Benutzer:Gabriela Lamprecht/Kofler Wilfried

Wilfried (Wif) Helmut Kofler geb. ab 15. Juni 1949 in Bregenz, † 8. November 2017 in Feldkirch, war ein Bau- und Kunstschlosser und Aktionskünstler.

Sein Vater Anton verhalf einem Juden zur Flucht und landete dann direkt im KZ Mauthausen, danach war er Strafarbeiter in Bregenz und musste beim Bau der Kirchstrasse in Bregenz helfen. Schwer TBC-krank und abgemagert, kam er dann im Jahre 1945 zurück nach Bregenz.

Wilfried war das 3. Kind von Anton und Maria Agnes Kofler. Nach Rosemarie (†1946) und Claudia (*22.12.1947). Alle 3 Kinder erkrankten schwer an TBC. Schwester Rosemarie verstarb im Alter von 2 Jahren und Vater Anton als Wilfried 5 Jahre alt war.

Wilfried ging im Kloster Mehrerau in Bregenz zur Volksschule und besuchte dann die Hauptschule. Eigentlich wollte er Goldschmid werden, aber für Jugendliche aus bescheidenen Verhältnissen war es zumeist schwierig Lehrstellen zu bekommen. Obwohl er als Kind recht schmächtig war, hat er dann eine Lehre zum Schlosser bekommen und ist Bau- und Kunstschlosser geworden.

1970 hat er dann - die aus der Steiermark stammende - Gertraud Kofler geheiratet. Im selben Jahr kam ihre 1. Tochter Elke Maria zur Welt (heute Elke Bernhard). 1976 hat er sich mit seiner Schlosserei selbständig gemacht. Zuerst im Bregenzer Stadtviertel Thalbach und dann in der Michl-Felder-Strasse in Bregenz.

Im selben Jahr kam auch die 2. Tochter Gabriela Sabine Josephine zur Welt. (heute Gabriela Lamprecht).

Wilfried Kofler war nicht nur ein Ausnahmehandwerker, sondern auch einer der kreativsten Köpfe seiner Zeit.

Nach längerer Krankheit ist er am 8. November 2017 im Landeskrankenhaus Feldkirch verstorben.


Zeitungsberichte:

"Neue Hähne braucht das Land", Franz Steiner – Do., 25. Oktober 2001

Wasserhähne auf Peitschenmasten in der Römerstraße Bregenz (Fst) "Wanderer kommst du nach Bregenz und es dürstet dich, so ist's keine Fata Morgana, wenn du an den Peitschenmasten in der Römerstraße in unerreichbarer Höhe Wasserhähne erblickst." Des Rätsels Lösung: Aktionskünstler Wif Kofler war wieder am Werk! Die Geschichte mit den Wasserhähnen begann vor 13 Jahren, 1988, in einem "kleinen Café am Rande der Stadt", wo Wif Kofler mit Freunden einige "Pfützen" (flüssiges Genussmittel, meist in 1/2-Liter Gebinden serviert) leerte und mit dem altgriechischen Philosophen Heraklit über den ewigen Wechsel der Dinge sinnierte. Panta rhei Diesem Heraklit (5./.6. Jhdt. vor Christi) wird der Ausspruch "Panta rhei - alles fließt" in den Mund gelegt. Und weil an diesem denkwürdigen Abend vor 13 Jahren sowohl Gedanken wie auch "Pfützen" in reichem Maße flossen, kam Wif Kofler auf die Idee, Wasserhähne auf den Peitschenmasten der Römerstraße zu montieren. Damals sorgte diese Aktion für Aufregung und heftige Diskussionen; 1994 musste sich gar der damalige Bürgermeister Dipl.-Vw. Siegi Gasser mit den Wasserhähnen befassen. In einem Brief an die Bezirkshauptmannschaft erklärte er, dass die Stadt nichts gegen Wasserhähne auf städtischen Masten einzuwenden hätte. Nach nunmehr 13 Jahren erneuerte Wif die z. T. spurlos verschwundenen Zeugen der damaligen Aktion. 26 Hähne glänzen seit wenigen Tagen neu auf den Masten. In luftiger Höhe montierte Kunstschlosser und Aktionskünstler Wif Kofler seine Wasserhähne.


Nachruf „stadtgeflüster“: Blättle Bregenz, Raimund Tschako Jäger, im Nov. 2017

Einer der letzten seiner Art...

Morgen bin ich einmal mehr auf einer Beerdigung; einer, die mir nahegehen wird. Allzu früh starb Wilfried Kofler, mit Sicherheit eines der letzten Originale und – so meine Meinung – einer der kreativsten Köpfe der Stadt. Auch wenn er nie derart im Scheinwerferlicht stand wie manch weit weniger talentierte Künstlerkollege.  Wilfried selbst sah sich ohnehin eher als Handwerker mit gelegentlichen „verrückten Ideen“ und stellte sein Licht meist unter den Scheffel. Dennoch sind seine Aktionen in Bregenz Legende: der Wasserhahn am Seeufer-Geländer, der Knoten im Eisengatter an der Römerstraße, sein „Hohr-Rohr“ und „Teer-Rohr“ am Alten Bahnhof als er – berechtigt – gegen den Abriss der Gulaschbrücke protestierte. Das waren Statements, die an der Schnittstelle zwischen Hand(werk) und Hirn (Kunst) – laut Thea von Harbou trifft man sich dann beim Herz – lagen und nicht nur die Originalität des überzeugten Bregenzers Wilfried Kofler demonstrierte, sondern auch seinen Ideenreichtum.

Aber auch abseits der Kunst konnte man von ihm lernen, etwa, wo am Pfänderstock die besten Pilzgründe sind, wo an der Ach die Fische besonders gerne anbeißen und wie man die Kollegen von den Altprinzen nachhaltig verschreckt. Dann saß er gerne bei Ritchie Huber (ebenfalls ein Original, wenn auch weniger geerdet als der auch optisch sehr urig wirkende „Wif“) und sprach von Gott (seltener), der Welt (öfter) und seinen Visionen (meistens). Das war kurzweilig und spannend, so man ihm folgen konnte und wollte. Was er zu seinem Abschied wollte: keine schwarze Kleidung (werde ich befolgen) und keine „Kirchenmusik“ (werde ich dafür sorgen). Was ich auch werde: trauern um einen Freund, der das lebte, was die Band Blumfeld besang – und sich der „Diktatur der Angepassten“ erfolgreich widersetzte. Wohl als einer der letzten seiner Art…


Nachruf VN Heimat, 23. November 2017, Harry Pfarrmeier

Ein Gläschen auf „Wif“

Wilfried „Wif“ Kofler machte die Welt ein Stückchen besser.

Bregenz „Wif“ ist nicht mehr unter uns. Wie ein Blitz schlug diese Nachricht ein, machte betroffen, fassungslos. Da gibt es viele tolle Geschichten, die man mit ihm erleben durfte. Dem fein- und kunstsinnigen Menschen mit dem ihm eigenen Humor.

Nur er konnte auf die Idee kommen, Bilderrahmen mit ausgeschnittenen Passepartouts an die Wand im Schillerpark zu hängen. Sie gaben den Blick auf die darunter befindliche Mahagoni-Vertäfelung frei und „Wif“ lud zur Vernissage „Mahagoni und Uhudler“. Oder er lud zu einem Madenrennen an der Thekenkante im Schillerpark. Und fand dafür prominente Rennpaten, wie die damaligen Politiker Klara Motter und Günther Keckeis.


Beste Pilzplätze

Unvergessen seine kulinarischen Einladungen. Er kannte die besten Pilzplätze am Pfänderhang. Aus Wald- und Wiesenchampignons, Steinpilzen und Parasol zauberte er im Schillerpark köstliche Pilzgerichte. „Wif“, auch begeisterter Fischer, holte ein andermal einen Zander aus den Fluten des Bodensees. Als „Zander in Salzteigkruste“ servierte er ihn seinen Freunden im Schillerpark.

Wie der zweimal geborene Dionysos konnte er in Ekstase geraten. Daraus schafft er bizarre, auf den ersten Blick nicht nachvollziehbare Kunstwerke. So platzierte er mitten im sanft ansteigenden Hügel der Brücke zum See, neben dem alten Bregenzer Finanzamt, vier riesige Mühlsteine. Punktgenau mit einem 160-Tonner-Mobilkran ließ er sie ins Erdreich sinken, die Last kennzeichnend, die der Staat seinen Bürgern via Steuern aufbürdet.

Er setzte sich für den Erhalt der alten Eisenbahnremise ein und den Erhalt der „Gulaschbrücke“. Dem politisch verordneten Abriss setzte er sein Denkmal „Hoarrohr und Teerrohr“ gegenüber. Gefertigt aus zwei tonnenschweren Kanalisationsrohren. In das Geländer am Seeufer schmiedete er einen Knoten. Genau an der Schnittstelle der Seeanlagen zur „Gulaschbrücke“. „Bloß it vergeassa“ sollte man den einstigen Übergang zum See. Er gehörte dem Autorenteam des „Gulaschbrückenbuches“ an.

Die Sonderausgabe versah er mit einer aus Brückenüberresten zurechtgeschnittenen Eisenplatte mit echten Nieten von der alten Brücke.


Türschnallen an der Schranke

Die Peitschenmasten der Straßenbeleuchtung an der Römerstraße zieren Wasserhähne. Ein ehernes Vogelnest mit Piepmatz prangt über dem Eingang einer Szene-Bar, samt Hinterlassenschaft am Kopfsteinpflaster. Und ein Wegweiser mitten in der Stadt zeigt „dort lang“, „da lang“, „hier lang“. Über Nacht zierten die Bahnschranken in den Seeanlagen Türschnallen. Dem Augenblick entsprungen und doch wohlüberlegt. Humorvoller Beitrag zur

Kunst im öffentlichen Raum. Vielmehr noch: Hinweise eines Aktionisten, der vieles in seiner Stadt zu hinterfragen hatte. Und der mit seiner Objektkunst vielen Menschen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, sie zum Nachdenken anzuregen vermochte.

Als Prinz Ore XXX. zeigte „Wif“ 1986 seine Affinität zur Kunst. Er legte seine Prinzenmappe „Elf + Eins“ auf. Sie enthielt 12 Originalradierungen. Gottfried Bechtold, Erich Smodics, Helmut King, Max Riccabona oder Richard Bösch sind nur einige der Künstler, die sich dabei mit dem Thema Fasching befassten.

„Wif“ hinterlässt in dieser Stadt eine Lücke, die wohl nicht zu schließen ist. Zu großartig war er als Mensch, zu ideensprühend als Aktionskünstler, zu wertvoll als Freund.