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neu Catherine Mulgrave

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https://www.wikidata.org/wiki/Q55418314

Angolan-Jamaican Moravian educator and missionary

Catherine Mulgrave (geboren mit dem Rufnamen Gewe 19. November 1827 vermutlich[1] in Luanda; gestorben 14. Januar 1891 in Accra, Westafrika) war eine afrikanische Lehrerin in der Basler Mission.

  • == Leben ==
 
Johannes Zimmermann Catherine Mulgrave 1873
 
Catherine Mulgrave

Gewes westafrikanische Mutter Sophina hatte Schwarze und Weiße als Vorfahren, stammte aus einer angesehenen Familie und war wahrscheinlich getauft, also zum Katholizismus konvertiert. Gewes Vater stammte aus einer führenden Familie und arbeitete im Kontor eines Kaufmanns.[1] In seiner Familie hatten alle Mitglieder christliche Namen, was auf eine Christianisierung hindeutet.[1]

Als Sechsjährige wurde Gewe zusammen mit anderen Kindern aus der Familie von europäischen Sklavenhändlern auf ein Boot gelockt und entführt.[2] Das Schiff mit dem Ziel Kuba strandete vor der Küste Jamaikas, wo ein Jahr vorher die Sklaverei abgeschafft worden war.[2] Gewe wurde gerettet und nach Kingston gebracht, bis Mulgrave, der britische Gouverneur der Westindischen Inseln, und seine Frau Catherine von einer Besuchsreise nach Grossbritannien zurückkehrten. Das Ehepaar adoptierte das Mädchen, es wurde getauft und erhielt den Namen Catherine Mulgrave.[3][4] Ein Jahr später kehrte das Gouverneurspaar in seine Heimat zurück und konnte das Mädchen wegen seiner labilen Gesundheit nicht mitnehmen. Es besuchte eine Schule der Herrnhuter Brüdergemeinde in Fairfield auf Jamaica und kam fünf Jahre später in eine Bildungseinrichtung nach Kingston.[4]

Dort lernte Mulgrave George Thompson kennen, der als Kind von Liberia nach Europa gebracht und als erster Afrikaner im Basler Missionshaus zum Missionsgehilfen ausgebildet worden war.[5] Mit zwei anderen Missionaren war er nach Jamaika gefahren, um westindische Christen für die Übersiedelung an die Goldküste zu gewinnen. Aufgrund des Klimas dort waren sehr viele europäische Missionare gestorben und die Basler Mission hoffte, Menschen aus der Karibik seien für die Anpassung an die klimatischen Bedingungen besser geeignet.[5] Thompson verliebte sich in Gewe, die Basler Mission genehmigte die Ehe und die junge Frau kam 1843 mit einer Gruppe von 25 Freiwilligen von den Westindischen Inseln an die Goldküste.[5] Dort sollten sie den Kern neu entstehender christlicher Gemeinden zu bilden. Da sie bereits Christen waren, galten sie nicht als Konvertiten und durften daher diese Aufgabe übernehmen.[6] Mulgrave war eine begabte Lehrerin, lernte schnell die Landessprache Ga und unterrichtete in ihr an der Mädchenschule der Mission.[7] Mit ihrem Mann hatte Catherine Elizabeth Mulgrave-Thompson zwei Kinder, die Tochter Rose Thomson heiratete später den Pfarrer Augustus Hesse[8].

Thomson beging mehrfach Ehebruch, sodass sich Mulgrave 1849 mit Unterstützung der Missonare von ihm scheiden liess.[9]

Im April 1850 kam der Missionar Johannes Zimmermann auf der Missionsstation an. Am 5. Juni 1851 heirateten Mulgrave und er in Christiansborg.[10] Damit brachen sie alle Regeln der Kommission der Basler Mission: Weder holte Zimmermann vorher eine Heiratsgenehmigung ein noch bat er die Kommission, seine Braut zu akzeptieren.[3] Zimmermann argumentierte mit Mulgraves Situation als alleinerziehende Mutter, stellte sich als ihr Befreier dar und beschrieb seine Sehnsucht nach einem eigenen Haushalt.[11]

Da die Kommission bereits jeden aus ihrer Sicht zu engen Kontakt zwischen den Ethnien in der Mission strikt ablehnte, war ihr Verbot von sexuellem Kontakt oder gar Heirat unumstösslich. Zimmermann musste mit seiner Entfernung aus dem Missionsdienst rechnen.[12] Widerwillig nur erkannte die Mission die Ehe zwischen Mulgrave und Zimmermann mit verhältnismässig geringen Auflagen an: Zimmermann durfte sich nicht mehr als europäischer Bürger sehen und Mulgrave und ihre Kinder sollten sich keine Hoffnung darauf machen, jemals nach Europa reisen zu dürfen.[13]

Die Begründungen für diese aussergewöhnlich milde Entscheidung zielten darauf ab, diese Ehe als Einzelfall darzustellen, um sich vor Nachahmern zu schützen. Nach einhelliger Meinung der Missionare der Goldküste war Mulgrave für die Missionsarbeit an der Goldküste unersetzlich. In einem Brief an die Kommission führte Zimmermann als Motiv für die Heirat an, Mulgrave habe überlegt, zur methodistischen Mission zu wechseln, die in Konkurrenz zur Basler Mission stand.[13] Die Kommission rechtfertigte ihre milde Entscheidung der Missionsöffentlichkeit gegenüber dann auch mit Mulgraves Bedeutung für die Mission und argumentierte, Zimmermann habe nicht aus eigenem Interesse gehandelt, sondern zum Wohle der Mission.[14] Ausserdem hob sie hervor, dass Mulgrave nicht etwa erst kürzlich konvertiert sei, ja, dass sie gar nicht aus Afrika stamme, also nach dem Verständnis der Kommission kein «einfaches Mädchen vom Lande» («simple village girl») war und damit als wesentlich «kultivierter» galt als die westafrikanischen Frauen.[14]

Sie wurde wegen ihrer Frömmigkeit, ihrer Sanftmütigkeit und ihrer Selbstaufopferung für die Mission, als Mutter und Lehrerin zur weiblichen Ikone der Mission stilisiert. [15]

In späteren Jahren erreichte Zimmermann, dass die gemeinsamen Kinder in Basel in der Schweiz zur Schule gehen konnten, wie es bei Nachkommen von Missionaren üblich war. Auch konnten Mulgrave und er nach Zimmermanns Herkunftsort Gerlingen übersiedeln, als Zimmermann den Dienst für die Mission erfüllt hatte. Nach Zimmermanns Tod 1876 kehrte Mulgrave mit den jüngeren Kindern nach Afrika zurück und starb dort 1891.[16][10]

  • == Literatur ==
  • Christel Adick: Die afrikanische Lehrerin Catherine Mulgrave (1827-1891). Interkulturelle Sozialisation im Gefolge des 'Dreieckshandels' zwischen Europa, Afrika und Amerika, in: Andreas Hoffmann-Ocon; Katja Koch; Adrian Schmidtke (Hrsg.): Dimensionen der Erziehung und Bildung. Festschrift zum 60. Geburtstag von Margret Kraul. Göttingen : Universitätsverlag 2005. ISBN 3-938616-00-8, S. 49–62 Frankfurt: DIPF Leibniz Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, 2005
  • Maureen Warner-Lewis: Catherine Mulgraves’s Unusual Transatlantic Odyssey, in: Jamaica Journal 31 (1-2) 2008, S. 32–34
  • Ulrike Sill: Encounters in Quest of Christian Womanhood. The Basel Mission in Pre- and Early Colonial Ghana, Leiden, 2010, S. 110–132
  • == Einzelnachweise ==
  1. a b c Dagmar Konrad: Missionsbräute. Pietistinnen des 19. Jahrhunderts in der Basler Mission. Waxmann, Münster / New York / München / Berlin 2001, ISBN 3-89325-936-8, S. 235.
  2. a b Dagmar Konrad: Missionsbräute. Pietistinnen des 19. Jahrhunderts in der Basler Mission. Waxmann, Münster / New York / München / Berlin 2001, ISBN 3-89325-936-8, S. 236.
  3. a b Jon Miller: Missionary Zeal and Institutional Control. Organizational Contradictions in the Basel Mission on the Gold Coast, 1828-1917. Routledge Curzon, London 2003, S. 145
  4. a b Dagmar Konrad: Missionsbräute. Pietistinnen des 19. Jahrhunderts in der Basler Mission. Waxmann, Münster / New York / München / Berlin 2001, ISBN 3-89325-936-8, S. 237.
  5. a b c Dagmar Konrad: Missionsbräute. Pietistinnen des 19. Jahrhunderts in der Basler Mission. Waxmann, Münster / New York / München / Berlin 2001, ISBN 3-89325-936-8, S. 238.
  6. Jon Miller: Missionary Zeal and Institutional Control. Organizational Contradictions in the Basel Mission on the Gold Coast, 1828-1917. Routledge Curzon, London 2003, S. 23
  7. Dagmar Konrad: Missionsbräute. Pietistinnen des 19. Jahrhunderts in der Basler Mission. Waxmann, Münster / New York / München / Berlin 2001, ISBN 3-89325-936-8, S. 241.
  8. Katja Füllberg-Stolberg: Von Fairfield (Jamaika) nach Akropong (Ghana): Afroamerikanische Emigration in der Postemanzipationsphase, in: Claus und Katja Füllberg-Stolberg (Hrsg.): Zeitschrift für Weltgeschichte (ZWG). Interdisziplinäre Perspektiven. 15. Jg. 2014, Heft 1 Schwerpunkt Das Ende der Sklaverei in der Karibik und in Afrika, S. 61
  9. Dagmar Konrad: Missionsbräute. Pietistinnen des 19. Jahrhunderts in der Basler Mission. Waxmann, Münster / New York / München / Berlin 2001, ISBN 3-89325-936-8, S. 242.
  10. a b Dagmar Konrad: Missionsbräute. Pietistinnen des 19. Jahrhunderts in der Basler Mission. Waxmann, Münster / New York / München / Berlin 2001, ISBN 3-89325-936-8, S. 251.
  11. Dagmar Konrad: Missionsbräute. Pietistinnen des 19. Jahrhunderts in der Basler Mission. Waxmann, Münster / New York / München / Berlin 2001, ISBN 3-89325-936-8, S. 250.
  12. Dagmar Konrad: Missionsbräute. Pietistinnen des 19. Jahrhunderts in der Basler Mission. Waxmann, Münster / New York / München / Berlin 2001, ISBN 3-89325-936-8, S. 249.
  13. a b Jon Miller: Missionary Zeal and Institutional Control. Organizational Contradictions in the Basel Mission on the Gold Coast, 1828-1917. Routledge Curzon, London 2003, S. 146
  14. a b Jon Miller: Missionary Zeal and Institutional Control. Organizational Contradictions in the Basel Mission on the Gold Coast, 1828-1917. Routledge Curzon, London 2003, S. 147
  15. Katja Füllberg-Stolberg: Von Fairfield (Jamaika) nach Akropong (Ghana): Afroamerikanische Emigration in der Postemanzipationsphase, in: Claus und Katja Füllberg-Stolberg (Hrsg.): Zeitschrift für Weltgeschichte (ZWG). Interdisziplinäre Perspektiven. 15. Jg. 2014, Heft 1 Schwerpunkt Das Ende der Sklaverei in der Karibik und in Afrika, S. 54f.
  16. Jon Miller: Missionary Zeal and Institutional Control. Organizational Contradictions in the Basel Mission on the Gold Coast, 1828-1917. Routledge Curzon, London 2003, S. 150

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