Die Eigenart dieses Schalensteins ist seine Lage in der Niederung, in nächster Nähe des Eisacks, was einmalig in Südtirol ist.

Wenn man von Brixen nach Neustift dem Eisack entlang wandert, liegt linker Hand neben dem Weg ein geheimnisumwobener Felsblock. Seine Oberfläche ist mit weit über 150 Schalen übersät. Der Stein weist eine unregelmäßige Form auf und misst 3 mal 2,5 m. Er ist in einer Trockenmauer eingefügt und stark nach Südwesten geneigt. Interessant ist diese Schrägheit der bearbeiteten Fläche. Die Ostseite ragt etwa 90 cm aus dem Wiesenboden, während die entgegengesetzte Seite fast in das Bachbett reicht. Man könnte einen Zusammenhang mit dem Zeichen - Stein und der Kreuzplatte mit den nahen auch mit Schalen versehenen Felsen in der Elvaser Gegend annehmen, die beide nach Südwesten abfallen.

Der Archäologie Reimo Lunz bezeichnet den Stein als einen der schönsten Schalensteine im Eisacktal.

Die Eigenart dieses Schalensteins ist seine Lage in der Niederung, in nächster Nähe eines Wasserlaufes, was einmalig in Südtirol ist. So beschreibt Emmerich Landieri diesen mehrere Kubikmeter großen Quarzphyllitblock im Schlern 1983. Ergänzend kann hinzugefügt werden, dass die Fundstelle neben einem früher recht wichtigen Weg liegt und dass Steine mit solchen Felszeichnungen an das Vorkommen von geeignetem freiliegendem Gestein gekoppelt ist.

Sicher ist, dass es sich bei den Schalen um bewusst eingebrachte Vertiefungen handelt. Die Schalen weisen einen Durchmesser von bis zu 6 cm und Tiefen von bis zu 2 cm auf. Sie sind auf der gesamten Fläche verteilt, zeigen aber eine größere Anhäufung in der Mitte, gefolgt von der südlichen Seite. Sie sind von Menschenhand gerieben, sind einheitlich gearbeitet und gut erhalten. Der Archäologe Giovanni Rizzi verweist auf Gruppierungen mit neun Schalen und auf Schälchen, die in Sechsecken angeordnet sind.

Es scheint, dass der Schalenstein als historisches Grenzzeichen auch rechtsgeschichtlich interessant ist. In einer alten Grenzkarte des Stiftes Neustift, in der Ordnung des Hofgerichtes Neustift von 1500, ist der Stein am linken Ufer des Eisacks als Grenzpunkt des Neustifter Hofgerichts eingezeichnet: Des ersten get das gericht des wirdigen gotshauses und klosters ze der Neuenstift von dem grozzen stayn, der da leyt an der strazzen pey dem Eysakch auf hintz gen Orkenloch ...

Weiters wird, laut dem Heimatforscher Mader, der „grosse Stain“ in einem Neustifter Urbar aus dem Jahr 1533 in Zusammenhang mit Flurnamen angegeben: agker bey dem grossen Stain am Eysagg.

Nach Dr. Karl Gruber (Schlern 1991) sind die Schalen, auf diesem großartigen Grenzstein mit 2 Kreuzen, bei Grenzbestätigungsritualen entstanden: Dabei wurde feierlich der Grenzverlauf bekräftigt, indem unter Eidesschwüren ein Loch gebohrt wurde. Vielleicht sind ein nicht geringer Teil der Schalensteine alte Grenzpunkte und die Schalen sind Schwurlöcher, die anläßlich von Grenzbegehungen und – neufestlegungen gebohrt wurden. Mit diesen rechtskultischen Zeichen wurde die gegenseitige Respektierung der Grundstückgrenzen bekräftigt. Diese Annahme beruht auf entsprechende mündliche Überlieferung solcher Rituale.

Edwin Pölt nennt den Stein mehrmals in seinem Beitrag im Schlern 1985. Für ihn ist dieser Stein ein Richtungsweiser, ein Ortungsstein zu wichtigen Kultstätten. Der Stein liegt auf einer Linie, die als Endpunkte den Dom von Brixen mit dem Kloster Neustift verbindet, eine Sichtweise, die von Günther Niederwanger in seinen „Kritischen Betrachtungen“ im Schlern 1986 angezweifelt wird.

Abbildungen des Schalensteins erschienen im Buch Vahrn, Heimat zwischen den Welten, in einem Buch von Lunz und 2007 im Buch Schweigende Felsen von Giovanni Rizzi.

Obwohl solche Flurdenkmäler in Südtirol weit verbreitet sind, ist eine Datierung dieser steinernen Zeugnisse nur in seltensten Fällen möglich.

Laut Rizzi finden wir Schalensteine in einer großen Anzahl auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis. Sie haben wohl je nach Ort, Lage und Zeit den verschiedensten Zwecken und Volksvorstellungen gedient.