WELDA Einzelnachweis 9 - Horst Fenge- Prisoner of war Mein Beitrag zur Ergänzung:
April 1945. Ein in Goslar gesammeltes Bataillon zur Luftwaffe gehörender Offiziersanwärter (Jahrgang 1927) musste zum "letzten Gefecht" in den Harz marschieren; mit französischen Beutestutzen und je 4 Patronen ausgerüstet.Die Truppe war bald führerlos , löste sich in Gruppen auf und irrte durch den Harz.Ich war dabei und erlebte am 19.April, wie unter blauem Himmel zwei englische Jagdbomber die militärische Beobachterstation und das Hotel auf dem Brocken zerstörten. Ausgehungert beschlossen wir,den Keller in der Ruine des Hotels zu inspizieren.Dort fanden wir eine Fülle von Konserven, mit denen wir uns bevorratend auf einen bewaldeten Berg zum "Abkochen" zurückzogen. Mein Gedärm reagierte schon am nächsten Tag:Blut im Stuhl. Mein anschließender Versuch, hinter dem Rücken eines mit MP bewaffneten , auf der Strasse patrollierenden amerikanischen Soldaten in ein Lazarett zu schleichen, mißlang. Stop ! Come on boy! Die geführte Reise in die Gefangenschaft nahm ihren Anfang. Mit 60 Mann auf einen Camion gepfercht ging es in wilder Fahrt zum ersten Sammellager :WELDA . Umzäunt von Stacheldraht lebten wir dort bewacht bei Wind und Wetter, Sonne und Regen unter freiem Himmel ; am ersten Tag noch auf grüner Wiese, dann im Dreck auf schlammiger Erde. Bei Regen vereinten drei sich stützend einhakende Männer stehend zu schlafen, Decke und Zeltplane, soweit noch vorhanden, über die Köpfe gezogen. Lang und kalt waren die Nächte. Einmal am Tag gab es zu Essen: Während zwei Wochen täglich als einzige Nahrung eine Tafel Cadbury Schokolade von 50 g.Trinkwassere war selten. Anfang Mai ging die Reise im Güterzug weiter nach Bad Kreuznach. Dort ausgeladen wurden tausende Gefangene , schwer bewacht,in breiter Marschkolonne nach Bretzenheim in frisch mit 3 Meter hohem Stacheldraht umzäunte Camps getrieben.
" Feld des Jammers " wurde das Gefangenlager später benannt.
Das vorbereitete Camp war mit einem jungen Getreidefeld bewachsen, das schnell "abgefressen" war, denn der obere Teil der grünen Halme schmeckte süß.Mit uns gelassenen Löffeln oder Blechdosen kratzten die Gefangenen sich offene Erdlöcher, um sie als Schlafplatz zu nutzen.Nach anhaltendem Landregen wateten die Gefangenen schließlich in tiefem Schlamm,sie verdreckten. Die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal. Gegen die eingetretene Verlausung wurde jedem Gefangene weißes DDT-Pulver in die Hose und unters Hemd gesprüht. Die tägliche Ernährung wurde uns mit Teelöffelportionen zugemessen: Milch, Ei,Und Kaffe in Pulverform,Zucker. Wasser blieb rar.Ab Mitte Mai gab es eine Aufbesserung: 1 Kg Weißbrot für 60 Gefangene.Mit später aufgestellten Feldküchen änderte sich die Verpflegung: Einmal am Tag eine Schöpfkelle mit Gemüse und Kartoffeln bereitete warme, dünne Suppe in eine Dose.
Hunger und Durst bestimmten das Leben in der Gefangenschaft.Die Mangelernährung war gleichzeitig Therapeut und mein Retter, denn mit der während vieler Tage einzigen Tagesration von 50 g Schokolade hatte meine Gedärme ausgetrocknet und die Krankheitserreger zu meinem Glück " verhungern" lassen. Nach mehreren Monaten Gefangenschaft wurde ich als Jugendlicher entlassen.Ein erstmals mir begegneter amerikanischer Arzt bescheinigte mir "fit for labour" und ließ mich in elender Verfassung nach Hause wanken.