Satellitenaufnahme des Oberrheingrabens mit seinen Randgebirgen

Der Oberrheingraben, oder auch Oberrheinische Tiefebene, ist die größte Grabenstruktur in Mitteleuropa. Er gehört zu einer großen Grabenzone (Mittelmeer-Mjösen-Zone), die sich vom norwegischen Oslograben bis zur Rhônemündung erstreckt.

Geographie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Der Oberrheingraben beginnt im Süden bei Basel in der Schweiz und erstreckt sich auf einer Länge von rund 300 km bis nach Frankfurt am Main in Deutschland. Die durchschnittliche Breite des Grabens beträgt 40 km. Der südwestliche Teil der Grabensenke liegt im französischen Elsass, das Gebiet östlich des Rheins und im Nordwesten gehört zu Deutschland. Im Westen wird die Grabensenke durch die Vogesen und den Pfälzer Wald flankiert, im Osten liegen ihnen Schwarzwald und Odenwald gegenüber.[1]

Entstehung Bearbeiten

Die Bildung des Oberrheingrabens begann in der Oberkreide und verstärkte sich während des Eozäns. Der Oberrheingraben wurde über ein Jahrhundert als das Ergebnis einer Aufwölbung der Erdkruste mit anschließendem Einbrechen des Dehnungsscheitels angesehen. Dies wurde erstmals im Jahr 1827/28 von Élie de Beaumont beschrieben und 1939 durch Cloos in einer Hebungstheorie formuliert. Ende des 20. Jahrhunderts kam man zu der Ansicht, dass die bereits seit Anfang des Jahrhunderts nachgewiesenen Seitenbewegungen die Hauptursache für den Einbruch des Grabens und der Hebung der Grabenschultern war. Heute wird der Oberrheingraben als transtensive Scherzone angesehen. Während das Grundgebirge an den Grabenschultern auf über 1000 Meter über N.N. angehoben wurde, sank der Grabenboden auf unter 4000 Meter unter N.N. ab. Größtenteils wird der entstandene Höhenunterschied durch eingetragenes Material von den Grabenschultern kompensiert.

Gewässer Bearbeiten

Etwa seit dem Wechsel vom Pliozän zum Pleistozän vor etwa 2,588 Millionen Jahren durchfloss der Urrhein den Oberrheingraben. [2] Heute befindet sich dort der namensgebende Abschnitt des Oberrheins. Größere Zuflüsse des Rheins im Oberrheingraben sind Neckar, Main, Ill und Nahe, welche alle in den umgebenden Mittelgebirgsregionen entspringen. Im Zuge der Industrialisierung sind im Oberrheingraben zahlreiche Baggerseen entstanden. Sie sind teils grundwassergespeist, teils haben sie Anschluss an den Rhein. [3]

Klima Bearbeiten

Das ganze Jahr über herrscht ein mildes Klima im Oberrheingraben. Die mittlere Jahrestemperatur liegt je nach Region zwischen 10,5° Celsius und 9,0° Celsius. Der nordwestliche Teil und das anschließende Mainzer Becken verzeichnen die niedrigsten Jahresniederschläge in der Oberrheingrabenregion. Hier fallen zwischen 500 mm und 700 mm Niederschlag. Südöstlich von Karlsruhe steigt die Niederschlagsmenge auf bis zu 1400 mm und sinkt weiter Richtung Süden auf 800 mm bis 1000 mm ab. Die jährliche Sonnenscheindauer liegt bei 1500 bis 1700 Stunden. [4]

Geologie Bearbeiten

Sedimentation Bearbeiten

Anhand von durchgeführten Bohrungen lassen sich die Mächtigkeiten der verschiedenen Sedimente ermitteln, die im Laufe der Zeit im Oberrheingraben zur Ablagerung kamen.[5] Die Mächtigkeit der Sedimente erreicht im Elsass und im Mannheimer Raum 2500 bis 3000 Meter. Ablagerungen des Eozäns findet man eher im südlichen Teil des Grabens. Dagegen sind die Sedimente des Oligozäns im gesamten Graben gleich mächtig. Die darauf folgenden Ablagerungen des Miozäns findet man nur nördlich von Karlsruhe, wo sie eine Mächtigkeit von 1500 Metern erreichen. Auch die pliozänen bis quartären Sedimenten nehmen nach Norden hin an Mächtigkeit zu. Die unterschiedlichen Mächtigkeiten der Grabenfüllungen lassen sich auf unterschiedlich starke tektonische Absenkung der jeweiligen Bruchschollen zurück führen. Die Ablagerungsbedingungen wechselten zwischen terrestrischen, fluvialen, salinaren und marinen Bedingungen.

Vulkanismus Bearbeiten

Wegen der tektonischen Aktivität im Gebiet des Oberrheingrabens und während der Alpenbildung kam es ab dem Miozän zu vulkanischen Aktivitäten. Es bildeten sich Vulkangebiete im Oberrheingraben (Kaiserstuhl), im Kraichgau (Steinsberg), im Hegau, im Gebiet von Urach und im Odenwald (Katzenbuckel).

Fossilien Bearbeiten

Die Ablagerungen im Grabenbruch beinhalten verschiedenste Fossilien. Lebewesen des Festlandes und des Süßwassers dominieren, daneben kommen auch Brackwasserlebewesen und marine Lebewesen vor. Die Grabenfüllungen aus der Zeit des Tertiärs werden von Süßwasserschnecken und Süßwasser-Ostracoden dominiert. Daneben finden sich in den brackischen Schichten marine Muscheln, Schnecken und Brackwasser-Ostracoden. Marine Ablagerungen führen häufig Fischreste oder ganze Fischskelette. Foraminiferen sind für den Foraminiferenmergel namensgebend. Fossilien des Festlandes sind oft eingeschwemmte Pflanzenreste wie Palmblätter, Knochen und Zähne von Säugetieren und Reptilien, sowie Landschnecken oder Reste von Insekten. Selten werden Skelettteile von Vögeln gefunden. In den fluvialen Ablagerungen sind meistens nur größere, stabilere Knochenreste zu finden. So sind kaltzeitliche Arten, wie Mammut, Steppenwisent und Riesenhirsch, aber auch warmzeitliche Lebewesen, wie Waldelefant und Auerochse zu finden. Ein seltener Fund sind Schädelknochenreste des Homo erectus.[5]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise und Literatur Bearbeiten

  1. R. Glaser, H. Gebhardt, W. Schenk: Geographie Deutschlands. 1. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007, S. 114. ISBN 978-3-534-19598-5
  2. H. Zepp: Geomorphologie. 4. aktualisierte und erweiterte Auflage, Ferdinand Schöningh, Paderborn 2008, S. 328-329. ISBN 978-3-8252-2164-5
  3. lubw.baden-wuerttemberg.de, Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg: Baggerseen, (07. Juli 2015)
  4. dwd.de, Deutscher Wetterdienst: Klima und Umwelt - Witterung, (07. Juli 2015)
  5. a b O. F. Geyer, M. P. Gwinner: Geologie von Baden-Württemberg. 4. Auflage, E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1991, S. 346-348, 449-450. ISBN 978-3-510-65267-9