Schöpfung oder / und Evolution

Immer wieder wird über den Wahrheitsgehalt der obigen beiden Worte diskutiert. So entstand. darüber laut der Stuttgarter Zeitung vom 13.3.09 in einem vatikanischen Kongress sogar unter katholischen Theologen ein heftiger Meinungsstreit. Dabei sollten nicht nur diese und die Biologen, sondern auch die Astronomen und die Geologen zu Wort kommen. Anstel-le eines hartnäckigen „Entweder oder“ befürworte ich ein „ Sowohl als auch“. Dabei unter-scheide ich zwischen den beiden Begriffen der Evolution und der Schöpfung und werfe sie nicht in einen Topf, auch wenn Zusammenhänge bestehen. Im Folgenden gehe ich auch auf das Buch [1] des katholischen Theologen Hans Küng ein.

Zur Weltgeschichte:

1. Urknall.

Nach den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist der gesamte Kosmos vor etwa 13- 14 Milliarden Jahren, oder noch früher, durch eine unvorstellbar riesige Explosion, ge-nannt Urknall, entstanden. Die Summe aller heute noch im Weltall vorhandenen Energien und daraus resultierenden Materien sei damals von einem Punkt aus freigesetzt worden. Gleichzeitig entstanden die Zeit, der Raum, die Naturgesetze und in sehr kurzer Zeit die Materie in Form von Atomen, vorwiegend als Wasserstoff. Die Frage, woher diese Energie kam, wer oder was sie ausgelöst hat, kann ich nur mit dem Hinweis auf die Existenz eines über Zeit, Raum und Naturgesetzen stehenden, d. h. allmächtigen Schöpfers oder Gottes beantworten. Auch wenn dieses Eigenschaftswort umstritten ist, wird es doch häufig be-nutzt. In [1] auf Seite 86 wird aber schon die Aussage von Tipler, dass wir in einem Uni-versum leben, das von Gott geplant und erschaffen wurde, mit einem Fragezeichen verse-hen.

2. Die ersten 7 Milliarden Jahre danach.

Auf Grund der neuen physikalischen Gesetzmäßigkeiten dehnte sich das Weltall sehr schnell aus und wandelte dabei Strahlungsenergie in Materie, in Form von heißen Gasen. Dabei strukturierte sich der Kosmos durch Gravitation in gasförmige, sich drehende und durch die Wasserstofffusion erst leuchtende Sterne, die sich zu einzelnen Galaxien zusam-menschlossen. Dabei soll die Dunkle Materie für den Zusammenhalt sorgen. Daneben sollen gewaltige Supernova- Explosionen mit extrem hohen Temperaturen und Drücken über hö-herwertige Fusionen die schwereren chemischen Elemente gebildet haben, die sich dann als interstellare Materie verteilt haben. Dies alles war nicht selbstverständlich und hätte auch ganz anders verlaufen. Schon winzige Variationen in den Zahlenwerten von Naturkonstanten, Wechselwir-kungsparameter und den Anfangsbedingungen im Urknall hätten den Kosmos und die Struktur der Materie mitsamt aller Himmelskörper drastisch verändert und hätten wahr-scheinlich nicht zur heutigen belebten Welt führen können. Die Frage, warum es so und nicht anders geschehen ist, versucht man mit dem sogenannten antropischen Prinzip [2 Seite 75 ff] zu beantworten. Die Strukturierung des Kosmos können die Astrophysiker aus der Ursache allein nicht erklären und schon gar nicht ausschließen, dass dahinter eine ziel-gerichtete Kraft gewirkt hat.

3. Entstehung des Sonnensystems

Später entstanden durch Gravitation und Fliehkräfte die um die Sterne kreisenden Plane-ten oder Sonnensysteme. Unser System sei vor etwa 5 Mrd. Jahren entstanden und zwar an einer günstigen Stelle am Rand unserer Milchstraße. Darin bestand unsere Erde im Gegen-satz zur Sonne und den äußeren Planeten bemerkenswert nicht aus Gasen sondern aus glut-flüssiger schwerer Materie aus der Zusammenballung der interstellaren Massen. Sie hatte sich vor 4 Mrd. Jahren so weit abgekühlt, dass sich über dem flüssigen Kern eine erste Erd-kruste bilden konnte. Nach der Verflüchtigung des Wasserstoffs wird angenommen, dass Wasserdampf (mit noch unbekannter Herkunft) ausgestoßen wurde, der sich bei weiterer Temperaturabnahme zu Wasser kondensierte, welches mit gewaltigen Güssen die Senken der Kruste mit Meeren bedeckte. Wasser und erträgliche Temperaturen bildeten nun die ersten Voraussetzungen für die Entstehung des Lebens. Auch der Vergleich mit den ande-ren, lebensfeindlichen Planeten zeigt die Einzigartigkeit der mannigfaltigen, wohlbekannten aber nicht selbstverständlichen Vorzüge unserer Erde zumindest in unserer bekannten Welt. Auch hier drängt sich die Frage nach der Existenz eines „Designer-Gottes“ auf, auch wenn nach [1, Seite 87] diese Vorstellung nicht überzeugen vermag.

4. Schaffung der ersten Lebewesen

Mit der Entstehung der Meere und dem Absinken der Temperatur auf erträgliche Werte waren die Voraussetzungen für ein Leben vorhanden. In dieser „Ursuppe“ entstanden die ersten Lebewesen als Mikroorganismen in Form von einzelligen Bakterien und Algen. Diese sind nicht einfach aus dem Vorhandensein von bestimmten Gasen, der Sonnenstrahlung und elektrischen Impulsen zu erklären, womit nur organische Stoffe hätten entstehen können. Das versuchen aber die Biologen mit der „Biogenese“ zu begründen. Demnach sollen biochemische Gesetzmäßigkeiten zu einer „Selbstorganisation“ der Materie oder der Mole-küle mit rein zufälligen Reihenfolgen der Glieder der Nukleinsäuren und damit zu RNS- Molekülen und schließlich zu den lebenden Zellen geführt haben [1 Seite 156]. Dies können aber die Wissenschaftler nicht beweisen, solange sie nicht selbst Leben aus der Retorte er-zeugt haben. Die Mikroorganismen waren wahrscheinlich für mehr als 2 Milliarden Jahre die einzigen auf der Erde. Sie hatten noch keinen Zellkern und mussten ohne Sauerstoff auskommen. Sie konnten sich aber reproduzieren und so ihr primitives Erbgut weitergeben Die Algen waren so angelegt, dass sie mit Hilfe des Sonnenlichts aus dem in der Atmosphäre nicht selbstver-ständlich reichlich vorhandenen Treibhausgas Co2 die lebenswichtigen Elemente Kohlen-stoff und Sauerstoff abspalteten. Dabei konnten sie den Sauerstoffanteil in der langen Zeit von Null auf etwa 20 % steigern. Diese Photosynthese halte ich neben der Schaffung des Lebens für die bedeutendste „ Erfindung“ in der Erdgeschichte. Und jede Erfindung kann nicht aus sich selbst entstehen, sondern setzt eine Geisteskraft voraus. Außerdem musste die Anziehungskraft oder die Masse der Erde in einen Bereich liegen, wo der Sauerstoff sich nicht verflüchtigen, der für ihn gefährliche freie Wasserstoff aber aus der Atmosphäre entweichen konnte. Das gilt wegen der erträglichen Temperatur auch für die Entfernung zur Sonne.

5. Entstehung der höheren Lebewesen mit Kernen in ihren Zellen

Vor etwa 1 Mrd. Jahren hatte sich die frühere lebensfeindliche Atmosphäre soweit verän-dert, dass sie mit dem neutralen Stickstoff und dem Sauerstoff die Voraussetzung für höher-wertiges Leben schuf. Dazu gehörte im Unterschied zu den anderen Planeten auch die Schaf-fung der globalen Schutzschirme gegen gefährliche kosmische Strahlungen (Atmosphäre, Ozonschicht, Magnetfeld). Die neuen Lebewesen besaßen in ihren Zellen jetzt Kerne, deren genetisches Material säuberlich in Chromosomen gegliedert war. Nach [1] Seite 157 sollen auch diese, allerdings in einem aufwändigeren Prozess durch „Selbstorganisation“ entstanden sein. In wenig überzeugender Weise sollen so in den vorhandenen Organismen Kerne mit komplexen Chromosomen (mit Genen in doppelsträngiger DNS) entstanden sein. Die Biolo-gen können vielleicht sagen, wie das abgelaufen sein könnte, aber nicht warum, oder die Ursa-che angeben. Es spricht einiges dagegen, dass dieser Startschuss fürs Leben allein aus der Natur selbst kam.

6. Schöpfung und Evolution

Danach erst konnte die Evolution im ursprünglichen Sinne mit der Schaffung einer Vielfalt beginnen. Bei der Zellteilung passieren in den Chromosomen nämlich ab und zu Zwischenfälle, die zu Mutationen der Erbsubstanz führen. Erst wenn die neuen Merkmale bei der natürlichen Auslese sich dann durchsetzen, hat die Evolution etwas Neues hervorgebracht (Zufall und Notwendigkeit). Das Prinzip der Zellkerne und deren Mutation musste aber erst von je-mandem geschaffen bzw. ermöglicht werden. Das gilt auch für die globalen Schutzhüllen und die neuerdings den Zellkernen zugeschriebene Eigenschaft eines „ kreativen Systems“ oder eines „ kooperativen Gens“ [3, Seite 30], das anders als nach Darwin ,d. h., mit weniger Zufall und Selektionsdruck, auf äußere Einflüsse mit Änderungen reagieren kann (Epigenetik). Seither entstand mit Hilfe der Evolution eine riesige Zahl von Pflanzen- und Tierarten auf der Erde. Die Aussage der Bibel: „Gott schuf alle Geschöpfe, jedes nach seiner Art“ darf nicht so wörtlich gelesen werden, wie es die Kreationisten tun. Letztere lassen nur eine Mikro- Evo-lution innerhalb einer Art, d. h., die Bildung verschiedener Rassen zu. Bei den vielen Millionen verschiedener Arten, hätte aber Gott beim Kreieren viel zu tun gehabt. Dafür ließ er die von ihm in Gang gesetzte Evolution arbeiten. Er hatte ja eine Milliarde Jahre Zeit dazu. Er hatte aber wahrscheinlich von Anfang an einen Plan, mindestens an einer Stelle im Weltall einen von höheren Lebewesen bewohnten Ort zu schaffen, der zur heutigen Erde führt. Dazu gehörte am Ende die Schöpfung des Homo Sapiens mit einer passenden und erträglichen Umwelt sowie reichen Bodenschätzen als Mitgift. Es ist für mich plausibel, dass er zur Erreichung dieses Zieles die Gestaltung unserer Erde unterstützte, sie für das Leben vorbereitete und dabei zeitweise in die weitere Entwicklung eingreifen musste, und sich nicht allein auf die Evolution verlassen konnte. Nach neueren Erkenntnissen sollen den Jahrmillionen Jahren mit erstaunlicher Stabilität neue Phasen von Schüben gefolgt sein, in denen das Leben sich fast sprunghaft veränderte, z.B. die kambrische Explosion des Lebens vor etwa 500 Millionen Jahren. Dies musste nicht durch Anpassung an andere Umweltbedingungen alleine verursacht worden sein. Im Hinblick auf das angestrebte Ziel lief die Entwicklung der Saurier aus dem Ruder. Deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass Gott vor etwa 65 Millionen Jahren einen großen Meteor auf die Erde lenkte, der diese Spezies auslöschte. Angesichts dessen, was er sich bei der Schöpfung alles leistete, darf man ihm diesen Eingriff wohl zutrauen. Dabei ist nicht nur die Tatsache an sich sondern auch sein Zeitpunkt entscheidend für die weitere Entwicklung des Lebens. Stellen wir uns vor, dieses Ereignis hätte erst 1 Million Jahre später stattgefun-den, dann wäre die Evolution der Säugetiere um den gleichen Zeitraum verzögert worden. Die Natur wäre auf dem Stand vor einer Million Jahren. Es gäbe also heute uns Menschen noch gar nicht. Nach Darwin kann erklärt werden, wie sich die Lebewesen immer weiter entwickelt haben und verschiedene Arten entstanden. Die Frage ist nur, ob die Evolution allein für die beobachtete Entwicklung der Pflanzen und Tiere bis hin zum Menschen verantwortlich war? Sie führt zwar durch Anpassung und Selektion meistens zu immer besseren und damit auch höher stehenden Lebewesen bis zu einem Optimum oder Maximum. (das Optimum und die Umweltzwänge sind ja die Triebkräfte und nicht ein vorbestimmtes Ziel). Ich kann mir aber nicht vorstellen, wie auf diese Weise allein ein hohes Ziel, wie z. B. die Schaffung eines Menschen, erreicht werden soll, schon gar nicht durch zufällige Mutationen. Ich unterstütze nicht die Vorstellung von einem „Supergesetz“, das die Entwicklung des Kosmos schließlich bis zum menschlichen Leben hin gesteuert hat, glaube aber an einen Weltenlenker, der auch mit den Mitteln der Evolution sein Ziel zu erreichen sucht. Ein Su-pergesetz oder Superprogramm, das die ganze Weltgeschichte von Anfang an steuerte und das noch heute tut, hätte zur Folge dass ihm niemand und nichts entrinnen kann („ universa-les Schicksal“). Nach Bergsons [1, Seite 114] steht Gott selbst in der Evolution. Wenn Gott aber derartig einbezogen ist, ist es doch naheliegend, dass er auch lenkt, wenn die Evolution nicht in die Richtung seines Plans führt. Er unterstützt dabei die Evolution und macht sie nicht überflüssig. Nach [1, Seite 174] sei es aber eine allzu äußerliche, antropomorphe Vor-stellung zu meinen, Gott kontrolliere oder steuere die Ereignisse. Ich kann nicht einsehen, dass Gott mit einer bestimmten Absicht die Welt erschaffen hat, dann später die Natur lau-fen ließ und sich in die Entwicklung nie einmischte. Das muss nicht nach einem detaillierten, bereits existierendem frühen Entwurf des Schöpfers geschehen sein [1, Seite 177]. Vielmehr überließ er der Natur über viele Millionen Jahre lang die Freiheit bei ihrer Entwicklung, so wie er später den Menschen auch diese Gabe schenkte.

7. Erschaffung des Menschen

Zu dem letzten Akt des Schöpfers mit der Erschaffung des Menschen kann ich mir eher vorstellen, dass dieser die zu diesem Zweck wohl entwickelten Affenmenschen oder Hominiden benutzt hat, als dass er den Menschen aus dem Nichts oder aus einer handvoll Erde erschaffen hat. Um den Vergleich mit einem Rosenstock zu benützen, wären wir “veredelte Affen“ und trotzdem „Krone der Schöpfung“, weil wir uns durch die für mich nicht unglaubwürdige unsterbliche Seele, sowie durch die gewonnene Vorstellungskraft wesentlich von allen Tieren unterscheiden und damit über ihnen stehen. Neben anderen Konsequenzen konnten wir erst so in eine Beziehung zu Gott treten (uns Gedanken über ihn machen), und er mit der Seele uns dauerhaft an ihn binden. Mir geht es um die Bedeutung des Wortes: Vorstellungskraft. Das ist die geistige Fähig-keit, Dinge oder Erzähltes, die ich mit meinen Sinnen nicht erkenne, vor meinem geistigen Auge betrachten zu können. Das gilt für Vergangenes, Gegenwärtiges oder Zukünftiges, und besonders auch für noch nicht Vorhandenes, was zum Entwerfen oder Planen nötig ist. Dieses abstrakte Denken hat wesentlich zur Entwicklung unserer Kultur, d. h. der Kunst, Wissenschaft und der Technik beigetragen. Natürlich können und müssen Tiere eine Situation erkennen und darauf reagieren können, sie besitzen auch eine Intelligenz z. B., um am Besten ihre Ziele zu erreichen und sie besitzen oft auch eine viel bessere Erinnerungsfähigkeit als die Menschen es haben. Diese Eigenschaften benötigen die Tiere in ihrem Überlebenskampf. Dazu brauchen sie unsere Vorstellungskraft aber nicht. Von ihnen sind z. B. keine Kunstwerke bekannt. Das Erreichen dieser Kraft nenne ich die Erschaffung des Menschen H. Küng [1, Seite 158] kann aber nach den neuesten biochemischen Ergebnissen nicht einsehen, dass es dabei eines besonderen Eingriffs des Schöpfergottes bedurft habe. Die Entstehung des Lebens in all seinen Formen sei trotz aller noch ungeklärten Fragen ein physikalisch- chemisch verständliches Geschehen. Nach [1, Seite 168] erscheint der Mensch (ohne Erwähnung Gottes) als einzigartiges Produkt der Evolution. Einigkeit besteht darin, dass sich der Mensch im Laufe von mehreren Millionen Jahren aus seinen tierischen Vorfahren entwickelt hat und dass er gegenüber den Tieren eine Son-derstellung einnimmt [1, Seite 181]. Als entscheidenden Unterschied zu diesen sehe ich seine Vorstellungskraft (z. B. abstraktes Denken, Glaubens- und Vernunftvermögen sowie Selbstreflektion). Aber wie bei einer Rose ist die Veredlung nicht selbst entstanden son-dern wurde vom Gärtner nachträglich aufgepfropft. Die Veränderung, die damit im Gehirn einherging, kann ich mir nicht als zufälliges Produkt der Evolution vorstellen. Die Hirnfor-schung hat noch nicht im Entferntesten die Entstehung des menschlichen Geistes erklärt [1, Seite 208]. Schon aus Mangel an Wissen dürfen wir diese nicht einfach der Evolution zu schreiben, auch wenn keine Nachforschung ein Handeln Gottes beweisen kann [1, Seite 177]. In seinem großartigen Gemälde an der Decke der Sixtinischen Kapelle hat Miche-langelo dargestellt, wie Gott durch Fingerberührung eine unsichtbare Kraft übertrug und so Adam und den Menschen erschaffen haben soll. Als weiteren wichtigen Unterschied zwischen Mensch und Tier sehe ich, wie die meis-ten Religionen, als besonderes Wesensmerkmal eine menschliche Eigenschaft, die mit dem Wort „Seele“ umschrieben wird. Diese kann aber nur geglaubt und keinesfalls wissen-schaftlich bewiesen werden. Verbunden ist damit oft der Glaube an ein Jenseits, weil eine unsterbliche Seele ein Leben nach dem Tode leichter erklären kann. Nach [1, Seite 189] wird der Ausdruck „Seele“ als Träger psychischer Vorgänge und Erscheinungen verstanden. Dabei verwendet Küng lieber das Wort “Psyche“, das die Ge-samtheit bewusster und unbewusster emotionaler Vorgänge und geistiger Funktionen um-fasst. Da es nach ihm keine dem Leibe gegenüber selbständige Wirklichkeit „ Seele“ gibt [1, Seite 190], diese oder die Psyche also untrennbar mit dem Körper verbunden ist, muss sie auch mit dem Körper sterben. Deshalb spricht er folgerichtig nie von einer unsterblichen Seele. Am Schluss seines Buches schreibt er von seinem Glauben, dass wir Menschen nicht in ein Nichts sondern in Gott hinein sterben werden, jenseits von Raum und Zeit [Seite 225]. Dazu braucht er keine unsterbliche Seele. Wer aber daran glaubt, für den gibt es nicht nur nach christlicher Auffassung nach dem Tode ein seelisches Weiterleben oder sogar ein Ewiges Leben. Die eigentliche Menschwerdung, d.h. wohl der Übergang von der Art des Homo erectus zum Homo sapiens oder spätestens zum Homo sapiens sapiens muss nicht bei einem ein-zigen Vormenschen- Paar begonnen haben. Es ist denkbar, dass dieser Vorgang mehrfach, auch an anderen Orten, zu verschiedenen Zeiten und in einzelnen Schritten stattgefunden hat. Vieles spricht aber dafür, dass es eine räumlich und zeitlich begrenzte Wiege der Menschheit gegeben hat. Eine seither stattfindende weitere körperliche und sogar geistige, auch evolutionäre Entwicklung (z. B. zu verschiedenen Menschenrassen) ist unverkennbar. Es konnte aber nur die Vorstellungskraft unsere Kultur, d. h. Kunst, Wissenschaft und Technik, hervorbringen. Dagegen haben es keine Tiere, selbst nicht die übrigen Nachkommen der Hominiden, auch mit Hilfe der Evolution in der langen Zeit geschafft, unsere Vorstellungskraft zu er-langen, trotz der Vorteile, die damit verbunden gewesen wären. In ihrem Lebenskampf be-nötigen sie andere Eigenschaften. Sie wäre für die Tiere aber oft sogar eine untragbare Belastung (z. B. bei Schlachttieren), so wie auch z. B. die Fähigkeit der Vorausschau uns Menschen mehr schaden als nützen würde..

Folgerungen:

Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, desto mehr komme ich zu der Auffassung, dass die Erde ein einzigartiges und einmaliges Experiment Gottes darstellt, wobei sein Werk schon aus physikalischen Gründen nicht unendlich lang bestehen bleiben kann. Ich glaube nicht mehr, dass trotz der statistisch millionenfach möglichen ähnlichen Planeten im Weltall sich irgendwo eine ähnliche Entwicklung abspielte oder so verlaufen ist wie hier. Sonst müsste Gott sich auch um jene Welten gekümmert haben. Das ist zwar mein Glaube, aber das Gegenteil ist nur eine Wunschvorstellung. Auch der Umstand, dass bisher auf dem nächsten und ähnlichsten Planeten Mars trotz großen Aufwands keine Spuren von früherem oder jetzigem Leben gefunden wurden, bestärkt mich in dieser Meinung. Selbst wenn genügend Voraussetzungen zum Leben im Kosmos vorhanden wären, führt das nicht automatisch dazu.

In 7 Kapiteln habe ich Fragen nach den Hintergründen und dem Warum gestellt. Dabei ha-be ich die für die Entwicklung entscheidenden Ereignisse betrachtet. Ich kann nicht sehen, dass die Naturwissenschaften die Ursache dieser Vorgänge überzeugend begründet haben. Das können sie nicht und müssen sie auch nicht tun. Sie sollen aber ihre Grenzen erkennen. Dagegen sollen die Theologen sich mit Gott beschäftigen, Argumente für seine Existenz und seine Beziehung zu uns finden, und Antworten nicht bei den Biologen suchen. Auch die modernen Atheisten müssen meine Fragen überzeugend beantworten, bevor sie behaupten, dass es keinen Gott gibt. Sie dürfen es sich mit der Berufung auf das Schlagwort Evolution nicht einfach machen, um eine höhere Macht auszuschließen. Sie müssen meine Argumente zuerst widerlegen. Ihr „Erz- Atheist“ Michael Schmidt- Salomon machte es sich in einer Fernsehsendung einfach, als er mit dem Argument: “wenn Gott die Welt erschaffen hat, dann hätte er mit der Katastrophe durch den Meteoreinschlag vor 65 Mill. Jahren sein halbes Werk nicht vernichten lassen dürfen“. Er geht dabei davon aus, dass ein Schöpfer ständig am Werk hätte sein müssen, und daher kein Platz für die Evolution war. Das Gegenteil versuche ich darzulegen. Gerade die große Freiheit der Evolution führte zu den Auswüchsen der Sauri-er, die er wohl im Interesse seines Zieles auslöschen musste.

Meines Erachtens gibt es mindestens drei starke Argumente für die Existenz von Gott: 1. Die Aussagen der Bibel mit dem Alten und Neuen Testament. Die dortigen Botschaften vom Wirken Gottes in der Geschichte können nicht einfach als fromme Legenden bezeichnet werden. 2. Unzählige Menschen schwören darauf, dass sie Gott in irgendeiner Form erfahren haben. Wir dürfen es glauben und können sogar sehen, wie er ihr Leben beeinflusst und sogar hinein-gegriffen hat. Die Gottesleugner erkennen aber nur natürliche Vorgänge im Gehirn oder sogar mentale Viren, die den Geist verwirrt haben 3. Die in diesem Aufsatz untersuchte Weltgeschichte liefert mehrere Argumente für ein Wir-ken Gottes und damit für seine Existenz. Wenn wir sogar glauben wollen, dass er dauernd in unserer Nähe ist, unsere Gebete anhört und uns alle wie seine Kinder liebt, dann müssen wir auch glauben, dass er das Haus in dem wir leben, nämlich unsere wunderbare Erde, wenigstens als Architekt mit aufgebaut hat. Es wäre ein Widerspruch, wenn wir glauben, dass er sich heute um uns „Staubkörner“ kümmert und das bei den wirklich großen Dingen in der Weltge-schichte nicht getan hat. Deshalb verstehe ich nicht, wenn sogar ein Theologe in [1] vehement bestreitet, dass Gott in der Weltgeschichte mitgewirkt hat. Er verschenkt damit einen starken Hinweis auf die Exis-tenz von Gott. So liefert er Wasser auf die Mühlen der neuen Atheisten.

In meiner Weltanschauung kommt die Evolution nicht zu kurz. Aber dort, wo wir und auch die Wissenschaft mit ihr nicht weiterkommen, z. B. bei bestimmten Ereignissen weit vor oder bei der Entstehung des Lebens, muss es erlaubt sein, mögliche übernatürliche Gründe zu nennen. Das heißt nicht, dass ich Gott als Lückenbüßer heranziehe. In eine wissenschaftliche Lehre führe ich nicht ein übernatürliches Wesen ein. Die besonderen Ereignisse liegen viele Millionen Jahre auseinander und verdrängten daher nicht die Evolution. Schon aus diesem Grund kann meine Vorstellung nicht unter dem Begriff: „Intelligent Design = I D“ oder dem schrecklichen Wort: „ Antropomorph“ eingeordnet werden. Ich wehre mich, in eine solche Ecke gestellt zu werden. Meine Vorstellungen und Überlegungen kann ich nicht beweisen, sondern nur mit Argu-menten untermauern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie jemand überzeugend widerlegen kann. In ihnen spricht alles für und nichts gegen die Existenz eines Gottes. Wer diese aber be-zweifelt oder gar ablehnt, und das sollen erschreckend bald 50 % aller Deutschen sein, muss wohl seine Vorstellung von der Entwicklung der Welt allein auf die Evolution stützen, weil er keine andere Erklärung dafür hat, aber dafür leichter in Erklärungsnöte geraten kann. Das „Entweder-oder- Denken“ oder das Polarisieren hat schon oft zu heftigem Streit mit fatalen Auswirkungen geführt bis hin zu religiösen Kriegen. Das finde ich besonders in unse-rem Fall völlig unnötig. Ich habe deshalb in diesem Aufsatz das „Sowohl als auch“, in den Mittelpunkt gestellt. Wie so oft, liegt die Wahrheit in der Mitte. Deshalb beantworte ich die in der Überschrift gestellte Frage mit einem eindeutigen „Schöpfung und Evolution!“.

Gefertigt: Seite 1 bis 6 am 13. 7. 2010 (ergänzt am 24. 9.)

Literatur: [1] Küng, Hans.: Der Anfang aller Dinge. Piper Verlag München 2005. [2] Blome, H. J. und Zaun, H.: Der Urknall- Anfang und Zukunft des Universums. Verlag C.H. Beck München 2004. . [3] Bauer, J. : Das kooperative Gen . Hanser. 224 Seiten sowie Magazin: Natur + Kosmos 2/ 2009, S. 28–37 und 12/ 2005 S. 20-27 + 11/ 2007 S. 30-39.