Denn Torheit, weislich angebracht, ist Witz;
Doch wozu ist des Weisen Torheit nütz?

(Shakespeare)

Nun haben wir und Shakespeare, den man kennt, von dem man gehört hat, den man in einer ordentlichen Inszenierung hoffentlich auch einmal gesehen hat. Und der wahrscheinlich mehr Sprüche und geflügelte Worte in unseren Alltag gepflanzt hat als jeder andere Autor. Und was sind das für Sprüche ...

Was den Shakespeare vielleicht am deutlichsten von anderen Steinbrüchen der Literatur unterscheidet, ist seine Alltagstauglichkeit. Seine Stücke und deren Figuren sind noch heute ein luzide gezeichnetes Bild unserer menschlichen Welt. Sie projizieren musterhafte Einsichten als lehrreiche oder nur unterhaltsame Spiegelungen auf unseren Geist.

Gleichgültig welche Figur seine Bühne betritt, ob König, Fürst, Dame oder Bettler, sie bietet immer etwas allgemein Menschliches. Da treten Zweifler und Zaghafte neben Aktivisten, Machtmenschen neben Feige, Ignoranten oder Angsthasen neben Mutige oder Aufrechte, Schlaue neben Dumme. Was wir da sehen und hören, sind Illustrationen von bestimmten Erfahrungen, die wir so oder ähnlich auch gemacht haben oder doch machen könnten. Dabei sind die meisten Figuren nicht einmal gestochen scharf, eindimensional und glatt. Sie besitzen Ecken und Kanten, haben Stärken und Schwächen und besitzen, und ganz nebenbei, noch Nuancen von Eigenschaften, die erst beim genaueren Hinsehen (oder Lesen) sichtbar werden. Sie sind - und das ist es -, uns irgendwie ähnlich. Doch das sind Effekte, die einem insgesamten Stück entwachsen dürfen.

Ausgerissene Texte verlangen nicht ganz so viel Differenzierung. Sie stehen allein, ohne einen Kontext, entbehren der Figur, die sie spricht. Wir haben, was wir haben. Wir schauen entweder in den Spiegel oder verwenden sie als Fingerzeig, als Anregung für einen ganz eigenen Umgang mit den angesprochenen Themen. Ihre Botschaft wirkt einmal in diese, einmal in jene Richtung, abhängig von unseren Befinden, unserer Tagesform. Aphorismen bieten unserer Welt einen Halt oder einen Kristallisationspunkt. Sie eröffnen ein Angebot. Aber es bleibt uns überlassen, ganz und persönlich, was wir daraus machen und ob wir etwas daraus machen wollen.

So.

Und: Wir haben Wikipedia, Kiesel unseres Weges.

Wann bist du klüger - frage ich mich-, wenn du denkst, wie man schon tausend Jahre denkt, wenn du denkst, wie tausend andere denken, oder wenn du denkst, wie niemand denkt? Wann bist du klüger? ...Was für Gedanken sind das? Sind das überhaupt Gedanken? ...Blödsinn!...Dschungel!... (Slavko Kolar)