Benutzer:MYR67/Artikelwerkstatt Ernst Gramß

Ernst Gramß (auch: Gramss) (*17. Dezember 1899 in Augsburg, † wohl 1946) war ein deutscher NS-Agrarfunktionär. Er war Reichlandwirtschaftsrat und Leiter der Hauptabteilung II („Der Boden“) des Reichsnährstandes.

Lebensweg

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Ernst Gramß wurde 1899 als Sohn eines Oberingenieurs in Augsburg geboren. Er besuchte eine evangelische Oberrealschule. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs, am 24. Juni 1918, trat der damals 19jährige Gramß in die Reichswehr ein, der er bis 17. Februar 1919 angehörte. Danach arbeitete er etwa fünf Jahre lang in verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben. Er war war Mitglied im „Freiland-Freigeld-Bund“ des Rechtsextremen und Antisemiten Gottfried Feder.

Gramß trat bereits 1923 der NSDAP (Mitgliedsnummer 26.526) bei und nahm als Mitglied des Bataillons Augsburg am gescheiterten Hitler-Putsch im selben Jahr teil („Marsch auf die Feldherrenhalle“). Er war Träger des Blutordens und des Goldenden Parteiabzeichens der NSDAP. Nach dem Verbot der NSDAP infolge dieses Putschversuchs am 23. November 1923 und ihrer Wiedergründung im Februar 1925 trat Gramß der NSDAP am 1. Juli 1928 erneut bei (Mitgliedsnummer 93.366). Im Jahr 1928 trat er auch in die SA ein und wurde dort Sturmführer. Mitglied der SA war Gramß von 1. Oktober 1928 bis 14. April 1934; zum Zeitpunkt des so genannten Röhm-Putsches war er also bereits nicht mehr SA-Mitglied.

Ab dem Wintersemester 1923 studierte Gramß an der Landwirtschaftlichen Hochschule Freising-Weihenstephan; er schloss sein Studium 1926/1927 als Diplomlandwirt ab. Im Jahr 1925 war Gramß an der Gründung des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSStB) beteiligt.

Von 1927 bis 1933 arbeitete er als Versuchstechniker und Pflanzenzüchter auf einem Versuchsgut der Gesellschaft für Hopfenforschung. Ab 1928 engagierte er sich zudem als sogenannter Bauernredner, machte also Propaganda für den Nationalsozialismus in der Landbevölkerung.

Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ wurde Gramß am 1. August 1933 Fachreferent im Gemeinderat von Pfaffenhofen an der Ilm, am 1. Januar 1934 Stabsleiter der Landeshauptabeilung I bei der Landesbauernschaft Bayern. Am 8. April 1935 wurde Gramß Abteilungsleiter im Reichsnährstand (RNSt), am 4. Dezember 1935 ordentliches Mitglied des „Deutschen Reichsbauernrats“, am 1. Februar 1937 Leiter der Reichsschule des Reichsnährstandes für Bauernführer in Goslar. Er war für die weltanschauliche und agrarpolitische Schulung des höheren Bauernführerkorps in Goslar zuständig. Am 4. Juni 1938 wurde Gramß zum Reichslandwirtschaftsrat (RLR) befördert.

Ab April 1934 war Gramß als Untersturmführer Mitglied der SS. Vom selben Jahr an war er als Oberschulungsleiter im SS-Abschnitt I (München) tätig. 1936 wurde er zum SS-Obersturmführer befördert. 1937/38 war er im Rasse- und Siedlungshauptamt (RuSHA) tätig, 1937 wurde er schließlich zum SS-Hauptsturmführer befördert.

Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs war Gramß vom 30. November 1939 bis zum 6. Mai 1940 Leiter der Abteilung für Lebensmittelversorgung und Landwirtschaft im Bezirk Warschau (sein Nachfolger dort wurde Georg Wenderoth). Im Mai 1940 war er Kommissar der polnischen Landwirtschaftskammer in Krakau. Von Juni 1940 bis Juli 1944 war Gramß Kreishauptmann (Bezirksbürgermeister) in Sokołów Podlaski, als Nachfolger von Landrat Friedrich Schultz (Amtszeit: 11. November 1939 bis Anfang Juni 1940). Gramß ordnete die Zerstörung des größten jüdsichen Friedhofs von Sokołów Podlaski an. Die Gründung des Arbeitslagers Treblinka (Treblinka I) ging auf seine Initiative zurück; er wollte damit u. a. die Gewinnung von Kies für den Straßenbau sicherstellen. Gramß war an der Liquidation des Ghettos in Sokołów Podlaski und an der Tötung der dort lebenden Jüdinnen und Juden beteiligt. Gramß ließ ein polnisches Dorf komplett niederbrennen, nachdem es die ihm von Gramß auferlegte Abgabenpflicht nicht erfüllt hatte. 22 Höfe samt Vieh und Inventar fielen dem Feuer zum Opfer, 200 Menschen wurden obdachlos. Zusätzlich überzog Gramß Dörfer und Gemeinden seines Kreises mit sehr hohen Geldstrafen, wenn sie ihm nicht genug Zwangsarbeiter zur Verfügung stellten. Ein Anschlag des polnischen Widerstandes auf Kreishauptmann Gramß am 27. Mai 1943 in Sokołów Podlaski schlug fehl.

Ab August 1944 war Gramß im Kriegseinsatz.

Er geriet in US-amerikanische Gefangenschaft und war im Juni/Juli 1945 im ehemaligen Stammlager VII A in Moosburg an der Isar interniert, das von von amerikanischen Streitkräften als „Civilian Internment Camp No. 6“ geführt wurde. Dort wurden deutsche Zivilisten interniert, die für ihre Tätigkeit im Nationalsozialismus zur Rechenschaft gezogen werden sollten. Mitte Juli 1946 wurde Gramß von Unbekannten aus dem CIC No. 6 entführt und gilt seitdem als vermisst.

Am 19. Juni 1956 wurde Ernst Gramß vom Amtsgericht Goslar für tot erklärt.

Quellen und Rohstoffe

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  • Markus Roth, „Herrenmenschen: die deutschen Kreishauptleute im besetzten Polen : Karrierewege, Herrschaftspraxis und Nachgeschichte“, Wallstein Verlag, Göttingen 2009, 556 Seiten