Maaßsche Wellenformen

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Allgemeines

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Die Gruppe   operiert auf der oberen Halbebene   durch   wobei   Für festes   ist die Abbildung   ein Diffeomorphismus. Damit operiert   auch auf   durch  .

Definition des hyperbolischen Laplace Operators

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Der hyperbolische Laplace Operator auf   wird definiert durch


  ,

 


Definition einer Maaßschen Wellenform

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Eine Maaßsche Wellenform zur Gruppe   ist eine glatte Funktion   auf   so dass

 

  für ein  

  es existiert ein   mit   für  

Gilt außerdem

 

dann nennen wir   Maaß-Spitzenform.

Zusammenhang von Maaßschen Wellenformen und Dirichletreihen

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Sei nun   eine Maaßsche Wellenform. Dann gilt wegen   . Damit hat   eine Fourier-Entwicklung der Gestalt   , wobei die Koeffizientenfunktionen glatt sind.

Wir beobachten außerdem :   ist eine Maaß-Spitzenform genau dann wenn  , denn

 

 

  (*)

 

wobei in (*) benutzt wurde, dass die Reihe   für festes   lokal gleichmäßig konvergiert.

Definition: Die K-Besselfunktion ist für  definiert durch

 .

Das Integral konvergiert für   lokal gleichmäßig in   und es gilt die Abschätzung

  falls  .

Damit fällt  betragsmäßig exponentiell für  . Außerdem gilt   für alle   ,  . Für einen Beweis siehe zum Beispiel Deitmar, Automorphe Formen S.55.


Lemma : Fourierkoeffizienten einer Maaßschen Wellenform

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Sei   der Eigenwert der Maaßschen Wellenform f bezüglich  . Sei   die bis aufs Vorzeichen eindeutige komplexe Zahl mit  . Dann gilt für die Fourierkoeffizientenfunktionen von  

 

falls  . Ist   so gilt

  mit   .

Beweis : Es gilt  . Nach der Definition von Fourierkoeffizienten gilt für  

 

Zusammen folgt für  

   

 

 

 

 

 

In (1) wurde für den ersten Summanden benutzt, dass der n-te Fourierkoeffizient von   genau   ist, da wir Fourierreihen gliedweise differenzieren dürfen. Im zweiten Summanden wurde die Reihenfolge von Integration und Differentiation geändert, was erlaubt ist, da f beliebig oft stetig differenzierbar nach y ist und man über ein Kompaktum integriert. Es ergibt sich folgende lineare Differentialgleichung zweiter Ordnung

 

Für   kann man zeigen, dass für jede Lösung   dieser Differentialgleichung eindeutige Koeffizienten   existieren so dass gilt   .

Für   ist jede Lösung   der obigen Differentialgleichung von der Form   für eindeutige  , wobei   die K-Besselfunktion und   die I-Besselfunktionen ist (Siehe dazu zum Beispiel O.Forster : Analysis 2). Da die I-Besselfunktion exponentiell wächst und die K-Besselfunktion exponentiell fällt, folgt mit der Forderung 3) des höchstens polynomialen Wachstums von     (also  ) für ein eindeutiges  


Sei  . Dann operiert i auf allen Funktionen   der oberen Halbebene   via  . Man rechnet leicht nach, dass   mit i vertauscht. Wir nennen eine Maaßsche Wellenform   gerade, wenn   und ungerade wenn  . Ist f eine Maaßsche Wellenform, so ist insbesondere damit   eine gerade Maaßsche Wellenform und   eine ungerade Maaßsche Wellenform und es gilt  .


Satz : L-Funktion einer Maaßschen Wellenform

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Sei   eine Maaß-Spitzenform. Wir definieren die sogenannte L-Funktion von   als

  .

Dann konvergiert die Reihe   für   und man kann sie zu einer ganzen Funktion auf   fortsetzen.

Ist f gerade oder ungerade so definiert man

 

wobei   falls   gerade und   falls   ungerade ist. Dann erfüllt   die Funktionalgleichung

  .

Beweis:

Sei f eine Maaß-Spitzenform. Zuerst machen wir uns klar wie schnell die Fourierkoeffizienten von f wachsen.

Behauptung: Es gilt  

Beweis: Da f eine Maas-Spitzenform ist, existieren   so dass für   die Ungleichung   gilt. Ist   , und ist   konjugiert zu   modulo   so rechnet man leicht nach, dass   gilt. Da f invariant unter   ist, gilt für   :  . Also gilt für   die Abschätzung

 .

Für   und   gilt damit

 .

Damit finden wir eine Konstante   so dass für jedes   gilt

 .

Nun fällt die K-Besselfunktion aber exponentiell schnell und f ist eine Maas-Spitzenform. Zusammen folgt, dass f auf dem Fundamentalbereich von   beschränkt beschränkt ist und damit auf  . Damit können wir den obigen Beweis mit   wiederholen und erhalten   für ein   also  .


Um den Satz zu beweisen brauchen wir noch die Mellin-Transformierte von  .

Behauptung: Für   konvergiert das Integral

 

absolut und es gilt

  .

Beweis: Nach Definition gilt

 

Wir wenden nun die Transformationsformel auf den Diffeomorphismus

 

 

an. Wir erhalten   und  . Das Jacobi-Matrix ergibt sich als

 

mit Determinante  . Benutzt man nun die Transformationsformel vereinfacht sich obiges Integral zu

 

und dieses konvergiert absolut für  .

Nun zum Beweis des Satzes. Ist f gerade oder ungerade folgt aus der Eindeutigkeit der Fourierkoeffizienten   für alle  . Sei f zuerst gerade. Dann gilt

   

 

 

 

 

 

Das vertauschen der Reihenfolge von Integral und Summe zeigt man zum Beispiel mit majorisierter Konvergenz, wobei man ausnutzt, dass für die K-Besselfunktion für   gilt :  . Ebenso zeigt man dass   für   exponentiell fällt.

Wir definieren nun

  ,

 .

Damit gilt  . Da   exponentiell fällt für   konvergiert   für jedes   und damit ist   eine ganze Funktion (Komplexe Analysis). Nun ist   aber invariant unter   womit insbesondere   folgt.

Wir erhalten nun

 

 

 

 .

Damit ist auch   eine ganze Funktion und damit ist   ganz. Insbesondere kann man damit   zu einer ganzen Funktion auf   fortsetzen. Weiterhin gilt für   die Funktionalgleichung

  .

Wenn f ungerade ist, definiert man

  .

Dann rechnet man analog zu oben

 

indem man wieder benutzt, dass die K-Besselfunktion exponential fällt. Wir definieren wieder

  ,

  .

Auch   fällt exponentiell für  . Damit ist auch   wieder eine ganze Funktion. Man rechnet leicht nach, dass gilt  . Damit folgt mit einer analogen Rechnung  . Damit ist   auch im ungeraden Fall ganz und der Satz ist bewiesen. .


Beispiel : Die nichtholomorphe Eisensteinreihe

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Lemma: Die Reihe   konvergiert absolut in  , wenn  . Genauer konvergiert die Summe gleichmäßig auf jeder Menge  , für jedes Kompaktum   und jedes  .

Beweis siehe Anton Deitmar, Automorphe Formen Lemma 1.2.1.  

Definition der nichtholomorphen Eisenstein-Reihe E

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Die nichtholomorphe Eisenstein-Reihe wird für   und   definiert durch

 

wobei   die Gammafunktion ist.

Nach obigen Lemma konvergiert die Reihe absolut in   für   und lokal gleichmäßig in  . Damit ist E als Limes stetiger Funktionen stetig in  . Für festes   ist   sogar holomorph in  , da nach Weierstraß der lokalgleichmäßige Limes holomorpher Funktionen wieder holomorph ist.


Lemma: Die nichtholomorphe Eisenstein-Reihe   ist für   glatt in  .

Beweis: siehe Anton Deitmar, Automorphe Formen Lemma 2.7.3.  


Um zu zeigen, dass E tatsächlich invariant in   unter der Operation von   ist, brauchen wir noch folgendes Lemma.

Lemma: Sei   Dann ist die Abbildung

 

 

eine Bijektion.

Beweis : siehe Deitmar, Automorphe Formen Lemma 2.7.4.  


Nun zur  -Invarianz von   :


Proposition:

(a) Sei .  . Dann konvergiert   absolut in   für   und es gilt   .

(b) Es gilt   für jedes  .


Beweis:

zu (a): Für   gilt  . Damit folgt mit obigem Lemma

 

Damit folgt die absolute Konvergenz in   für   wieder mit dem ersten Lemma.

Des Weiteren folgt

  ,

denn die Abbildung   ist eine Bijektion.

Damit folgt (a).

zu (b): Für   gilt  .

Nach (a) ist damit auch   invariant unter  .  


Damit gilt insbesondere  , also hat E eine Fourier-Entwicklung.


Satz zur Fourier-Entwicklung von  :


Die nichtholomorphe Eisenstein-Reihe besitzt eine Fourier-Enwticklung

 

wobei die Fourierkoeffizienten gegeben sind durch

 

 .

Für   hat E(z,s) eine meromorphe Forsetzung in s auf ganz  . Diese ist holomorph bis auf einfache Pole in  .

Die Eisenstein-Reihe erfüllt für jedes   die Funktionalgleichung

 

und es gilt lokal gleichmäßig in   die Wachstumsbedingung

 

wobei  .

Beweis: siehe Deitmar, Automorphe Formen Satz 2.7.7. 


Um zeigen zu können, dass E eine Maaßsche Wellenform ist, fehlt uns noch eine Eigenschaft des hyperbolischen Laplace Operators  .

Lemma:   vertauscht mit der Operation von   auf  . Genauer gilt für jedes  

 

Beweis: Die Gruppe   wird erzeugt von den Elementen der Form   mit  ,   mit   und  . Man rechnet die Behauptung auf diesen Erzeugern nach und erhält somit die Behauptung für jedes  .  


Damit können wir nun zeigen, dass E eine Maaßsche Wellenform ist.


Satz : E ist eine Maaßsche Wellenform

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Beweis: E ist invariant unter   und wächst polynomial für   (siehe oben). Wir müssen also nur noch die Eigenwertgleichung bezüglich   zeigen. Wegen   (vergleiche oben) reicht es die Eigengleichung für   zu zeigen. Es gilt

 

da die Reihen   für   alle lokal gleichmäßig konvergieren und wir deswegen die Reihenfolge von Differentiation und Summe vertauschen dürfen. Außerdem gilt

 .

Da der Laplace Operator mit der Operation von   vertauscht, folgt für jedes  

  und damit  .

Damit gilt für   die Eigengleichung auch für  . Um die Behauptung für jedes   zu erhalten, betrachte die Funktion  . Man schreibt diese Funktion mit Hilfe der Fourier-Entwicklung von   explizit aus und erkennt, dass sie meromorph ist. Nun verschwindet sie aber für  , damit ist sie nach dem Identitätssatz identisch Null und die Eigengleichung gilt für jedes  . 

Maaßsche Wellenformen von Gewicht k

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Definition: Für beliebiges   sei   der Operator auf   definiert durch

 .

Dann gilt offensichtlich  , wobei   der hyperbolische Laplace Operator ist.


Definition Maaßsche Wellenformen vom Gewicht k

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Eine Maaßsche Wellenform vom Gewicht   zur Gruppe   ist eine glatte Funktion   auf   so dass

 

  für ein  

  es existiert ein   mit   für  .


Wir geben nun ein erstes Beispiel einer Maaßschen Wellenform vom Gewicht k>1

Proposition : Sei   eine Modulform vom Gewicht   zur Gruppe  . Dann ist   eine Maaßsche Wellenform vom Gewicht k zur Gruppe  .

Beweis: Da g eine Modulform ist, ist g holomorph, also insbesondere glatt in  . Damit ist   glatt. Sei nun  . Dann gilt

 .

Da g eine Modulform ist, ist g insbesondere holomorph in  , d.h   für  . Damit existiert aber ein   so dass f(z):=   für  . Wir zeigen nun noch die Eigengleichung für  . Da g holomorph ist gelten die Riemannschen Differentialgleichungen, also   und damit folgt mit dem Satz von Schwarz  . Es gilt dann

 

 

 

 


Damit ist f eine Maaßsche Form vom Gewicht k zur Gruppe  . 


Man definiert zudem sogenannte Maaßsche Differentialoperatoren auf   durch

  und   für   beliebig.

Dann gilt für jedes  

 .