernst Hahn, Verlag Edition Friedenauer Brücke, mit einem Vorwort von Annemarie Jaeggi, 1. Auflage, Berlin, März 2013, S. 89
  7. Hermann Ebling (Komposition und Text), „Berlin um 1950 – Fotografien von Ernst Hahn“. Fotografien von Ernst Hahn, Verlag Edition Friedenauer Brücke, mit einem Vorwort von Annemarie Jaeggi, 1. Auflage, Berlin, März 2013, S. 5
  8. „Alles in meinem Leben ist eine Fügung.“, Facebook-Seite des Pflegeheims Katharinenhof, Berlin, über Ernst Hahn, vom 11. Februar 2016, https://www.facebook.com/Katharinenhof.Gruppe/posts/1030710076993313/
  9. Hermann Ebling (Komposition und Text), „Berlin um 1950 – Fotografien von Ernst Hahn“. Fotografien von Ernst Hahn, Verlag Edition Friedenauer Brücke, mit einem Vorwort von Annemarie Jaeggi, 1. Auflage, Berlin, März 2013, S. 89
  10. „Alles in meinem Leben ist eine Fügung.“, Facebook-Seite des Pflegeheims Katharinenhof, Berlin, über Ernst Hahn, vom 11. Februar 2016, https://www.facebook.com/Katharinenhof.Gruppe/posts/1030710076993313/
  11. Katja Iken, „Berliner Nachkriegsfotos: »So, jetzt ist Deutschland am Ende«. Familien flanieren über Trümmerberge, Kinder spielen in Ruinen: Ernst Hahn fotografierte den Berliner Alltag 1950/51. Lange schlummerten die Negative in einer Blechbüchse - bis sein Fotoschatz gehoben wurde“, in: Spiegel Online, 11. April 2017, https://www.spiegel.de/geschichte/berlin-1950-und-1951-nachkriegsfotos-von-ernst-hahn-a-1142217.html
  12. Ernst Hahn, „Alles in meinem Leben ist eine Fügung.“, Facebook-Seite des Pflegeheims Katharinenhof über Ernst Hahn vom 11. Februar 2016, https://www.facebook.com/Katharinenhof.Gruppe/posts/1030710076993313/
  13. Ernst Hahn, „Alles in meinem Leben ist eine Fügung.“, Facebook-Seite des Pflegeheims Katharinenhof über Ernst Hahn vom 11. Februar 2016, https://www.facebook.com/Katharinenhof.Gruppe/posts/1030710076993313/
  14. Ernst Hahn, „Alles in meinem Leben ist eine Fügung.“, Facebook-Seite des Pflegeheims Katharinenhof über Ernst Hahn vom 11. Februar 2016, https://www.facebook.com/Katharinenhof.Gruppe/posts/1030710076993313/
  15. Museum-Digital: Deutschland, Person/Institution: Ernst Hahn (1926-2017), https://nat.museum-digital.de/objects?persinst_id=126292, unter Berufung auf: „Objekt+Objektiv=Objektivität? Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968“. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung von 1991. Herausgeber: HfG-Archiv Ulm/Christiane Wachsmann)
  16. Museum-Digital: Deutschland, Person/Institution: Ernst Hahn (1926-2017), https://nat.museum-digital.de/objects?persinst_id=126292, unter Berufung auf: „Objekt+Objektiv=Objektivität? Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968“. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung von 1991. Herausgeber: HfG-Archiv Ulm/Christiane Wachsmann)
  17. Ernst Hahn, „Alles in meinem Leben ist eine Fügung.“, Facebook-Seite des Pflegeheims Katharinenhof über Ernst Hahn vom 11. Februar 2016, https://www.facebook.com/Katharinenhof.Gruppe/posts/1030710076993313/
  18. Museum Digital, HfG-Archiv Ulm, Fotografien, HfG-Ar Dp 090.43-9, „HfG-Gebäude vom Hochsträß her (Westansicht)“, https://nat.museum-digital.de/object/1127973?navlang=de
  19. „Berlin um 1950 – Fotografien von Ernst Hahn“. Fotografien von Ernst Hahn, Verlag Edition Friedenauer Brücke, mit einem Vorwort von Annemarie Jaeggi, Komposition und Text von Hermann Ebling, 1. Auflage, Berlin, März 2013, ISBN 978-3-9811242-9-3
  20. Gunda Bartels, „Ein Student streift durch das Nachkriegsberlin: Tagebuch eines Fotoschülers“. Unsere Mütter, unsere Väter, unsere Trümmer: Ein neuer Bildband zeigt das Berliner Leben um 1950, wie es Ernst Hahn mit der Kamera festgehalten hat. In: Der Tagesspiegel, 23. März 2013, https://www.tagesspiegel.de/berlin/tagebuch-eines-fotoschulers-6373852.html