Bastelseite für Endlösung der Judenfrage.

Zweck:

  • Timeline Holocaust, Timeline Krieg, einschlägige Dokumente, z.B. Schriftverkehr NS-Dienststellen, und Historiker-Einschätzungen dazu enger aufeinander zu beziehen
  • dadurch Übersicht gewinnen, was wo hingehört
  • Artikel besser von Holocaust, Wannseekonferenz, Theoriebildung zum Nationalsozialismus abzugrenzen, Redundanzen vermeiden,
  • Entschlussbildung zur "Endlösung" präziser darstellen zu können und vom faktischen Verlauf des Holocaust besser abzugrenzen.

Die genannten Artikel lassen sich wohl nur miteinander verbessern.

1941 Bearbeiten

Januar Bearbeiten

  • Aktion T4 läuft.
  • 1.1.:

Himmler bittet den Beauftragten dafür, Bouhler, ihm zu helfen dabei, die KZs "von Ballastexistenzen zu befreien".

Ab April 1941 bis Sommer 1941 reisten Bouhlers Leute durch die KZ's Mauthausen, Buchenwald, Auschwitz und Sachsenhausen, selektieren einen etwa 2.500 der von örtlichen KZ-Kommandanten als "Asoziale" oder Kranke eingestuften Insassen für Transport in die Gaskammern der T4.

  • Ref (Aly, Endlösung, S. 329) [1]
  • Bewertung: Probelauf für spätere Vergasung von allen rassisch oder sonstwie minderwertig deklarierten KZ-Insassen
  • 8.1:

RSHA-Besprechung Berlin über sog. 3. Nahplan für das Generalgouvernement. Heydrich will polnische und jüdische Bevölkerung der eingegliederten ehem. polnische Westgebiete, vor allem Wartheland und Ostoberschlesien, möglichst schnell in GG "umsiedeln", damit mehr als 400.000 "Volksdeutsche" aus Osteuropa in diesen Gebieten angesiedelt werden können.

- RSHA setzt sich gegen Generalgouverneur durch: alle Umsiedlungsfragen müssen mit Heydrich abgestimmt werden.

- Ziel 1941: 831.000 Menschen aus annektiertem Westpolen in GG abschieben, darunter 60.000 Wiener Juden, und 200.000 Menschen innerhalb des GG zwangsumsiedeln: Platz für Wehrmachtszwecke (Aufmarsch Russlandfeldzug)

- das Gros dt Juden ist noch ausgenommen, diese sind innerhalb des Altreichs bereits getthoisiert

- Basis: "allgemeine Führerrichtlinie" zur massenhaften Aufnahme von "unerwünschten" Menschen aus dem Reich als "vordringlichste Aufgabe" des GG für 1941, daher kein Widerspruch von GG-Verwaltung

- Einwand GG-Vertreter: Neuankömmlinge müssen anders als 1940 "einigermaßen zureichend gekleidet und für die erste Zeit mit Nahrungsmitteln versehen" sein, sonst untragbar.

  • Ref Präg, S. 327-328; IMT, PS-2233; [2]

- erreicht wurden bis Dez 41 nur ca. 10 Prozent des Plansolls

  • Ref Aly, Endlösung, S. 202-203 und S. 255-256
  • Bewertg: zeigt Zusammenhang ethnische Säuberung - Deportation - Konkurrenz NS-Behörden - Radikalisierg zum Holocaust. "Umsiedeln" erzeugte Zwänge, z.B. Versorgungsengpässe, Organisationsaufwand usw., auf die Regionalfürsten wie Hans Frank später mit Druck auf Berlin zur Erlaubnis für effektivere Vernichtung reagierten: Ergebnis Wettlauf um "Judenreinheit"
  • 11.1.:

Besprechung Franks mit Polizei/SD-Chef Krüger über die "Einsiedlung" von etwa 800.000 Polen und Juden ins GG. Krüger verneint Franks Frage, ob die notwendigen Voraussetzungen hinsichtlich Ernährung und Bekleidung der Abgeschobenen von Seiten des Reiches erfüllt werden würden. Frank erklärt, damit werde das GG "vor neue schwierige Probleme gestellt werden. An sich brauche aber die Lage vorläufig nicht als katastrophal angesehen zu werden, vor allem dann, wenn das Reich auf die dem GG dadurch entstehenden Schwierigkeiten entsprechend Rücksicht nehme."

  • Ref Präg, S. 318-319
  • Bewertg: "Rücksicht" = spätere Vernichtg zulassen? Umgesiedelte verhungern lassen?
  • 13.1.1941:

Besprechung Franks mit dem Direktor des Instituts für Deutsche Ostarbeit, Dr. Coblitz, und dessen Referenten. Frank führt aus:

"Es sei selbstverständlich, daß Gebiete wie Oberschlesien, Warthegau, Südostpreußen und Danzig das Problem einer fremden Volksschicht spüren. Gelöst sei dieses Problem jedoch nirgends. Der Vorschlag, es dadurch zu lösen, daß man die fremdvölkischen Individuen wegtransportiere, sei im vollen Umfang nicht durchführbar. Das Generalgouvernement mit seinen nicht ganz 100.000 qkm sei nicht imstande, 6-7 Millionen Polen aus dem deutschen Reichsgebiet aufzunehmen. Es handle sich schon bei dem Hereintransport von 800.000 Polen, wie er jetzt beabsichtigt sei, um ein unter ungeheuersten Schwierigkeiten in Gang zu setzendes Unternehmen, dessen Ausgang man heute noch nicht kennt."

  • Ref: IMT, 2233-PS; Präg S. 321ff.
  • 15.1.:

"Judentransport" aus Wien in den Distrikt Lublin mit 1.034 Menschen, insgesamt kamen im Februar und März 1941 rund 7.000 Juden aus Österreich ins GG. Hitler hatte Deportation der Wiener Juden ins GG Anfang Dezember 1940 angeordnet.

Sondersitzung in Krakau betr. "Einsiedlung" von Polen und Juden aus den annektierten polnischen Westgebieten in das GG. Frank erklärt:

"In einem Zeitpunkt, in dem das GG unter den ungewöhnlichsten und schwierigsten wirtschaftlichen, transportmäßigen, allgemein politischen und wehrmäßigen Bedingungen sein Leben friste, stelle es eine kaum erträgliche Mehrbelastung da, Hunderttausende eines fremdvölkischen und fremdrassigen Bereiches in das Gebiet des GG aufzunehmen. Diese Menschen werden in Deutschland enteignet und kommen als Enteignete hierher, in ein Gebiet, in dem sie an sich keinerlei Chance sehen können, ihr Leben irgendwie neu aufzubauen."

Hitler habe ihm am 4. November und bei einer späteren Besprechung im Dezember gesagt, "daß die Poleneinsiedlung in das GG in seiner Politik liege und daß die zur Durchführung dieser Einsiedlung notwendigen Maßnahmen noch während des Krieges ergriffen werden müssen, weil sie nach dem Kriege mit internationalen Schwierigkeiten verbunden wären."

Zugleich habe ihm Hitler aber versichert, daß das GG das, was es an Nahrungsmitteln und sonstiger Unterstützung brauche, erhalten werden.

Polizei- und SD-Chef Krüger berichtet über die Besprechung im RSHA am 8. Januar:

"Insgesamt komme man auf eine Bewegung von einer Million Menschen innerhalb eines Jahres. Praktisch bedeute das zwei Züge täglich mit je 1.000 Personen. Bei der Besprechung im RSHA sei von allen Seiten gefragt worden, ob das Reichsverkehrsministerium diesen Anforderungen entsprechen könne." Der Vertreters des Ministerium habe dies in Aussicht gestellt, "vorausgesetzt, daß nicht durch irgendwelche Sonderwünsche der Wehrmacht irgendeine Störung eintrete."

Einzelkontingente wurden festgelegt für jede Region

"Staatssekretär Dr. Bühler erklärt, daß er es für unmöglich halte, eine Millionen Menschen in der beabsichtigten Weise auf das Gebiet des GG aufzuteilen. Die Belastung in sicherheitsmäßiger, seuchenpolizeilicher und ernährungspolitischer Beziehung sei derart groß, daß man auf die Dauer ohne Unruhen nicht auskommen werde. Er schlage vor, große Arbeitsvorhaben anzusetzen und die Evakuierten in Arbeitslagern unterzubringen. (...)

Präsident Westerkamp erwähnt zur Frage der Unterbringung noch, daß man sich mit dem Gedanken trage, den nötigen Platz dadurch freizumachen, daß man die Juden enger zusammentreibe in Ghettos. Präsident Westerkamp bemerkt, daß ihn der Amtschef des Distrikts Warschau mit großem Ernst auf die Verhältnisse im Ghetto von Warschau hingewiesen habe. Die Nachrichten über die Zustände im Ghetto seien allerdings insofern widersprechend, daß von der einen Seite behauptet werde, es habe jegliche Lebensmittelzufuhr aufgehört, während nach anderen Meldungen noch genügend Lebensmittel vorhanden sein sollen."

Generalgouverneur Frank will die Entscheidung, ob das Warschauer Ghetto beibehalten oder aufgelöst werden soll, von dem Ergebnis seiner demnächst dort stattfindenden Besichtigung abhängig machen. "Auf keinen Fall könne er es zulassen, daß eine Stadt wie Warschau völlig verpestet werde."

  • Ref: IMT, 2233-PS; Präg, S. 326-328; [3]
  • Bewertg: Vorgabe 3. Nahplan erweist sich als undurchführbar - ruft Konflikte zw Berlin/RSHA u GG-Verwaltg hervor - Arbeitslager, Getthos vollstopfen, damit Gefälle zu Massenmord wg. "Seuchengefahr" etc. als Vorwand: Folge der improvisierten großspurigen Bevölkergspolitik während des Krieges


  • 21.1.1941:

Der Leitung der Abteilung Umsiedlung (in Warschau), Schön, erklärt:

"Wir wollen der Welt zeigen, daß wir im Rahmen unserer kolonisatorischen Arbeit mit dem Judenproblem, auch wenn es als Massenproblem auftritt, fertig zu werden in der Lage sind. (...) Der jüdische Wohnbezirk in Warschau stellt in seiner Entwicklung praktisch eine Vorstufe der vom Führer geplanten Ausnützung der jüdischen Arbeitskräfte in Madagaskar dar." Von den infolge der "Ghettobildung zunächst arbeitslos gewordenen Juden" könnten bald 200.000 außerhalb des Ghettos "kolonnenweise zum Einsatz gebracht werden". Bereits in naher Zukunft sollte damit "eine 100prozentige Ausnutzung dieser Arbeitskräfte" gewährleistet sein.

  • Ref: Aly, Endlösung, S. 218; Okkupationspolitik/Polen, S. 194; [4]
  • Bewertg: Ehrgeiz erwacht, das gestellte Problem doch zu schaffen; Warschauer Gettho als Modell für "Kolonisierg" durch Zwangsarbeit. Madagaskar als Chiffre, da diese millionenfache Aussiedlg im Krieg erst recht nicht durchführbar war, wenn schon Deportationen innerhalb der besetzten Gebiete solche Probleme verursachten.
  • 22.1.:

Rede Franks auf einer NSDAP-Kundgebung in Lublin:

"Von den Juden rede ich nicht; sie sind nicht mehr interessant genug. Ob sie nach Madagaskar kommen oder sonstwohin, das alles interessiert uns nicht. Wir sind uns klar, daß dieser Mischmasch asiatischer Abkömmlinge am besten wieder nach Asien zurücklatschen soll, wo er hergekommen ist. (Heiterkeit) Solange die Juden hier sind, sollen sie arbeiten, freilich nicht in dem Sinne, wie die Juden es früher getan haben. Hier appelliere ich an Ihre Entschlossenheit. Wir haben immer noch Reste von Humanitätsphantasten und solchen, die aus lauter echt deutscher Gutmütigkeit die Weltgeschichte zu verschlafen pflegen. Das kann man von uns nicht verlangen, die wir mit dem Führer seit 20 Jahren in diesem Kampfe stehen, daß wir noch irgendwelche Rücksicht auf die Juden nehmen."

  • Ref: Präg, S. 330-331; [5]
  • Bewertg: zeigt Distanzierg vom Madagaskarplan, Alternative wird erkennbar, Vernichtg durch Zwangsarbeit, Andeutg von späteren Todesmärschen ("zurücklatschen")
  • 30.1.1941:

Hitler-Rede zum Jahrestag der "Machtergreifung" im Sportpalast:

"Und nicht vergessen möchte ich den Hinweis, den ich schon einmal, am 1. September 1939 im deutschen Reichstag (tatsächlich am 30.1.39), gegeben habe, den Hinweis darauf nämlich, daß, wenn die andere Welt von dem Judentum in einen allgemeinen Krieg gestürzt würde, das gesamte Judentum seine Rolle in Europa ausgespielt haben wird! Sie mögen auch heute noch lachen darüber, genau so wie sie früher über meine Prophezeiungen lachten. Die kommenden Monate und Jahre werden erweisen, daß ich auch hier richtig gesehen habe. Schon jetzt ergreift unsere Rassenerkenntnis Volk um Volk und ich hoffe, daß auch diejenigen Völker, die heute noch in Feindschaft gegen uns stehen, eines Tages ihren größeren inneren Feind erkennen werden und daß sie dann doch noch in eine Front mit uns eintreten werden: Der Front gegen die internationale jüdische Ausbeutung und Völkerverderbung!"

  • Ref: Domarus, Hitlerreden S. 1658ff; [6]
  • Bewertg: Rückgriff auf "Prophezeiung", kündigt indirekt Weltkrieg (hier. Russlandüberfall) u Judenvernichtg zugleich an. Appelliert an Kollaborateure in eroberten Ländern, Juden auszuliefern, u an Kriegsgegner, seinen eliminatorischen Rassismus zu übernehmen. Judenvernichtg als Mission u Herstellg des wahren Völkerfriedens.

Februar Bearbeiten

  • 1.2.:

Dr. Ebner von der Gestapo kündigt dem Vertreter der jüdischen Gemeinde Wiens, Löwenherz, in Anwesenheit Brunners, des Wiener Vertreters von Eichmann, an:

"Es ist geplant, einen Teil der in Wien wohnhaften Juden in das Generalgouvernement umzusiedeln. - Die Ansiedlung (von 10.000 Juden bis Mai 1941) im GG wird in kleinen Kreisstädten erfolgen. (...) Sollten die Juden der Aufforderung der Zentralstelle nicht freiwillig Folge leisten, wird deren Vorführung durch Polizeistellen angeordnet werden. Außerdem haben diese Juden schärfere Maßnahmen zu gegenwärtigen. (...) Es ergeht ein Verbot an die Juden, Wien ohne besondere Zustimmung der Zentralstelle zu verlassen."

  • Ref: Adler, S. 27 und S. 148-149; [7]
  • Bewertg: Getthoisierg im Reich bereitet Deportation ins GG vor; keine freiwillige Emigration mehr erwünscht, sd nur noch Stillhalten als Objekt für Vernichtg, darum Beweggsverbot; Polizei wird als zuständige Autorität erklärt.
  • 18.2.:

Göring ordnet an, daß alle arbeitsfähigen Juden zum Arbeitseinsatz (gruppenweiser Einsatz, getrennt von den anderen Beschäftigten) herangezogen werden sollen. Um Berührungen mit der Bevölkerung auf ein Mindestmaß zu beschränken, sind die jüdischen Arbeitskräfte in Lagern unterzubringen.

  • Ref: Walk, S. 336
  • Bewertg: Nun auch im Reich Arbeitslager für alle Juden. Gleichbehandlg lässt "Gesamtlösg" in Sicht kommen.

März Bearbeiten

Frankreich: Alle längs der Kanalküste lebenden Juden werden in andere Teile des besetzten Frankreich umgesiedelt.

  • Bewertg: Auch in Westeuropa Vorbereitg von "Entferng" (Hitler 1919), totale Kontrolle, Ausbeutg u Ausgrenzg für spätere "Umsiedlung"
  • Ghetto Radom bis 7. April mit ca. 30.000 Juden, Ghetto Lublin mit über 34.000 Einwohnern gebildet.
  • 1.3.:

Himmler besucht erstmals das KL Auschwitz; in seiner Begleitung sind u.a. Vertreter des IG-Farben-Konzerns und Funktionäre der SS-Reichsführung. Himmler ordnet an:

1. das KL so auszubauen, daß es 30.000 Häftlinge fassen kann;

2. auf dem Gebiet des benachbarten Dorfes Birkenau ein Lager für 100.000 Kriegsgefangene zu errichten;

3. dem IG-Farben-Konzern 10.000 Häftlinge für den Bau der geplanten Werksanlagen in Dwory bei Auschwitz zur Verfügung zu stellen.

  • Ref: Czech, S. 79; [8]
  • 11.3.:

Fernschreiben des Verwaltungsleiters im GG, Staatssekretär Bühler, an Heydrich.

Die militärischen Truppenverlegungen ins GG (zur Vorbereitung des Angriffs auf die Sowjetunion) ließen weitere "Umsiedlertransporte" nicht mehr zu. Militärische Gründe hätten bereits dazu geführt, 10.000 Juden aus der Stadt Lublin in Orte des Distrikts zu "evakuieren". Aus dem Distrikt Radom liege eine Mitteilung vor, wonach die militärischen Dienststellen "aus der Zwangslage der militärischen Situation" heraus ab dem 12. März alle weiteren Umsiedlertransporte aus dem Reich zurückleiten würden. Da mit weiteren Maßnahmen dieser Art zu rechnen sei, könne er die Verantwortung für die Fortführung der Transporte nicht mehr tragen und beantrage die sofortige Aussetzung für zunächst drei Monate.

  • Ref: Ogorreck, S. 173
  • Bewertg: s.o. zum 3. Nahplan
  • 12.3.:

Eichmann teilt dem Auswärtigen Amt mit, "daß im Hinblick auf die kommende Endlösung der Judenfrage derzeit an einer Weiterwanderung von Juden reichsdeutscher Staatsangehörigkeit, die sich in Jugoslawien befinden, kein Interesse besteht. Die Auswanderung von Juden aus dem Reichsgebiet über Lissabon nach USA hat in den letzten Wochen durch Lockerung der Bestimmungen für die Erteilung von USA-Visa erheblich zugenommen. Die Einschaltung der in Jugoslawien befindlichen Juden würde die Ausreisemöglichkeiten für Juden aus dem Reichsgebiet erheblich schmälern." Göring wünsche "auch während der Krieges im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten eine verstärkte Judenabwanderung."

  • Ref: Adler, S. 28; [9]
  • Bewertg: dt. Juden sollen zuerst auswandern, Kontingent der US-Einbreisebehörden soll nicht durch Visa für andere Juden erschöpft werden. Diese sind für Endlösg = Deportation nach Osten vorgesehen u sollen dafür zwangsinterniert bleiben. Rahmen = Kriegslage. "Kommende Endlösg" wird als feststehendes Ziel genannt: Göringwunsch verweist auf Auftrag von ganz oben (Hitler). Endlösg bedeutet hier aber noch Abschiebg.
  • Niederlande: Rede des deutschen Reichskommissars Seyss-Inquart in einer Parteiversammlung.

"Ich erkläre, daß mein Wort 'Wir wollen das niederländische Volk nicht bedrücken und ihm unsere Überzeugung nicht aufdrängen' nach wie vor gilt, aber es gilt nur für das niederländische Volk. Die Juden werden von uns nicht als ein Bestandteil des niederländischen Volkes angesehen. Die Juden sind für den Nationalsozialismus und das nationalsozialistische Reich der Feind. (...)Dies gilt hier (...) für die Zeit der Besetzung. Erwarten Sie von mir keine Verordnung, die dies festsetzt, außer Regelungen polizeilicher Natur. Wir werden die Juden schlagen, wo wir sie treffen, und wer mit ihnen geht, hat die Folgen zu tragen. Der Führer hat erklärt, daß die Juden in Europa ihre Rolle ausgespielt haben, und daher haben sie ihre Rolle ausgespielt. Das einzige, worüber wir reden können, ist die Schaffung eines erträglichen Übergangszustandes unter Wahrung des Standpunktes, daß die Juden Feinde sind, also unter Beobachtung aller Vorsichten, die man Feinden gegenüber anwendet."

  • Ref: IMT, PS-3430; http://www.holocaust-chronologie.de/chronologie/1941/maerz/09-15.html]
  • Bewertg: "Prophezeiung" Hitlers in NS-Behörden europaweit bekannt. Gilt als Leitlinie für Judenbehandlg. Übergangszustand für welches Ziel? "Rolle ausgespielt" wie im Theater: Abgang, Ende, Vorhang. Verwesit eher auf Vernichtg als Abschiebg, darum auch Weigerg, Einzelmaßnahmen per Verordng - also dem, was Nazis für Gesetz hielten - festzulegen.
  • 13.3.:

"Richtlinien auf Sondergebieten" (der Wehrmacht) zur Vorbereitung des Überfalls auf die UdSSR:

"Im Operationsgebiet des Heeres erhält der Reichsführer SS (Himmler) zur Vorbereitung der politischen Verwaltung Sonderaufgaben im Auftrage des Führers, die sich aus dem endgültig auszutragenden Kampf zweier entgegengesetzter politischer Systeme ergeben. Im Rahmen dieser Aufgaben handelt der Reichsführer SS selbständig und in eigener Verantwortung."

  • Ref: IMT, PS-447
  • Bewertg: Diese Richtlinien geben Himmler für den bevorstehenden Vernichtungskrieg gegen Juden, Kommunisten und große Teile der Bevölkerung der Sowjetunion einen sehr weitgehenden Handlungsspielraum gegenüber der Wehrmacht
  • 14.3.:

Wartheland: Mitteilung des Staatssekretärs im Reichsarbeitsministerium, Dr. Syrup, an die Landesarbeitsämter:

"Der Reichsstatthalter in Posen hat mir mitgeteilt, daß im Warthegau 42.187 männliche und 30.936 weibliche, insgesamt 73.123 Juden für den Arbeitseinsatz im Reichsgebiet zur Verfügung stehen. Da die gegenwärtige Einsatzlage dazu zwingt, alle vorhandenen Arbeitskraftreserven auszunutzen, kann auf den Einsatz dieser Juden nicht verzichtet werden. Deshalb müssen im gesamten Reichsgebiet sofort geeignete Beschäftigungsmöglichkeiten bereitgestellt werden. Insbesondere müssen solche Beschäftigungsmöglichkeiten erschlossen werden, durch die andere Arbeitskräfte für den Einsatz bei dringlicheren Arbeiten freigemacht werden können. (...) Ich bitte Sie, sich wegen Bereitstellung geeigneter Beschäftigungsmöglichkeiten für Juden sofort mit allen daran beteiligten und interessierten Stellen und größeren Betrieben in Verbindung zu setzen. (...) Auf den einzelnen Landesarbeitsamt-Bezirk entfallen zunächst etwa 2.000 Juden und 1.500 Jüdinnen. Die Anforderung dieser jüdischen Kräfte hat unmittelbar bei dem Reichsstatthalter in Posen zu erfolgen. (...) Um Berührungen mit der Bevölkerung auf ein Mindestmaß zu beschränken, sind die jüdischen Arbeitskräfte in Lager unterzubringen."

  • Ref: Adler, S. 211-212
  • Bewertg: Hitler befahl im April, das Rundschreiben zu widerrufen, was geschah. Er lehnte die Hereinholung von jüdischen Zwangsarbeitern ins "Altreich" unter allen Umständen ab. Arbeiutskräftemangel spielte dabei keine Rolle. Zeigt Interessenkonflikt regionale Zwangsarbeit für Juden - vollständige Abschiebg weiter nach Osten bzw. spätere Vernichtg.
  • In Posen/Poznan (Wartheland) findet auf Initiative der Leitung der Heeresgruppe B eine Besprechung über "Umsiedlungsfragen" statt. Beteiligt sind RSHA, Wehrmacht, Reichsbahn, Reichsverkehrsministerium, GG-Verwaltg. Ergebnis: Ab 16. März vorläufig keine Transporte von Juden und Polen in das GG mehr!
  • Ref: Ogorreck, S. 174
  • 15.3.:

Letzter Zwangsumsiedlertransport im Rahmen des 3. Nahplans: Statt, wie vorgesehen, insgesamt 250.000 Menschen bis zum 1. Mai 1941 zu deportieren, sind, einschließlich dieses Transports, lediglich etwa 25.000 Menschen ins GG abgeschoben worden.

  • Ref: Aly, Endlösung, S. 225

Das RSHA teilt dem Leiter der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien (Eichmann) mit, daß vom nächsten Tag an "bis auf weiteres" keine Evakuierungstransporte aus Wien und den eingegliederten Ostgebieten uns GG möglich seien.

  • Ref: Adler, S. 151; Safrian, S. 97; [10]
  • Bewertg: 3. Nahplan vom Jahresanfang gescheitert. Zielkonflikte waren damals nicht lösbar.
  • 17.3.:

Hans Frank besucht Hitler in Berlin. Erhält dessen Vollmacht, wonach ihm abgesehen von der Wehrmacht sämtliche Dienststellen des GG unterstellt sind; er verspricht ihm, daß das GG "als erstes Gebiet judenfrei gemacht werde".

  • Ref: IMT, PS-2233
  • Bewertg: Frank hatte Hitlers Entscheidung in seinem permanenten Kompetenzstreit mit Himmler und der SS angestrebt. Mit der von Hitler bestätigten Vollmacht hoffte er, sein Weisungsrecht gegenüber Polizeichef Krüger und den "Sicherheitsheitsorganen" durchsetzen zu können. Diese Erwartung erfüllte sich nicht.
  • 18.3.:

Goebbels Tagebuch:

"Wien wird nun bald ganz judenrein. Und jetzt soll Berlin an die Reihe kommen. Ich spreche das schon mit dem Führer und Dr. Frank ab. Der stellt die Juden zur Arbeit an, und sie sind auch fügsam. Später müssen sie mal ganz aus Europa heraus.

  • Ref: Fröhlich, I.4, S. 543
  • Bewertg: Noch kein systematischer Vernichtgsplan, "später" = nach dem Krieg. Deportation der Reichsjuden ins GG vorrangig. Vernichtg durch Arbeit u Ghettosituation wird in Kauf genommen, nichtmal thematisiert (findet aber laufend statt).
  • 18.3.:

Besprechung im Propagandaministerium mit Eichmann für das RSHA und ein Vertreter des für die Rüstungsproduktion zuständigen Generalbaurats Speer. Staatssekretär Gutterer berichtet:

"daß Dr. Goebbels bei einer Unterhaltung an der Mittagstafel des Führers auf die in Berlin noch ansässigen 60-70.000 Juden aufmerksam gemacht habe. Man habe bei diesem Gespräch festgestellt, daß es nicht weiter anginge, daß die Hauptstadt des nationalsozialistischen Reiches auch heute noch eine derartig hohe Zahl Juden beherberge. Ein gewisser Teil der Juden pflege regen Verkehr mit ausländischen diplomatischen Kreisen in Berlin und vermiete Zimmer an ausländische Studenten, Journalisten, Diplomaten und hätte so Gelegenheit, staatsabträgliche Gerüchte zu verbreiten und stimmungsmäßig Schaden anzurichten.

Der Führer habe bei diesem Gespräch zwar nicht selbst entschieden, daß Berlin sofort judenfrei gemacht werden müsse, aber Dr. Goebbels sei der Überzeugung, daß ein geeigneter Evakuierungsvorschlag sicher die Zustimmung des Führers finden werden."

Eichmann berichtet, daß Heydrich schon vor 8-10 Wochen Hitler einen entsprechenden Vorschlag vorgelegt habe, der nur deshalb nicht ausgeführt worden sei, weil das Generalgouvernement zur Zeit keine Juden oder Polen aus dem Altreich aufnehmen könne.

"Es läge zwar ein schriftlicher Befehl des Führers über die Evakuierung von 60.000 Juden aus Wien vor, die also das GG noch aufnehmen müsse. In Wien seien jedoch vorerst nur 45.000 Juden greifbar, so daß man die restlichen 15.000 Juden möglicherweise aus Berlin entfernen könne. Man müsse ferner bedenken, daß die Produktion heute jeden arbeitsfähigen Juden brauche, daß arbeitsfähige Juden, deren Zahl infolge Vergreisung des Judentums an sich schon nicht groß sei, zurzeit kaum noch aufzutreiben wären. Man beabsichtige sogar, aus dem Warthegau zeitweilig 42.000 männliche und 30.000 weibliche Arbeitskräfte ins Reich zu überführen. (...)

Der Vertreter des Generalbaurats Speer gab bekannt, daß zurzeit in Berlin 20.000 Wohnungen von Juden benützt werden. Diese Wohnungen benötige Speer als Reserve für Freimachungen bei evtl. größeren Fliegerschäden und später bei Freimachungen von Wohnungen, die bei der Neugestaltung Berlins abgerissen werden müssen. In Berlin besteht zurzeit ein Mangel von 160-180.000 Wohnungen."

Eichmann übernimmt es, für Goebbels einen Vorschlag zur "Evakuierung" der Juden aus Berlin auszuarbeiten.

  • Ref: Adler, S. 153-153; [11]
  • Bewertg: Goebbels u Heydrich/Eichmann (RSHA) sowie Speer sind treibende Kräfte für "judenreines" Berlin ggüber Hitler. Wollen Deportation dt. Juden schon während des Krieges. Trotz fehlendem Auftrag dazu schaffen sie Sachzwänge, um ihren Ehrgeiz u die Rolle ihrer Behörden durchzusetzen.
  • 25.3.:

Regierungssitzung in Krakau. Frank führt aus:

"Das GG als Zweckgründung steht vor seinem Ende (...). Wir stehen vor einem Ereignis (dem Überfall auf die UdSSR) , jenseits dessen etwas anderes entstehen wird. Das GG, wie wir es kennen und wie wir es erarbeitet haben, wird wesentlich reicher sein, glücklicher sein, wird mehr Förderung erfahren und wird vor allem entjudet werden. Es wird aber auch den charakteristischen Anblick eines noch vorherrschenden polnischen Lebens verlieren; denn mit den Juden werden auch die Polen dieses Gebiet verlassen. Der Führer ist entschlossen, aus diesem Gebiet im Laufe von 15 bis 20 Jahren ein rein deutsches Land zu machen."

  • Bewertg: Endlösg für Juden u Polen untrennbar, Kontext ethnische Neuordng Europas; "vor allem entjudet": Abschieben nach Sowjetunion erhielt mit Plan zum Russlandfeldzug Vorrang als Nahziel; ging dann aber nicht mehr wg. Niederlagen der Wehrmacht --> selbstgeschaffener Zwang zum Holocaust.
  • 26.3.:

Ansprache Franks vor den Leitern des Arbeitsbereichs GG der NSDAP in Krakau.

"Es muß unser Ziel sein, daß wir dieses Land völlig dem deutschen Volkstum erobern. Das wird in einigen Jahrzehnten sicherlich der Fall sein, vielleicht gelingt es schon früher. Es wird vor allem so sein, daß, wie der Führer das letzte Mal beim Essen sagte, der Generalgouverneur die Absicht habe, aus dem GG den arischsten Gau des deutschen Reiches zu machen. Ich erwiderte dem Führer: 'Ich nehme Sie beim Wort, das ist auch unsere Absicht; wir sind durch die Juden am tiefsten gesunken, wir wollen ohne sie am höchsten steigen. Der Führer hat mir versprochen, daß das GG in absehbarer Zeit von Juden völlig befreit sein werde. Außerdem ist klar entschieden, daß das GG in Zukunft ein deutscher Lebensbereich sein wird. Wo heute 12 Millionen Polen wohnen, sollen einmal 4 bis 5 Millionen Deutsche wohnen. Das GG muß ein so deutsches Land werden wie das Rheinland."

  • Ref: Präg, S. 338-339
  • Bewertg: Fernziel u Nahziel verschränken sich, Nahziel wird konkret: mit Hitlers Zusage für "absehbare" Judenreinheit erhält Frank Handlgsspielraum für eigene Schritte dazu, auch ggüber RSHA, deren Ehrgeiz ein judenreines Reich ist. Konkurrenz bewirkt Wettlauf zur Vernichtg.
  • 30.3.:

Hitler charakterisiert vor Kommandeuren und Stabschefs der bevorstehenden Krieg gegen die UdSSR als "Kampf zweier Weltanschauungen gegeneinander". Der Bolschewismus sei "soziales Verbrechertum", eine "ungeheure Gefahr für die Zukunft. (...) Wir müssen vom Standpunkt des soldatischen Kameradentums abrücken. (...) Es handelt sich um einen Vernichtungskampf. Wenn wir es nicht so auffassen, dann werden wir zwar den Feind schlagen, aber in 30 Jahren wird uns wieder der kommunistische Feind gegenüberstehen."

"Kampf gegen Rußland: Vernichtung der bolschewistischen Kommissare und der kommunistischen Intelligenz. Die neuen Staaten müssen sozialistische Staaten sein, aber ohne eigene Intelligenz. Es muß verhindert werden, daß eine neue Intelligenz sich bildet. Hier genügt eine primitive sozialistische Intelligenz. Der Kampf muß geführt werden gegen das Gift der Zersetzung. Das ist keine Frage der Kriegsgerichte. Die Führer der Truppe müssen wissen, worum es geht. (...) Kommissare und GPU-Leute sind Verbrecher und müssen als solche behandelt werden."

  • Ref: Domarus, S. 1681-1682; [12]
  • Bewertg: kündet Vernichtgskrieg an, hebt Völkerrecht auf, zeigt Zusammenhang zw Vernichtg Kommunismus - Weltjudentum u Rassenideologie als Basis für beides. Kommissarbefehl folgte. Wehrmachtsgeneralität machte völlig widerspruchslos dabei mit.

April Bearbeiten

  • 3.4.:

Laut einem Schreiben Eichmanns wurden in der Zeit vom Oktober 1939 bis März 1941 insgesamt 408.525 Polen und Juden aus den eingegliederten Ostgebieten in das Generalgouvernement "evakuiert".

  • Ref: Aly, Endlösung, S. 18
  • Bewertg: knapp 50 Prozent des 3. Nahplans also wurden doch erreicht. Widerspruch zu vorherigen Zahlen, s.o.


Juni Bearbeiten

  • 22.6.:

Beginn des Überfallls auf SU. Zugleich Beginn der Massenmorde von 6 SS/SD-Einsatzgruppen unter Himmlers Oberbefehl, von Heydrich aufgestellt und ausgebildet, die den Heeresgruppen folgend männliche Juden, kommunistische Funkrionäre, Intelligenz und - vermeintliche und/oder echte - Partisanen zusammentreiben, aufspüren und ermorden.

Juli Bearbeiten

29.7.: Kommandant Höß wird zu Reichsführer SS Himmler nach Berlin bestellt. Laut Aussage von Höß erhält er bereits zu diesem Zeitpunkt - bei diesem Treffen? - den Befehl zur „Massen- Vernichtung der Juden“.

  • Ref: zitiert nach Martin Broszat (Hrsg.), Kommandant in Auschwitz. Autobiographische

Aufzeichnungen des Rudolf Höß, München 1963, S. 180. Brigitte Bailer-Galander, Auschwitz, DÖW


31.7.: Auftrag Göring an Heydrich für "Gesamtentwurf" zur europaweiten "Endlösung der Judenfrage"

  • Bewertg: greift auf ältere "Evakuierg"spläne und Weisg Hitlers dazu zurück, unterscheidet nicht west- u osteurop Juden.

August Bearbeiten

  • 19.8.:

Goebbels, Tagebucheintrag nach einem Gespräch mit Hitler:

"Wir reden auch über das Judenproblem. Der Führer ist der Überzeugung, daß seine damalige Prophezeiung im Reichstag, daß, wenn es dem Judentum gelänge, noch einmal einen Weltkrieg zu provozieren, er mit der Vernichtung der Juden enden würde, sich bestätigt. Sie bewahrheitet sich in diesen Wochen und Monaten mit einer fast unheimlich anmutenden Sicherheit. Im Osten müssen die Juden die Zeche bezahlen; in Deutschland haben sie sie zum Teil schon bezahlt und werden sie in Zukunft noch mehr bezahlen müssen. Ihre letzte Zuflucht bleibt Nordamerika; und dort werden sie über kurz oder lang auch einmal bezahlen müssen. Das Judentum ist ein Fremdkörper unter den Kulturnationen, und seine Tätigkeit in den drei letzten Jahrzehnten ist eine so verheerende gewesen, daß die Reaktion der Völker absolut verständlich, notwendig, ja man möchte fast sagen in der Natur zwingend ist. Jedenfalls werden die Juden in einer kommenden Welt nicht viel Grund zum Lachen haben. Heute schon gibt es in Europa eine ziemliche Einheitsfront dem Judentum gegenüber."

Der rumänische Diktator Antonescu gehe gegen die Juden sehr viel radikaler vor, als es die deutschen Nationalsozialisten bisher getan hätten. "Aber ich werde nicht ruhen und nicht rasten, bis auch wir dem Judentum gegenüber die letzten Konsequenzen gezogen haben."

  • Ref: Fröhlich
  • Bewertg: "letzte Konsequenzen" = Holocaust; Perspektive Ausrottg des "Weltjudentums" auch in USA, d.h. WK mit USA als letzter Zuflucht für europäische Juden anvisiert

Browning: Goebbels sieht Russlandfeldzug als Weltkriegsbeginn, der Judenvernichtg nach sich ziehe, die bereits lief. D.h. Einsatzgruppen erfüllten Hitlers Willen im Sinne der Rede vom 30.1.39. Das widerspreche der These Gerlachs, wonach erst Kriegseintritt der USA WK im Sinne Hitlers herbeigeführt und Entschluss zum Holocaust begründet habe (s.u.). Laufender Mord an sowjet Juden = Holocaustbeginn, nicht an US-Kriegseintritt gebunden.

  • Argumente für diese These:
kein Dokument von Mitte Juli bis August unterschied zw ost- u westeurop Juden
Auftrag Görings an Heydrich gehe auf Auftrag Hitlers für eine „Machbarkeitsstudie“ des Holocaust Mitte Juli - noch kein Befehl oder Beschluss dazu - zurück.
Eichmann wusste Ende August von in Ausarbeitung befindlichen Plänen dazu, Beleg:
  • 28.8.:

Brief Eichmann an Rademacher:

„Im Hinblick auf die kommende und in Vorbereitung befindliche Endlösung der europäischen Judenfrage“ lehne er Anträge des Auswärtigen Amtes auf Zulassung von Emigrationen aus besetzten Gebieten (ins Reich?) ab"

  • Ref: Browning S. 59(ff) + Anmerkg 30, S. 87

September Bearbeiten

  • 3.9.:

Im Lager Auschwitz werden erstmals "versuchsweise" sowjetische Kriegsgefangene und kranke Häftlinge mit Zyklon B ermordet.

  • Ref: Czech, S. 117-118

Nach Aussagen des Lagerkommandanten Höß wurden bei einer weiteren "Probevergasung", vermutlich ebenfalls im September, 900 sowjetische Kriegsgefangene getötet.

  • Ref: Czech, S. 120
  • Bewertg: Suche nach effektiven Massenmordmethoden in bereits ausgebauten Lagern = Beginn des systematischen Holocaust
  • 3.9.:

Brief Rolf-Heinz Höppners, Chef der „Umwandererzentralstelle“ Posen, an das RSHA:

Bisherige Aufgabe: „unerwünschte“ Juden aus Warthegau in GG abschieben. Will Zentrale in Berlin für UWZ, um es aufzuwerten zur Schaltstelle für Deportationen aus ganzem Reich in von ihm zu bestimmende „Aufnahmegebiete“. Unterscheidet dabei nicht ost- u westeuropäische Juden als Zielgruppe. Bezug: „aufgrund der letzten Rücksprache mit Eichmann“.

Oktober Bearbeiten

November Bearbeiten

Dezember Bearbeiten

  • 4.12.:

Dr. Sigmund Rascher, ein Günstling Himmlers, erhält von diesem aus dem Führer-Hauptquartier die Genehmigung für medizinische Experimente mit Häftlingen in Dachau. Der Persönliche Referent Himmlers, SS- Sturmbannführer Dr. Rudolf Brandt, teilte dem Arzt mit:

»Ihr Schreiben vom 24.11.1941 konnte ich dem Reichsführer-SS vorlegen. Der Reichsführer-SS ist damit einverstanden, daß die seinerzeit [?] von ihm genehmigten Versuche an Konzentrationslagerhäftlingen im Lager Dachau ausgeführt werden. Die Inspektion der K.L. ist angewiesen worden, den an den Versuchen beteiligten Sanitätsoffizieren jeweils die Genehmigung zum Betreten des Lagers zu gewähren.« 

  • 7.12.:

Japan greift Pearl Harbor an

  • 8.12.:

US-Kriegserklärg an Japan

  • 11. 12.:

Kriegserklärg Hitler an USA

  • 12.12.:

Rede Hitlers in Privatwohng der Reichskanzlei an NSDAP-Spitzenfunktionäre, versammelte Reichs- und Gauleiter

  • 16.12.:

Goebbels Tagebucheintrag berichtet von Hitlertreffen 12.12.:

"Bezüglich der Judenfrage ist der Führer entschlossen, reinen Tisch zu machen. Er hat den Juden prophezeit, daß, wenn sie noch einmal einen Weltkrieg herbeiführen würden, sie dabei ihre Vernichtung erleben würden. Das ist keine Phrase gewesen. Der Weltkrieg ist da, die Vernichtung des Judentums muß die notwendige Folge sein."

  • Ref: Volkeer Ullrich, Die Zeit[14]
  • Bewertg Gerlach: dramatische Wende: dt. Juden nun kein Faustpfand für neutrale USA mehr, Weltkrieg eröffnet, Bedingg vom 30.1.39 für Judenvernichtg damit erfüllt. Vorher nur improvisierte Judenmorde auf regionale Initiative.
  • Argumente und Belege dafür:
bis 12. Dez 41 nur 41 Judentransporte aus Reich nach Osten, davon 6 nach Ankunft ermordet --> kein umfassender Vernichtungsbefehl
Wannseekonferenz für 9. 12 kurzfristig abgesagt wg neuer Lage. Sollte zunächst laufende Deportationen koordinieren (siehe o.a. Probleme damit) u Schicksal der dt. Juden regeln.
zwar Baubeginn Belzec Oktober, aber zu kleine Gaskammer dort, noch nicht für Massenvernichtg geeignet
Urheber der regionalen und lokalen Massenmorde im Herbst 41 bemühten sich um grünes Licht von ganz oben (siehe Franks Druck auf Hitler)
Hitlerrede vom 12. 12. war keine bloße Mitteilg, sd Grundsatzentscheidg zum Holocaust. Erst danach war Planung der Endlösg = Wannseekonferenz 20.1.42 möglich
Rosenberg-Hitler-Gespräch 14.12.
Treffen Himmler-Rudolf Brandt 14.12.
Rede Hans Frank 16.12., s.u.
Terminkalender Himmlers (Moskauer Archiv): Eintrag zu Besprechg Himmler-Hitler 18.12.: „Judenfrage. Als Partisanen auszurotten.“
Deutg Gerlach: keine Tarnung, nicht wörtlich, sondern globale Weisung für alle Juden
Verschiebg der Wannseekonferenz auf 20.1.42, um Heydrich Zeit zu geben, Hitlers neu gestellte Aufgaben vorzubereiten.
  • 16.12.:

Rede Hans Frank im GG, Regierungssitzung über "Gesundheitsfragen und Judenpolitik".

"Mit den Juden - das will ich Ihnen auch ganz offen sagen - muß so oder so Schluß gemacht werden. (...)

Ich muß auch als alter Nationalsozialist sagen: Wenn die Judensippschaft in Europa den Krieg überleben würde, wir aber unser bestes Blut für die Erhaltung Europas geopfert hätten, dann würde dieser Krieg doch nur einen Teilerfolg darstellen. Ich werde daher den Juden gegenüber grundsätzlich nur von der Erwartung ausgehen, daß sie verschwinden. Sie müssen weg. Ich habe Verhandlungen zu dem Zwecke angeknüpft, sie nach dem Osten abzuschieben. Im Januar findet über diese Frage eine große Besprechung in Berlin statt. (...) Jedenfalls wird eine große jüdische Wanderung einsetzen.

Aber was soll mit den Juden geschehen? Glauben Sie, man wird sie im Ostland in Siedlungsdörfern unterbringen? Man hat uns in Berlin gesagt: weshalb macht man diese Scherereien; wir können im Ostland oder im Reichskommissariat auch nichts mit ihnen anfangen, liquidiert sie selber!

Meine Herren, ich muß Sie bitten, sich gegen alle Mitleidserwägungen zu wappnen. Wir müssen die Juden vernichten, wo immer wir sie treffen und wo es irgend möglich ist, um das Gesamtgefüge des Reiches hier aufrecht zu erhalten. (...)

Die Juden sind auch für uns außergewöhnlich schädliche Fresser. Wir haben im Generalgouvernement schätzungsweise 2,5, vielleicht mit den jüdisch Versippten und dem, was alles daran hängt, jetzt 3,5 Millionen Juden. Diese 3,5 Millionen Juden können wir nicht erschiessen, wir können sie nicht vergiften, werden aber doch Eingriffe vornehmen müssen, die irgendwie zu einem Vernichtungserfolg führen, und zwar im Zusammenhang mit den vom Reich her zu besprechenden großen Maßnahmen. Das Generalgouvernement muß genau judenfrei werden, wie es das Reich ist. Wo und wie das geschieht, ist eine Sache der Instanzen, die wir hier einsetzen und schaffen müssen, und deren Wirksamkeit ich Ihnen rechtzeitig bekanntgeben werde."

  • Ref: IMT, PS-2233; Präg, S. 452ff; [15]
  • Deutung?!