Das als Gladiatorenmosaik bezeichnete Fragment eines 1884 in der Kölner Lungengasse geborgenen Mosaikbodens wird in das 2.- bis 3. Jahrhundert datiert. [1] Das 1885 bis 1888 umfassend restaurierte Teilstück stellt das Szenario eines Amphitheaters dar und befindet sich heute in der ständigen Ausstellung des Römisch-Germanischen Museums der Stadt.

Ausstellung Römisch-Germanisches Museum

Kölner Mosaiken der Römerzeit Bearbeiten

Das Zusammenfügen von kleinen Steinen, die in unterschiedlicher Farbe und Formaten zu aussagekräftigen Darstellungen an Wänden oder auf Fußböden arrangiert wurden, war eine schon im Altertum bekannte Kunst. Diese auch in der Antike weiterhin beliebte Art, auf solche Weise nicht nur die heiligen Stätten, sondern auch den privaten Wohnbereich dauerhaft und kunstvoll auszustatten, praktizierten wohlhabende Römer auch in der Colonia Claudia Ara Agrippinensium.

Geschichte Bearbeiten

Einige kleinere Mosaiken römischer Zeit wurden auf dem Gelände bedeutender Kölner romanischer Kirchen freigelegt. Weitere erfolgreiche Grabungen, bei denen die Archäologen auch Mosaiken entdeckten und bargen, lagen unter innerstädtischen Grundstücken oder Straßen. So beispielsweise Fundorte wie der auf dem „Großen Griechenmarkt“ (1865) oder der am Apostelnkloster 2a (1969). Zu den bekanntesten dieser in Köln geborgenen Kunstwerke römischer Zeit gehören jedoch das 1941 gefundene, einem Peristylhaus entstammende Dionysosmosaik, das in den 1840er Jahren auf dem Gelände des Bürgerhospitals (neben St. Cäcilien) entdeckte Philosophenmosaik und das etwa 50 Jahre später in der Lungengasse am Neumarkt geborgene Gladiatorenmosaik.

Fundort Lungengasse Bearbeiten

Auf den Grundstücken der den Kölner Neumarkt umgebenden Straßen konnten Archäologen bis in die jüngste Zeit auch eine Fülle restlicher römischer Anlagen freilegen. Eine dieser Straßen ist die Lungengasse, in der die Fachleute der Bodendenkmalpflege besonders häufig fündig wurden. Zu den dort schon früh stattfindenden Grabungen gehörte die Freilegung des Gladiatorenmosaiks im Jahr 1884.

Grabung und Befund Bearbeiten

In dem von Clemen veröffentlichten Werk „Das römische Köln“ beschrieb „Klinkenberg“ die Situation des Fundortes an der Thiebolds- und Lungengasse und erwähnte die zahlreich an Mauerresten aus Grauwacke festgestellten Aschereste, nach denen die Häuser dieser Epoche wahrscheinlich Bränden zum Opfer fielen. Er führte die Häuser der Lungengasse 15 bis 35 an und speziell die dort vor zwei freigelegten Parzellen erhaltenen 0, 40 m starken Betonböden (Opus caementitium), wovon der westlich der Nummer 15 gelegene, mit mehreren 0, 70 m hohen Hypokaustenpfeilerchen versehen war.

Diese Stelle wurde als der Ort bezeichnet, an dem das Mosaik aufgefunden wurde, jedoch wurde angemerkt, dass es seinem Größenverhältnis entsprechend nicht über der Gesamtfläche des Hypokaustum gelegen haben könnte. [2]

Eine Dokumentation zur Bergung des Mosaiks, oder eine nähere Beschreibung der Fundstelle ist heute jedoch nicht mehr vorhanden. Eine in den Akten erwähnte Fotografie, die das vorerst eingelagerte Mosaik noch an der Fundstelle zeigte, blieb unauffindbar und ist wahrscheinlich infolge eines Luftangriffs [3] während des Zweiten Weltkrieg verbrannt. [4]

Lagerung im alten Wallraf-Richartz-Museum Bearbeiten

 
1. Wallraf-Richartz-Museum. Gemälde von Ernst Friedrich Zwirner 1861

Wenn auch die Umstände die zur Auffindung des Mosaiks führten nicht überliefert sind, so ist jedoch die weitere „Vita“ der Mosaikteile recht gut belegt und nachvollziehbar. Aufschluss über den anschließenden Verbleib der Bruchstücke und Einzelheiten der Restaurierung zwischen 1885 und 1888, konnten den lange unbeachtet gebliebenen Dokumenten des städtischen Archives entnommen werden. [4]

Bei der im Archiv aufgefundenen Akte handelte es sich um ein Sitzungsprotokoll einer so genannten „Kunstkommission“ vom Oktober 1885, in der unter Anderen der Bürgermeister der Stadt Hermann Heinrich Becker und der das erste Wallraf-Richartz-Museum als Konservator und Direktor leitende Johannes Niessen vertreten waren. [4]

In diesem Protokoll hieß es: „Die Kommission beschließt, dass die Bruchstücke des vor einiger Zeit in der Lungengasse aufgefundenen und in unserem Museum untergebrachten Mosaikbodens zunächst in einzelne Kästen eingelegt und dann eine Zeichnung angefertigt werde, um zu ermessen, wie derselbe ergänzt werden könne“. [4]

Erhaltene und ursprüngliche Maße des Mosaiks Bearbeiten

Das geborgene Material des anfänglich noch unbenannten Bodenmosaiks bestand nach Klinkenberg aus einem der oberen linken Ecke eines Ganzen zuzuordnenden rechteckigem Rest, der eine Fläche von 2, 83 m x 2, 68 m abdeckte. Ausgehend von der Annahme, dass die erhaltene ornamentale Einfassung in gleicher Weise das Mosaik umzogen hatte, bildete diese ein Quadrat von etwa 11, 34 m Seitenlänge. Davon entfielen je 1, 17 m auf die obere und untere Seiteneinfassung des Frieses, sowie 9 m auf die Seitenlänge des inneren Quadrates. In diesem befand sich ein äußerer und innerer Kreis, wobei der Äußere, einschließlich einer zugehörigen Umrahmung, einen Radius von etwa 4, 50 m und der Innere einen solchen von 3, 54 erreichte. [2]

Restaurationsarbeiten im 19. Jahrhundert Bearbeiten

Die Arbeitsweisen der Restauratoren im Kölner Museumsdienst des 19. Jahrhunderts erbrachten Resultate, die von der heutigen Fachwelt äußerst kritisch betrachtet werden. So werden im Rückblick auf die zu dieser Zeit in Köln durchgeführten Arbeiten erhebliche Mängel aufgezeigt, die im Wesentlichen den beauftragten Herren Coellen, indirekt jedoch ihren Auftraggebern anzulasten sind.

Tischler als Restauratoren Bearbeiten

Über die Herkunft oder die spezielle Qualifikation von Vater oder dessen Sohn Philip Coellen (beide wahrscheinlich Tischler), wurden im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit im Museumsdienst keine weiteren Angaben gemacht. Coellen (senior) wurde schon unter dem Konservator Ramboux im Jahr 1857 mit Wiederherstellungsarbeiten an dem 1844 östlich der Lungengasse geborgenen Philosophenmosaik betraut.

 
Restauriertes Philosophenmosaik

Zum Fortschritt der Restaurierung dieses Mosaiks hieß es in einem Protokoll der Stadtverordnetenversammlung: „Nach Anleitung des Herrn Ramboux seien indessen durch den Tischler Coellen und andere hiesige Arbeiter cirka 160 Quadratfuß (etwa 15, 76 m²) fehlende Mosaiktheile mit vieler Sorgfalt angefertigt worden“. Zu Abschluss der Arbeiten an diesem Mosaik verkündete der Oberbürgermeister Alexander Bachem im Jahr 1863: „..mit dem Schluss der fehlenden beiden Medaillons .. welchen ich nach meinen angegebenen Cantons durch den jungen Cöln (spätere Schreibweise) ausführen lies und unter meiner Leitung nach dem Prinzip zusammensetzen lies, wozu er die Steingen am Ufer des Rheins gesammelt hatte“.

In der Zeit des Konservators Niessen, der 1866 die Nachfolge von Ramboux angetreten hatte, übernahm offenbar Philip Coellen (Cöln) die Tätigkeiten seines Vaters. Er wurde als Tischler oder Schreiner, als Saaldiener oder Museumswächter, aber auch als Mosaikarbeiter bezeichnet, jedoch wurde eine fachliche Ausbildung zu einem Mosaizisten nicht angeführt. Zweifellos verfügte er wie sein Vater über handwerkliches Geschick, da er auch zu Restaurierungsarbeiten bedeutender archäologischer Grabungsfunde herangezogen wurde. Philip Coellen war maßgeblich mit der Wiederherstellung des Gladiatorenmosaiks befasst, bei der wieder in der Weise vorgegangen wurde, dass nicht die Originalität des antiken Kunstwerkes Vorrang hatte, sondern dass soviel Fläche wie möglich erreicht wurde. So fand sich auch in den Angaben des Inventarbuches der römischen Abteilung des Wallraf-Richartz-Museums die abschließende Anmerkung: „Ornament- und Schriftstreifen sind durch eigenmächtiges Vorgehen des Mosaikarbeiters verdorben“. [4]

Die fehlerhafte Rekonstruktion wurde im Vergleich mit mehreren anderen Mosaiken zum gleichen Thema in „von Boeselagers“ Abhandlung zum Gladiatorenmosaik in Köln dargelegt.

Beschreibung Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Johannes Krudewig (Quellen), in: Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln im Auftrage des Provinzialverband der Rheinprovinz. Band VI, Abteilung I. Quellen, und Abteilung II., Josef Klinkenberg, Das Römische Köln. In Verbindung mit Otto von Falke, Eduard Firmenich-Richartz, Josef Klinkenberg, Johannes Krudewig, Hugo Rahtgens und Edmund Renard. Hrg. von Paul Clemen. Druck und Verlag L. Schwann, Düsseldorf, 1906. Nachdruck Pädagogischer Verlag Schwann, 1980. ISBN 3-590-32108-3
  • Dela von Boeselager: Das Gladiatorenmosaik in Köln und seine Restaurierung im 19. Jahrhundert, in: Kölner Jahrbuch für Vor- und Frühgeschichte. Römisch-Germanischen Museum(Hrsg.) und der Archäologischen Gesellschaft Köln. Band 20, Jahrgang 1987

Quellverweise Bearbeiten

  1. Angaben im Begleittext des Römisch-Germanischen Museums zum Objekt
  2. a b Josef Klinkenberg in: Paul Clemen, „Das römische Köln“, III. Topographie B. Die Colonia Agr., S. 239 ff
  3. Bild der Woche vom 23. Juni 2003 auf www.museenkoeln.de
  4. a b c d e Dela von Boeselager: Das Gladiatorenmosaik in Köln und seine Restaurierung im 19. Jahrhundert, S. 111 ff

Weblimks Bearbeiten

Commons: Gladiatorenmosaik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien