Eine Feuerwaffe ist eine Schusswaffe bei der ein Projektil mittels Gasdruck, erzeugt durch Verbrennung der Treibladung, aus einem Rohr oder Lauf getrieben wird. Damit sich ein Druck aufbauen kann, muss das Rohr am hinteren Ende dicht verschlossen sein. Bei Vorderladerwaffen ist dieser Verschluss fester Teil des Laufes. Bei Hinterladerwaffen kann er geöffnet werden.

Der Verschluss verhindert mit der Liderung oder in Verbindung mit der Patronenhülse ein unkontrolliertes Austreten heißer Gase beim Abfeuern der Treibladung. Zudem überträgt er die das Projektil beschleunigende Kraft als Gegenkraft auf die Waffe (actio gleich reactio).

Geschichte Bearbeiten

Handfeuerwaffen Bearbeiten

Zur Zeit der Vorderlader war es nicht möglich, bei Zündversagern an den fest verschlossenen Teil des Laufes zu gelangen um die Waffe zu entladen. Die Kugel musste von vorne mit einem Kugelzieher entfernt werden, was ein zeitraubendes und gefährliches Unterfangen war. Auch das Reinigen des Laufes war aufwändig. Eine Lösung für diese Probleme wäre gewesen, am Laufende eine Schwanzschraube einzusetzen, die entfernt werden konnte. Das System setzte sich jedoch nicht durch. Ein weiterer Nachteil der Vorderlader war, dass die Waffe nicht im Liegen geladen werden konnte, der Schütze musste seine Deckung aufgeben, zudem war auch das Nachladen zeitaufwendig.

Erst im angehenden neunzehnten Jahrhundert wurde es dank der Entwicklung der Fertigungstechnik möglich, Hinterlader herzustellen oder auch bestehende Vorderladerwaffen auf Hinterladung umzubauen.

Als Beispiel von umgebauten, beziehungsweise aptierten Waffen in zahlreichen Ländern kann der in Bayern beschrittene Weg dienen. Dort wurde das Podewils Lindner M58 - Gewehr 1867 auf Hinterladung abgeändert, die Perkussionszündung wurde beibehalten. Der von Edward Lindner entwickelte Verschluss besteht aus einer Schraubenverriegelung mit unterbrochenem Gewinde und Staubschutzdeckel.

 
Dreyse Verschluss

Den entscheidenden Schritt in der Entwicklung moderner Hinterlader bildete das von Johann Nikolaus von Dreyse entwickelte Zündnadelgewehr, das 1840 von der preußischen Armee übernommen wurde. Sein Zylinderverschluss war Vorbild für alle späteren Infanteriegewehre und wird noch heute bei der Mehrzahl der modernen Repetiergewehre eingesetzt.

Der Vorteil der Hinterladergewehre, die höhere Schusskadenz und die Möglichkeit, im Liegen zu laden, war unbestritten. Problematisch war, dass es anfangs nicht möglich war, eine dauerhaft gasdichte Liderung zu schaffen. Erst mit der Einführung der Metall-Patronenhülsen, die sich durch den Druck der Treibgase am Patronenlager anpassen, konnte eine perfekte Abdichtung erreicht werden.

Verschlusstechnik bei modernen Handfeuerwaffen Bearbeiten

Bei den modernen Hand- und Faustfeuerwaffen übernimmt die Patronenhülse die Liderung. Unter dem Gasdruck erweitert sich die Patronenhülse elastisch und ihr Material wird an die Wandung des Patronenlagers gepresst, was den gasdichten Abschluss gewährleistet. Verschlüsse von Waffen mit hülsenloser Munition werden formschlüssig abgedichtet.

Zur Berechnung der auf den Verschluss wirkenden Kraft und damit der Dimensionierung der Verriegelungselemente muss der bei der Verbrennung entstehende Spitzendruck eingesetzt werden. Bei einem Spitzendruck von 1000 bar und einer beschlagenen Verschlussfläche von 1 cm2 beträgt die wirkende Kraft 10000 N (ca. 1.000 kg).

Grundsätzlich kann zwischen zwei Verschlussarten unterschieden werden:

  • dem vor allem bei Einzelschusswaffen verwendeten Blockverschluss, der quer zur Laufachse geöffnet wird. Er wird durch ein hinter ihm liegendes Widerlager am Zurückweichen gehindert. Kipplaufwaffen funktionieren nach dem gleichen Prinzip, jedoch sind Verschluss und hinterer Teil der Waffe identisch.
  • dem bei Repetiergewehren, Halbautomaten und Automaten meist verwendeten Verschluss, der parallel zur Laufachse geöffnet wird. Um die Zufuhr einer neuen Patrone zu ermöglichen, wird er um mehr als eine Patronenlänge zurückgezogen. Als Zylinderverschluss verriegelt er mit dem Kammerstängel oder mit speziellen Verriegelungselementen, die in Ausfräsungen im Verschlussgehäuse oder in die Laufverlängerung eingreifen. Zum Entriegeln muss er gedreht werden. Bei Geradzugsystemen wird beim Zurückziehen des Ladehebels der Verschlusszylinder in einer ersten Phase gedreht und darufhin zurückgezogen.
  • Als Blockverschluss wird er durch Kippen oder durch Stützklappen in Verbindung mit dem Widerlager im Verschlussgehäuse am Zurückweichen gehindert.
  • beim Kniegelenkverschluss wird der Verschlussblock durch ein gestrecktes Kniegelenk am Rücklauf verhindert
  • Als Masseverschluss ist er nicht verriegelt; die Trägheit der Verschlussmasse verhindert ein vorzeitiges Öffnen. Er findet ausschliesslich bei Halbautomaten und Automaten Anwendung.

Moderne Verschlusssysteme für Patronenwaffen können weitere Funktionen übernehmen wie Laden, Abfeuern, Sichern und Entladen der Waffe. Der Verschluss selbst besteht gegebenenfalls aus verschiedenen einzelnen Teilen, beispielsweise:

  • dem Schlagbolzen, auch separatem Schlagstück
  • der Schlagbolzenfeder
  • dem Hülsenauszieher
  • dem Hülsenauswerfer (bei Waffen mit integriertem Auswerfer)
  • der Sicherung (verschiedene Schlagbolzensicherungen und Schlagstücksicherungen)

Revolver benötigen keinen Verschluss. Die vom Lauf getrennte Trommel ist gleichzeitig Magazin und Patronenlager. Der Patronenboden überträgt den Rückstoss direkt auf den Rahmen des Revolvers.

Verschlusssysteme bei Einzelladern Bearbeiten

Kipplaufverschluss Bearbeiten

Bei dieser Verschlussart kann der Lauf um eine Drehachse gekippt werden und gibt so das Patronenlager frei, so dass eine Patrone eingelegt beziehungsweise entnommen werden kann. Der Verschluss ist Teil des Systemgehäuses (Basküle) und ist heute die bei weitem häufigste Form des Baskülverschlusses, der bei Flinten und kombinierten Jagdwaffen eingesetzt wird. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Kipplaufverschlüsse für Hinterlader konstruiert. Der Kipplaufverschluss gehört bei modernen Jagdwaffen und Waffen für das sportliche Flintenschießen zu den am meisten verwendeten Konstruktionen. Beim weit verbreiteten Greener-System greifen Verschlusskeile in Haken unterhalb des hinteren Laufendes und verriegeln den Verschluss. Das Öffnen geschieht manuell durch den Schützen über einen Bedienhebel, die Patronenhülsen werden beim Öffnen des Verschlusses durch Auszieher ein Stück aus dem Patronenlager gehoben oder mittels eines federgetriebenen Auswerfers (Ejektor) ausgeworfen.

Kipplaufrevolver bilden das Bindeglied zwischen Revolverkonstruktion und dem Kipplaufverschluss.

Fallblockverschluss Bearbeiten

Beim Fallblockverschluss System Sharps wird der Verschlussblock im Verschlussgehäuse durch Kulissen geführt. Er wird zum Laden mittels einer Hebelmechanik nach unten gezogen um das Patronenlager freizugeben. Beim System Martini ist der Verschlussblock hinten angelenkt und wird zum Laden abgekippt, indem der Abzugbügel nach unten gezogen wird.

Tabatiereverschluss Bearbeiten

Der Tabatiereverschluss gehört konstruktiv zu den Blockverschlüssen, bei dem der Verschlussblock seitlich herausgeschwenkt wie beim Snider-Enfield-Gewehr oder hochgeklappt wird wie beim Springfield Model 1873-Gewehr. Beim Öffnen wird die Lademulde freigegeben. Da der Tabatiereverschluss kurz baut, wurde er vor allem bei zum Aptieren von Vorderladern angewendet.

Rolling-Block-Verschluss Bearbeiten

Der Begriff Rolling-Block-Verschluss bedeutet Drehblockverschluss. Der achsgelagerte Verschlussblock ist durch den Hahn verriegelt. Zum Öffnen muss zuerst der Hahn gespannt werden, worauf der Verschlussblock nach hinten abgekippt werden kann. Die Patrone wird ins offene Patronenlager eingeschoben. Daraufhin wird der Verschlussblock hochgeklappt, er wird durch eine Feder am Öffnen gehindert. Wird der Abzug betätigt, so verriegelt der vorschnellende Hahn den Verschluss und zündet die Patrone.

Verschlussysteme bei Repetiergewehren Bearbeiten

Zylinderverschluss Bearbeiten

 
Mauser M71 Verschluss

Der Zylinderverschluss wird auch als Kammerverschluss bezeichnet. Ab 1900 war er der meist verwendete Verschluss bei Armeegewehren. Er wird noch heute in diversen Varianten hergestellt, das Prinzip der Verriegelung ist jedoch immer dasselbe. Zum Entriegeln muss die Kammer mit dem Kammerstängel gedreht werden, bevor sie geöffnet werden kann. Die Verriegelung erfolgt entweder über den Kammerstängel oder eine unterschiedliche Anzahl von Verriegelungselementen (Nocken oder Gewindekämme) die in entsprechende Aussparungen in der Systemhülse oder der Laufverlängerung eingreifen. Am weitesten verbreitet und kopiert ist das Mauserschloss (Mauser System 98, K98), welches noch heute als Endpunkt des Prinzips gelten kann.

Die Verriegelungselemente sind nicht senkrecht zur Drehachse, sondern in einem Winkel, leicht schraubenförmig angebracht. Die Drehung beim Entriegeln des Verschlusses bewirkt dadurch einen Rücklauf von 1 bis 2 mm desselben, was über den Auszieher die Hülse lockert. Diese primäre Extraktion vermindert den Kraftaufwand zum Nachladen erheblich.

Eine Variante sind die Geradezugverschlüsse. Bei diesen erfolgt die Drehung der Kammer oder der zur Kammer gehörenden Verriegelungshülse nicht direkt über den Kammerstängel, sondern über einen Ladehebel, der die Kammer oder Verriegelungshülse über eine entsprechend eingefräste Kulisse in Drehung versetzt. Siehe auch Drehkopfverschluss.

Repetierwaffen mit Kniegelenkverschluss Bearbeiten

Beim Kniegelenkverschluss wird der Verschlussblock durch ein gestrecktes Kniegelenk am Rücklauf gehindert. Bei Repetierwaffen (Winchester (Gewehr)) wird zum Nachladen das Kniegelenk durch die Betätigung des Ladehebels geknickt, der Verschluss läuft zurück, zieht die Patronenhülse aus und schiebt im Vorlauf die neue Patrone ins Patronenlager.

Repetierwaffen mit Blockverschluss Bearbeiten

Eines der ersten Repetiergewehre mit Blockverschluss, (genau genommen einem Fallblockverschluss) war das 1860 patentierte Spencer-Gewehr. Bei diesem wird der Verschluss mit dem dahinterliegenden Widerlager verriegelt. Zum Entriegeln muss er mit dem Ladehebel nach unten gezogen werden. Daraufhin wird das System nach unten geschwenkt und der Hülsenauswerfer in Aktion gebracht. Beim Schliessvorgang führt der Verschluss eine Patrone aus dem im Kolben liegenden Röhrenmagazin zu. Vor dem Abschiessen muss der Hahn gespannt werden.

1886 übernahm Winchester ein von John Moses Browning entwickeltes Verschlusssystem für Unterhebelrepetierer, bei denen der Verschluss mit einem hinten liegenden Keil blockiert wird.

Das Mannlicher-Gewehr Mod. 1885/86 hat einen nicht drehbaren Zylinderverschluss für Geradzugbewegung, der mit einer unten angelenkten Stützklappe verriegelt wuird. Die Patronenzufuhr erfolgt von unten aus einem Kastenmagazin.

Repetiergewehre mit Kippblockverschluss Bearbeiten

Die bekanntesten Beispiele von Repetiergewehren mit Kippblockverschluss sind: Der Winchester Kal. .22 Vorderschaftsrepetierer Modell 1890, bei dem der Verschlussblock vorne beidseitig zwei Nocken trägt, welche in Ausfräsungen im Verschlusskasten einrasten. Zum Entriegeln wird der Verschlussblock vorne hochgekippt. Beim Winchester-Lee Gewehr Modell 1895, einem Geradzuglader wird der einteilige Verschlussblock im hinten liegenden Gegenlager am Rücklauf gehindert. Zum Entriegeln und Öffnen des Verschlusses wird der rechts am Gehäuse liegende Ladehebel nach hinten gezogen. Beim von der amerikanischen Firma Savage hergestellten Unterhebelrepetierer Mod. 1899 zieht der Ladehebel den Verschluss zum Entriegeln nach unten.

Verschlusssysteme bei Selbstladewaffen und Automaten Bearbeiten

Die Verschlusssysteme bei Selbstladewaffen und Automaten entsprechen in der Regel denen von Repetierwaffen. Im Unterschied zu diesen wird ein Teil der durch den Schuss ausgelösten Energie zum Nachladen aufgewendet. Bei Selbstladewaffen (Halbautomaten) muss jeder Schuss durch einzeln durch den Abzug ausgelöst werden muss, während Automaten (Seriefeuerwaffen) schiessen, solange der Abzug durchgezogen ist.

Verschlusssteuerung Bearbeiten

Bei Selbstladewaffen und Automaten existieren eine Reihe unterschiedlicher konstruktiver Lösungen um das Öffnen des Verschlusses mechanisch zu verzögern.

  • Die einfachste Lösung findet sich bei Waffen mit Masseverschluss. Dort wird die Verschlussmasse so berechnet, dass beim unmittelbar nach der Zündung beginnenden Rücklauf des Verschlusses die Liderung bestehen bleibt, solange im Lauf noch Druck herrscht. Bedingung für ein einwandfreies Funktionieren ist die Verwendung von Munition mit zylindrischer oder nahezu zylindrischer Hülse. Bei starken Flaschenhalspatronen besteht die Gefahr von Hülsenreissern. Durch Vorzündung, die Zündung erfolgt während der Verschluss noch im Vorlauf ist, kann die Verschlussmasse wesentlich verringert werden. Dabei werden auch durch den aufschlagenden Verschluss verursachte Schläge vermieden (Oerlikon MG FF, Sten).
  • Bei Waffen mit verzögertem Masseverschluss wird der unmittelbar nach der Zündung beginnende Rücklauf den Verschlusses in einer ersten Phase gebremst um Hülsenreisser zu vermeiden. Zudem kann durch Längsrillen im sich verjüngenden Teil der Kammer ein Druckausgleich zwischen der Innen- und Aussenseite des Verjüngungskonus der Hülse geschaffen werden Sturmgewehr 57.
  • Bei verriegelten Rückstoßladern laufen Verschluss und Lauf durch den Rückstoß gemeinsam zurück, bis sie mechanisch entriegelt werden. Auch hier existieren Waffen mit Vorlaufzündung, Beispiel (Lmg 25), bei diesem wird die Patrone gezündet, während Lauf und Verschluss bereits verriegelt sind, sich jedoch noch im Vorlauf befinden.
  • Bei Gasdruckladern wird Gas durch eine Bohrung im Lauf in einen Zylinder geleitet. Dadurch wird der darin liegende Kolben und das mit ihm verbundene Steuerstück nach hinten geschleudert und entriegelt mit einem geeigneten Mechanismus den den im Verschlussgehäuse verriegelten Verschluss. Typische Gasdrucklader mit Steuerstück sind das Lewis MG, der Bren und der Kalaschnikov. Eine andere Variante findet sich beim amerikanischen Gewehr M 16. Dort wird das Gas durch eine Leitung vom Lauf in den Verschluss geführt und löst dort die Entriegelung aus.

Vor und Nachteile der Systeme Bearbeiten

Die meisten frühen Selbstlade- und Automatwaffen waren als verriegelte Rückstosslader konstruiert, da man ein rasches Verschmutzen des Systems befürchtete. Erst die Entwicklung der rauchlosen Patronen Munition erlaubte eine einwandfreie Funktion von Gasdruckladern wie dem MG Colt 1895 und dem Mondragon-Gewehr.


Unverriegelter Verschluss Bearbeiten

Der unverriegelte Verschluss (auch als Masseverschluss bezeichnet), beruht auf der Massenträgheit des Verschlusses. Der Verschluss wird beim Schuss durch den Rückstoß in Bewegung gesetzt, wobei diese Rückwärtsbewegung langsam genug erfolgt, um sicherzustellen, dass die Patrone erst nach ausreichendem Absinken des Gasdruckes ganz aus dem Patronenlager ausgezogen wird. Die Kraft der Rückholfeder hat bei diesen Systemen kaum Einfluss auf das Öffnungsverhalten unmittelbar nach Schussabgabe. Im Bereich der Handfeuerwaffen setzen Verschlussmasse und Federspannung der Leistung der verwendeten Munition enge Grenzen. Ab einer bestimmten Leistungsklasse der Munition muss der Verschluss relativ schwer ausgeführt werden (vgl. UZI oder Sten Gun), oder es muss eine sehr starke Schließfeder verwendet werden (vgl. „Le Francaise“ und alte „Astra“ Waffen), was die Waffenhandhabung erschwert. Bei zuschiessenden Seriefeuerwaffen kann der Verschluss leichter gehalten werden, sofern die Patrone vor dem Stillstand gezündet wird., die Im Bereich größerkalibriger Waffen kam der unverriegelte Masseverschluss etwa bei den Bordwaffen MK 108 und MG FF zum Einsatz.

Gasgebremster Verschluss Bearbeiten

Bei gasgebremsten Verschlüssen wird ein Teil des Druckes im Lauf durch Bohrungen auf eine Kolbenfläche umgeleitet, welche dem Rücklauf des Verschlusses entgegenwirkt. Daraus resultiert, dass die Masse des Verschlusses im Gegensatz zu Waffen mit einem reinen Masseverschluss geringer gehalten werden kann. Zudem bewirkt ein höherer Gasdruck im Lauf einen erhöhten Druck auf der Kolbenfläche. Dieser Druckausgleich führt dazu, dass die Waffe mit verschiedenen Ladungen einwandfrei funktioniert. Typische Waffen mit"gasgebremsten" Verschlüssen sind das deutsche Volkssturmgewehr VG 1-5 von 1945, die Pistole Steyr GB und die Pistolenbaureihe Heckler & Koch P 7.


Halbstarr verriegelter Verschluss Bearbeiten

Eine Sonderform zwischen verriegeltem und unverriegeltem Verschluss ist der verzögerte Masseverschluss oder Masseverschluss mit übersetzter Kraftübertragung. Bei diesem Verschlusstyp finden auch Verschlussbezeichnungen wie „beweglich abgestützt“ oder „verzögert“ Verwendung, diese Systeme können auch als „nicht starr verriegelt“ bezeichnet werden. Bei diesen Systemen überträgt der zurüchweichende Verschlusskopf seine Bewegung, beschleunigt durch eine Mechanik, auf das dahinterliegende Steuerstück. Dieses löst im Rücklauf die halbstarre Verriegelung des Verschlusskopfes. In der Folge laufen beide gemeinsam zurück und werden durch die Schliessfeder zum Nachladen wieder nach vorne gedrückt.

Beim halbstarren Rollenverschluss des Heckler & Koch H&K G3-Gewehres und dem schweizerischen Sturmgewehr 57 der Schweizer Armee werden zwei Stützrollen durch einen vorne am Steuerstück liegenden Keil in die im Gehäuse liegenden Widerlager gedrückt. .http://www.waffeninfo.net/verschluss/rollen_01.php Grafik Rollenverschluss]</ref>

Beim französischen Einheitsmaschinengewehr AA-52 geschieht die Verriegelung und Beschleunigung durch einen Hebel, beim Österreichischen Maschinengewehr Schwarzlose steuert ein Kniegelenk diese Kraftübertragung und bei der Thompson Maschinenpistole Modell 1921 und Modell 28 geschieht dies durch ein gleitendes Übertragungselement.

Bei Waffen mit verzögertem Masseverschluss weichen Verschluss und Patronenboden unmittelbar mit dem Druckaufbau in der Patronenhülse zurück. Gleichzeitig wird die sich verjüngende vordere Partie der Hülse durch den Gasdruck nach vorne gepresst und blockiert. Um dadurch entstehende Hülsenreisser zu vermeiden, müssen im sich vorne verjüngenden Teil des Patronenlagers Druckausgleichsrillen eingefräst werden. Der Innendruck auf den Hülsenkonus wird damit ausgeglichen.


Im Gegensatz zu Maschinenpistolen haben Gewehre meist vorne verjüngte Patronenhülsen (engl. Bottle necked), um mehr Pulver laden zu können. Bei Waffen mit verzögertem Masseverschluss weicht der Verschlusskopf von Anfang an zurück. Der Gasdruck presst einerseits den Hülsenboden nach hinten und andererseits die Gegenfläche d.h. die sich verjüngende Fläche (projiziert eine Ringfläche) der Hülse nach vorn. Die auf diese Fläche wirkende Kraft entspricht der auf den Hülsenboden wirkenden Kraft abzüglich der die Kugel beschleunigende Kraft. Durch Entlastungsrillen wirkt der gleiche Gasdruck auch auf die Aussenfläche des sich verjüngenden Teils der Hülse; resultierende Kraft = Null. Auch die Adhäsion des an das Patronenlager gepressten zylindrischen Teils der Hülse wird etwas abgeschwächt

Verriegelter Verschluss Bearbeiten

Beim verriegelten Verschluss stellen Verriegelungselemente die Verbindung zwischen Lauf und Verschluss beim Schuss sicher. Sie entsprechen in ihrer Konstruktion den Verschlüssen von Repetiergewehren, sind in der Regel aber massiver gebaut um der Hitze und der rasch wiederkehrenden Belastung standzuhalten.

Rückstosslader werden durch den Rücklauf des Lauf-Verschluss-Systems entriegelt. Bei Gasdruckladern geschieht dies durch Gasentnahme im Lauf, ein Kolben treibt das Steuerstück nach hinten was den Verschluss entriegelt.

Verschlusssysteme Bearbeiten

Es werden allgemein unverriegelte und verriegelte Verschlusssysteme unterschieden. Unverriegelte Verschlusssysteme finden vorwiegend bei Waffen im Kleinkaliber oder mit kleinkalibriger Munition Verwendung, die Ausnahme bilden Maschinenpistolen. Verriegelte Verschlusssysteme sind in Waffen zum Verschießen starker Munition unumgänglich.

Masseverschluss Bearbeiten

Der Masseverschluss [1] ist ein unverriegelter Verschluss für automatische Waffen, der die Verschlussfunktionalität aufgrund seiner eigenen großen Masse, im Verhältnis zur Stärke der mit ihm verwendeten Patronenmunition, gewährleistet. Die Masse des Verschlusses ist dabei so ausgelegt, dass sie eine sichere Schussabgabe erlaubt und der nach hinten auf den Verschluss wirkende Gasdruck ausreichend ist um den Repetiervorgang (das Auswerfen der abgeschossenen Patronenhülse, Spannen des Schlagstücks und Abzugssystems, sowie das Nachladen der Waffe mit einer neuen Patrone) durchzuführen. Die Verschlusssteuerung erfolgt hierbei über die Massenträgheit des Verschlusses. Verwendung findet dieses System beispielsweise in automatischen Kleinkalibergewehren und -Pistolen, sowie in Maschinenpistolen und einigen Exoten unter den Selbstladepistolen, wie z. B. der Heckler & Koch HK VP70.

Rollenverschluss Bearbeiten

Der Rollenverschluss ist konstruktiv ein umgelenkter Massenverschluss und kann starr (verriegelt) oder halb-starr ausgeführt sein.

Gasgebremster Verschluss Bearbeiten

Bei gasgebremsten Verschlüssen wird ein Teil des Druckes im Lauf durch Bohrungen auf eine Kolbenfläche umgeleitet, welche dem Rücklauf des Verschlusses entgegenwirkt. Daraus resultiert, dass die Masse des Verschlusses im Gegensatz zu Waffen mit einem reinen Masseverschluss geringer gehalten werden kann. Zudem bewirkt ein höherer Gasdruck im Lauf einen erhöhten Druck auf der Kolbenfläche. Dieser Druckausgleich führt dazu, dass die Waffe mit verschiedenen Ladungen einwandfrei funktioniert. Typische Waffen mit"gasgebremsten" Verschlüssen sind das deutsche Volkssturmgewehr VG 1-5 von 1945, die Pistole Steyr GB und die Pistolenbaureihe Heckler & Koch P 7.


Blockverschluss Bearbeiten

Kippblockverschluss Bearbeiten

Der Kippblockverschluss,[2] der vorzugsweise in Gasdruckladern Verwendung findet, ist eine moderne Weiterentwicklung der Blockverschlüsse.

Ein typischer Gasdrucklader mit Kippblockverschluss ist das Bren-Maschinengewehr. Die beim Schuss beweglichen Teile sind der Gaskolben mit dem dahinter angebrachten Steuerstück und der darauf aufgesetzte Verschlussblock. Beim Rücklauf löst das Steuerstück in einer ersten Phase die Verriegelung des Verschlussblockes und läuft mit diesem bis zum Anschlag zurück. Dabei wird die leere Hülse ausgezogen und nach unten ausgeworfen; zudem wird die mit dem Steuerstück verbundene Schliessfeder gespannt und bremst dabei den Rücklauf. Im Vorlauf schiebt der Verschluss eine Patrone aus dem Magazin ins Patronenlager und wird am Laufende gestoppt. Das Steuerstück läuft weiter und drückt (kippt) mit einer hinten aufgesetzten Rampe den hinteren Teil des Verschlusses nach oben, wo er in einem Widerlager im Verschlussgehäuse verriegelt. In der letzten Vorlaufphase löst das vorlaufende Steuerstück die Zündung der nächsten Patrone aus.

Kniegelenkverschluss Bearbeiten

Beim Kniegelenkverschluss wird die Kammer (Verschluss) durch ein gestrecktes Kniegelenk am Rücklauf gehindert. Bei Repetierwaffen (Winchester (Gewehr)) wird zum Nachladen das Kniegelenk durch die Betätigung des Ladehebels geknickt, der Verschluss läuft zurück, zieht die Patronenhülse aus und schiebt im Vorlauf die neue Patrone ins Patronenlager.

Bei Selbstlade- und Automatwaffen ist das Kniegelenk vor der Schussabgabe überstreckt, so dass der Verschluss sicher verriegelt ist. Bei der Schussabgabe beschleunigt der Rückstoß den Lauf zusammen mit dem Verschlusssystem nach hinten. Während des Rücklaufes wird das Kniegelenk durch eine Steuerkurve geknickt, der Verschluss läuft infolge seiner Massenträgheit und des noch wirkenden Restdruckes im Patronenlager weiter zurück, während der Lauf gestoppt wird. Im Rücklauf wirft der Verschluss die leere Hülse aus. Anschließend wird er durch die Schliessfeder wieder nach vorn beschleunigt und führt eine neue Patrone aus dem Magazin oder Patronengurt ins Patronenlager ein.

Eine Sonderform des Kniegelenkverschlusses findet sich beim 1923 in Amerika entwickelten halbautomatischen Pedersen-Gewehr. Bei diesem ist das Kniegelenk nicht überstreckt, sondern minimal geknickt, was dazu führt, dass es durch den Rückstoß verzögert geöffnet wird. Das System hat sich nicht durchsetzen können, da eine sichere Funktion gefettete Patronen voraussetzte.

Besonderheiten Bearbeiten

Verschlüsse selbstladender Waffen Bearbeiten

Verschlüsse selbstladender Waffen werden nach Abgabe des Schusses automatisch geöffnet, um die abgeschossene Hülse auszuwerfen und das Schlagstück zu spannen. Das Öffnen des Verschlusses darf auch hier erst dann erfolgen, wenn der Gasdruck im Lauf auf einen ausreichend niedrigen Wert gesunken ist. Dies ist kurz nach dem Austritt des Geschosses aus der Laufmündung der Fall. Die meisten selbstladenden Waffe sind so gerechnet, dass die Massenträgheit der beschleunigten Komponenten genügt um die Schliessfeder zu spannen, damit diese den Nachladezyklus abschliessen kann. Bei schnellschiessenden Waffen wie beim deutschen MG 42 und der Flugabwehrkanone Hispano-Suiza HS-404 wurde der Restdruck im Lauf eingesetzt, um den Verschluss zusätzlich zu beschleunigen. Dies ist auch bei den meisten halbstarr verriegelten Waffen der Fall. Dies hat zur Folge, dass beim Öffnen giftige Gase austreten, was beim Schiessen aus geschlossenen Räumen ein Nachteil ist. Die „Verschlusssteuerung“ in Abhängigkeit von der verwendeten Munition bildet also ein zentrales, konstruktives Problem für den Bau von Selbstladern. Beispiele für Verschluss Zuhaltungen sind:

  • Verriegelungskämme auf dem Lauf und entsprechende Nuten im Schlitten (Verschluss) der Waffe, System Browning, Colt 1911 oder Verschlussblock am Lauf, verriegelnd im Auswurffenster des Schlittens, Glock Pistolen und andere
  • Drehbarer Zylinderverschluss oder Verschlusskopf, mit Verriegelungselementen, die in Ausfräsungen im Gehäuse eingreifen, Mondragon-Gewehr, Lewis-LMG, Kalashnikow, M16
  • Schwenkbare Stützklappen, Sauer 80
  • Kugelmechanismus, Heym SR 30
  • Rollen, StG H&K G3 oder FAMAS
  • Schwenkriegel (Stützklappen) Pistole Walther P38 oder Beretta 92F, schweizerisches MG 51

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Grafik Masseverschluss
  2. Grafik Kippblockverschluss

Weblinks Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • „Verschlusssysteme von Feuerwaffen“, Peter Dannecker, ISBN 3-936632-20-0
  • „Enzyklopädie der Handfeuerwaffen“, Craig Philip, ISBN 3-86070-499-0
  • „Illustriertes Lexikon der Handfeuerwaffen", Vladimir Dolinek, ISBN 3-86070-773-6
  • „Jagdwaffenkunde“, Willi Barthold, VEB Verlag Technik Berlin 1979
  • „Handfeuerwaffen“, Jaroslav Lugs, Militärverlag der DDR, ISBN 3-327-00032-8
  • „Small Arms of the World" A Basic Manual of Military Small Arms, Copyright 1957 by W.H.B.Smith, co-autor Joseph E. Smith

Geschütze Bearbeiten

 
Hinterladergeschütz aus dem Jahre 1410
 
Frühe Hinterlader-Verschlusssysteme von Armstrong und Whitworth

Im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert wurden auf Schiffen kleinere Hinterladergeschütze mit durchgehendem Rohr eingesetzt. Bei diesen wurde eine geladene Kammer hinter dem Rohr in die Ladeöffnung eingelegt und mit einem Keil gegen das Rohrende gepresst Diese Kammerlader wurden weitgehend durch Vorderladergeschütze ersetzt.

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Keilverschluss
 
Schraubverschluss System De Bange

Erst in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wurde es möglich, gasdichte Verschlüsse für grosskalibrige Waffen herzustellen, wobei sich zwei grundlegend verschiedene Systeme bis heute halten konnten, der Keilverschluss, bei dem die Liderung durch die Hülse geschieht und der Schraubverschluss, bei dem eine plastische Masse Gasverluste verhindert.


[[Kategorie:Aufbau/Funktion von Handfeuerwaffen]] [[Kategorie:Waffe]]