Der Michaelisstollen im Mortelgrund.

Der Bergbau im Mortelgrund wurde erstmals 1400 urkundlich erwähnt und wurde bis 1835 betrieben. Mehrere Zechen bauten in den kleinen Seitental der Flöha im Erzgebirge auf erzhaltige Gänge. gefördert wurde vor allem silberhaltiges Kupfererz.

Lagerstätte

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Geografie

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Die historische Lagerstätte, auf die im Mortelgrund mehrere Gruben bauten, liegt knapp vier Kilometer südlich der Stadt Sayda im Erzgebirge. Sie umfasst ein Areal von rund 50 Hektar zu beiden Hangseiten des Mortelbachtals in einer Höhenlage zwischen 600 und 680 Metern.

Geologie

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Im Gebiet der historischen Lagerstätte geht der Rote Kerngneis der Saydaer Rotgneiskuppel in plattige rote Gneise über an dessen Rand massive Glimmerfelse folgen. Im oberen Teil des Mortelgrundes befindet sich eine Varietät aus Oberen Graugneisen mit Amphiboliteinschaltungen. Durch diesen, aus Muskovit, Biotit, Quarz und Plagioklas gebildeten Zweiglimmergneis streichen von West nach Ost mehrere kupfererzführende Gänge unterschiedlicher Mächtigkeit das Tal. Zu nennen sind:

Gänge der Lagerstätte
Gang Wertung Mächtigkeit in Zentimeter
Eschig Spat Hauptgang der Lagerstätte 20 bis 80
Scheider Spat östliche Fortsetzung des Eschig Spats 5 bis 40
Michaelis Spat östliche Fortsetzung des Eschig Spats 10 bis 25
Schönberger Spat teils als Altväter Morgengang 5 bis 50
Johannes Spat Trum des Altväter Morgengangs 10 bis 25
Salomon Spat Trum des Altväter Morgengangs 10 bis 20
Bartholomäus Spat Spat an der westlichen Talseite 5 bis 20

Die Mächtigkeit der Gänge schwankte erheblich. Ebenso waren sie nicht durchgängig erzführend. Stattdessen fanden sich Erznester. Die Gangfüllung bestand in den erzführenden Teilen im Wesentlichen aus Quarz. Auf diese Gänge bauten mehrere Gruben. Abgebaut wurden vor allem das primäre Kupfererze der Carbonate (Malachit), sekundäre Kupfererze der Sulfide (Chalkopyrit, Tennantit). Die Lagerstätte gilt heute als ausgebeutet.

Geschichte

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Ein Wasserrad treibt mehrere Pumpensätze an. Eine solche Wasserkunst stand auch im Mortelgrund.

1. Abbauperiode 1400 bis 1630

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Erstmals urkundlich erwähnt wird der Bergbau im mittleren Mortelbachtal im Jahr 1400. Als wichtigste Zeche wurde 1512 die Eschig Fundgrube an den Bergbbauunternehmer Jacob Gerstenberger verliehen. 1518 wird die Sankt Anna Fundgrube an das Augsburger Handelshaus der Welser verliehen. Für das Jahr 1614 ist die Existenz eines Radkunstzeugs belegt, das bis zu 13 Pumpensätze betrieb. Dies entsprich einer Teufe von 100 bis 130 Metern. Abgebaut wurden in dieser zeitigen Periode vor allem Schwarzkupfer mit einem Silbergehalt von 0,2 bis 0,5 Prozent. Das Erz wurde zunächst in einer vor Ort errichteten Hütte geschmolzen und später in der Grünthaler Hütte bei Olbernhau gesaigert.

2. Abbauperiode 1697 bis 1835

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Nachdem der Bergbau im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges zum Erliegen gekommen war, folgte ab 1697 ein Aufschwung. Genannt werden folgende Gruben:

  • Eschig Fundgrube (1697 erneut verliehen)
  • Gnade Gottes Erbstollen (1711)
  • Michaelis Stollen (1725)
  • Johannes Erbstollen (1732)
  • Hoffnung Gottes Fundgrube (1738)
  • Alt Väter Erbstollen (1739)
  • Bartholomäus Stollen (vor 1776)

Im Jahr 1771 wurden die Zechen zum Grubenfeld Altväter Erbstolln samt Eschig vereinigt. Am 13. April 1836 wurden die Gruben durch den Schichtmeister Friedrich Franke losgesagt und ins Bergfreie übergeben.

Im östlichen Teil des Mortelbachtals, unweit des Kleinen Vorwerkes, wurden in zwei Versuchen bis ins Jahr 1823 Eisenstein für die lokale Industrie abgebaut. Allerding blieb der Umfang des Abbaus bescheiden.

Erträge

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Für die Zeitspanne zwischen 1608 und 1821 liegen Informationen vor, die Rückschlüsse auf die Erträge der Gruben zulassen. So soll zu Beginn der zweiten Abbauperiode der Zentner Liefererz zwischen 6 und 16 Loth (das entspricht rund 0,2 bis 0,5 Prozent) Silber enthalten und 30 bis 82 Pfund Kupfer haben. Diese Werte verschlechterten sich fortlaufend. Anfang des 19. Jahrhunderts soll der Zentner Liefererz nur noch zwischen 0,5 und 5 Loth (das entspricht rund 0,0167 bis 0,167 Prozent) Silber und 3 bis 27 Pfund Kupfer enthalten haben. Zwischen 1608 und 1822 bezifferte sich der Gesamtbetrag auf insgesamt 5617 Mark und 76 Pfennig.

Heutiger Zustand

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Das Grubenfeld des Altväter Erbstollen samt Eschig ist heute durch zahlreiche Relikte des Altbergbaus im Gelände noch deutlich sichtbar. Mehrere Halden an der Westflanke des Tals zeigen noch heute die Lage des Altväter Erbstollens an. Gegenüber an der Ostflanke des Tals verweist ein Zug mehrerer Pingen und Halden auf sowie verbrochene Taglichter auf die ehemalige Lage der Eschig Fundgrube. Weiter östlich im Seitental befindet sich das verbrochene Mundloch des Johannesstollnes sowie das restaurierte Mundloch des Michaelisstollens. Letztgenanntes Berggebäude ist verwahrt wurden, kann jedoch auf rund acht Metern befahren werden.

Literatur

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Ältere Literatur

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  • August Breithaupt: Vollständiges Handbuch der Mineralogie, 2. Band, Leipzig 1841. (Digitalisat)
  • August Frenzel: Mineralogischen Lexikons für das Königreich Sachsen, Leipzig 1874. (Digitalisat)
  • Hermann Credner: Erläuterungen zur Geologischen Specialkarte des Königreiches Sachsen. Die Erzgänge des Freiberger Bergrevieres, Leipzig 1901. (Digitalisat)
  • Johann Carl Freiesleben: Magazin für die Oryktographie von Sachsen, 8. Heft, Freiberg 1837. (Digitalisat)
  • Johann Carl Freiesleben: Über die Kupfererz-Lagerstätten von Altväter Erbstolln samt Eschig Fundgrube bei Seyda. In: Berg- und Hüttenmännische Zeitung 5 (1846).
  • Johann Carl Freiesleben: Magazin für die Oryktographie von Sachsen, 15. Heft, Freiberg 1848. (Digitalisat)
  • Johann Carl Freiesleben: Magazin für die Oryktographie von Sachsen, 4. Extraheft: Beiträge zur Geschichte, Statistik und Literatur des Sächsischen Erzbergbaus, Freiberg 1848. (Digitalisat)

Neuere Literatur

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  • Carsten Bittmann und Klaus Thalheim: Vorkommen und Abbau von Kupfererz im Erzgebirge zwischen 1470 und 1750. In: Geologica Saxonia. Journal of Central European Geology, Heft 63 (2018). (Digitalisat)
  • Heiner Vollstädt und Stefan Weiß: Mineralienfundstellen Sächsisches Erzgebirge, München 1991.
  • Ludwig Baumann: Die Erzlagerstätten der Freiberger Randgebiete, Freiberger Forschungshefte, Reihe C 188, Leipzig 1965.
  • Otfried Wagenbreth: Bergbau im Erzgebirge, Leipzig 1990.
  • Steffen Jahn und Andreas Kluge: Die Fundgrube "Altväter samt Eschig" und ihre Minerale. In: Mineralien-Welt, Heft 1 (1993).
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