Hasegau

Die Kirche zu Visbek wird urkundlich erstmals im Jahre 819 n. Chr. erwähnt. Kaiser Ludwig (der Fromme) erteilte am 1. September 819 dem Abt Gerbert Castus „Immunität“ (Schutzrechte) für die Kirche in Visbek und ihr untergeordnete Kirchen im Lerigau, Hasegau und Fenkigau. Eine Schenkung von 30 Höfen an das Kloster Werden um das Jahr 800 belegen den Reichtum, in dem er als Adeliger heimkehrte. Die Gründung einiger Kirchengemeinden geht auf ihn zurück. 819 bekam er für sein Kloster und seine Gebietsabtei die "Immunität" verliehen – war also keiner kirchlichen oder weltlichen Gerichtsbarkeit mehr unterstellt.

Der Grundbesitz von Corvey Im Hasegau verteilte sich im 10. Jahrhundert auf Vilikationshaupthöfe, nämlich: Lönningen im Hasegau und Bunnen bei Lönningen. Weiterhin gehörten zum Corveyer Besitz, als Entgelt für den vogteilichen Dienst, ein erblich vergebenes Dienstlehen. Dieses Dienstlehen umfaßte die Vilikationshaupthöfe im Hasegau Lastrup mit 23 Höfen

Die Hauptvogtei von Corvey an der Weser kam u.a. an den Billunger Liudolf (947 / 80), Graf im Hasegau. Er war Sohn des Hermann, Graf im corveyer Wethigau, im lüneburgschen Bardengau und „princeps militae“ Ottos I. Sein Bruder war Hermann Billung (953 / 973), Vizeherzog von Sachsen. Seine Onkel waren Amelung, Bischof von Verden, Udo Graf im Rheingau und Stade und Wigmann, Graf von Wigmodien, Vogt von Vreden. Graf Liudolf war ein Vetter Egberts des Einäugigen, Graf in der Drente und Wichmanns, Graf von Wigmodien. Liudolfs Grafschaft im Hasegau grenzte an den Emmengau in der Drente. Die Vogtei über den Corveyer Besitz um Meppen kam im Erbverfahren später als Untervogtei an die Grafschaft Zutphen und danach an die Grafen von Calvelage.

Liudger

        -26.2.1011

dürfte Corvey, über dessen Grundbesitz wegen lückenhafter Güterregister heute keine genauen Angaben möglich sind, wohl über 2000 Höfe besessen haben.

Quelle: WKU 1, Nr. 7 u. 13-16 (Urkunden Ludwigs des Frommen für Corvey u. Herford); ebd., Nr. 29 (Urk. Ludwigs des Deutschen ad 853 für Herford); MGH DD LdD, Nr. 61 u. 73 ad 851/ 852 [strittige Datierung] u. 855 für Herford u. Corvey; siehe dazu oben Anm. 305. Vgl. Engel, G., Wirtschaftsgeschichte Stift Herford, S. 33 - 34; Leesch-Schubert, Kreis Höxter, S. 79; Stüwer, Abtei Corvey, S. 7 u. 9; Ditt, Naturräume Westfalens, S. 121; siehe dazu unten Abschn. 4.2, Anm. 138 - 139 sowie 161 - 168.

Geschlossene Herrschaftsbezirke, die wie ein Netz das gesamte Land überzogen, entstanden jedoch nicht, weil Grafschaften und eingestreute geistliche Machtbereiche miteinander eine mosaikartige Gemengelage bildeten

In Corvey begegnet uns mit Graf Liudolf der erste Edelvogt um 980. Als Corveyer Teilvögte sind in entlegenen Außenbezirken Graf Reinhold I. von Dassel im Sülberggau, Poppo von Blankenburg im Umfeld der Propstei Gröningen an der Bode, Graf Otto von Zutphen im Osnabrücker Nordland und ein Graf Gerhard im Bereich von Büren und Waldeck bezeugt. Quelle: Die Adelsherrschaften an Ober- und Mittelweser des 13. und 14. Jahrhunderts im Kräftespiel zwischen einer neu formierten welfischen Hausmacht und expandierenden geistlichen Territorien v o n F r i e d h e l m B i e r m a n n.


Der älteste Name in der Stammreich der reg. Grafen von Tecklenburg ist

(1)Cobo I Herzog in Westfalen, reg. Graf von Tecklenburg, Vogt zu Osnabrück (833) er starb bald nach 845. Sein Sohn war

(2)Cobo II, Großgraf in Westfalen, reg. Graf in Tecklenburg, Vogt zu Osnabrück, er starb am 3.4.883 in einer Schlacht vor Osnabrück. Er war ferner Vogt zu Münster und heiratete Lütgeridin, Erbin der Vogtei zu Münster. Die nächste Generation:

(3)Cobo III, reg Graf in Westfalen, reg. Graf in Tecklenburg, Vogt zu Osnabrück vor Nov. 10 864. Er starb in oder vor 866

(4)Cobo IV, reg. Graf in Westfalen, starb vor 913, Vogt zu Osnabrück, Vogt zu Münster, sein Bruder:

(4a) Hermann I, reg. Graf in Westfalen 913, reg. Graf in Osnabrückischem Gebiet (889), reg. Graf in Tecklenburg, Vogt zu Osnabrück, Vogt zu Münster, sein Sohn:

(5)Cobo V, 921, reg. Graf in Westfalen, Vogt zu Osnabrück und zu Münster, sein Bruder:

(5a) Liudolf V, reg. Graf in Hasegau und Tecklenburg, Vogt zu Osnabrück und zu Münster, sein Sohn:

(6)Ludolf VII, reg. Graf in Hasegau, 947, Vogt zu Osnabrück, reg. Graf in Tecklenburg, Vogt zu Münster (starb nach 969) ¥ Altburg I, Erbin des Rektorats in Wildeshausen. Aus dieser Ehe stammte:

(7)Ludolf X, Fürstbischof zu Osnabrück, 967-978 und als erstes Kind:

(7a) Altburg, Gräfin von Hasegau, verheiratet mit Hermann IV, reg. Graf von Westfalen. Das dritte Kind von Ludolf VII war:

(7b) Gottschalk II, reg. Graf von Tecklenburg und Hasegau, 969-978, starb nach 980, Erbrektor des Klosters Wildeshausen, Vogt zu Osnabrück, Vogt zu Münster. ¥ NN. Aus dieser Ehe:

(8) N, reg. Graf von Tecklenburg (Bernhard I ? Falke) 980 (Hopf) Schirmvogt zu Osnabrück, Vogt zu Münster

(9) Gotschalk III, reg. Graf v. Tecklenburg, Vogt zu Osnabrück, Vogt zu Münster und als Bruder

(9a) Otto I, Graf v. Tecklenburg. Beide Brüder im Streit mit Bischof Benno I (reg. 1052-1068)

(9b) Gisela I

(10) Bernhard II, reg. Graf v. Tecklenburg (Urk. 1062) "cuius comitatum in pagis emisgoa, Westfalia et Angeri – Falke S. 151) Vogt zu Osnabrück, Vogt zu Münster (=Heinrich I, Graf in Tekenegau 1059?) der jüngere Bruder:

(10a) Otto I "filius prefecti Godeschalci" 1086.1095

(10b) Oderada I

In dieser, 10. Generation war das Geschlecht allgemein als Vögte von Osnabrück verbreitet.


(14) Heinrich III, reg. Graf von Tecklenburg 1150-1173 (+) 1156/1157, Vogt zu Münster u. Osnabrück. ¥ Eilike I, Gräfin von Oldenburg 1184-1189 (=Witwe) Tochter des Egilmar II. Stiftete mit dem Sohne Simon zu Ehren der abgeschiedenen Familienmitglieder auf dem ihnen gehörenden Hofe zu Essen, am rechten Ufer der Hase ein Nonnenkloster des Benediktiner Ordens (15) Simon I, reg. Graf von Tecklenburg, letzter Vogt zu Münster, verkauft Schirmvogtei von Münster 1173 an Bistum Münster, Vogt von Osnabrück bis 1173. War 1158 im Kreuzzug von Kaiser Friedrich Barbarossa, 1178 belehnt von Osnabrück mit Veste Iburg. Von dem Heer der Westfalen als Feldoberster des Erzbischofs von Köln besiegt. In Halerfeld Gefangener von Heinrich d. Löwen. Kämpfte später für Heinrich den Löwen. In einer Schlacht gefallen 1207. Urkundlich erwähnt von 1170-1203. Heiratete Sophia II, Gräfin von Ravensberg. Sie verlegte mit ihrem Mann 1170 das Kloster Essen nach Tecklenburg und nannte es Mariengarten, später Malgarten (Urk. 1170-1180). In zweiter Ehe verheiratet mit Oda I. 1180-1198, starb nach 1223, aber vor 1232. (15a) Friedrich I, Graf von Tecklenburg, Probst zu Klarholz. 1198-1210


Der erste Graf von Tecklenburg war Graf Heinrich, der wahrscheinlich die Stammburg erbauen ließ. Seine Frau hieß Eilika und war die Tochter des Grafen Egilmar II. von Oldenburg, die als Mitgift Güter in Essen und Altenoythe erhielt. Es ist zu vermuten, daß die Grafen von Oldenburg in älterer Zeit das Amt des Vogtes der corveyischen Güter im Nordland bekleideten und ursprünglich vom Kloster Corvey mit Güterbesitz im Oldenburger Münsterland belehnt worden sind. Seinem Vater Heinrich folgte im Jahre 1170 Graf Simon, der in einer Schlacht mit den Ravensbergern fiel. Dieser Graf hatte zwei Söhne, Otto und Heinrich, die die Ravensberger besiegten. Erst 1231 söhnten sich die Grafen von Tecklenburg und Ravensberg aus.

In einer wohl von Falke gefälschten Urkunde OTTOS DES GROSSEN von 965 erscheint als Corveyer Vogt ein Graf Luidolf. 980 findet sich ein Vogt dieses Namens in einer echten Urkunde OTTOS II. Besser belegt ist das gemeinsame Handeln von Eilika von Oldenburg und ihrem Sohn Simon von Tecklenburg bei der Gründung des Klosters Essen (nördlich Quakenbrück). 1175 stifteten sie auf ihrem dortigen Erbgut ein Nonnenkloster und schenken dem Kloster die schon vorhandene Eigenkirche. Hier ist widukindisches Erbgut eindeutig, da die Pankratiuskirche in Essen zwischen 968 und 978 durch die Edle Aldburg sowie ihre Söhne Bischof Liudolf von Osnabrück sowie den Präfekten Gottschalk gestiftet wurde. Bischof Liudolf hatte seinem Verwandten Kaiser OTTO II. das Alexanderstift in Wildeshausen eintauschen können, so daß an seiner Zugehörigkeit zu den Nachkommen Widukinds kein Zweifel bestehen kann. Nachdem das Kloster 1194 in Essen abbrannte, wurde es durch Simon von Tecklenburg nach Malgarten (nordöstlich Bramsche) verlegt.